SXDL33 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT MITTELFRIST

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 31.08.2017 um 10.30 UTC



Anfangs GWL-Muster TrM (Trog Mitteleuropa) mit unbeständigem, teils
frühherbstlich anmutendem Wetter. Am Wochenanfang von Westen her Annäherung
eines Höhenrückens.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 07.09.2017


Zu Beginn des mittelfristigen Prognosezeitraums am kommenden Sonntag hat sich
deutschlandweit ein Schwall polarer Meeresluft breitgemacht mit
850-hPa-Temperaturen um 5°C. Dabei liegen wir unter einem Trogkomplex mit
mehreren Drehzentren, der von Südskandinavien bis hinunter zum zentralen
Mittelmeer reicht. Zwar hat sich bodennah bereits Druckanstieg durchgesetzt, was
sich in Form einer schwachen Brücke zwischen dem Azorenhoch und einem
Fennoskandienhoch widerspiegelt. Gleichwohl gestaltet sich der Wetterablauf
aufgrund vorhandener Höhenkaltluft (T500 meist etwas unter -20°C) unbeständig
und relativ frisch.

Das soll sich nach dem neuesten Lauf von IFS_ECMF von heute 00 UTC mit Beginn
der neuen Woche ändern, wenn nämlich der Trogkomplex allmählich ost-nordostwärts
weggedrückt wird und von Westen her das Potenzial steigt. Dabei wölbt sich ein
Höhenrücken auf, der schließlich am Dienstag auf den Westen und Nordwesten
Deutschlands übergreift. Zum Tagesende verläuft seine Achse etwa von Lothringen
bis nach Jütland. Die korrespondiere Brücke im Bodendruckfeld verstärkt sich
etwas bei gleichzeitiger Verlagerung nach Osten. Ihre meridional verlaufende
Divergenzachse liegt am Mittwoch 00 UTC über der Osthälfte des Landes.
Die Niederschlagsneigung nimmt deutlich ab, außerdem steigt - teils advektiv,
teils absinkbedingt - das Temperaturniveau an. Am Dienstagabend werden
850-hPa-Temperaturen von rund 6°C an Oder und Neiße und bis zu 12°C im südlichen
Oberrheingraben angeboten.

Am Mittwoch wandert der Rücken nebst vorgelagerter Hochdruckzone langsam über
unser Land nach Osten und es kommt, wie es kommen muss - von Westen her wird es
wieder zyklonaler. Konkret, das nächste Höhentief (mit flachem Bodentief)rückt
uns von Westen her auf die Pelle. Zwar gelingt am Mittwoch noch nicht der volle
Übergriff, trotzdem könnte es im Tagesverlauf im Westen vorderseitig erste
Schauer und vielleicht auch Gewitter geben.

Am Donnerstag erreichen Boden- und Höhentief den äußersten Westen des
Vorhersageraums, wo sie auch am Freitag (Beginn der erweiterten Mittelfrist)
noch zugegen sind. Auf der Vorderseite wird Warmluft über den Osten nach Norden
bzw. Nordwesten gesteuert (definierte Warmluftzunge mit T850 um 10°C), während
sich sonst erwärmte Meereskaltluft aus subpolaren Breiten breitmacht (T850 um
7°C). Besonders um den Tiefkern herum kommt es zu schauerartig verstärkten,
teils auch gewittrigen Regenfällen, die sich auf weite Teile des Landes
ausbreiten.

