SXDL33 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT MITTELFRIST

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 30.08.2017 um 10.30 UTC



Kühl und wechselhaft. Zunächst im Süden regnerisch, dann Schauerwetter. Zum
Wochenbeginn von Nordwesten allmählich freundlicher und wieder etwas milder.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 06.09.2017


Die Mittelfrist beginnt am Samstag mit einem markanten Höhentiefkomplex über
Mitteleuropa, der eine durchgreifende und nachhaltige Wetterumstellung
einleitet. Dieser Komplex besteht aus zahlreichen eigenständigen Zentren, die
Bereiche Deutschlands im Verlauf der Mittelfrist unterschiedlich stark
beeinflussen. Im Bodendruck hat ein markanter Frontenzug Deutschland ostwärts
verlassen, schleift jedoch im äußersten Süden entlang der Alpen. Von daher zeigt
sich das Wetter besonders zwischen Bodensee und den Alpen bis zum Bayerischen
Wald verregnet und dort muss mit nicht unerheblichen Niederschlagsmengen um 20
l/qm in 12 Stunden gerechnet werden, die in Staulagen auch noch höher ausfallen
können. Diese Mengen sind in eine bereits vor der Mittelfrist beginnenden
Dauerregenlage eingebettet. Im Westen und Norden sorgt der Höhentrog mit kalter
Luft in der mittleren Troposphäre für zahlreiche Schauer, die mit
tageszeitlicher Einstrahlung an Intensität gewinnen und vereinzelt von Blitz und
Donner begleitet sein können. Im Tagesverlauf nähert sich dem Nordosten ein sich
mäßig verstärkendes Bodentief über Nordpolen an, das besonders den Regionen
entlang der Oder neben vielen dichten Wolken auch etwas Regen bringt.
Zusammengefasst wird der Samstag ziemlich nass ausfallen und dabei auch in
vielen Regionen alles andere als sommerlich daherkommen, denn die Höchstwerte
liegen im Dauerregen zwischen 12 und 15 Grad und kommen selbst im Westen mit
geringfügigen Sonnenanteilen kaum über die 20 Grad-Marke hinaus. Der Wind weht
schwach aus Nord bis Nordwest und frischt im Umfeld der Ostsee zeitweise stark
böig auf.
In der Nacht zum Sonntag weitet sich der Höhentrog noch etwas ostwärts und somit
auf ganz Deutschland aus. Sonst ändert sich wenig. Das Bodentief über dem Norden
Polens zieht nordwestwärts in Richtung Dänemark weiter und die schleifende Front
am Alpenrand schmiegt sich noch etwas mehr an die Alpen. Von daher dauern die
skaligen Niederschläge südlich der Donau weiter an, wobei sich die kräftigsten
Niederschläge zunehmend an den direkten Alpenrand zurückziehen. In den Alpen
sinkt die Schneefallgrenze auf etwas unter 2000 m und hier muss erneut mit
12-std. Mengen um 20 l/qm gerechnet werden. Auch im Umfeld der Ostsee und in
Schleswig-Holstein kann es zeitweise leicht regnen als Folge mäßigen Aufgleitens
durch das Bodentief. Sonst fallen die Schauer und einzelnen Gewitter vom Tag
allmählich in sich zusammen, besonders in Staulagen der Mittelgebirge kann es
aber bis weit in die Nacht noch einzelne Schauer geben. Die Tiefstwerte liegen
zwischen 14 und 6 Grad. Der Wind weht schwach aus West bis Nordwest und frischt
im Umfeld der Ostsee böig auf.

Am Sonntag verbleibt das Höhentief über Deutschland und sorgt weiterhin für
einen sehr wechselhaften Wettercharakter. Die größten
Niederschlagswahrscheinlichkeiten sind südlich der Donau zu finden, wo der
skalige und anhaltende Regen der Nacht zunehmend in Schauer übergeht
(ausgenommen die Staulagen, wo es noch bis zum Abend leicht weiterregnet). Auch
sonst sind wiederholt Schauer zu erwarten, wobei die Schauertätigkeit im
Nordwesten unter geringfügig höhenmilderer Luft etwas gedämpfter ausfällt. Die
Temperaturen erholt sich deutschlandweit etwas und liegen am Nachmittag meist
zwischen 16 und 23 Grad, wobei die höchsten Werte im Westen erwartet werden.
Direkt am Alpenrand bleibt es mit rund 14 Grad deutlich frischer. Der Wind weht
schwach aus Nordwest.
In der Nacht zum Montag verlagert sich das Höhentief allmählich nach Süden und
liegt mit seinem Zentrum ausgangs der Nacht über Norditalien. Die einhergehende
geringfügige Erwärmung in der mittleren Troposphäre sowie ein schwaches
Bodenhoch sorgen für ein rasches Abklingen der Schauertätigkeit vom Tag und die
Wolken lockern im Westen teils stärker auf. Einzig im Berchtesgadener Land und
im Stau des Erzgebirges fällt noch etwas Regen. Bei einem schwachen Wind aus
Nord liegen die Tiefstwerte zwischen 14 und 5 Grad, wobei es küstennah am
wärmsten bleibt. Gebietsweise bildet sich Nebel.

