SXDL31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

SXEU31 DWAV 280800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 28.08.2017 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: HM (Hoch Mitteleuropa, später Übergang zu SWa bis SWz (Südwest antizyklonal
bis zyklonal)

Heute nur südlich der Donau Gewitter, in der Basis markant, lokale Unwetter
(Starkregen) möglich.
Am Dienstag Ruhe, am Mittwoch im Nordwesten Gewitter und Starkregen mit
Unwettergefahr, allmählich südostwärts verlagernd.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... befindet sich Deutschland unter der leicht mäandrierenden, über dem
europäischen Kontinent deutlich auffächernden Frontalzone. Dabei schwenkt heute
Vormittag ein flacher Sekundärtrog über den Süden ost-südostwärts. Gleichzeitig
intensiviert sich ein von Nordafrika bis nach Frankreich reichender Rücken,
wodurch die Höhenströmung eine leichte Rechtdrehung auf Nordwest vollzieht. Die
diagnostischen Prognosekarten zeigen ganz im Süden - etwa südlich der Donau -
bis in den Nachmittag hinein immer wieder kleinere Hebungsmaxima, die im
Wesentlichen durch PVA, bedingt aber auch durch WLA ausgelöst werden. Das
Problem dabei ist, dass diese Impulse auch schon für die vergangene Nacht
simuliert wurden und die Modelle (vor allem die grob aufgelösten) darauf mit
konvektiven Umlagerungen reagiert haben, die in der Nacht aber (zumindest auf
deutscher Seite) ausgeblieben sind. Vor allem nach ICON_Nest hätte es bis 06 UTC
in Alpennähe bis zu 30 l/qm innert 6 h geben sollen, passiert ist so gut wie
nix.
Wie auch immer, Tatsache ist, dass wir auch heute im Bereich schwacher
Luftdruckgegensätze liegen, wobei jeweils über dem Norden und über den Alpen
schwache Hochs mit etwas über 1020 hPa auszumachen sind. Dazwischen liegt -
arithmetischen Betrachtungen folgend - zwingend eine Zone relativ niedrigen
Drucks, die man gemeinhin als schwache Rinne bezeichnen kann. Sie verläuft zonal
über Süddeutschland und beinhaltet eine träge Luftmassengrenze (keine diskrete
Linie, "schmieriger" Übergangsbereich), die sich nur wenig verlagert. Sie trennt
feuchtwarme und potenziell instabile Subtropikluft im Süden (etwa das südliche
Drittel, vielleicht etwas weniger) von stabilerer und moderater temperierter
Meeresluft weiter nördlich. In letzterer Luftmasse passiert heute synoptisch
nichts Relevantes, sprich, bei einer Mischung aus viel Sonnenschein und einigen
Wolken (im Nordosten etwas mehr als zur Mitte hin) bleibt es im Großen und
Ganzen trocken. Dabei steigt die Temperatur auf rund 20°C an den Küsten und bis
zu 30°C im Bereich Saar, Nahe, Mosel.
Warntechnisch gilt es, wie aktuell auch schon der Fall - den Blick in den
äußersten Süden zu justieren etwa in die Regionen südlich der Donau sowie in den
Schwarzwald und auf die Schwäbische Alb. Dort können sich heute mit
orografischer und diabatischer (Auslösetemperatur bei 26°C) Unterstützung
einzelne Gewitter entwickeln, die bei PPWs von etwa 25 bis 30 mm und nicht allzu
flotter Verlagerungsgeschwindigkeit vor allem mit Starkregen einhergehen können.
Zwar wird in der Luftmasse ein nicht zu unterschätzendes Quantum an ML-CAPE
generiert (teils bis zu 1500 J/kg), allerdings sprechen die geringe Scherung und
somit eher erwartete Einzelzellenstruktur der Gewitter gegen größeren Hagel. Und
auch der Böigkeit sind Grenzen nach oben gesetzt, mehr als Sturmböen 9 Bft im
schlechtesten Fall sind nicht drin. Somit bleibt auch die Unwettergefahr gering,
allenfalls beim Regen sind 25 mm innert kurzer Zeit schnell mal überschritten,
was letztlich aber abzuwarten bleibt. Temperaturmäßig landen wir im Süden bei 25
bis 30°C, im Oberrheingraben lokal auch geringfügig darüber.

