SXDL31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

SXEU31 DWAV 241800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 24.02.2017 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
In der Nacht zum Samstag verbreitet Frost, streckenweise Glätte. Am Samstag an
der See auffrischender S-SW-Wind.

Synoptische Entwicklung bis Montag 12 UTC
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Aktuell ... sind der heute wetterbestimmende Potenzial- und der leicht nach
Westen versetzte thermische Trog dabei, Deutschland in Richtung Osten zu
verlassen. Damit kommt es nicht nur zu einer gesamttroposphärischen
Stabilisierung der frisch eingeflossenen maritimen Polarluft, auch der vom
Atlantik nach Süddeutschland gerichtete Hochkeil kräftigt sich noch etwas. Er
entwickelt sich schließlich zu einem eigenständigen Hoch mit etwas über 1020
hPa, das Samstagfrüh von Frankreich über die Südhälfte unseres Landes bis zum
nördlichen Balkan reicht. Unterstützung bekommt der gesamte Stabilisierungs- und
Antizyklonalisierungsprozess durch einen sich von Westen nähernden Höhenrücken,
auf dessen Vorderseite Absinken generiert wird.
So stehen wir in Deutschland vor einer ruhigen und seit Tagen mal wieder etwas
kälteren Nacht, in der die frisch eingeflossene maritime Polarluft zur Ruhe
kommt. Letzte stärkere Wind- oder Sturmböen im Osten und Südosten brechen mehr
und mehr ein, und auch die anfänglich durchaus noch vorhandene konvektive
Aktivität in Form teils gewittriger Schnee-, Regen- oder Graupelschauer verliert
zunehmend an Dynamik. Am längsten dürfte es am Alpenrand noch etwas schneien,
viel Neuschnee kommt aber nicht mehr zusammen (auslaufende Schneefallwarnung,
dann Glättewarnung). Ansonsten klart es vielerorts auf und die Temperatur geht
mit Ausnahme einiger Regionen im Westen und Nordwesten in den leichten, im
Bergland über Schnee stellenweise auch in den mäßigen (knapp unter -5°C)
Frostbereich zurück. Dort, wo die Straßen aufgrund reger oder später
Schauertätigkeit nicht abgetrocknet sind, besteht die Gefahr gefrierender Nässe
(sichtbare Glättewarnung).
Da der Höhenrücken von WLA überlaufen wird, tauchen in den frühen Morgenstunden
im äußersten W und NW bereits die ersten hohen, vielleicht auch schon
mittelhohen Wolkenfelder auf. Sie sind die Vorboten einer sich nähernden
Warmfront, die aber erst tagsüber so richtig Zugriff auf das hiesige
Wettergeschehen - zumindest in Teilbereichen - bekommt.

Samstag ... Womit wir beim Samstag wären, der bei uns wettermäßig eine
Dreiteilung zu bieten hat. Zunächst mal wandert der o.e. Höhenrücken unter
erhebliche Einbuße seiner Amplitude über Deutschland ostwärts hinweg. Dabei
kommt es weiterhin verbreitet zu WLA, die im Norden am intensivsten, im Süden
dagegen am schwächsten ist.
Im Bodendruckfeld bleibt der Hochdruckeinfluss über dem Süden und der Mitte
bestehen, auch wenn sich der Schwerpunkt der Hochdruckzone allmählich nach Osten
verlagert. Die größten Profiteure des hohen Luftdrucks werden die Süddeutschen
sein, wo besonders im Süden Bayerns und Baden-Württembergs nach Auflösung
lokaler Nebelfelder bis zum Abend die Sonne scheint. Dabei steigt die Temperatur
auf 7 bis 11°C.
Auch etwas weiter nördlich bis in die Mitte ausgreifend sowie in den östlichen
Landesteilen wird es keinen grottenschlechten Samstag geben. Allerdings bewirkt
die angesprochene WLA den Durchzug mehrschichtiger, mal mehr, mal weniger
transparenter Bewölkung, die der Sonne das Leben schwerer macht als das ganz im
Süden der Fall ist. Immerhin bleibt es trocken bei Tageshöchsttemperaturen
zwischen 5 und 9°C.
Tja, und dann gibt es da ja noch die Nord- und Nordwestdeutschen, die am
morgigen Samstag zu den Gekniffenen unter uns Bundesbürgern gehören. Nicht nur
dass die WLA am intensivsten ausfällt, es nähert sich auch noch die Warmfront
eines atlantischen Frontensystems, dessen zugehöriges Sturm- oder besser
Orkantief (UDO) zur Mittagszeit mit einem satten Kerndruck von rund 940 hPa über
der Irminger See dicht vor der grönländischen Küste liegt. Ist zwar weit weg,
trotzdem erdreistet sich die Warmfront, im Tagesverlauf von der Nordsee her auf
den NW und N unseres Landes überzugreifen. Dabei breitet sich nicht nur kompakte
Bewölkung ostwärts aus, nein, etwa gegen Mittag setzt von der Nordsee und den
Niederlanden Regen/Sprühregen ein, der sich bis zum Abend auf weite Teile der
Norddeutschen Tiefebene ausweitet. Zwar halten sich die apostrophierten Mengen
in Grenzen (meist unter 5mm/12h), wirkliche Lichtblicke bleiben aber aus - es
sei denn, der HSV punktet wider Erwarten im sonnigen München.
Zu dem Regen kommt auch noch Wind, der mit Annäherung der Front nicht nur auf
Süd bis Südwest zurückdreht, sondern auch sukzessive auffrischt. Das wird
zunächst an und auf der Nordsee sowie im unmittelbar angrenzenden Binnenland,
zum Abend hin dann auch im Bereich der westlichen Ostsee der Fall sein. Aufgrund
der stabilen Schichtung wird es meist bei Böen 6-7 Bft bleiben, in exponierten
Lagen an der Nordsee kann aber auch die eine oder andere stürmische Böe 8 Bft
dabei sein. WLA hin, WLA her, bis in die bodennahen Luftschichten greift sie
noch nicht durch, so dass man sich im regnerischen N und NW mit mageren 4 bis
7°C begnügen muss.

