SXDL31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

SXEU31 DWAV 251800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 25.02.2017 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Vergleichsweise ruhiger Sonntag. Ab Rosenmontag mit Trog- und
Kaltfrontannäherung von Westen wieder mehr Schmackes durch Wind/Sturm,
Regen/Schnee und Gewitter, für die Züge (also jetzt nicht die Deutsche Bahn) im
Westen nach jetzigem Stand aber grünes Licht.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 12 UTC
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Aktuell ... befindet sich Deutschland unter einem zunehmend abflachenden
Höhenrücken, der nach Osten abwandert. Nachfolgend zonalisiert die Höhenströmung
über dem Vorhersageraum vorübergehend. Dabei schwächt sich die anfangs im Norden
noch wirksame WLA mehr und mehr ab. Sie wird aber durch PVA ersetzt, die in
Verbindung mit durchziehenden flachen Troganteilen auftreten, so dass die
Hebungs- und Niederschlagsprozesse vom Tage erhalten bleiben. Da die Warmfront
trotz einer Teiltiefbildung am Okklusionspunkt im Bereich des Oslofjords direkt
über MV ostwärts zieht, die nachfolgende Kaltfront bis zum frühen Morgen mangels
ausreichend Schubkomponente aber über der Nordsee verweilt, kommt es quasi im
weit aufgespannten Warmsektor zu Regenfällen, die sich sogar noch etwas südwärts
bis etwa in die nördliche Mitte verlagern. Dabei bestehen immer noch
Unsicherheiten, wie weit genau der Niederschlag vorankommt. Für die Hochlagen
evtl. betroffener Mittelgebirge (vor allem der Harz) könnte es für etwas
Schneefall mit Glätte reichen. Ansonsten kommen im Norden noch mal 1 bis 5,
lokal um 7 mm Regen zusammen.
Obwohl die hohen Wolkenfelder zunehmend auch auf die süddeutschen Regionen
übergreifen, bleibt es dort vielerorts gering bewölkt, teils sogar klar.
Entsprechend tritt in weiten Teilen Bayerns und BWs bis hoch zum Erzgebirge und
zum Thüringer Wald leichter, über Schneeflächen stellenweise auch mäßiger Frost
auf.
Der südwestliche Wind legt im Norden und bedingt auch in der Mitte zunächst noch
etwas zu, bevor er zum Morgen hin wieder schwächer wird. An der See treten Böen
7, exponiert 8 Bft auf, im Bergland je nach Exposition 7-9 Bft, auf dem Brocken
10 Bft.

Sonntag ... schwenkt ein flacher KW-Trog rasch nach Osten durch, gefolgt von
einem zunächst nicht minder flachen Höhenkeil, der bis zum Tagesende aber an
Amplitude zulegt. Ursache ist eine andauernde Austrogung über dem nahen
Ostatlantik, auf dessen Vorderseite über Westeuropa nicht nur ein allmähliches
Rückdrehen der Höhenströmung auf Südwest erfolgt, sondern zudem WLA für eine
allmähliche Intensivierung des Höhenkeils sorgt.
Das o.e. Teiltief zieht weiter zum Baltikum, wodurch die zugehörige Kaltfront -
immer noch leicht schleifend - südwärts vorankommt. Sie überquert gegen Mittag
die westlichen Mittelgebirge südwärts, während sie im Nordosten wegen einer
Wellenbildung deutlich zurückhängt. Mit Verlagerung nach Süden verliert die
thermisch sowieso nicht üppig ausgebildete Front zunehmend an Kontur, so dass
sie sich im Tagesverlauf wahrscheinlich irgendwann auflösen wird. Die anfänglich
im Norden vor und an der Front noch auftretenden Regenfälle verlagern sich
nordostwärts, während ab der Mitte südwärts keine oder nur noch geringe
Niederschlagssignale simuliert werden. Im Süden scheint sogar wieder vielerorts
die Sonne. Dabei greift die zuvor auf höhere Luftschichten beschränkte WLA nun
auch vermehrt auf irdisches Niveau durch, sprich, es kommt zu einem landesweiten
(auch postfrontal) Temperaturanstieg. So werden in der überwiegend stark
bewölkten bis bedeckten Nordhälfte 6 bis 11°C, nach Süden 9 bis 14°C, am
Oberrhein lokal auch 15°C erreicht.
Der SW-Wind frischt vor und mit der KF-Passage etwas auf, warnwürdige Böen 7 Bft
werden aber allenfalls im Bergland und anfangs noch an der Küste erreicht. In
exponierten Kamm- und Gipfellagen sind sogar Sturmböen 8 bis 9 Bft drin, wobei
die "alten Recken" Fichtelberg und Brocken (dort sogar 10 Bft möglich) einmal
mehr die Böen-Hitliste anführen.

In der Nacht zum Montag steilen Höhen- und Bodenströmung weiter auf, so dass die
Zufuhr milderer Luftmassen noch etwas forciert wird. Bei stabiler Schichtung ist
das Wettergeschehen weitgehend antizyklonal geprägt. Mit Ausnahme des äußersten
Südens und Südostens bleibt es frostfrei, im W und NW mit 8/9°C sogar regelrecht
mild. Stellenweise bildet sich Nebel.
Der südliche bis südwestliche Wind nimmt besonders im Westen und Nordwesten
allmählich zu und erreicht an und auf der Nordsee sowie im höheren Bergland
Stärke 7 Bft, in einigen exponierten Kamm- und Gipfellagen 8-9 Bft, auf dem
Brocken mitunter 10 Bft.

