SXDL31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

SXEU31 DWAV 261800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 26.08.2017 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Heute vor allem im Osten und in den Mittelgebirgsregionen, ab morgen besonders
im Süden jeweils im Tagesverlauf Gewitter. Dabei Unwetter durch größeren Hagel,
heftigen Starkregen und teils schwere Sturmböen nicht auszuschließen.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 12 UTC
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Aktuell ... liegt der Norden Deutschlands unter der Frontalzone, in der ein
Kurzwellentrog nach Osten abläuft. Dieser greift von der Nordsee kommend auf den
Norden Deutschlands über. Der Trog wird von Kaltluftadvektion überlaufen, so
dass sich dessen Wetterwirksamkeit zumindest im Norden und in Teilen der Mitte
in Grenzen hält.
Die anderen Gebiete werden zunächst eher antizyklonal beeinflusst. Vom
westlichen Mittelmeer wölbt sich ein breiter Rücken auf, der sich bis nach
Süddeutschland erstreckt, aber keine eindeutigen Strukturen aufweist. Vielmehr
wäre das Höhentief unmittelbar westlich der Iberischen Halbinsel im Auge zu
behalten, das vom westlichen Mittelmeer feuchtwarme und labil geschichtete
Subtropikluft ins südliche Mitteleuropa führt.
Zur eher gemäßigten Luftmasse, die über dem Norden Deutschlands zu finden ist,
hat sich eine markante Luftmassengrenze gebildet. Diese ist aktuell noch
weitgehend inaktiv; eine Aktivierung mit dem Übergreifen des o.g. Troges ist
durchaus vorstellbar. Dabei ist es nicht übertrieben, bei der über
Süddeutschland liegenden Luftmasse von einem explosiven Gemisch zu reden. CAPE
erreicht 1500 bis etwa 3000 J/kg, der Gehalt an niederschlagbarem Wasser (mit
Maximum über dem östlichen Mittelgebirgsraum) 30 bis etwa 40 mm und die
Auslösetemperatur, die bei 26 bis etwas über 30 Grad liegt, sollte erreicht
werden bzw. ist bereits überschritten. Was bisher fehlt, ist dynamische Hebung
(die müsste der o.g. Trog liefern) und die Scherung. Allerdings setzt der Trog
dort an, wo die Luftmasse relativ "harmlos" ist, d.h. im Norden und in Teilen
der Mitte. Und dort, wo die Schichtung am labilsten ist, ist auch die
Antizyklonalität noch am stärksten ausgeprägt. Folglich ist dort CAPE auch noch
einigermaßen gedeckelt.
Dennoch sollten sich im Laufe des Abends bevorzugt über den Gebirgsregionen
sowie aus den Alpen heraus Gewitter entwickeln, wobei relativ rasch
Unwetterschwellen durch größeren Hagel und aufgrund der langsamen Verlagerung
der Gewitter auch durch heftigen Starkregen gerissen werden.
Am späten Abend und in der Nacht zum Sonntag kommt dann der oben beschriebene
Trog ins Spiel, so dass sich die Gewittertätigkeit dann auf den zentralen und
östlichen Mittelgebirgsraum (wiederum bis hin zum Unwetter, vor allem durch
heftigen Starkregen) verlagert und durchaus auch noch intensivieren kann. Dieser
Trog bringt dann auch etwas Scherung mit, so dass dann den konvektiven
Strukturen eine höhere Lebensdauer gegeben ist. Da der Trog mit seiner Achse in
dessen südlichem Teil "zurückhängt", ist nicht auszuschließen, dass in Laufe der
Nacht auch von Südwesten her Gewitter einsetzen.
Nach Südosten hin, aber auch in Teilen Nord- und Nordwestdeutschlands, kann es
längere Zeit aufklaren, wodurch sich gebietsweise Nebel bilden dürfte.

Sonntag ... verlagert sich der Kurzwellentrog nach Polen. Mit der sich somit
einstellenden west- nordwestlichen Strömung wird die weiter oben beschriebene
Luftmassengrenze etwas nach Süden gedrückt, bevor sie eine annähernd
strömungsparallele Lage einnimmt. Südlich der Linie Saar - Pfälzer Bergland und
südlich der Mainlinie bleibt die feuchtwarme und labil geschichtete Luftmasse
erhalten, wogegen sich die etwas gemäßigtere Luftmasse aus dem Norden
Deutschlands auch in die mittleren Gebiete hinein und in Teile des zentralen und
östlichen Mittelgebirgsraumes durchsetzt. Folglich dürfte in dieser Luftmasse
erneut hochreichende Konvektion in Gang kommen, wobei auch wieder unwetterartige
Entwicklungen, vor allem durch heftigen Starkregen und größeren Hagel,
vorstellbar sind.
Nördlich der Linie Saarland - südl. Vogtland sollte konvektiv nicht mehr viel in
Gang kommen. Durch zunehmenden antizyklonalen Einfluss beschränkt sich dort die
Konvektion auf Sc-Bewölkung, zum Teil auch Sc Cu gen, die von der Nordsee
hereindriftet. Eine Ausnahme stellt der Nordosten, d.h. die Gebiete von
Vorpommern bis zur nördlichen Uckermark, dar, wo durch den abziehenden Trog noch
Schauer und kurze Gewitter ausgelöst werden können. Dabei handelt es sich
jedoch um typische Kaltluftgewitter ohne Unwettergefahr. Zum Abend hin sollte
aber auch dort zusehends Stabilisierung einsetzen, was hochreichende Konvektion
unterbindet.
Die Tageshöchsttemperaturen erreichen in der feuchtwarmen Luft im Süden noch
einmal 25 bis 30 Grad. In der gemäßigten Luftmasse, die über dem Norden und
größtenteils auch der Mitte Deutschlands liegt, sind 20 bis 25, unmittelbar an
der See 19 Grad zu erwarten.
In der Nacht zum Montag gelangt Deutschland im Bodendruckfeld gänzlich unter ein
schwaches, aber ausgedehntes Hoch. Mitteltroposphärisch ist im Süden und Osten
nach wie vor schwacher zyklonaler Einfluss wetterwirksam. Zwar ist der o.g. Trog
mittlerweile nach Osteuropa abgezogen. Dessen weit zurückhängender Südteil (der
ja bewirkt, dass der Süden Deutschlands noch an der Vorderseite dieses Troges
verbleibt) hält im Süden eine rege Konvektion aufrecht, wovon hauptsächlich die
Gebiete zwischen Schwarzwald, Inn und Alpen betroffen sein dürften. In diesen
Gebieten sind weitere Gewitter zu erwarten, wobei nach wie vor Unwettergefahr
durch heftigen Starkregen gegeben ist. Möglicherweise kann ein in der
nordwestlichen Strömung ablaufender Sekundärtrog, der vor allem in der oberen
Troposphäre (300 hPa) ausgeprägt ist, hier noch einen ausgeprägten
Hebungsantrieb liefern.
In den anderen Gebieten sind in der Nacht keine markanten Wetterereignisse zu
erwarten. Aufgrund der schwachgradientigen Lage kann sich jedoch gebietsweise
Nebel bilden.

