SXDL31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

SXEU31 DWAV 291800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 29.02.2016 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Im Süden und Südosten nachts und am Dienstag gebietsweise kräftige Schneefälle.
Akkumuliert in Staulagen 15 bis 30 cm Neuschnee in 24 Stunden.
Ab Dienstagabend von Westen erneut wechselhaft, Schnee im Bergland, in tiefen
Lagen nasskalt.
Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 12 UTC
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Aktuell ... liegen wir im Bereich eines abgetropften Troges, dessen
eingelagertes Höhentief mit Kern bei Korsika positioniert ist. Am Boden hat sich
vor dem Höhentief ein Bodentief entwickelt, welches über das Tyrrhenische Meer
nach Osten zieht. Zugleich bildet sich aktuell ein Tief nördlich der Alpen über
Österreich. Dabei kommt es an der Nordwestflanke der erwähnten Druckgebilde,
etwa in unserer Südosthälfte zu Aufgleitvorgängen mit entsprechenden
Niederschlägen. Über dem Nordwesten liegt eine Hochdruckbrücke, die das
Azorenhoch mit einem Hoch über Westrussland verbindet.

In Teilen Niederbayerns ist dabei anfangs noch milde, abkühlte Mittelmeerluft
wirksam mit einer Schneefallgrenze nahe 1000m, während ansonsten in der
einfließenden Kaltluft es teilweise bis in Flachland schneit. Mit der
Ostverlagerung des Tiefdrucksystems setzt sich in der ersten Nachthälfte auch im
Südosten die subpolare Meeresluft durch. In der Südosthälfte dauern die
Niederschläge an, wobei die Schneefallgrenze bis in tiefe Lagen sinkt.

Im Osten kommen die Schneefälle weiten sich die Niederschläge noch etwas nach
Norden bis zum Berliner Raum aus, während sich sonst regional wenig tut.
Akkumuliert über 12 Stunden liegen die Niederschlagssummen in der Fläche
zwischen 1 und 10 mm, nur lokal darüber (Erzgebirge, südlich der Donau). Dabei
können in tieferen Lagen 1 bis 5 cm, im Bergland teils um 10 cm, lokal
(besonders Alpenrand und Erzgebirge) bis oder um 15 cm Neuschnee fallen. Da der
Schnee zum Teil nass und schwer ist, besteht die Gefahr von Schneebruch.

Mit Druckanstieg von Nordwesten her fächert der Gradient auf, so dass der Wind
abflaut. Nur in Hochlagen der Alpen legt der dort westliche Wind gegenüber dem
Abend zu mit einzelnen Böen 8 Bft auf den Gipfeln.

Mit Ausnahme einiger Regionen im Süden und Osten sowie unmittelbar an der See
geht die Temperatur auf 0°C oder in den leichten Frostbereich zurück, in den
westlichen Mittelgebirgen lokal auch unter -5°C. Besonders in der Südosthälfte
wird es winterlich auf den Straßen (Schnee, Matsch, teils gefrierende Nässe),
während nach NW hin nur etwas Reifglätte oder im Falle örtlicher Nebelfelder
etwas gefrierende Nässe möglich ist.

Dienstag ... zieht das Tiefdrucksystem nach Osten ab, so dass der Vorhersageraum
unter den Einfluss der von Westen durchschwenkenden Hochdruckbrücke gelangt.
Gleichwohl kommt es zwischen Alpenrand bzw. Bodensee bis zur Lausitz zu
Schneefällen mit nachlassender Intensität. Am Alpenrand können trotzdem noch 5
cm, vereinzelt 10 cm Neuschnee fallen.

Die mit der Hochdruckbrücke verbundene Wetterberuhigung ist nur von kurzer
Dauer, da sich von Frankreich her ein okkludiertes Frontensystem nähert, in
dessen Vorfeld Warmluftadvektion in den Keil hineinläuft. Das Frontensystem
gehört zu einem kleinen Tief, das von Westen kommend über Schottland und den
Shetlands Richtung Norwegen zieht. So zieht bereits am Vormittag mehrschichtige
Bewölkung in die westlichen Landesteile, aus denen es dann am Nachmittag anfängt
zu regnen und zu schneien. In tiefen Lagen
überwiegt die flüssige Phase, auch wenn mit einsetzendem Niederschlag kurz
Schnee oder Schneeregen fallen kann (die Tageszeit ist ungünstig für Schnee). Im
Bergland oberhalb etwa 300 bis 500 m geht das Ganze mit Schnee los, bevor die
Schneefallgrenze in der Nacht zum Mittwoch mit Passage des okkludierenden
Systems bis in die Kammlagen bzw. darüber hinaus ansteigt.

Es ist nicht ausgeschlossen, dass in einigen Kältelöchern im mittleren
Höhenbereich kurzzeitig auch mal gefrierender Regen auftritt, auch wenn die
Wahrscheinlichkeit dafür nicht allzu hoch ist.
Mit Annäherung des Frontensystems frischt der auf südliche Richtungen
rückdrehende Wind im Westen und Nordwesten auf mit Böen bis 7 Bft, an und auf
der Nordsee 8 Bft.

