SXDL31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

SXEU31 DWAV 260800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 26.02.2016 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: Übergang zu SEz bzw. HNFz
Unter vorübergehendem schwachen Hochdruckeinfluss zunächst keine markanten
Wettererscheinungen. Sonntag im Bergland Sturmböen.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 24 UTC
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Freitag... befindet sich der Vorhersagebereich noch im Einflussbereich eines
breit angelegten nordeuropäischen Höhentiefkomplexes mit Drehzentrum über dem
Bottnischen Meerbusen unterhalb einer nordwestlichen Höhenströmung. Darin
eingebettet zieht bis mittags ein kurzwelliger Randtrog über Nordostdeutschland
hinweg südostwärts. Somit gelangt kurzzeitig noch einmal ein Schwall höhenkalter
Luft dorthin, wobei die Temperatur in 500 hPa über Ostvorpommern sogar auf unter
-38 Grad sinkt.
Die Folge ist noch einmal ein vorübergehendes Aufleben der Schauertätigkeit am
Vormittag im Norden. Die simulierten Mengen sind mit 0 bis maximal 3 mm
marginal, allerdings fallen die Schauer teils als Schnee oder Graupel, so dass
es in kräftigeren Entwicklungen auch kurzzeitig Glätte durch Matsch geben kann.
Ein kurzes Gewitter ist nicht ausgeschlossen, erscheint aber aus aktueller
Modellsicht mangels simulierter Cape nicht sonderlich wahrscheinlich.
Nachmittags und abends klingen die Schauer dann mit Abzug der Höhenkaltluft ab.
Der übrige Vorhersagebereich gelangt im Tagesverlauf zunehmend in den
Einflussbereich eines Höhenrückens, der sich vorderseitig eines markanten und
Richtung Iberischer Halbinsel austropfenden, knapp westlich der Britischen
Inseln gelegenen Höhentroges über West- bzw. dem westlichen Mitteleuropa nach
Norden aufwölbt.
Auch im Bodenfeld spiegeln sich die zunehmend antizyklonalen Strukturen in Form
eines flachen Hochdruckgebietes wider, das seinen Schwerpunkt allmählich über
die Mitte Deutschlands hinweg ostwärts verlagert. Gleichzeitig verlagert sich
ein Tiefdruckgebiet von Nordwesten her in die Biskaya, so dass im Südwesten
bereits wieder leichter Druckfall einsetzt.
Somit dominiert in der Mitte und im Süden ruhiges, nach Auslaufen der Frost- und
Glättewarnungen warnfreies Wetter. Von Westen her beginnende WLA lässt zeitweise
dichtere Wolkenfelder in die westlichen und mittleren Landesteile vordringen,
aus denen es hier und da mal etwas regnen oder schneien kann. Vor allem im Süden
steht aber - nachdem sich auch am Alpenrand die dichteren Wolkenfelder mehr und
mehr aufgelöst haben - ein recht sonniger Tag ins Haus. Auch im Norden und
Nordosten zeigt sich die Sonne zwischen den Schauern bzw. nach deren Abzug
häufiger.
In der nach wie vor auch bodennah einströmenden maritimen Polarluft steigen die
Temperaturen auf Höchstwerte zwischen 2 und 7 Grad, im Bergland herrscht
leichter Dauerfrost.

