SXDL31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

SXEU31 DWAV 271800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 27.02.2017 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Übergang zu sehr wechselhaftem, windigem und nicht mehr so milden Wetter. Auf
den Westen und danach auf den Südwesten und die Mitte übergreifend
Kaltfrontpassage mit einzelnen, eingelagerten Gewittern und Sturmböen bis Bft 9,
vereinzelt auch darüber.
Im Schwarzwald aufkommend Dauerregen. Gegen Morgen oberhalb 800 m in Schnee
übergehend. Am Dienstag im Hochschwarzwald und im Allgäu zeitweise Schneefall.
Sonst nach kurzer Wetterberuhigung im Süden erneut auffrischender Wind bis hin
zu Sturmböen. An den Alpen zeitweise Föhnsturm. Schneefallgrenze im Schwarzwald
und im Allgäu vorübergehend auf über 1000 m ansteigend, unterhalb 1000 m
weiterhin Dauerregen.
In der Nacht zum Mittwoch Schneefallgrenze auf etwa 600 m absinkend. An den
Alpen zeitweise Schneefälle. Außerdem an einigen Küstenabschnitten sowie im
Bergland weiterhin stürmische, exponiert auch Sturmböen.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 12 UTC
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Aktuell ... gelangt Deutschland mehr und mehr auf die Vorderseite eines auf
Westeuropa übergreifenden Troges. Aus diesem laufen kurzwellige Anteile heraus,
die mit der kräftigen südwestlichen Strömung über Deutschland hinweg
nordostwärts gesteuert werden. Einer dieser Anteile greift aktuell auf die
Benelux-Staaten über. Zwar wird dieser Kurzwellentrog nicht mehr so kräftig
gerechnet wie bei den Modellläufen zuvor, aber im Geopotentialfeld wie auch in
Advektionsfeldern ist dieser Trog noch auszumachen.
Diesem Trog ist eine Kaltfront vorgelagert, die ab dem Abend auf den Westen und
bis Mitternacht auch auf den Südwesten und Teile der Mitte übergreift. Diese
Kaltfront ist im Hinblick auf mögliche konvektive Umlagerungen im Auge zu
behalten. Aktuell sind bereits einige Gewitter eingelagert, die zum Teil mit
Böen bis Bft 10 einhergingen.
Über dem Vorhersagegebiet deutet auf mögliche konvektive Umlagerungen zunächst
wenig hin. Die Temps von 12 UTC zeigten eine ausgeprägte Absinkinversion,
Undulatus-Bewölkung im Sc-Niveau ist ein weiterer Indiz für eine stabile
Schichtung. Aber mit weiterer Annäherung des Troges sollte sich auch dies
ändern. Stromaufwärts (z.B. in Mittelfrankreich) sieht die Luftmasse bereits
anders aus. Dabei wird auch über dem Vorhersagegebiet die Schichtung deutlich
labiler, zudem nimmt die Scherung auf Größen zu, die für organsiertere
Strukturen hochreichender Konvektion hinreichend sind. Der Oberwind erreicht im
925 hPa-Niveau 45 kt und in 850 hPa 60 kt, d.h. im Falle konvektiver
Umlagerungen wäre die Gefahr schwerer Sturmböen gegeben. Gegen heftigere
Entwicklungen spricht der nur geringe Feuchtegehalt (maximal um 15 mm an
Flüssigwassergehalt) und die Lage der Kaltfront sowie des Feuchtebandes an der
eher ungünstigen Seite des Jets.
Bedingt durch die mit Trogannäherung weiter aufsteilende Strömung tendiert die
Kaltfront in ihrem südlichen Teil zum Schleifen. Hierdurch dürften sich die
Niederschläge von Südwesten her verstärken, so dass für den Schwarzwald eine
entsprechende Warnung erforderlich wurde. Mit Beginn der Niederschläge fallen
diese noch bis in die Gipfellagen des Schwarzwaldes in flüssiger Phase, bis
Dienstagfrüh sollte dort die Schneefallgrenze auf etwa 800 Meter absinken.
Oberhalb davon kommt es zeitweisen Schneefällen (in Staulagen um 10 Zentimeter
innerhalb von 12 Stunden), die Dienstagfrüh auch auf das Allgäu übergreifen. In
den westlichen Mittelgebirgen (wo die Schneefallgrenze durchaus auf etwa 600
Meter sinkt) reicht es nur für wenige Zentimeter Schnee, der zudem aufgrund der
Vorgeschichte nicht liegen bleibt. Somit dürfte wohl auch Glätte eher kein Thema
sein.
Mit Passage der Kaltfront bricht auch der Föhn an den Alpen zusammen. Zuvor
können am Alpenrand und bis ins Alpennahe Vorland hinein Wind- und in freien
Lagen auch stürmische Böen auftreten.