In der Nacht zum Sonntag zonalisiert die Höhenströmung über dem Vorhersageraum
vorübergehend. Allerdings wird das Ganze nicht so glatt, dass nicht irgendwelche
ganz flachen Trog-Keil-Strukturen erkennbar wären. Dabei fällt ein KW-Trog auf
(u.a. in der IPV-Darstellung erkennbar), der sich von W her nähert.
Vorderseitige PVA ersetzt die versiegende WLA, so dass die Hebungs- und
Niederschlagsprozesse vom Tage erhalten bleiben. Da die Warmfront trotz einer
wahrscheinlichen Teiltiefbildung am Okklusionspunkt (etwa im Bereich des
Oslofjords) straight über MV ostwärts zieht, die nachfolgende Kaltfront bis zum
Frühstück mangels ausreichend Schubkomponente aber über der Nordsee verweilt
(oder auch verwellt), kommt es quasi im weit aufgespannten Warmsektor zu
Regenfällen (man erinnere sich an eine Veröffentlichung eines schon lange
pensionierten Großmeisters der synoptischen Meteorologie mit dem Titel "Und es
regnet doch im Warmsektor", wo der Autor Teile der Fronten- und Zyklonentheorie
der Bergener Schule in Frage stellt), die sich sogar noch etwas südwärts bis
etwa in die nördliche Mitte verlagern. Wie weit genau, lässt sich heute noch
nicht mit Bestimmtheit sagen; für die Hochlagen evtl. betroffener Mittelgebirge
(vor allem der Harz) könnte es anfangs für etwas Schneefall reichen. Ansonsten
kommen im Norden noch mal 1 bis 5, lokal um 7 mm Regen zusammen.
Obwohl die Wolkenfelder zunehmend auch auf die süddeutschen Regionen
übergreifen, wird es im Süden BWs, im Süd- und Ostbayern sowie im Erzgebirge und
evtl. im Thüringer Wald für leichten Frost reichen.
Noch das Thema "Wind": Der frischt südlich des Teiltiefs nun auch an der
gesamten Ostseeküste auf mit Böen 7 Bft, allerdings ist zum Morgen hin von
Westen her bereits wieder eine Gradientauffächerung erkennbar, die in eine
Windabnahme zuerst an der Nord-, dann auch an der Ostsee mündet. Dagegen
erreicht der SW-Wind im Oberharz und im höheren Erzgebirge und dort speziell auf
dem Brocken und dem Fichtelberg Sturmstärke 8-9 Bft, auf dem Brocken vielleicht
sogar 10 Bft.