Montag ... gelangt Deutschland zusehends in den Bereich eines Höhenkeils, der
sich vom westlichen Mittelmeer über Frankreich und die Ostsee hinweg nach
Lappland erstreckt. Durch diesen Keil wird ein ausgedehntes Bodenhoch gestützt,
dessen Schwerpunkt vor der polnischen Ostseeküste zu finden ist. Folglich sorgt
großräumiges Absinken für längere sonnige Abschnitte, nur der Nordosten wird von
Wolkenfeldern gestreift, für Schauer reicht es dort jedoch nur noch selten.
Im Südwesten und im Süden hält sich nach wie vor noch labil geschichtete Luft.
Durch Transformationsprozesse und vor allem durch das Entrainment einer
gemäßigteren Luftmasse hat bereits eine Entschärfung stattgefunden. Die Scherung
ist schwach, auch dynamisch bedingte Hebung lässt sich kaum ausmachen. CAPE
erreicht nur noch wenig mehr als 500 J/kg, der Gehalt an niederschlagbarem
Wasser 25 bis 30 mm, mit anderen Worten, unwetterartige Entwicklungen durch
hochreichende Konvektion werden zusehends weniger wahrscheinlich, sind jedoch
noch nicht ganz auszuschließen. Am ehesten sind noch heftige Gewitter in den
südwestdeutschen Mittelgebirgen und am Alpenrand vorstellbar.
Die Tageshöchsttemperaturen erreichen im Norden und Osten 19 bis 25 Grad, im
Westen und Süden sind erneut 25 bis 30 Grad zu erwarten.
In der Nacht zum Dienstag schwenkt der Höhenkeil ein wenig nach Osten, wobei
sich dessen Achse dann vom Südwesten Deutschlands nach Nordpolen erstreckt. Mit
der Ostverlagerung des korrespondierenden Bodenhochs stellt sich dann in
Bodennähe eine schwache südliche bis leicht südöstliche Komponente ein. Da die
schwachgradientige Lage bestehen bleibt, muss wieder gebietsweise mit flachen
Nebelfeldern gerechnet werden.

Dienstag ... schwenkt die Achse des wetterbestimmenden Höhenkeils weiter nach
Osten, wodurch der Nordwesten und Norden Deutschlands unter eine schwache west-
südwestliche Strömung gelangt, ohne dass bereits frontale Prozesse auf das
Vorhersagegebiet übergreifen können. Somit hält sich noch größtenteils der
Einfluss des Höhenkeils, so dass die zum Teil bereits wieder über Westeuropa
vorhandene feuchtlabile Luft nicht nach Deutschland vorstoßen kann und die über
dem Südwesten und Süden noch vorhandene, etwas labilere Luft einem weiteren
Alterungsprozess unterworfen ist. Gewitter sollten sich daher nicht mehr
entwickeln können. Allenfalls über den südwestdeutschen Mittelgebirgen und am
Alpenrand besteht noch ein geringes Restrisiko für konvektive Überentwicklungen,
ohne dass jedoch Unwettergefahr besteht.
Im weitaus größten Teil Deutschlands sorgt nahezu ungehindertes Absinken für
längere sonnige Abschnitte, so dass Tageshöchsttemperaturen zwischen 25 bis 30,
im Südwesten in tieferen Lagen bis 32 Grad zu erwarten sind. Allenfalls im
Küstenbereich und im Bergland wird es mit 19 bis 24 Grad nicht so warm.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen eine weitgehend ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten.
Hoch auflösende Modelle zeigen nur eine begrenzte Gefahr für konvektive
Entwicklungen bis hin zu Unwettern, was bisher auch recht treffend mit den
Beobachtungen korrespondiert. Demnach wären am Montag bereits unwetterartige
Entwicklungen nicht mehr zu erwarten. Ein Übergreifen frontaler Niederschläge
auf den Nordwesten wird bis Dienstagabend nur von Einzellösungen des EPS des
EZMW und auch von COSMO-LEPS für möglich gehalten.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann

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