SXDL33 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT MITTELFRIST

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 26.02.2017 um 10.30 UTC



Zunächst windige zyklonale Westwetterlage mit südlicher Frontalzone, ab Freitag
vorübergehende zyklonale Südlage.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 05.03.2017


Am Mittwoch herrscht eine zyklonale Westlage mit relativ weit südlich
verlaufender Frontalzone. Das steuernde Zentraltief liegt über Skandinavien. In
der straffen, über Mitteleuropa verlaufenden Frontalzone sind mehrere
Kurzwellentröge eingebettet. Deutschland befindet sich Rückseitig eines rasch
nach Osteuropa abziehenden Kurzwellentroges im Einflussbereich maritimer
Polarluft (Temperatur auf 850-hPa-Temperatur -1 bis -5 °C). In der
hochreichenden Kaltluft (Temperatur auf 500 hPa ~ -32 °C) kommt es zunächst noch
verbreitet zu Schauern oder kurzen Kaltluftgewittern.

Über Großbritannien bildet sich vorderseitig eines weiteren Kurzwellentroges ein
Wellentief, das im ECMWF als Frontalwelle bis Donnerstagmittag über
Schleswig-Holstein ostwärts zum Baltikum zieht. ICON und GFS rechnen das
Wellentief weiter südlich über dem Norden Deutschlands. Durch die
Gradientverschärfung werden an der Südflanke des Tiefs in allen Modellen
Sturmböen simuliert.
Im weiteren Verlauf gelangt Deutschland auf die Rückseite des erneut rasch
abziehenden Kurzwellentroges in den Einflussbereich labiler höhenkalter Luft.
Allerdings sorgt ein rasch nachrückender Höhenkeil, der sich vorderseitig eines
Atlantiktiefs über Westeuropa aufwölbt, für Stabilisierung.

Am Freitag rückt ein atlantischer Langwellentrog Richtung Großbritannien vor.
Die Strömung steilt dadurch über Mitteleuropa auf und dreht auf Süd bis Südwest,
wodurch massive WLA in Gang kommt. Am Alpenrand setzt Föhn ein.

Am Samstag kommt der Langwellentrog weiter Ostwärts voran, wobei Deutschland nun
zunehmend zyklonal beeinflusst wird. Im Tagesverlauf greift dann die Schleifende
Kaltfront eines über Großbritannien liegenden Tiefs auf Deutschland über.

Im weiteren Verlauf kommt der Langwellentrog weiter ostwärts voran, wobei eine
Austrogung ins Mittelmeer simuliert wird und die Kaltfront Deutschland
überquert. Sowohl ECMWF, als auch GFS zeigen in Folge dessen eine nur schwach
ausgeprägte Vb-artige Entwicklung, die am Ostalpenrand, im Bayerischen Wald und
am Erzgebirge etwas kräftigere Schneefälle bringen könnte.

Darüber hinaus bleibt in der erweiterten Mittelfrist der Trogeinfluss mit mäßig
kalter maritimer Polarluft erhalten.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Abgesehen von Details beim Durchgang der Kurzwellentröge zeigt der neue Lauf
kaum Unterschiede zum Vorlauf.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Abgesehen von Phasenunterschieden und der genauen Position des Randtiefs zeigen
alle Globalmodelle bis zum Wochenende eine ähnliche Entwicklung. Ab Sonntag sind
sich zwar GFS und ECMWF ebenfalls relativ einig, von anderen Globalmodellen
werden weitere Lösungen von zyklonaler Westlage bis hin zur Südwestlage
angeboten. Gemeinsam haben alle Modelle, dass die Zirkulation zyklonal geprägt
ist.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die ECMWF-Rauchfahnen zeigen bis Freitag abgesehen von einer leichten
Phasenverschiebung kaum Streuung. Auch der Temperaturanstieg wird ab Freitag im
Süden und in der Mitte mit einer leichten Phasenverschiebung von allen, im
Norden zumindest von den meisten ENS-Membern gezeigt. Ab dann nimmt die Streuung
deutlich zu. Der überwiegende Teil der ENS zeigt jedoch einen Abwärtstrend in
den 850-hPa-Temperaturen ab Sonntag. Bezüglich des Geopotentials gibt es dann
eine erhebliche Streuung, wobei der Hauptlauf am unteren Rand zu finden ist.
Dies zeigt, dass auch antizyklonale Lösungen möglich sind.
Die GFS-ENS sehen ähnlich aus.

