SXDL31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

SXEU31 DWAV 221800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 22.02.2017 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Anfangs Dauerregen und Tauwetter, teils Unwetter. Ab morgen Nachmittag von
Westen her Sturm, teils Unwetter durch orkanartige Böen.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC
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Aktuell ... liegt Deutschland im Bereich einer strammen westnordwestlichen
Höhenströmung, wobei derzeit ein flacher Trog über Deutschland hinwegschwenkt.
Auch in Bodennähe herrscht eine stramm westliche Strömung zwischen einem Tief
über Skandinavien und hohem Luftdruck über dem südlichen Europa. Die Kaltfront
des Tiefs ist in den Norden Deutschlands eingedrungen und liegt jetzt nahezu
strömungsparallel und damit schleifend über der nördlichen Mitte, wo es auch zu
mäßigen Regenfällen kommt. Dementsprechend sind in dieser Region auch
Dauerregenwarnungen aktiv, insbesondere im Bereich Westfalen (30 bis 50 mm in 24
h) und im Harz, wo es durchaus weitere 60 l/qm bis Freitagfrüh geben kann, so
dass dort eine Unwetterwarnung ausgegeben wurde. Hinzu kommt noch die
abschmelzende Schneedecke in den höheren Lagen des Harzes. In den östlichen
Mittelgebirgen regnet es nur zeitweise. Dort sind - je nach Modell mit
deutlichen Unterschieden - bis morgen Abend noch weitere 10 bis 20 mm zu
erwarten, zusätzlich zu den bereits gefallenen Regenmengen und der rasch
abschmelzenden vorhandenen Schneedecke. Somit kommen dort gebietsweise über 40
l/qm Abfluss in 48 Stunden zusammen, weshalb auch dort Warnungen vor Tauwetter
gelten.
Noch zum Wind: Verbreitet kommt es in dem recht kräftigen Gradienten derzeit zu
steifen bis stürmischen Böen aus Südwest. Im Bergland und an den Küsten kommt es
zu Sturmböen. Auf den höheren Bergen sind schwere Sturmböen bis Orkanböen zu
erwarten.

In der Nacht zum Donnerstag zieht mit der kräftigen Höhenströmung der Trog rasch
nach Osten ab und ein flacher Rücken wölbt sich über Deutschland auf. Die
schleifende Front bringt im Norden weiterhin kräftigen Regen, zumal auch schon
wieder Warmluftadvektion von Westen her übergreift. Auf die Britischen Inseln
greift von Nordwesten her ein Trog über, auf seiner Vorderseite entwickelt sich
aus einer Welle das Sturmtief Thomas, das aber noch keinen Einfluss auf
Deutschland ausübt. Der Gradient fächert insbesondere auf der Nordseite der
schleifenden Front etwas auf. Auch im Küstenbereich schwächt sich dabei der Wind
ab, so dass vorübergehend nur noch in Nordfriesland und an der Ostsee steife bis
stürmische Böen aus Westsüdwest auftreten. Südlich der Front gibt es noch
gebietsweise steife Böen, in Tieflagen und ganz im Süden sind keine
Windwarnungen mehr nötig. Im höheren Bergland nimmt der Wind dagegen wenig ab.

Donnerstag ... schwenkt der Trog rasch von den Britischen Inseln zur Nordsee.
Das Tief auf seiner Vorderseite vertieft sich rasch weiter und erreicht nach
ICON am frühen Abend die nordfriesische Küste. Dabei sinkt der Kerndruck unter
980 hPa. WLA und PVA aktivieren die schleifende Front über dem Norden
Deutschlands wieder und führen sie weiter nach Norden, so dass es über dem
gesamten Norden zu mäßigen, teils starken Regenfällen kommt. Ab dem Nachmittag
soll nach ICON (auch Cosmo-DE) im äußersten Norden auch Schnee fallen, was
natürlich durch den starken Niederschlag begründet ist. Andererseits liegt die
Temperatur in 850 hPa gerade mal bei -1 Grad, es herrscht starker Ostwind und
auch über Skandinavien liegt die Temperatur nicht gerade tief. Somit erscheint
Schnee eher unrealistisch. Südlich des Tiefs fließt sehr milde Luft nach
Süddeutschland, dort gibt es nur wenig Niederschlag und sogar sonnige
Abschnitte. Die Kaltfront des Tiefs erreicht am Nachmittag den Nordwesten mit
nicht allzu stark simulierter Schauertätigkeit. Es wird auch nur recht wenig
CAPE simuliert. Kommen wir zum markantesten Warnelement, dem Wind. Dieser ist im
Norden zunächst recht unspektakulär, weht mit maximal steifen Böen aus Süd, ganz
im Norden mitunter aus Ost. Südlich des Tiefs lebt er dagegen im Tagesverlauf
wieder deutlich auf. Verbreitet werden dann am Nachmittag im Süden und Osten
steife bis stürmische Böen aus Südwest erreicht. Auf der Rückseite der Kaltfront
greifen am Nachmittag Sturmböen und schwere Sturmböen auf den Westen
Deutschlands (Schwerpunkt NRW) über. Sowohl an der Kaltfront als auch in der
etwas labileren Luft auf der Rückseite sind aufgrund des starken Höhenwindes
(alle Modelle simulieren großflächig mindestens Bft 11) orkanartige Böen
vorstellbar, weswegen auch die entsprechenden Vorwarnungen ausgegeben wurden.