Sonntag ... schwenkt der flache KW-Trog rasch nach Osten durch, gefolgt von
einem zunächst nicht minder flachen Höhenkeil, der im Tagesverlauf aber etwas an
Amplitude zulegt. Ursache ist eine schon zuvor begonnene und sich am Sonntag
weiter fortsetzende Austrogung über dem nahen Ostatlantik. Auf dessen
Vorderseite erfolgt über Westeuropa nicht nur ein allmähliches Rückdrehen der
Höhenströmung auf Südwest, WLA sorgt zudem für eine leichte Intensivierung des
Höhenkeils.
Der Blick auf die Bodenwetterkarte zeigt, dass das besagte Teiltief weiter zum
Baltikum zieht, wodurch die zugehörige Kaltfront - immer noch leicht schleifend
- südwärts vorankommt, gegen Mittag die Mitte erreicht und überquert um dann in
der ersten Nachthälfte die Alpen zu erreichen - wenn sie überhaupt noch so weit
kommt. Je weiter sie nämlich nach Süden vorankommt, desto frontolytischer wird -
vor allem durch den sich aufwölbenden Höhenkeil/-rücken - das gesamte Umfeld, so
dass die Front zunehmend Auflösungstendenzen unterworfen ist. Wirksamkeit
erzielt sie anfangs noch im Norden mit leichten Regenfällen, die später von
Westen her aber abklingen. Auch in der Mitte kann es den einen oder anderen
Tropfen geben, während im Süden sehr wahrscheinlich nichts mehr ankommt. Dort
scheint sogar wieder die Sonne, nach Norden teilweise etwas getrübt. Zudem
greift die zuvor auf höhere Luftschichten beschränkte WLA nun auch vermehrt auf
irdischem Niveau durch, sprich, es kommt zu einem landesweiten (die postfrontal
einfließende Meeresluft ist aufgrund ihres recht weit südlichen Ursprungs nicht
wirklich kalt) Temperaturanstieg. So werden in der überwiegend stark bewölkten
bis bedeckten Nordhälfte 6 bis 11°C, nach Süden 9 bis 14°C, am Oberrhein lokal
auch 15°C erreicht.
Der SW-Wind frischt vor und mit der KF-Passage etwas auf, warnwürdige Böen 7 Bft
werden aber allenfalls im Bergland und anfangs noch an der Küste erreicht. In
exponierten Kamm- und Gipfellagen sind sogar Sturmböen 8 bis 9 Bft drin, wobei
die "alten Bekannten" Fichtelberg und Brocken (dort sogar 10 Bft möglich) einmal
mehr die Pole-Position einnehmen.

In der Nacht zum Montag steilen Höhen- und Bodenströmung weiter auf, so dass die
Zufuhr milderer Luftmassen noch etwas forciert wird. Bei stabiler Schichtung ist
das Wettergeschehen weitgehend antizyklonal geprägt. Mit Ausnahme des äußersten
Südens und Südostens bleibt es frostfrei, im W und NW mit 8/9°C sogar regelrecht
mild (der südwestliche Wind, Wolken und vielleicht ein paar Tropfen Regen
verhindern eine Abkühlung).
Der südliche bis südwestliche Wind erreicht vor allem an und auf der Nordsee
sowie im höheren Bergland Stärke 7 Bft, in einigen exponierten Kamm- und
Gipfellagen 8-9 Bft, auf dem Brocken mitunter 10 Bft.

Montag ... erreicht die Achse des ostatlantischen Höhentroges bis zum Abend den
äußersten Westen des europäischen Kontinents. Es handelt sich quasi um die erste
Achse des Troges, bildet sich doch weiter westlich durch Regeneration (KW-Trog
in die Rückseite) eine zweite Achse aus. Wie auch immer, bei uns dreht die
Höhenströmung vorderseitig noch etwas zurück und kommt im Tagesverlauf zumindest
im Norden fast glatt aus Süden.
Fast wichtiger als das Aufsteilen der Höhenströmung ist allerdings das Geschehen
in der unteren Troposphäre bis runter ins Bodenniveau. Dort findet man zur
Mittagszeit ein Tief nordwestlich Irlands und ein weiteres über der Norwegischen
See. Letzteres "verfügt" über eine schleifende und letztlich wahrscheinlich auch
wellende Kaltfront, die sich langsam aber sicher von der Nordsee und Benelux
unserem Vorhersageraum nähert. Ausgelöst durch frontale, aber auch dynamische
Mechanismen (diffluente Trogvorderseite => PVA) kommt es zu durchaus veritablen
Hebungsprozessen, denen zufolge es im W und NW zu Regenfällen kommt. Diese
fallen am Vormittag zunächst noch leicht und sporadisch aus, intensivieren sich
dann aber am Nachmittag bei gleichzeitiger Verlagerung nach Osten. Nach ICON
stößt der Regen bis zum Abend etwa bis zu einer Linie Lübecker Bucht - Harz -
Oberrhein vor, wobei diese Ortangabe freilich den üblichen Varianzen unterliegt.
Bei den Mengen im Westen ist man sich weitgehend einig, sie sollen akkumuliert
über 12 Stunden im einstelligen Bereich bleiben.
Nach Süden und Osten hin bleibt es tagsüber noch trocken, wobei besonders im
Süden, zum Teil aber auch nördlich von Thüringer Wald und Erzgebirge
(Leeeffekte) für längere Zeit die Sonne scheint. An den Alpen wird es leicht
föhnig.
Der südliche bis südwestliche Wind frischt nach Westen hin sowie im Bergland auf
mit Böen 7 Bft, im Bergland sowie in freien Lagen 8 Bft, in exponierten Kamm-
und Gipfellagen 9 bis 10 Bft. Auf dem Brocken sind sogar orkanartige Böen 11 Bft
möglich. In der präfrontal einfließenden milden Luftmasse werden
Tageshöchstwerte von 9 bis 15°C erreicht, im SW z.T. noch etwas darüber.


Modellvergleich und -einschätzung
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Im Großen und Ganzen simulieren die Modelle die Entwicklung sehr ähnlich, auch
wenn hier und da ein paar Unschärfen zutage treten (meist in puncto räumliche
Verteilung des Niederschlags).



Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann

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