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Thema des Tages

HARVEYs Ende

Hurrikan HARVEY ist neben neun "Tropischen Tiefdruckgebieten" und
acht "Tropischen Stürmen" der dritte und bisher stärkste Hurrikan der
Atlantischen Saison 2017. Auf dem Höhepunkt seiner Entwicklung am
Freitagabend hatte er bei einem Kerndruck von 938 hPa
Windgeschwindigkeiten von bis zu 115 Knoten (ca. 215 km/h,
"1-min-sustained-wind-speed" laut Definition des US-amerikanischen
National Hurricane Centers).

HARVEY entstand bereits am 13. August morgens als flaches "Tropisches
Wellentief" südwestlich der Kapverdischen Inseln und entwickelte sich
dank Wechselwirkung mit einem ausgedehnten Geopotentialtrog zum
Tropischen Sturm, der sich dann allerding wider Erwarten in sein
Anfangsstadium zurück entwickelte. Diese rudimentäre Störung zog
westnordwestwärts über die Karibik hinweg und wuchs im Golf von
Mexiko erneut zu einem Tropischen Sturm auf, der sich rasch
verstärkte und am Freitagabend die (zweithöchste) Stufe 4 auf der
Saffir-Simpson-Hurrikan-Skala erreichte. Schließlich begann in der
Nacht zu Samstag die Landung an der Golfküste bei Corpus Christi.

Unter der Landung (engl. "Landfall") eines Hurrikanes versteht man
den Vorgang, bei dem das Zentrum bzw. Auge des Wirbelsturmes die
Küstenlinie überquert. Dann entstehen die schwersten Schäden,
insbesondere im Bereich der sich ringförmig um das Auge
erstreckenden, hoch reichenden Gewitterwolken (engl. "Eyewall"). Dort
überlagern sich die stärksten Windböen mit den heftigsten
Regenfällen, dazu kommt das Maximum der vom Wirbelsturm verursachten
Flutwellen. Aber auch bereits Stunden vor dem eigentlichen Landgang
macht sich der herannahende Wirbel durch sein Sturmfeld und ergiebige
Niederschläge bemerkbar.

Da tropische Wirbelstürme über Land von der sie speisenden
Energiequelle, dem warmen Meerwasser, abgeschnitten werden, verlieren
sie relativ schnell an Kraft. Sie verbleiben meist noch wenige Tage
als "unstrukturierte" Tiefdruckgebiete. Insbesondere dann, wenn
Gebirge ihren Weg kreuzen, setzen sie dabei ihre Energie in
wolkenbruchartigen Regenfällen frei. Werden Inseln oder Landengen
überquert, können Wirbelstürme ihre Kraft erhalten oder sich danach
über ausreichend warmem Meerwasser sogar erneut regenerieren.

Obwohl nunmehr an Land, gibt HARVEY so rasch nicht auf! Laut einigen
Vorhersagemodellen hält er sich mindestens bis zur Mitte der
kommenden Woche über dem küstennahen Binnenland im südlichen Texas.
Da er weiterhin feucht-warme Luft aus dem Golf von Mexiko in seine
Zirkulation einbezieht, muss wiederholt mit katastrophalen
Regenmengen gerechnet werden, die gebietsweise 600 bis 800 mm (1 mm =
1 L/m²) erreichen können.

Dipl.-Met. Thomas Ruppert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 27.08.2017

Copyright (c) Deutscher Wetterdienst

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