Dienstag ... schwenkt der o.g. Kurzwellentrog rasch über den Nordosten
Deutschlands hinweg in Richtung Skandinavien, gefolgt von einem weiteren
Kurzwellentrog, der in der Nacht zum Mittwoch den Westen Deutschlands erreicht.
Letzterer markiert faktisch die Hauptachse des Troges, der von West- auf
Mitteleuropa übergreift. Diesem Trog ist eine Welle vorgelagert, die ab dem
Nachmittag auf den Westen Deutschlands übergreift und rasch ostwärts gesteuert
wird. An deren Südflanke frischt der Wind erneut bis hin zu Böen mit Sturmstärke
auf, wobei der Höhepunkt der Windentwicklung wahrscheinlich am späten Nachmittag
im Schwarzwald und kurz danach an den Alpen erreicht wird, wo in freien Lagen
auch Sturmböen vorstellbar sind. An den Alpen kommt zuvor Föhn in Gang, was die
Situation noch verschärfen konnte; von hochauflösenden Modellen wird die Passage
einer ausgeprägten Druckwelle gezeigt. Dabei ist auch das Potential für
konvektive Umlagerungen im Auge zu behalten. Die Scherung (sowohl
niedertroposphärisch als auch bis in die mittlere Troposphäre hinein) ist
weiterhin Indiz für die Möglichkeit organsierterer Strukturen, die Lage in Bezug
auf den Jet ist etwas entwicklungsgünstiger als heute. Allerdings ist der Gehalt
an niederschlagbarem Wasser noch etwas geringer.
Während an der Südflanke der Welle die Schneefallgrenze im Schwarzwald und an
den Alpen vorübergehend auf 1000 bis über 1400 Meter ansteigt, erfolgt nach
Passage der Welle und Föhnzusammenbruch deren rasches Absinken auf Lagen unter
800 Meter. Somit wären für den Schwarzwald und das Allgäu die entsprechenden
Dauerregen- bzw. Schneefallwarnungen aufrecht zu halten.
Im Mittelgebirgsraum und nördlich davon bleibt es windig, so dass verbreitet
Windböen, an einigen Küstenabschnitten sowie im Bergland durchaus auch
stürmische Böen auftreten können. Ab dem Nachmittag wird dort durch die o.g.
Welle der Gradient auseinandergezogen, so dass dann der Wind warntechnisch keine
Rolle mehr spielen sollte. Die feste Phase sollte auf die Kamm- und Gipfellagen
der Mittelgebirge beschränkt bleiben, ohne dass diese Niederschläge warnrelevant
werden.
Auflockerungen sind nach Nordosten hin am wahrscheinlichsten; diese Gebiete
werden von den sich annähernden Trog noch am wenigsten beeinflusst.
Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 6 bis 11, im Bergland Werte um 3 Grad.
In der Nacht zum Mittwoch gelangt Deutschland vollends in den Bereich des
Haupttroges, wobei im 500 hPa-Niveau die Temperaturen bis -35 und in 850 hPa bis
etwa -5 Grad zurückgehen. Hierdurch dürfte die Schneefallgrenze in den
Mittelgebirgen noch etwas absinken; nennenswerte Schneemengen werden aber
aufgrund des noch "warmen" Bodens und der starken Durchmischung erst oberhalb
von 800 bis 1000 m liegenbleiben, so dass dann einfache Warnungen (Glätte, teils
durch geringen Schneefall) hinreichend wären. Lediglich an den Alpen kommt es zu
kräftigeren Schneefällen, so dass dort in Staulagen auch mehr als 10 Zentimeter
Neuschnee zusammenkommen können.
Größere Wolkenlücken sind eher selten, so dass Frost und entsprechend Glätte
wohl auf höhere Mittelgebirgslagen (wahrscheinlich erst oberhalb von 800 m)
beschränkt bleiben dürften.

Mittwoch ... verlagert sich der o.g. Trog rasch nach Osten, gefolgt von einem
flachen Rücken. Ein in der Zonalströmung nachfolgender Kurzwellentrog greift bis
zum Abend auf Irland über, zieht aber weiter nördlich als die bisherigen Tröge.