In der Nacht zum Samstag tropft der Höhentrog über dem nahen Ostatlantik über
der Iberischen Halbinsel ab. Der vorgelagerte Höhenrücken über dem westlichen
Mitteleuropa verliert etwas an Kontur, da er von einem schwachen, nicht wirklich
wetterwirksamen Randtrog überlaufen wird, verstärkt sich dahinter aufgrund von
WLA vorderseitig des abtropfenden Höhentroges aber wieder und erstreckt sich mit
seiner Achse Samstagfrüh über die Schweiz und Nordostfrankreich bis zu den
Britischen Inseln.
Das Bodentief über der Biskaya füllt sich nach vorübergehender Vertiefung
allmählich wieder auf, während sich mit dem Abtropfprozess in der Höhe ein
weiteres Tiefdruckgebiet mit Drehzentrum knapp südlich der Pyrenäen, bei
Barcelona, ausbildet.
Ausgehend von diesem Tiefdruckkomplex erstreckt sich eine Tiefdruckrinne
zunehmend bis nach Süddeutschland, verstärkt noch durch die beginnende
Südüberströmung der Alpen (Leetief). Das Hochdruckgebiet verlagert sich im Laufe
der Nacht weiter ins östliche Mitteleuropa, wobei von ihm ausgehend ein Keil
weiterhin bis nach Norddeutschland und weiter zur Nordsee reicht.
Somit dreht die Bodenströmung mehr und mehr auf Ost bis Südost. Vor allem im
Süden des Landes verschärft sich der Druckgradient und vor allem in freien und
höheren Lagen frischt der Wind auf. Ob es aber bereits für warnwürdige Böen
reicht, ist fraglich, aufgrund von nächtlichen Low Level Jet- oder
Kuppeneffekten in den Kammlagen einiger Mittelgebirge aber nicht ausgeschlossen.

Ansonsten verläuft die Nacht ruhig, die Schauertätigkeit kommt auch im äußersten
Nordosten rasch zum Erliegen. Bei teils gering bewölktem Himmel gibt es
verbreitet leichten, in ungünstigen Lagen auch mäßigen Frost, in schneebedeckten
Alpentälern kann die Temperatur örtlich bis in den strengen Frostbereich sinken.
Vereinzelt ist Glätte durch Überfrieren, Reif oder gefrierendes Nebelnässen
möglich.

Samstag... verlagert das Höhentief über der Iberischen Halbinsel sein
Drehzentrum allmählich zur katalonischen Küste. Kräftige WLA an dessen
Nordostflanke stützt nach wie vor den von Norditalien bis nach England
reichenden Höhenrücken, wobei dieser allmählich eine horizontale Neigung
annimmt. Über dem Norden und Osten des Vorhersagegebietes bleibt das
Geopotentialfeld aufgrund eines Kurzwellentroges leicht zyklonal konturiert,
wobei aber keine nennenswerten Hebungsprozesse auszumachen sind.
Der Bodentiefkomplex über Südwesteuropa bewahrt seine Dipolstruktur mit
Drehzentren knapp nördlich der Pyrenäen bzw. zwischen Katalonien und den
Balearen, wobei sich der südliche Part vorübergehend auf unter 988 hPa vertieft
(ICON-EU).
Die nach Süddeutschland gerichtete Tiefdruckrinne ändert sich in Lage und
Intensität im Tagesverlauf kaum, während sich die von Polen bzw. der Ukraine bis
nach Schottland reichende Hochdruckbrücke etwas verstärkt. Somit verschärft sich
der Druckgradient weiter und der Ost- bis Südostwind frischt noch etwas auf.
Dennoch dürfte es auch in den Kammlagen weiterhin nur vereinzelt für warnwürdige
Böen reichen, da die bessere turbulente Durchmischung nach unten im Tagesverlauf
dem entgegenwirkt. In den östlichen und ostbayerischen Mittelgebirgen könnte
aber in Ost-West ausgerichteten Tälern allmählich der "Böhmische Wind" Thema
werden.
Somit dominiert auch am Samstag ruhiges, weitgehend warnfreies Wetter. Vor allem
im Nordosten ist es noch locker bewölkt, in den Süden gelangen bereits erste
hohe und mittelhohe Wolkenfelder des südwesteuropäischen Tiefdruckkomplexes,
wobei es an den Alpen föhnig wird. Ob es auf den Alpengipfeln aber bereits für
warnwürdige Böen reicht ist ebenfalls fraglich.
Die Temperaturen steigen etwas an und erreichen Höchstwerte zwischen 3 und 7
Grad im Norden und Osten und 5 bis 10 Grad im Süden und Südwesten, wobei es am
Alpenrand mit Föhnunterstützung auch noch etwas milder werden kann.

