SXDL33 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT MITTELFRIST

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 23.02.2017 um 10.30 UTC



Am Sonntag und Montag im Süden und Osten nochmals milde Trogvorderseite, danach
unbeständig und kühler, im Bergland etwas Neuschnee. Zeitweise windig mit
Sturmböen auf den Bergen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 02.03.2017


Zu Beginn des Mittelfristzeitraumes - am kommenden Sonntag - befindet sich der
Vorhersagebereich unterhalb einer schwach mäandrierenden westlichen
Höhenströmung. Darin eingelagert, schwenkt ein flaches Trog-Rücken-Muster über
das Vorhersagegebiet hinweg ostwärts, wobei sich in der Nacht zum Montag der
dann quer über Deutschland gelegene Höhenrücken aufgrund von WLA vorderseitig
eines Langwellentrog über dem nahen Ostatlantik nordwärts aufwölbt. Montagfrüh
befindet er sich mit seiner Achse bereits über dem östlichen Mitteleuropa und
schwenkt tagsüber rasch weiter ostwärts, so dass sich über dem Vorhersagegebiet
vorderseitig des sich bis Dienstag, 00 UTC verlagernden Langwellentroges zu
Wochenbeginn eine zunehmend zyklonal konturierte südwestliche Höhenströmung
einstellt.
Im Bodenfeld zieht Sonntagvormittag die Warmfront eines über Südskandinavien
gelegenen Tiefs über Norddeutschland mit leichten Regenfällen hinweg ostwärts,
die Kaltfront greift Sonntagabend auf den Nordwesten über, schwächt sich aber im
Einflussbereich des Höhenrückens ab und kommt über Norddeutschland nicht weiter
südwärts voran, so dass vor allem in der Südhälfte freundliches und sehr mildes
Wetter vorherrscht.
In der Nacht zum und am Rosenmontag wird die Kaltfront rückläufig und beginnt,
knapp westlich des Vorhersagegebietes innerhalb der südwestlichen Höhenströmung
zu verwellen, so dass der Großteil des Landes innerhalb des Warmsektors
verbleibt. In Frontnähe verläuft der Tag im Westen und Nordwesten unbeständig
mit leichten Regenfällen, im Süden und Osten scheint dagegen die Sonne und es
wird in der von Südwesten her einströmenden Luftmasse subtropischen Ursprungs
mit Temperaturen in 850 hPa von 3 bis 7 Grad sehr mild.
Am Dienstag und Mittwoch verlagert sich der Westeuropatrog mehr und mehr nach
Mitteleuropa und weitet sich nach Süden, in den westlichen Mittelmeerraum, am
Mittwochabend sogar bis zur tunesischen Küste aus.
Im Bodenfeld überquert die Kaltfront in der Nacht zum und am Dienstag den
Vorhersagebereich allmählich ostwärts, wobei sie über dem Südosten vorübergehend
noch einmal verwellt. Dahinter strömt mit Trogannäherung hochreichend labil
geschichtete Meeresluft polaren Ursprungs in den Vorhersagebereich, die
Temperatur in 500 hPa sinkt auf unter -30 Grad, am Mittwoch auf -35 Grad, in 850
hPa bis Mittwoch auf etwa -3 bis -6 Grad. Der mit dem Höhentief
korrespondierende zentrale Tiefdruckkomplex im Bodenfeld befindet sich Dienstag
(mehrkernig) über der Nordsee und verlagert sich bis Mittwoch nach
Südskandinavien.
Somit dominiert an beiden Tagen sehr unbeständiges Wetter mit häufigen
schauerartigen Niederschlägen, im Bergland oft als Schnee, in den Niederungen
als Regen oder Graupel, in kräftigeren Schauern auch mit Schnee und auch mit
kurzen Gewittern. Im Südosten wird es am Dienstag präfrontal noch einmal mild,
ansonsten kühlt es deutlich ab.
In der Nacht zum und am Donnerstag schwenkt der Höhentrog unter Verlust der
Wellenlänge allmählich weiter ostwärts, am Freitag, 00 UTC verläuft dessen Achse
im aktuellen ECMWF-Lauf vom mittleren Skandinavien hinweg über Polen und dem
Balkan südsüdostwärts bis nach Griechenland bzw. Kreta. Rückseitig wölbt sich
über Westeuropa ein Höhenrücken auf.
Auch im Bodenfeld verlagert sich der Schwerpunkt der Tiefdrucktätigkeit ins
Baltikum. Von Nordwesten her gelangt am Donnerstag somit weiterhin labil
geschichtete Polarluft ins Vorhersagegebiet, wobei es weitere Schauer gibt. Erst
in der Nacht zum Freitag deutet sich rückenvorderseitig von Westen her mit
Annäherung eines flachen Bodenhochs eine Wetterberuhigung an. Es bleibt mäßig
kalt, nachts kann es recht verbreitet Frost geben.

