SXDL31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

SXEU31 DWAV 240800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 24.02.2017 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
NWz, Übergang zu einer mehr oder weniger antizyklonalen Westlage
Nach Abzug des Sturmtiefs "Thomas" deutliche Wetterberuhigung. Am Wochenende
lediglich an den Küsten stürmische Böen und auf den Bergen Sturmböen möglich.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 24 UTC
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Freitag... befindet sich Deutschland an der Südwestflanke eines umfangreichen
nordeuropäischen Langwellentroges mit Drehzentrum bei Finnland bzw. Karelien,
der sich allmählich nordostwärts verlagert. Dabei überquert im Tagesverlauf -
eingebettet in die nordwestliche Höhenströmung - die Trogachse das
Vorhersagegebiet von Nordwest nach Südost. Rückseitig wölbt sich ein Höhenrücken
über Westeuropa hinweg weit nordwärts Richtung Europäisches Nordmeer auf, der in
der kommenden Nacht allmählich ostwärts vorankommt und sich am Samstag, 06 UTC
mit seiner Achse über der Nordsee bzw. der Norwegischen See befindet.
Im Bodenfeld hat das Sturmtief "Thomas" inzwischen Litauen erreicht und zieht
rasch weiter nordostwärts. Dahinter fächert der Druckgradient auch über dem
Osten des Landes im Tagesverlauf deutlich auf, so dass der Wind weiter
nachlässt. Vormittags kann es aber vor allem in der Osthälfte noch stürmische
Böen oder Sturmböen (Bft 8 bis 9) geben, auf exponierten Gipfeln auch schwere
Sturmböen (Bft 10) aus West bis Nordwest. Auch an den Küsten herrscht noch
lebhafter Nordwestwind mit einzelnen steifen Böen (Bft 7). Bis zum Abend
schwächt sich der Wind weiter ab, in der kommenden Nacht sind wohl keine
entsprechenden Warnungen mehr notwendig.
Mit der Trogachse gelangt vorübergehend ein Schwall Höhenkaltluft nach
Deutschland, die Temperatur in 500 hPa sinkt auf unter -30 Grad, vor allem im
Westen und später auch in der Mitte und im Südosten auf etwa -35 Grad.
Niedertroposphärisch wird von Nordwesten her polare Meeresluft mit Temperaturen
in 850 hPa zwischen -4 Grad im Südwesten und -8 bis -9 Grad im Nordosten
advehiert. In der entsprechend hochreichend labil geschichteten Luftmasse können
sich Schauer und auch kurze Gewitter mit Graupel und starken Böen entwickeln.
Aus den Modellsimulationen ergeben sich zwei Schwerpunkte der Schauertätigkeit:
Einmal im Südwesten und Süden und dann noch einmal in einem Streifen vom
östlichen Niedersachsen über das südliche Sachsen-Anhalt bis nach Sachsen. Die
simulierten Mengen betragen aber meist weniger als 5 mm in 12 Stunden, lediglich
in den Staulagen des Schwarzwaldes bzw. am Alpenrand werden stellenweise etwas
höhere Mengen simuliert.
Die Schneefallgrenze sinkt an den Alpen noch etwas ab und bewegt sich ansonsten
meist zwischen 400 und 700 m. Angesichts der gut durchmischten Luftmasse und der
recht warmen Böden dürfte es tagsüber aber lediglich in Lagen oberhalb von etwa
800 m, maximal 600 m für eine dünne Schneedecke bis 5 cm (in höher gelegenen
Staulagen der Alpen vielleicht bis 10 cm) reichen. Ansonsten gibt es in
kräftigeren Schauern höchstens kurzzeitig Glätte durch Schnee- oder
Graupelmatsch.
Im Nordosten schneit es an der Westflanke des abziehenden Tiefs rückseitig der
Okklusion anfangs noch bis in tiefe Lagen, so dass sich dort stellenweise
ebenfalls eine dünne Nassschneedecke ausbilden kann. Vormittags lassen die
Niederschläge dort aber rasch nach.
Die Sonne wird sich tagsüber vor allem an den Küsten und nachmittags auch im
Nordosten durchsetzen können, die ein wenig von der Leewirkung durch das
Norwegische Gebirge profitieren. Auch sonst lockern die Wolken mal stärker auf,
vor allem zwischen den beiden Schauerregionen in der Mitte Deutschlands und in
Franken. Die Temperaturen steigen auf Werte zwischen 4 Grad im Nordosten und 11
Grad im Südwesten, im Bergland auf knapp über 0 Grad.