In der Nacht zum Freitag zieht das Sturmtief rasch weiter zum Baltikum. Seine
Kaltfront erreicht am Morgen bereits die Alpen und in 850 hPa geht die
Temperatur auf -4 bis -8 Grad zurück. Dieser Temperaturrückgang führt auch zu
kräftigem Potenzialverlust, so dass Deutschland am Freitagmorgen im Bereich
eines langwelligen Troges liegt. Das stärkste Windfeld verlagert sich über die
Mitte Deutschlands hinweg ostwärts, wobei meist Böen bis Stärke 10 simuliert
werden, vorübergehend auch an der Ostfriesischen Küste, wenn dort auf der
Rückseite des Tiefs der Wind auf Nord dreht. Auch an der Ostsee lebt der Wind im
Verlauf der Nacht stürmisch aus Nordost auf. Auf den höheren Bergen muss
weiterhin mit Böen der Stärke 10 bis 12 gerechnet werden. In der zweiten
Nachthälfte gerät aber der Südwesten Deutschlands schon unter Hochdruckeinfluss
und von Südwesten her nimmt der Wind deutlich ab. Mit der Kaltluft gehen die -
deutlich schwächer werdenden - Niederschläge im Bergland und ganz im Nordosten
in Schnee über, so dass vor allem im Bergland einige Zentimeter Neuschnee
möglich sind, in den Alpen ab etwa 800 m durchaus auch schon 5 bis 10 cm. Im
nordostdeutschen Flachland fällt wohl nur nasser Schnee, der wohl eher nicht
liegen bleiben wird.

Freitag ... schiebt sich von Westen her schon wieder ein Höhenrücken nach
Westeuropa, der durch sehr starke WLA auf der Vorderseite eines nach Island
ziehenden Tiefs aufgebaut wird. Dadurch verkürzt unser Trog seine Wellenlänge
und beeinflusst im Tagesverlauf vor allem noch den Osten, während der Westen im
Bereich einer nördlichen Höhenströmung und unter zunehmendem
Zwischenhocheinfluss eine Wetterberuhigung erfährt. Anfangs kommt es aber noch
recht verbreitet zu Schauern, später nur noch nach Osten hin. Im Bergland ab
etwa 400 bis 600 m kann es weiterhin leichten Neuschneezuwachs geben, an den
Alpen sind weitere 5 bis 10 cm Neuschnee durch anhaltenden Stau vorstellbar. Der
Wind nimmt immer weiter ab und bis zum Abend ist er kaum noch zu bewarnen,
allenfalls einzelne exponierte Berge wieder der Brocken und der Fichtelberg
könnten noch stürmische Böen abbekommen.

In der Nacht zum Samstag zieht der Trog ab und der Rücken setzt sich bei uns
durch. Bodennah setzt sich das Zwischenhoch weiter durch. Somit verläuft die
Nacht zunächst klar, letzte Schneeschauer gibt es noch an den Alpen. Später
sorgt WLA im Westen wieder für den Aufzug mittelhoher Bewölkung. In der klaren
Nacht gibt es (abgesehen vom äußersten Nordwesten) verbreitet leichten Frost, im
Bergland (vor allem über frischen Schnee) auch mäßigen Frost.

Samstag ... überquert die Warmfront des Islandtiefs mit Regen den Norden, die
Kaltfront folgt am Spätnachmittag nach und dringt mit erneutem Regen in den
Nordwesten ein. Zu Beginn ist an der Warmfront im nördlichen und östlichen
Bergland auch etwas Schneefall möglich, mehr als 5 cm sollten dort aber oberhalb
400 m kaum fallen. Zum Abend steigt die Schneefallgrenze im Harz schon auf 1000
m. Im Nordosten kann anfangs auch etwas nasser Schnee bis in tiefe Lagen fallen.
Mit dem neuen Frontensystem frischt auch der Wind wieder etwas auf, so dass an
den Küsten sowie im höheren nördlichen Bergland steife bis stürmische Böen aus
Südwest auftreten. Auf dem Brocken kann es wieder zunehmend schwere Sturmböen
geben. Während es im Norden trüb, nass und windig wird hält im Süden noch der
leichte Zwischenhocheinfluss an. Dort wird es gebietsweise sonnig, der
südwestliche Wind ist schwächer und mit 7 bis 10 Grad ist es auch recht mild.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die deutschen Modelle lassen den Tiefdruckkern morgen etwas schneller nach Osten
vorankommen als z.B. GFS, Euro4 oder EZMW. So liegt er nach den deutschen
Modellen morgen um 18 UTC schon bei Sylt, bei den anderen Modellen noch 100 bis
200 km westlich der nordfriesischen Küste. Dies hat natürlich auch Einfluss auf
das Windfeld, das nach den externen Modellen etwa 1 bis 3 Stunden später dran
wäre. Auch Freitagfrüh zeigen sich noch Unterschiede. Während nach ICON sich die
Lage dann auch schon im Osten beruhigt hat, liegt bei GFS, Euro4 und EZMW das
Starkwindfeld noch über Brandenburg. Es hat sich gezeigt, dass sich die
deutschen Modelle aber über die letzten Läufe hinweg deutlich in Richtung der
anderen Modelle bewegt haben (im ICON-18-UTC-Lauf von gestern lag der Tiefkern
am Donnerstagabend schon über Westpolen), während letztere recht konstant
geblieben sind. Für das Timing der Windwarnungen bieten sich daher definitiv die
externen Modelle (sowohl GFS, EZMW als auch Euro4) als Grundlage an.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Peter Hartmann

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