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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die synoptischen Basisfelder wurden von den beiden Vorläufen am Sonntag und
Montag ähnlich simuliert wie im aktuellen Lauf. Allerdings hatte der gestrige 12
UTC- Lauf das am Sonntag durchschwenkende Trog-Rücken-Muster mit etwas größerer
Amplitude versehen auf der Karte als der aktuelle Lauf, während der gestrige 00
UTC-Lauf den vorlaufenden Kurzwellentrog überhaupt nicht zeigte. Entsprechend
verlagerte sich der Höhenrücken in dem Lauf schneller über Mitteleuropa hinweg
ostwärts, so dass sich dessen Achse am Montag, 00 UTC weit östlich des
Vorhersagegebietes befand.
Die Austrogung über Westeuropa am Montag und die Verlagerung des Höhentroges
nach Mitteleuropa am Dienstag und Mittwoch simulieren die Vorläufe ähnlich,
wobei der Prozess im aktuellen Lauf ein wenig progressiver von statten geht. Vor
allem im gestrigen 12 UTC-Lauf befand sich die Trogachse auch Donnerstag, 00 UTC
noch knapp westlich des Vorhersagegebietes.
Den sich am Freitag, 00 UTC über Westeuropa aufwölbenden Höhenrücken hatten die
beiden Vorgänger nicht so auf der Karte. Beide deuteten sogar eine Regenerierung
des Haupttroges durch von Nordwesten heranschwenkende Randtröge an.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die vorliegenden Globalmodelle zeigen zunächst allesamt eine der vom ECMWF
postulierten sehr ähnliche Wetterentwicklung. Selbst im Detail, was das
Durchschwenken des Frontensystems über Norddeutschland am Sonntag, die
verwellende Kaltfront über dem westlichen Mitteleuropa am Montag und deren
Passage über das Vorhersagegebiet bis Dienstagabend angeht, ergeben sich kaum
Unterschiede.
Das Übergreifen des Höhentroges auf Mitteleuropa am Dienstag und am Mittwoch
haben ebenfalls alle Modelle ähnlich auf der Karte. GFS simuliert dabei im
Bereich des Bodentroges am Mittwoch über Westdeutschland eine
Randtiefentwicklung, während das ICON die Bodentrogachse schneller vorankommen
lässt als alle anderen Modelle.
Ab Donnerstag deuten sich signifikantere Unterschiede an. Den vom ECMWF
postulierten recht markanten und breit angelegten Höhenrücken über Westeuropa,
der in der erweiterten Mittelfrist am Freitag dann auch nach Mitteleuropa
schwenken soll, haben GEM und ICON - leicht modifiziert und im weiteren Verlauf
auch deutlich kurzwelliger - ebenfalls auf der Karte. GFS zeigt eine erneute
Zonalisierung mit einem weiteren Kurzwellentrog, der bis Freitag, 00 UTC nach
Mitteleuropa schwenken soll.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusterung des ECMWF-EPS zeigt im Zeitraum 72 bis 96 Stunden drei Cluster
(24, 17 und 10 Member, Haupt und Kontrolllauf in Cluster 2), die sich bzgl. der
Wetterentwicklung für Mitteleuropa kaum unterscheiden. Somit erscheint diese in
einigermaßen "trockenen Tüchern".
Für den nächstfolgenden Zeitraum (Dienstag bis Donnerstag) ergeben sich vier
Cluster (19, 17, 9 und 6 Member, Haupt- und Kontrolllauf in Cluster 2). Alle
Cluster zeigen das Übergreifen des Troges von West- auf Mitteleuropa im Laufe
des Dienstags und Mittwochs. Für den Donnerstag ergeben sich ähnliche
Unterschiede, wie schon beim Modellvergleich. Cluster 1 und 3 fahren eher die
GFS-Variante mit einer erneuten Zonalisierung der Höhenströmung und dem
Heranschwenken eines weiteren kurzwelligen Randtroges im Laufe des Donnerstags,
ähnlich wie beim GFS. Cluster 2 und vor allem Cluster 4 lassen die Höhenströmung
weiter mäandrieren und haben das Aufwölben eines markanten Höhenrückens über
Westeuropa auf der Karte.
In der erweiterten Mittelfrist (Freitag bis Sonntag) verteilen sich die
EPS-Läufe dann auf 3 Cluster (19, 17, 15 Member, Hauptlauf in Cluster 2).
Cluster 1 zeigt nach Durchschwenken des Troges zum Wochenende hin ein sich über
Mitteleuropa aufwölbenden Höhenrücken, der nur zögernd ostwärts schwenkt, so
dass sich in weiterer Folge eine schwache Südlage einstellen könnte. Nach
Cluster 2 schwenkt der Höhenrücken über Mitteleuropa hinweg ostwärts und
verstärkt sich über Osteuropa, wobei sich eine nördliche Westlage einstellt.
Cluster 3 postuliert zunächst schwachen Tiefdruckeinfluss über Mitteleuropa, am
Wochenende dann einen Höhenrücken über dem westlichen Mitteleuropa und
entsprechend auch im Bodenfeld zunehmenden Hochdruckeinfluss.
Die Einigkeit der Ensemblemitglieder im Mittelfristzeitraum bis Mittwoch
spiegelt sich auch in einem relativ eng verlaufenden Spread der Temperatur in
850 hPa wider. Am Sonntag und Montag bewegen sich alle nahezu Member für einen
repräsentativen Gitterpunkt im Westen Deutschlands zwischen -1 und +3 Grad mit
nur vereinzelten Ausreißern nach oben und nach unten. Bis Mittwoch gehen die
Temperaturen in einem sogar noch enger werdenden Spread auf etwa -3 bis -6 Grad
zurück.
Bereits am Donnerstag, vor allem aber ab Freitag vergrößert sich der Spread dann
deutlich. Einige Member deuten bereits wohl für Donnerstag das Übergreifen eines
Höhenrückens anhand des deutlich ansteigenden 500 hPa-Geopotentials an, wobei
der Haupt- und Kontrolllauf diesbezüglich erst am Freitag mitziehen. Viele
Member tendieren auch zur GFS-Lösung mit dem Durchschwenken weiterer
Kurzwellentröge und der Zonalisierung der Strömung von Donnerstag bis Samstag.
Am Samstag bewegen sich die 850 hPa-Temperaturen der einzelnen Member sogar
zwischen +6 und -6 Grad, wobei sich Haupt- und Kontrolllauf erwartungsgemäß im
oberen Bereich bewegen.