In der Nacht zum Samstag schwenkt vorderseitig des Höhenrückens auch im
Bodenfeld ein Hochkeil ins Vorhersagegebiet, wobei sich der Schwerpunkt des
Hochdruckgebietes allmählich von Frankreich her nach Süddeutschland verlagert.
Somit kommt es bereits abends zu einer raschen Wetterberuhigung und die
Schauertätigkeit kommt zum Erliegen. Lediglich an den Alpen kann es noch längere
Zeit leicht schneien, in Staulagen sind dabei nochmals um 5 cm Neuschnee
möglich.
Ansonsten lockern die Wolken rasch auf, vielerorts klart es auf. Lediglich in
den Nordwesten gelangen in der zweiten Nachthälfte schon wieder etwas dichtere
mittelhohe Wolkenfelder, die der WLA vorderseitig eines nordatlantischen
Langwellentroges geschuldet sind, die den Höhenrücken bereits überläuft. Somit
kann es verbreitet bis in den Frostbereich abkühlen, lediglich im Nordseeumfeld
und im äußersten Nordwesten bzw. am Niederrhein bleibt es wohl frostfrei. Vor
allem im Bergland kann dabei stellenweise auch Glätte auftreten. Die
Nebelwahrscheinlichkeit sollte gering bleiben.

Samstag... schwenkt der Höhenrücken unter deutlichem Amplitudenverlust über das
Vorhersagegebiet hinweg ostwärts, dahinter zonalisiert die Höhenströmung und ein
nur sehr flach konturierter Kurzwellentrog verlagert sich bis Sonntag, 00 UTC
über die Nordsee hinweg nach Südschweden, ein weiterer erreicht zu dem Zeitpunkt
die südliche Nordsee.
Im Bodenfeld verlagert sich die durch den Rücken gestützte Hochdruckbrücke über
Süddeutschland bis zur Nacht zum Sonntag nach Südosteuropa. Vor allem im Norden
Deutschlands setzt kräftigerer Druckfall ein und im Tagesverlauf überquert die
Warmfront eines Orkantiefs über der Irminger See den Küstenbereich und die
Norddeutsche Tiefebene. Vor allem WLA- induzierte Hebung, die weiterhin den
vorgelagerten Höhenrücken überläuft, führt zu dichten Wolken und Regenfällen,
die sich über das nördliche und westliche Niedersachsen und Schleswig-Holstein
hinweg allmählich ostwärts ausweiten und abends auch Westmecklenburg erreichen.
Dabei werden 1 bis 5 mm, in Nordfriesland auch bis 7 mm simuliert. Mit
Annäherung der Warmfront bzw. im Warmsektor verschärft sich der Druckgradient
über Norddeutschland und der Wind frisch erneut aus Südwest auf. Nachmittags und
abends gibt es im Nordseeumfeld und in Schleswig-Holstein steife, in exponierten
Küstenlagen auch stürmische Böen (Bft 7 bis 8).
In der Mitte und im Süden des Landes dominiert weiterhin Hochdruckeinfluss,
wobei sich aufgrund der kräftigen WLA dichtere Wolkenfelder zeitweise auch auf
die mittleren Landesteile ausweiten können. Vor allem entlang und südlich des
Mains steht aber ein sonniger Tag ins Haus. Die WLA kann sich noch nicht bis in
tiefe Lagen durchsetzen, so dass die Temperaturen gegenüber dem Vortag kaum
ansteigen und sich die Höchstwerte zwischen 5 und 11 Grad bewegen, im südlichen
Oberrheingraben vielleicht auch etwas darüber.