In der Nacht zum Dienstag beginnt der o.e., sich weiter intensivierende Rücken,
mehr und mehr auf den Vorhersageraum überzugreifen. In den Frühstunden verläuft
seine Achse diagonal von SW nach NO über Deutschland hinweg. So steht einer
antizyklonal geprägten, meist gering bewölkten oder klaren Nacht nichts im Wege.
Möglich Restkonvektion im Süden findet alsbald ihr Ende, es bilden sich aber
wieder ein paar Nebelfelder.

Dienstag... wandert der Rücken besonders in seinem Nordteil langsam ostwärts
aus, bleibt letztlich aber für uns das wetterprägende Gebilde. Allerdings
gelangt der Nordwesten dadurch zunehmend auf die Vorderseite eines sehr breit
angelegten Troges über dem nahen Ostatlantik. Mit den auf Südwest rückdrehenden
Höhenwinden werden am Nachmittag und Abend erste hohe, vielleicht auch schon ein
paar mittelhohe Wolkenfelder in den Westen und Nordwesten advehiert (aus denen
es laut GFS sogar schon etwas regnen soll). Im Extremfall zieht sogar ein
vereinzeltes Gewitter, das sich bei unseren westlichen Nachbarn in der dort
liegenden Tiefdruckrinne gebildet hat, in den äußersten Westen, auch wenn die
Numerik von einem solchen Szenario noch nichts wissen will.
Ansonsten steht aber ein sonnenscheinreicher Endaugusttag auf der Karte, an dem
die Temperatur landesweit noch mal einen mal mehr, mal weniger großen Schuss
nach oben macht. Dadurch, dass das Bodenhoch seinen Schwerpunkt in Richtung
baltische Staaten verlagert, bekommt Deutschland die "warme Schulter" gezeigt,
an der mit südlicher Windkomponente niedertroposphärisch Warmluft nordwärts
gesteuert wird. Hinzu kommt Absinken, was die 850-hPa auch noch mal etwas
ansteigen lässt. Am Abend reicht ihre Spanne von rund 11°C im äußersten Norden
und fast 20°C am Dreiländereck D-F-CH, was unter dem Strich Tageshöchstwerte von
25 bis 30°C, im Westen und Südwesten auch etwas darüber (maximal bis zu 33°C am
Oberrhein) zur Folge hat. Einzig an Küstenabschnitten, wo sich seewindbedingt
eine auflandige Windkomponente einstellt, bleibt es mit rund 20°C kühler.

In der Nacht zum Mittwoch greift die besagte Tiefdruckrinne auf den Westen und
Norden über, während der Rest des Landes noch unter Hochdruckeinfluss verbleibt
(=> einige Nebelfelder). Die Rinne wird nach Nordwesten hin von einer
schleifenden Kaltfront abgeschlossen, die sich - in einem gradientschwachen
Umfeld über der Nordsee liegend - nur äußerst schleppend dem Festland zu nähern
vermag. Allerdings ist es nicht ganz unwichtig, wo genau die Front liegen wird
(GFS jedenfalls hat sie schon weiter im Landesinnern), werden an ihr doch
offensichtlich durch Querzirkulation ausgelöste Regenfälle simuliert, die aber
nur in einem relativ schmalen Streifen auftreten. Den Vogel schießt dabei ICON
ab, das für die belgische Nordseeküste und den Nordwesten der Niederlande satte
40-70 mm binnen 6 h (das meiste davon in noch kürzerer Zeit) simuliert,
überwiegend nicht gewittrig wohlbemerkt. GFS und IFS sind deutlich bescheidener,
EURO4 reicht nur bis Mitternacht. Kurzum, hier ist das letzte Wort noch nicht
gesprochen, die nächsten Simulationen sind genaustens zu monitoren. Nur so viel,
auch im unmittelbar präfrontalen Bereich (also quasi in der Rinne) können schon
in der Nacht einzelne Gewitter in den Nordwesten und Norden ziehen, was aber
ebenfalls noch nicht sicher ist.