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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI gibt am Montag im trogvorderseitigen Bereich bei Advektion sehr milder
Luftmassen subtropischen Ursprungs Signale für außergewöhnliche hohe
Temperaturen im Süden und Osten des Landes.
Im Südwesten Deutschlands hat EFI am Montag und Dienstag schwache Signale für
signifikante Böen auf der Karte. Diese spiegeln sich auch in den
probabilistischen Verfahren wieder. Sowohl COSMO-Leps als auch ECMWF-EPS zeigen
für beide Tage im Westen und Südwesten des Landes relativ hohe
Wahrscheinlichkeiten für Böen Bft 7 bis 8 aus Südwest bis in die Niederungen, im
Bergland sind dann auch Bft 9 möglich.
Am Mittwoch und Donnerstag dürften dann die Wahrscheinlichkeiten für
warnrelevante Böen im Trogbereich etwas zurückgehen. Im Bergland und am
Donnerstag dann auch an den Küsten sind aber nach wie vor Böen Bft 8, auf
exponierten Gipfeln Bft 9 nicht ausgeschlossen.
Ab Dienstag kommt es im Einflussbereich des Höhentroges verbreitet zu
Niederschlägen, die im Bergland mehr und mehr als Schnee fallen. Hinweise auf
ein Überschreiten der Warnschwellen für Stark- oder Dauerregen gibt es aber
keine. Die höchsten Neuschneemengen werden an den Alpen erwartet, wobei aber
auch dort ab Mittwoch allenfalls in Staulagen markante Mengen auftreten könnten.

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Basis für Mittelfristvorhersage
ECMWF-EPS, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Winninghoff

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