Montag ... nähert sich der ostatlantische Höhentrog immer weiter dem
europäischen Kontinent. Der Vorhersageraum verbleibt aber zunächst auf seiner
Vorderseite, wobei die Höhenströmung noch etwas weiter aufsteilt. Dabei setzt
sich vorderseitig zunehmend KLA durch, deren absinkende Wirkung aber durch PVA
(diffluente Vorderseite) überkompensiert wird. Die PVA interagiert recht gut mit
einer neuen, ebenfalls schleifenden und letztlich auch wellenden Kaltfront, die
dem Höhentrog vorgeschaltet ist und zu einem Tief gehört, das am Mittag am
Südrand der Norwegischen See positioniert ist und von dort langsam nordostwärts
zieht. Trotz Wellenbildung kommt die Kaltfront langsam ostwärts voran und sorgt
im W und NW etwa ab Mittag für aufkommende Regenfälle, die bis zum Abend etwa
eine Linie Elbmündung-Westerwald-Südpfalz erreichen. Diese von ICON
vorgeschlagene Linie liegt in der Progression etwas hinter den Lösungen zurück,
die z.B. gestern noch von der Numerik angeboten wurden, was möglicherweise der
etwas stärkeren Wellenbildung geschuldet ist.
Wie auch immer, am Nachmittag erreicht die KF von Benelux und der Nordsee her
deutschen Boden. Dabei liefern die Modelle Anzeichen, dass es an, mehr
vielleicht aber noch hinter der Front zu konvektiven Umlagerungen bis hin zu
Gewittern kommen kann, was aufgrund rückseitig zunehmender Labilität (Zufuhr
subpolarer Meeresluft) durchaus nachvollziehbar ist. Zwar halten sich die
CAPE-Werte in Grenzen, die Lapse-Rates nehmen aber stetig zu und auch die
Prognosetemps zeigen eine bis knapp über 500 hPa hinausreichende leichte
Labilität an. Hohe Scherungswerte bis in die mittlere Troposphäre erlauben die
Bildung organisierter Linien, was in den Pseudoradarreflektivitäten einiger
Modelle auch zum Ausdruck kommt. Bei Höhenwinden von bis zu 50 oder 55 Kt in 850
hPa und gegebenem Impulstransport nach unten sind Sturmböen 9 Bft in kräftigen
Schauern oder Gewittern sehr gut vorstellbar und schwere Sturmböen 10 Bft nicht
vollständig ins Reich der Fabel abzuschieben. Ob es auch schon für Graupel
reicht oder dieser erst in der Nacht auftritt, hängt letztlich vom Timing der
einströmenden Höhenkaltluft ab.
Nach Süden und Osten hin bleibt es tagsüber noch trocken, wobei besonders im
Süden, aber auch nördlich von Thüringer Wald und Erzgebirge (Leeeffekte) für
längere Zeit die Sonne scheint. An den Alpen wird es leicht föhnig.
Unabhängig von der oben beschriebenen möglichen konvektiven Entwicklung frischt
der südliche bis südwestliche Wind im Westen und Südwesten sowie im Bergland auf
mit Böen 7 Bft, im Bergland sowie in freien Lagen 8 Bft, in exponierten Kamm-
und Gipfellagen 9 bis 10 Bft. Auf dem Brocken sind sogar orkanartige Böen 11 Bft
möglich. In der präfrontal einfließenden milden Luftmasse werden
Tageshöchstwerte von 9 bis 15°C erreicht, im SW, insbesondere im Oberrheingraben
z.T. noch etwas darüber.

In der Nacht zum Dienstag kommen Kaltfront und nachfolgender Höhentrog ostwärts
voran. Damit verlagern sich auch die Niederschläge und das Starkwindfeld weiter
nach Osten. Rückseitig kühlt die Luftmasse weiter ab, in 850 hPa auf bis zu -5°C
und in 500 hPa bis nahe -35°C im W und NW. Dabei kommt es trotz "ungünstiger"
Tageszeit zu Schauern und einzelnen Gewittern, teils mit Graupel. Die
Schneefallgrenze sinkt bis in die mittleren Lagen der Mittelgebirge, während sie
im Süden noch über 1000 m verbleibt.

Dienstag ... bekommt der Höhentrog mit Drehzentrum über der Nordsee immer mehr
Zugriff auf den Vorhersageraum. Korrespondierend dazu findet man auch am Boden
ein umfangreiches, mit mehreren Kernen gespicktes Tiefdrucksystem, dessen
Schwerpunkt ebenfalls über der Nordsee zu finden ist. Hinter der nach SO
abziehenden Kaltfront wird Deutschland von polarer Meeresluft geflutet, die
aufgrund ihres großen Bogens um das Tief herum aber erwärmt daherkommt.
Gleichwohl reicht die Labilität aus, um weitere Regen-, Graupel- und
Schneeschauer sowie kurze Kaltluftgewitter zu produzieren, wobei die
Schneefallgrenze je nach Intensität zwischen 300 und 700 m anzusiedeln ist.
Oberhalb etwa 600 bis 800 m kann sich dabei eine dünne Schneedecke ausbilden.
Großes Thema bleibt der südwestliche Wind, der allein vom Gradienten schon sehr
flott unterwegs ist und mit Schauerunterstützung Böen 7-8 Bft, im Bergland je
nach Exposition 8 bis 10 Bft, vereinzelt 11 Bft erreicht. Möglicherweise sorgt
eine von Westen hereinziehende Welle im tagesverlauf für eine deutliche
Gradientauffächerung ergo Windabschwächung im Norden. Temperaturmäßig reicht es
nur noch für 6 bis 12°C.


Modellvergleich und -einschätzung
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Für heute reicht´s. Nur so viel für den Augenblick, die externen Modelle zeigen
keine substanziell abweichenden Lösungen von der oben geschilderten. Ist doch
auch was...



Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann

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