Mittwoch... richtet sich der Fokus weiterhin auf den Westen und Norden des
Vorhersageraums, die zwischen dem Rücken knapp östlich und dem Trog knapp
westlich von uns unter einer relativ glatten südwestlichen Höhenströmung liegen.
Da die angesprochene nahezu parallel dazu ausgerichtet ist, sind ihrer
Progression nach Südosten weiterhin starke Grenzen gesetzt. Erschwerend hinzu
kommt auch noch ein flaches Tief, das von Benelux her gen Norddeutschland zieht
und sich dabei als erheblicher Bremsklotz entpuppt.
Wettertechnisch könnte der Mittwoch also wie folgt ablaufen: Im gesamten Osten
und Süden sowie in Teilen der Mitte (Osten) passiert relativ wenig, auch wenn
das Bodenhoch mittlerweile schon weit entfernt ist (mittags über dem nahen
Osteuropa). Die Nähe zum etwas dahinter positionierten Höhenrücken reicht
offensichtlich aber aus, einen weitgehend sonnigen oder nur locker bewölkten
Hochsommertag zu generieren, an dem die Temperatur verbreitet auf stolze 28 bis
34°C steigt (T850 geht im Süden auf etwas über 21°C hoch, für den vollen
Adiabaten wird es aber nicht mehr reichen). Am Nachmittag nimmt die Gefahr
einzelner Überentwicklungen über dem Bergland etwas zu, sonst dürfte bis zum
Abend noch nicht allzu viel passieren.
Das sieht weiter west- und nordwestlich anders aus, wo das Tief durchgeht, die
Luftmasse feuchter ist (PPWs bis etwa 40 mm) und auch ML-CAPE gebietsweise über
1000 J/kg generiert wird. Hinzu kommt Konfluenz in der bodennahen Strömung
(evtl. Ausbildung einer Konvergenzlinie) sowie gute Scherungsbedingungen bei
gleichzeitig zunehmenden Höhenwinden, auch wenn diese mit beispielsweise 30 Kt
850 hPa nicht wirklich abschreckend wirken. Trotzdem, das Gesamtpaket für starke
und durchaus organisierte Konvektion ist sehr gut brauchbar, wobei auch Unwetter
durch Starkregen oder Hagel nicht ausgeschlossen sind. Beim Wind rückt noch ein
ganz anderes Thema in den Blickpunkt, das berühmte T-Wort. Hohe LLS bis zu 15
m/s, gute Richtungsscherung im unteren Bereich sowie ein Absinken des HKN auf
unter 1000 m könnten - so sie denn wirklich überlappend zusammenkommen wie von
ICON angedeutet - die Bildung eines Tornados begünstigen, ohne den Teufel an
dieser Stelle schon an die Wand malen zu wollen.
Im äußersten Westen und Nordwesten, quasi unmittelbar an der Front, nimmt zwar
die Labilität ab, dafür die Feuchte noch etwas zu. Mit der bereits oben
erwähnten Querzirkulation könnte es in einem sehr schmal gehaltenen Areal zu
nicht-gewittrigen Starkregenfällen kommen, was von den Modellen auch angedeutet
wird, sich hinsichtlich Intensität und genauer Positionierung aber noch unscharf
darstellt. Fakt ist, dass es im Frontbereich bei Regen nur noch für rund 20°C
reichen wird, während präfrontal noch mal 22 bis 28°C drin sind.

In der Nacht zum Donnerstag rück der Höhentrog von Westen her deutlich dichter
an unser Land heran. Gleichzeitig zieht das flache Tief über die westliche
Ostsee nordostwärts ab. Dahinter dreht der Wind auf nördliche Richtungen und
frischt besonders an der Nordsee merklich auf mit Böen 7 Bft, auf offener See
bis 8 Bft.
Front und vom Tief ausgehende Rinne verlagern sich langsam südostwärts, wobei es
weiterhin zu Gewittern und Regenfällen kommt. Wie weit diese vorankommen und
ohnehin die Details dazu werden noch ziemlich heterogen simuliert, so dass sich
zumindest aus heutiger Sicht (also bis zu 78 h im Voraus von heute 00 UTC) noch
keine substanzielle Diskussion lohnt, wenn man nicht den Konjunktiv bis zur
Bewusstlosigkeit malträtieren möchte. Aber wer möchte das schon...

Modellvergleich und -einschätzung
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Es ist eigentlich alles gesagt.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann

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