Am Wochenende soll das Höhentief in Richtung Südostfrankreich bzw.
Korsika/Sardinien abdriften und Potenzial bzw. Luftdruck von Norden her
ansteigen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Was die Wetterentwicklung am kommenden Wochenende betrifft, zeigt das IFS vom
ECMF mittlerweile eine gute Konsistenz. Oder mit anderen Worten, das
Wochenendwetter präsentiert sich dem meteorologischen Herbstbeginn (Start am
morgigen Freitag) überaus angemessen, sprich, unbeständig und recht kühl.
Danach beginnt die Modellkonsistenz, sich zu verschlechtern. So wird in der
heutigen 00-UTC-Version das bis dato über Mitteleuropa liegende Höhentief
rascher nach Osten abgeschoben und durch einen von Westen nachrückenden Rücken
ersetzt. Entsprechend werden die gestern noch für Montag bis Mittwoch in Teilen
Deutschlands apostrophierten Regenfälle nach Osten weggedrückt, zudem wird es
etwas wärmer (siehe auch vorheriges Kapitel).
Die Erfahrung lehrt allerdings, dass die Modelle großräumige Höhentiefs oder
Trogkomplexe gerne mal etwas zu schnell verlagern und die Persistenz solcher
Gebilde unterschätzen. Man darf gespannt sein, wie es in diesem Fall läuft.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Im Vergleich mit anderen, an dieser Stelle für gewöhnlich begutachteten Modellen
fällt auf, dass GFS in eine sehr ähnliche Kerbe haut wie IFS. Allerdings wird
der Höhenkeil von einer Warmfront überlaufen, die bei IFS nicht so klar bzw.
schwächer in Erscheinung tritt. Auch das kanadische GEM setzt auf den Rücken,
lässt diesen aber rasch nach Osten abwandern, um danach in eine nach Norden hin
eher zyklonale, nach Süden hin eher antizyklonale Zonalströmung abzudriften.
ICON wiederum traut dem sich splittenden Höhentief eine größere Persistenz als
die anderen Modelle zu, was unter dem Strich eine zyklonalere erste Wochenhälfte
zur Folge hätte (mit Niederschlägen vor allem im Osten und Süden).
FAZIT: Der Ablauf ab dem kommenden Montag ist nach wie vor unsicher, die
Anzeichen, dass es von Westen her zu einem Druck- und Potenzialanstieg kommt,
nehmen aber zu - aus deterministischer Sicht.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die ECMF-EPS-Rauchfahnen verschiedener deutscher Städte zeigen bis
einschließlich Sonntag einen eng gebündelten Kurvenverlauf, der das o.e.
Szenario des Hauptlaufs stützt. Danach beginnt das Ensemble leicht aufzufächern,
allerdings ist sowohl bei T850 als auch bei Pot500 ein eindeutiger, wenn auch
recht flacher Trend nach oben erkennbar. Vor allem beim Potenzial decken Haupt-
und Kontrolllauf den oberen Rand der Kurvenschar ab, was den oben angesprochenen
Erfahrungswert des etwas zu schnell weichenden Höhentiefs stützen würde. Ab
Wochenmitte wird das Bild diffus ohne klaren Trend mit kühlen und warmen
Lösungen respektive hohen und niedrigen Potenzialwerten. Haupt- und Kontrolllauf
bewegen sich dabei zunächst auf konträrem Kurs (HL mit Tendenz nach unten, KL
eher warm bei hohem Potenzial). Die Rauchfahnen von GFS-EPS zeigen übrigens
einen sehr ähnlichen Verlauf wie ECMF-EPS.
Bei der Clusterung ergeben sich für den Zeitraum T+120...168h (Dienstag bis
Donnerstag) lediglich zwei Cluster (27+HL, 24+KL). CL 2 lässt den Rücken
geringfügig später, dafür aber nachhaltiger auf den Vorhersageraum übergreifen.
Sprich, das nächste Höhentief, das am Donnerstag nach Lesart des Hauptlaufs ja
schon fast in der Türschwelle zu Deutschland steht, wird hier deutlich weiter
westlich angesetzt.
Es verwundert nicht, dass die Zahl der Cluster für den Zeitraum T+192...240h
(Freitag bis Sonntag) auf fünf steigt (18, 10, 9, 8+HL, 6+KL). Dabei wird das
westliche Höhentief jeweils anders behandelt, was einmal mehr die schon lange
bekannte Schwierigkeit der Numerik unterstreicht, solche Gebilde belastbar und
konsistent zu prognostizieren. Die ersten drei Cluster tendieren eher in
Richtung zyklonal (am frappierensten CL 2 mit TrM-Lage), während CL 4 und 5 auf
zunehmenden Hochdruckeinfluss setzen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Nachdem sich im Kurzfristzeitraum für Teile Süddeutschlands wahrscheinlich eine
DAUERREGENLAGE einstellt, nehmen die Signale für signifikante
Wettererscheinungen ab Sonntag ab. Am ehesten kann es am Alpenrand anfangs noch
stärker regnen (leichte Signale von COSMO-LEPS und ECMF-EPS). Darüber hinaus
können sich in der eingeflossenen höhenkalten Luftmasse einzelne kurze GEWITTER
entwickeln.

Ab Montag gestaltet sich der Wetterablauf dann wahrscheinlich ruhig ohne
gesteigerte Warnerregung. Sollte es sich das Höhentief allerdings doch noch
anders überlegen als von den meisten Modellen und Ensembles prognostiziert,
könnte sich das schnell ändern. Denkbar wären u.a. weitere GEWITTER und auch ein
Stark- respektive Dauerregenereignis von Osten her (so wie vom gestrigen
12-UTC-Lauf von IFS für Dienstag vorgesehen) ist nicht ausgeschlossen.
Allerdings bewegen wir uns nun auf der Ebene der Spökenkiekerei, was an sich
nichts Verwerfliches ist, auf der anderen Seite aber auch mit vielen "Wenns und
Abers" arbeitet.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Anfangs MOS-Mix, zur Wochenmitte dann mehr ECMF-EPS mit ECMF-MOS.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Hoffmann

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