In der Nacht zum Mittwoch kommt das Frontensystem bei fortschreitendem
Okklusionsprozess ostwärts voran, wodurch sich die zugehörigen Niederschläge,
auf der diffluenten Vorderseite des folgenden Höhentroges, auf fast ganz
Deutschland ausweiten.
Am Vorderrand des Niederschlags fällt anfangs Schnee/Schneeregen bis in tiefe
Lagen, bevor die Schneefallgrenze von Westen her steigt. Wie hoch, ist noch
etwas unsicher, da der Okklusionsprozess von den Modellen unterschiedlich
schnell simuliert wird (GFS geht vorübergehend hoch auf über 1000 m, die
deutsche Modellkette etwas darunter).
Bei Temperaturen um oder etwas unter 0°C muss vor Beginn der Niederschläge im
Osten und Südosten auch mit gefrierender Nässe bzw. gefrierendem Schneematsch
durch die vorherigen Niederschläge gerechnet werden.

Der auf Südwest drehende Wind frischt besonders in höheren Lagen auf mit Böen
bis zu 9 Bft, auf dem Brocken 10 Bft. Dabei besteht nach Osten hin in den
Hochlagen die Gefahr von Schneeverwehungen. In tiefen Lagen sind Böen 7 Bft
möglich, bevor der Wind postfrontal etwas abnimmt.

Mittwoch ... schwenkt das Frontensystem ostwärts durch, gefolgt von einem
Höhentrog, dessen Achse aber noch westlich des Vorhersageraums verbleibt.
Trotzdem strömt von Westen her hochreichende Meeresluft polaren Ursprungs heran,
in der die 500-hPa-Temperatur mit Ausnahme des äußersten Ostens auf unter -30°C
zurückgeht, während in 850 hPa -2 bis -5°C erwartet werden.
Deutschlandweit kommt es mit Unterstützung des Tagesgangs zu schauerartigen, vor
allem in Staulagen Süddeutschlands auch länger andauernden Niederschlägen, die
je nach Intensität oberhalb 200 bis 500 m (am Alpenrand etwas höher) durchweg
als Schnee, sonst als Regen, Schneeregen oder Graupel fallen. Wie viel
Niederschlag unter dem Strich zusammenkommt, steht noch nicht fest, zu heterogen
sind die Prognosen der Modelle.

Es ist aber gut möglich, dass es im Hochschwarzwald und im Allgäu mehr als 10 cm
Neuschnee sein werden. Mit dem Einströmen der höhenkalten Luft nimmt vor allem
zum Nachmittag hin die Wahrscheinlichkeit kurzer Kaltluftgewitter in den
westlichen Landesteilen zu.

Aufgrund limitierter Höhenwinde (850 hPa meist unter 30 Kt) sollte der
Impulstransport nicht mehr als Böen 7 Bft bringen. Auch aus dem Gradienten hält
sich der westliche Wind in Grenzen mit nur einzelnen Böen 7 Bft in tiefen und
Böen bis 9 Bft in höheren Lagen. Auf der anderen Seite reicht die Durchmischung
aber aus, die Temperatur trotz der KLA auf Werte zwischen 4 und 9°C, am
Oberrhein punktuell vielleicht sogar bis 10°C ansteigen zu lassen.
In der Nacht zum Donnerstag tropft ein Teil des Troges nach Norditalien ab, der
Rest schwenkt nach Deutschland hinein, während sich das Bodentiefdruckgebiet mit
Zentrum über der südlichen Nordsee einfindet.
Es treten dabei weitere schauerartige Niederschläge auf, die bis ganz runter als
Schneeregen oder Schnee, teils als Graupel fallen. Während es in tiefen Lagen
meist wohl nur zu Schneematsch reicht, muss oberhalb von 400m mit Glätte durch
Neuschnee von 1 bis 5, lokal bis 10 cm in 12 Stunden gerechnet werden. Darüber
hinaus ist auch gefrierende Nässe möglich. Vor allem im Westen und Süden muss im
Bergland mit starken bis stürmischen Böen aus Südwest gerechnet werden,
exponiert mit Sturmböen. In tiefen Lagen reicht es kaum zu Windböen, die vor
allem bei Schauern möglich sind.

Donnerstag ... liegen wir unter einem umfangreichen Trog, dessen eingelagertes
Drehzentrum sich im Tagesverlauf im Bereich Nordwestdeutschland/Niederlande
einfindet. Das fast achsensenkrecht darunterliegende Bodentief beginnt sich
langsam aufzufüllen.

Vor allem über der Westhälfte und den südlichen Landesteilen werden durch
positive Vorticityadvektion, teils auch durch WLA weitere Hebungsantriebe
generiert, so dass es dort zu Schauern oder schauerartigen Niederschlägen kommt,
wobei die Schneefallgrenze zwischen 300 und 600m schwankt. In höheren Staulagen
des Westens und Südwestens sind 5 bis 10 cm Neuschnee möglich.

In tiefen Lagen schneit es bei stärkeren Schauern, bzw. es fällt Graupel mit
vorübergehender Glätte. Auch kurze Gewitter sind vor allem in den westlichen
Teilen zu erwarten.

Der Wind erreicht in tiefen Lagen, maximal exponiert Bft 7, im Bergland Bft 8
bis 9, und auch an der Nordsee sind Bft 7 bis 8 aus Südost möglich. Im Osten und
Nordosten fällt die Wetterentwicklung ruhiger aus. Mangels Hebung und bei etwas
stabilerer Schichtung sind nur schwächere Schauer zu erwarten. Auch Wind sollte
kaum ein Thema sein. Die Maxima liegen meist bei 5 bis 8 Grad, oberhalb 800m
herrscht leichter Dauerfrost.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren den Ablauf ähnlich. Am Warnkonzept für die Nacht muss
nicht gerüttelt werden. Für die nächsten Tage sehen alle Modelle
spätwinterliches Wetter vor, mit Schnee in Berglagen. Leichte Unterschiede bzgl.
der Verteilung und Intensität der Niederschläge sind kaum diskussionswürdig.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner

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