In der Nacht zum Sonntag zonalisiert die Höhenströmung über dem Vorhersagegebiet
vollends, dabei verlagert sich der flache Kurzwellentrog in 500 hPa über der
südlichen Nordsee bis Sonntagfrüh nach Norddeutschland. Im Bodenfeld bildet sich
ein Teiltief über dem Oslofjord und verlagert sich nach Südschweden. Die
Warmfront zieht über Vorpommern hinweg ostwärts, die Kaltfront wird mangels
Schubkomponente zunächst noch über der Nordsee zurückgehalten und verwellt ein
wenig. Zwar schwächt sich die WLA ab, dafür wird vorderseitig des
Kurzwellentroges im leicht gekrümmten Isohypsenfeld positive Vorticity advehiert
und wirkt hebungsunterstützend. Das führt zu weiteren Niederschlägen im
Warmsektor, die sich noch etwas nach Süden, bis etwa zu einer Linie Niederrhein
- Südbrandenburg, ausweiten, nach GFS sogar noch etwas weiter nach Süden (etwa
Hunsrück - Vogtland). 12-stündig werden Mengen zwischen 1 und 8 mm simuliert.
Die dichteren mittelhohen Wolkenfelder weiten sich teilweise bis in die
Südhälfte aus, ganz im Süden bleibt es aber noch gering bewölkt. Vor allem in
der Mitte und im Süden Bayerns und Baden-Württembergs, eventuell auch noch im
Erzgebirge und im Thüringer Wald gibt es somit erneut leichten Frost, sonst
bleibt es weitgehend frostfrei.
Der Wind nimmt auch im Bergland und an der Ostsee am Südrand des Teiltiefs noch
etwas zu, so dass es dort ebenfalls steife, in exponierten Lagen stürmische, auf
freien Gipfeln (Brocken, Fichtelberg) eventuell auch Sturmböen aus Südwest geben
kann. Nach Abzug der Warmfront fächert der Gradient aber wieder etwas auf und
zumindest im Küstenbereich flaut der Wind ausgangs der Nacht ein wenig ab.

Sonntag... verlagert sich der Kurzwellentrog rasch ostwärts, gefolgt von einem
flachen kurzwelligen Höhenrücken, der sich bis Sonntag, 00 UTC über Deutschland
hinweg ins östliche Mitteleuropa verlagert. Dahinter dreht die Höhenströmung
vorderseitig eines kräftigen Höhentroges mit Drehzentrum südlich Islands
allmählich wieder auf Südwest.
Im Bodenfeld kommt die Kaltfront über der Nordsee allmählich nach Süden voran,
verliert aber über Norddeutschland mit Annäherung des Rückens mehr und mehr an
Wetterwirksamkeit und löst sich in der Nacht zum Montag allmählich auf. Die
Niederschläge weiten sich unter Abschwächung somit noch ein wenig nach Süden
aus, klingen aber von Westen her nachmittags vollends ab. Bis zum Abend werden
im Norden und Osten noch wenige mm simuliert, ICON hat auch am Alpenrand
Niederschläge auf der Karte, die GFS und ECMWF nicht zeigen. Ansonsten bleibt es
im Südwesten und Süden weitgehend trocken. Der Wind frischt vor allem in der
Mitte und im Süden noch etwas auf, während er sich postfrontal abschwächt. Für
warnrelevante Böen reicht es aber wohl nur vereinzelt an den Küsten (Bft 7)
sowie in den Kamm- und Gipfellagen der Mittelgebirge (Bft 7 bis 8), auf dem
Brocken und Fichtelberg eventuell auch für Sturmböen aus Südwest.
Insgesamt kann sich die milde Luftmasse (Temperaturen in 850 hPa zwischen 0 Grad
im Norden und 5 Grad im Süden) jetzt auch bis nach ganz unten besser
durchsetzen. Dabei scheint vor allem in der Südhälfte auch häufiger die Sonne.
Die Höchsttemperaturen erreichen Werte zwischen 7 und 11 Grad unter den oft
dichten Wolken im Norden und zwischen 9 und 14 Grad im Süden, am Oberrhein
stellenweise auch knapp über 15 Grad.


Modellvergleich und -einschätzung
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Alle vorliegenden Modelle zeigen im Kurzfristbereich eine ähnliche
Wetterentwicklung und unterscheiden sich anhand der synoptischen Basisfelder
kaum. Leichte Differenzen gibt es lediglich bzgl. der räumlichen Verteilung der
Niederschläge, die aber nicht warnrelevant sind.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff

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