Die Cluster-analyse zeigt zwar bis Sonntag mehrere Cluster, die sich aber für
den Bereich Mitteleuropa im Wesentlichen kaum unterscheiden. Erst ab Montag
treten deutliche Unterschiede in den Clustern auf. Ein Cluster mit 17 Member
zeigt einen Rücken über Mittel- und Osteuropa, während die anderen Member eine
West- bis Südwestlage bevorzugen.

Als Fazit lässt sich festhalten, dass die simulierte zyklonale Westlage mit
südlicher Frontalzone ziemlich sicher ist. Unsicher sind noch die
Wellentiefentwicklungen ab Dienstag. Die deutliche Erwärmung und
Wetterberuhigung kann ab Freitag ebenfalls als sehr wahrscheinlich angesehen
werden. Ab Sonntag ist die Lage dann ziemlich unsicher. Ein Trend zeigt jedoch
eine erneute Abkühlung auf ein der Jahreszeit entsprechendes Niveau.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Sturm: Auf Grund des starken Gradienten und der Wellen- bzw.
Randtiefentwicklungen ist bis einschließlich Donnerstag auch in tiefen Lagen mit
Sturmböen zu rechnen. Der genaue zeitliche Ablauf und die räumliche Ausdehnung
sind auf Grund der unsicheren Zugbahn der Kurzwellen noch nicht bestimmbar. In
exponierten Gipfellagen sind orkanartige Böen zumindest wahrscheinlich. Am
aggressivsten ist am Donnerstag ECMWF, das in der Mitte verbreitet schwere
Sturmböen und im Bergland orkanartige Böen rechnet. Die ENS liefern eine 50 %ige
Wahrscheinlichkeit für schwere Sturmböen und eine 20 %ige Wahrscheinlichkeit für
orkanartige Böen bis in mittlere Lagen. GFS und ICON sind diesbezüglich deutlich
defensiver und rechnen die stärksten Böen aufgrund der südlichen Zugbahn des
Wellentiefs weiter im Süden. Auf Grund der Unsicherheit sei zunächst MOSMIX zur
Böenvorhersage empfohlen, bis sich die Modellen einigen.

Föhn: Ab Freitag ist Föhn an den Alpen sehr wahrscheinlich.

Schneefall: Die Schneefallgrenze schwankt in den nördlichen Mittelgebirgen
zwischen 600 und 900 m. In den Kammlagen kann es je nach Zugbahn des Tiefs in
Schauerstraßen und in Staulagen zu über 10 cm Neuschnee in 12 Stunden kommen.
Bezüglich der möglichen Vb-artigen Entwicklung am nächsten Sonntag geht nach
derzeitigem Stand kaum Gefahr für unwetterartige Schneefälle aus. Weder die GFS,
noch die ECMWF-ENS liefern dafür Hinweise.


Dauerregen: Je nach Zugbahn der Kurzwellen könnte es in den Weststaulagen des
Schwarzwaldes zu markanten Dauerregen kommen. Hinweise darauf geben sowohl
ECMWF, als auch GFS. Die ENS bringen diesbezüglich aber nur geringe
Wahrscheinlichkeiten.

Gewitter: Durch Höhenkaltluft in den Trogbereichen sind Kaltluftgewitter mit
Graupel zu erwarten. Dabei kann es zu Sturmböen kommen.

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Basis für Mittelfristvorhersage
ECMWF, MOS-MIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christian Herold

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