In der Nacht zum Sonntag verlagert der südwesteuropäische Höhentiefkomplex
seinen Schwerpunkt allmählich Richtung Balearen bzw. Nordalgerien. WLA an seiner
Nordflanke stützt nach wie vor den Höhenrücken über Süddeutschland. Während der
nicht weiter wetterrelevante Kurzwellentrog über Norddeutschland ostwärts
abzieht.
Der Bodentiefkomplex verliert eine Dipol-Struktur, das südliche Tiefdruckgebiet
füllt sich über den Balearen etwas auf. Die von der Ukraine über Norddeutschland
hinweg bis nach Schottland reichende Hochdruckbrücke verstärkt sich noch etwas
und weitet sich ein wenig südwärts aus, während die Tiefdruckrinne über
Süddeutschland erhalten bleibt. Vor allem im Südwesten verschärft sich der
Druckgradient dadurch etwas und zusammen mit den typischen nächtlichen Low Level
Jet-Effekten an der Strahlungsinversion könnte es dort in den Kamm- und
Gipfellagen für stürmische Böen oder Sturmböen reichen (COSMO_EU sogar mit 10
Bft. auf dem Feldberg/Schwarzwald).
Mit der zunehmend auch auf Süddeutschland übergreifenden WLA steigen dort die
Temperaturen in 850 hPa - zusätzlich noch föhnunterstützt - auf 2 bis 6 Grad,
während sie im Norden und Osten zwischen -2 und -8 Grad verharren. Dabei greifen
auch dichtere mittelhohe Wolkenfelder über die Alpen hinweg nordwärts aus, für
Niederschläge sollte es aber noch nicht reichen.
Vor allem in der Mitte und im Nordwesten bleibt es meist gering bewölkt,
allerdings kann sich Nebel und Hochnebel bilden. Verbreitet gibt es leichten bis
mäßigen Frost, Glätte sollte aber kaum Thema sein.

Sonntag... zieht das Höhentief nach ICON bis zum Abend mit seinem Drehzentrum
nach Sardinien (500 hPa). Nach wie vor bleibt an seiner Nordflanke ein Höhenkeil
nach Süddeutschland gerichtet, der sich etwas nach Norden verlagert und an
Kontur verliert. Somit dreht die Höhenströmung im Süden auf Südost und nimmt
eine zunehmend zyklonale Struktur an, während sich nördlich des Keils über
Norddeutschland eine schwache westliche Höhenströmung einstellt.
Das Bodentief über der Biskaya füllt sich allmählich auf, während sich über dem
Tyrrhenischen Meer ein weiteres bildet und sich allmählich nordwärts verlagert.
An der Tiefdruckrinne über Süddeutschland ändert sich nur wenig, die
Hochdruckbrücke über dem nördlichen Mitteleuropa verstärkt sich dagegen weiter.
Mit der damit einhergehenden Gradientverschärfung frischt der Ostwind weiter auf
und es gibt in den Kamm- und Gipfellagen vor allem der ost- und süddeutschen
Mittelgebirge häufiger stürmische Böen, auf exponierten Gipfeln Sturmböen (Bft.
8 bis 9). Auch in Ost-West ausgerichteten Tälern insbesondere der ostbayerischen
Mittelgebirge sind starke Windböen nicht ausgeschlossen ("Böhmischer Wind").
An den Alpen bleibt es föhnig, auch die Luftmassengrenze in der niederen
Troposphäre bleibt aufrecht. Im Süden bewegen sich die Temperaturen in 850 hPa
nach wie vor zwischen +2 und +6 Grad, im Norden zwschen-7 und -1 Grad. Dieses
Szenario wird auch vom ECMWF geteilt, während GFS die Tiefdruckrinne am Boden
weiter südlich simuliert. Das hat auch Auswirkungen auf die
Niederschlagsprognosen, denn während nach Lesart der deutschen Modellkette und
des ECMWF trotz kräftiger WLA die Niederschläge aufgrund des Föhns noch
zurückgehalten werden bzw. es nur sehr schwache Signale gibt (hauptsächlich an
der Luftmassengrenze), simuliert GFS am Nordrand der Tiefdruckrinne über
Südbayern schon 0 bis 3 mm, die dann - auch, wenn die 850 hPa-Temperaturen dort
deutlich niedriger simuliert werden als nach ICON bzw. ECMWF - noch überwiegend
als Regen fallen dürften.
Während in die Südhälfte und teilweise auch in die mittleren Landesteile von
Süden her allmählich dichtere Wolkenfelder vordringen können, scheint sonst noch
häufiger die Sonne, lediglich am Nordostrand der östlichen Mittelgebirge
(Insbesondere Thüringer Becken) kann sich gebietsweise länger Hochnebel halten.
Die Temperaturen steigen im Osten und Norden im Einflussbereich bodennah kühler
Festlandsluft auf 3 bis 7 Grad, bei beständigem Hochnebel kaum über 0 Grad. Im
Süden werden dagegen 5 bis 11 Grad erreicht, vor allem an den Alpen und im
Vorland sowie am Ostrand des Bayerischen Waldes mit Föhnunterstützung auch bis
zu 14 Grad.