Am Montag schwächt sich das Höhentief über dem Alpenraum weiter ab, beeinflusst
aber noch den Südosten und Osten. Derweilen nähert sich von Südschweden ein
weiteres kompaktes Höhentief, das im Tagesverlauf auf den Nordosten von
Deutschland übergreift. Der Westen profitiert von etwa höherem Geopotential und
wärmerer Luft in der mittleren Troposphäre. Somit gestaltet sich das Wetter
zweigeteilt. Während im Westen zeitweise die Sonne scheint und es meist trocken
bleibt, treten im gesamten Osten wiederholt Schauer auf, zum Nachmittag und
Abend kann es im Nordosten im Zuge des Höhentiefs und einhergehender Hebung
teils auch längere Zeit regnen. Bei einem schwachen Wind aus Nord bis Nordwest
liegen die Höchstwerte zwischen 17 und 23 Grad.
In der Nacht zum Dienstag zieht das kompakte Höhentief von Nordostdeutschland
zügig in den Südwesten. Dessen Niederschlag erfasst daher im Verlauf der Nacht
die Mitte und ausgangs der Nacht auch den Süden Deutschlands. Viel Niederschlag
wird nicht erwartet, doch es kann für einige Stunden leicht regnen. Abseits des
Niederschlags lockert die Bewölkung besonders im Westen und Norden stärker auf
und bei einem schwachen Wind aus Nord liegen die Tiefstwerte zwischen 16 und 8
Grad.

Am Dienstag zieht das Höhentief rasch weiter über die Schweiz nach
Südostfrankreich und von Nordwesten macht sich ein kräftiger Keil breit, der
sich von der Biskaya über England bis nach Norwegen erstreckt. Im Zuge einer
kräftigen Bodenzyklogenese über Polen greifen Aufgleitbewölkung und -
niederschläge auf den Osten von Deutschland über. Diese Entwicklung ist
allerdings noch sehr unsicher. Aus heutiger Sicht regnet es daher besonders
südlich der Donau noch etwas, wobei die Niederschläge im Tagesverlauf von Norden
her nachlassen und auch entlang der Oder bis zum Erzgebirge fällt zeitweise
Regen. Sonst ist es heiter oder teils stärker bewölkt und abgesehen von einem
geringen Schauerrisiko trocken. Bei einem schwachen Nordwind liegen die
Höchstwerte zwischen 17 und 24 Grad, bei länger anhaltendem Regen um 15 Grad.
Im Verlauf der Nacht zum Mittwoch weitet der Keil seinen Einfluss auf fast ganz
Deutschland aus, nur der äußerste Osten wird noch von den Aufgleitvorgängen des
Tiefs über Polen beeinflusst. Letzter Regen ist noch in der Lausitz zu erwarten,
sonst lockert die Bewölkung zeitweise auf und es bleibt trocken. Der Wind weht
weiterhin schwach aus Nord und die Temperatur geht auf 14 bis 7 Grad zurück.
Gebietsweise bildet sich bei längerem Aufklaren Nebel.

Am Mittwoch verlagert der Keil seinen Schwerpunkt etwas nach Nordwesten in
Richtung Nordsee und ein kleinräumiges und nur in höheren Luftschichten
ausgeprägtes Tiefdruckgebiet zieht von Nordost nach Südwest über Deutschland
hinweg. Seine Wetteraktivität wird sich auf dichte Bewölkung und einzelne
Schauer beschränken, wobei die Intensität und Zugbahn dieses Tiefs noch sehr
unsicher sind. Bei einem schwachen Nordwind werden Höchstwerte zwischen 17 und
24 Grad erwartet.