Die korrespondierende Welle setzt dann über Nordfrankreich an und weist einen
weiter geöffneten Warmsektor auf als das vorherige System. Mit dem Übergreifen
der Warmfront dieser Welle setzen im Tagesverlauf von Westen her erneut
Niederschläge ein, oder, besser gesagt, die zuvor konvektiven Niederschläge
nehmen dann eher einen skaligen Charakter an. Von einem längeren Nachlassen der
Niederschläge oder gar einer Wetterberuhigung kann wohl keine Rede sein. Mit
dieser Warmfront steigt die Schneefallgrenze in den westlichen und
südwestdeutschen Mittelgebirgen rasch bis über 1500 m hinauf an. Warnrelevante
Niederschlagssummen zeichnen sich jedoch nicht ab. Nach Nordosten und Osten hin
hält sich noch kältere Luft, aber auch dort dürfte die Schneefallgrenze im Laufe
des Tages bis in die Kamm- und Gipfellagen der Mittelgebirge steigen. Ohnehin
kommen dort nur noch wenige Zentimeter Neuschnee zusammen.
Mit dem Übergreifen der Warmfront frischt im Westen und Südwesten der Wind auch
wieder auf; in freien Lagen sind Windböen, im Bergland Sturmböen und exponiert
ab dem Abend auch schwere Sturmböen möglich.
Auflockerungen sind am ehesten noch am östlichen Alpenrand und an den Nordseiten
der östlichen Mittelgebirge vorstellbar. Größere Wolkenlücken sollten jedoch die
Ausnahme bleiben.
Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 4 bis 9, in Rheinnähe und an dessen
Nebenflüssen Werte um 10 Grad.
In der Nacht zum Donnerstag wird der Kurzwellentrog, der am Vortag erst Irland
erreicht hatte, rasch über die Nordsee hinweg bis nach Norddeutschland
gesteuert. Das korrespondierende Bodentief gelangt in das deutsch-dänische
Grenzgebiet. Der von diesem Tief ausgehende Bodentrog lässt von Nordwesten und
Westen her den Wind erneut auffrischen. Auch wenn noch nicht sicher ist, ob
dabei der stärkste Gradient weiter nördlich oder weiter südlich ansetzt, so
zeichnet sich hier die nächste Sturmlage ab. Die Kaltfront, die dem Bodentrog
etwas vorausläuft, greift zu Beginn der zweiten Nachthälfte auf den Nordwesten
Deutschlands über, der Bodentrog (und mit diesem auch die labilste Luft) folgt
erst etwas zeitlich versetzt, wahrscheinlich erst in den Frühstunden des
Donnerstags. Allein bedingt durch den Gradienten können Sturmböen, mit Passage
der Kaltfront schwere Sturmböen auftreten, wobei die Entwicklung infolge der im
Kaltfrontbereich noch stabilen Schichtung noch nicht das volle Potential
entfalten kann.

Donnerstag ... schwenkt auch der Bodentrog rasch über den Norden Deutschlands
hinweg ostwärts, bevor zumindest im Westen und Süden Deutschlands durch einen
nachrückenden Hochkeil, der durch einen breiten, aber nicht allzu ausgeprägten
Rücken gestützt wird, eine Wetterberuhigung in Gang kommt.
Mit dem Durchschwenken des Bodentroges verlagert sich das Sturmfeld (mit Sturm-
in freien Lagen mit schweren Sturmböen, im Bergland mit Böen bis Orkanstärke)
über den Norden und die Mitte Deutschlands hinweg nach Osten. Wahrscheinlich
bleibt der Küstenbereich davon ausgespart (dort wird der Gradient durch das über
die dänischen Inseln hinweg ostwärts ziehende Tief auseinandergezogen). Im Süden
sollten Sturmböen auf höhere Berglagen beschränkt bleiben.
Im Trogbereich treten wiederholt Schauer (in allen möglichen Phasen) und vor
allem im Norden auch kurze Gewitter auf; in Verbindung mit konvektiven
Umlagerungen sind ebenfalls orkanartige Böen vorstellbar.
Am Nachmittag und am Abend entspannt sich von Süden und Westen her die
Sturmlage; zum Abend hin sollten dann keine Sturmböen mehr auftreten. Mit der
zunehmenden Stabilisierung lässt dann auch die Schauertätigkeit rasch nach.
Auflockerungen und auch Aufheiterungen sind südlich der Mittelgebirge und im
Westen am wahrscheinlichsten. Dort steigt die Temperatur auf 9 bis 13 Grad,
wogegen in den anderen Gebieten 5 bis 10 Grad erreicht werden.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen eine weitgehend ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten. Dennoch bestehen vor allem zum Ende des Vorhersagezeitraumes hin bzgl.
der Intensität und Zugbahn der Wellen noch Unsicherheiten, auch wenn die oben
getroffenen Aussagen in Bezug auf die Windentwicklung wie auch auf die
Niederschläge von der Probabilistik im Wesentlichen gestützt werden.
Übereinstimmend nach allen Modellen scheint die für Donnerstag zu erwartende
Entwicklung (mit dem durchschwenkenden Bodentrog) das höchste Potential für
schwere Sturm- und orkanartige Böen der kommenden Tage zu haben.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann

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