In der Nacht zum Montag weitet sich der Höhentiefkomplex im westlichen
Mittelmeerraum nach Norden aus, das Drehzentrum befindet sich Montagfrüh in etwa
über Korsika. Vor allem über dem Süden und der Mitte Deutschlands verstärkt sich
die WLA dadurch weiter.
Das Bodentief verlagert seinen Schwerpunkt nach Korsika, die Tiefdruckrinne über
Süddeutschland verschärft sich noch ein wenig. Die Hochdruckbrücke über
Norddeutschland bleibt erhalten, wodurch auch der scharfe Druckgradient aufrecht
bleibt. Somit muss in den Kamm- und Gipfellagen der Mittelgebirge weiterhin mit
stürmischen Böen oder Sturmböen aus Ost bis Nordost gerechnet werden, in
West-Ost ausgerichteten Tälern mit starken Windböen.
Unsicherheiten gibt es nach wie vor bzgl. der genauen Niederschlagsprognose, vor
allem zwischen ICON/ECMWF und dem GFS. GFS simuliert die Tiefdruckrinne
weiterhin eher knapp südlich der Alpen, so dass an deren Nordflanke in Süd- und
Ostbayern bereits kräftigere Aufgleitniederschläge einsetzen können, die dann
bei zunehmender niedertroposphärischer KLA (in 850 hPa sinken die Temperaturen
auch in Südbayern bereits auf negative Werte) bis in tiefe Lagen zunehmend in
Schnee übergehen.
In der Modellinterpretation des ECMWF/ICON treten nach wie vor lediglich leichte
Niederschlagssignale vor allem Richtung östliches Bergland auf (unter 1 mm)
sowie nach ECMWF auch direkt an den Alpen.
Während im Süden und in der Mitte unter den zunehmend dichten Wolkenfeldern bei
Weitem nicht mehr überall Frost auftritt, ist das im Norden und Westen
verbreitet der Fall. Glätte sollte weiterhin kaum Thema sein.

Modellvergleich und -einschätzung
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Bis zum Wochenende simulieren die externen Modelle eine der deutschen
Modellkette ähnliche Wetterentwicklung. Warnrelevante Unterschiede sind zunächst
nicht zu erkennen.
Interessanter wird es dann erst am Ende der Kurzfrist, wobei das GFS mit der
fehlenden Tiefdruckrinne über Süddeutschland eine gegenüber der deutschen
Modellkette und dem ECMWF leicht unterschiedliche Entwicklung andeutet, was auch
Auswirkungen auf die Niederschlagsprognosen hat. Diese wurden im Text aber
bereits erläutert.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff

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