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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Das einzig sichere während der Mittelfrist ist, dass Deutschland von einem
kräftigen Höhentrog beeinflusst wird. Dieser weist zahlreiche kleinräumige
Minima auf, die Deutschland beeinflussen. Kein Wunder, dass die Persistenz der
Modelle bei solch einer Lage nicht sehr hoch ist und besonders die Zugbahnen der
kleinräumigen Höhentiefs bleiben mit Unsicherheiten behaftet. Diese beginnen
bereits am 1. Tag der Mittelfrist mit der Verlagerung eines Bodentiefs von
Nordpolen in Richtung Südschweden, wo zum 18 UTC Termin zwischen dem 00 UTC und
12 UTC Lauf des 29.8. rund 380 km Differenz liegen. Alle Läufe haben allerdings
eines gemeinsam: sie zeigen einen wechselhaften und besonders im Süden und Osten
teils auch kühlen Wetterabschnitt. Unsicherheiten gibt es bei der Bestimmung der
zeitlichen und räumlichen Niederschlagsschwerpunkte im Umfeld der jeweiligen
Höhentiefs.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Auch innerhalb der Globalmodelle ist eine große Unsicherheit zu erkennen, wenn
es um die Detailfragen von "timing" und "Zugbahn" der kleinräumigen Höhentiefs
bzw. der Höhentiefzentren und Bodentiefs geht. Diese sind entscheidend, wann es
wo mit welcher Intensität regnen wird. Das einzig sichere sind die anhaltenden
Regenfälle zum Beginn der Mittelfrist südlich der Donau, die sich zum Sonntag
hin abschwächen. Sonst unterstützen alle Globalmodelle den teils kühlen und
wechselhaften Witterungsabschnitt, wobei sich zum Ende der Mittelfrist eine
leichte Wetterberuhigung von Nordwesten bemerkbar machen sollte.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Alle Meteogramme zeigen für weite Bereiche Deutschlands ein ähnliches Muster.
Hamburg, Frankfurt am Main und Leipzig zeigen ein stark gedämpftes
Temperaturniveau mit Höchstwerten um 20 Grad (zum Ende der Mittelfrist
geringfügig ansteigend) und eine wechselhafte Witterung. Die
Niederschlagsspitzen sind sehr variabel mit einer großen Streuung der
Memberschar. Es überwiegt in dieser zyklonal geprägten Strömung die dichte
Bewölkung und entsprechend der recht zentralen Lage unter dem Höhentiefkomplex
wird auch mit keinen signifikanten Windereignissen gerechnet. Nur geringfügig
anders gestaltet sich der Süden (hier München), wo bis ausgangs der Nacht zum
Sonntag anhaltende Niederschläge mit einer guten Bündelung der Memberschar zu
erkennen sind, bevor auch hier eher der Schauercharakter überwiegt. Die
Höchstwerte von teils nur wenig über 15 Grad zum Beginn der Mittelfrist erholen
sich bis zum Ende geringfügig auf rund 20 Grad.
Bei den Clustern zeigen sich zum Beginn am Samstag zwei Cluster (klimatologische
Regime "blocking"), wobei der erste Cluster stärker besetzt ist als der zweite
(und auch den Kontrolllauf beherbergt). Über Mitteleuropa ähneln sich beide und
zeigen einen markanten Höhentrog.
In der Folge nimmt die Anzahl der Cluster dramatisch auf 5 zu (weiterhin alle
"blocking"), wobei der Kontroll- und det. Lauf beide im zweiten Cluster zu
finden sind. Alle Cluster sind recht gleichmäßig besetzt und zeigen den nach
Süden ziehenden Höhentiefkomplex über Mitteleuropa. Dessen genaue Geometrie ist
allerdings noch unsicher, wie auch die Geschwindigkeit der Südverlagerung. Auch
die zahlreichen kleinräumigen Höhentiefs innerhalb dieses Komplexes werden
unterschiedlich berechnet. Die Cluster zeigen allerdings im Verlauf der
Mittelfrist eine deutliche Geopotentialzunahme über Skandinavien. Das ist
insofern von Interesse, da um das Höhentief nach Norden geführte
Tiefdruckgebiete folglich an einer weiteren Nordverlagerung gehindert werden,
was grundsätzlich ein bekanntes Geopotentialmuster für kräftige und ergiebige
Regenfälle in Teilen der östlichen Bereiche Mitteleuropas ist. Die
Unsicherheiten diesbezüglich sind jedoch noch sehr groß. Letzte Daten belassen
den Schwerpunkt der Bodentiefs über Polen, die den Osten von Deutschland somit
nur streifen (anders beim nordamerikanischen Model GFS). Diese Entwicklung
sollte weiter im Auge behalten werden.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der EFI zeigt bei den Höchsttemperaturen besonders am Samstag und Sonntag im
Regen südlich der Donau teils deutliche negative Werte, bevor sich die Werte in
der Folge wieder normalisieren. Für den Dauerregen südlich der Donau am Samstag
und in der Nacht zum Sonntag gibt es eher geringe Ausschläge vom EFI, was nicht
verwundert, da es sich meist um leichte bis mäßige skalige Niederschläge handelt
und das gesamte Ereignis allmählich am Abklingen ist. 24-std. zeigen COMSO-LEPS
und EZMW-EPS beide am Alpenrand Wahrscheinlichkeiten von 15% (EZMW) und 20-30%
(COSMO-LEPS) für Niederschlagsmengen von mehr als 30 l/qm (bis Sonntag 06 UTC)
und COSMO-LEPS gar 5-10% für mehr als 50 l/qm/24h. In der Folge nehmen die
Wahrscheinlichkeiten für Dauerregen bei EZMW rasch ab, während bei COSMO-LEPS
zum Montag im Südwesten ein weiterer Schwerpunkt zu erkennen ist (rund um den
Schwarzwald). Die Unsicherheiten sind auch innerhalb der Ensembles groß.
Am Samstag und in der Nacht zum Sonntag zeigt das EZMW-EPS im Umfeld von Rügen
erhöhte Wahrscheinlichkeiten für Sturmböen Bft 8 (15-20%), die jedoch stark von
der Zugbahn des Bodentiefs abhängen, die wiederum noch sehr unsicher ist.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Mos-MIX, EZMW, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Helge Tuschy

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