SXDL33 DWAV 1030UTC DWD Synoptische Uebersicht MITTELFRIST

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 29.09.2015 um 10.30 UTC



Anfangs Hochdruckeinfluss, im Laufe des Wochenendes allmählich zyklonaler.
Vorhersage aufgrund des beteiligten Kaltlufttropfens noch unsicher (und auch
nicht gerade konsistent).
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 06.10.2015


Zu Beginn des mittelfristigen Prognosezeitraums am kommenden Freitag befindet
sich Deutschland im Bereich einer langgestreckten Hochdruckzone, die vom nahen
Ostatlantik bis hinüber zum Balkan bzw. dem Schwarzen Meer reicht und in der
Höhe von einem zonal exponierten Rücken gestützt wird. Einzig im äußersten
Süden/Südwesten findet man eine schwache und wetterunwirksame Tiefdruckrinne,
die quasi den "Appendix" einer flachen Tiefdruckzone über SW-Europa darstellt.
Weit interessanter als die Rinne ist ein Höhentief respektive Kaltlufttropfen
(KLT) über der Biscaya, der bereits am morgigen Mittwoch im Bereich der Ostalpen
abtropft, um danach über die Alpen und Frankreich nach Westen zu ziehen (siehe
auch "Synoptische Übersicht Kurzfrist").
Unberechenbar, wie KLTs nun einmal sind, scheint auch dieses Exemplar nicht von
dieser Eigenschaft abweichen zu wollen. So simuliert das ECMF von heute 00 UTC
eine Umkehr des KLTs, allerdings nicht um 180° zurück nach Osten sondern in
nordöstliche Richtung. Oder anders ausgedrückt, der KLT nimmt im Laufe des
Wochenendes direkten Kurs auf den Vorhersageraum, den er am Sonntag erreicht und
auch weitgehend überquert. Am Montag 00 UTC soll er bereits über den östlichen
Bundesländern positioniert sein. Schon vorher, also am Samstag, setzt Druckfall
ein und auch das hohe Potenzial wird allmählich abgebaut, was sich in einem vom
KLT ausgehenden, langsam nach Norden schwenkenden Trog bemerkbar macht.
Allerdings hält sich die Wirkung zunächst noch in Grenzen. So dürften am Samstag
zwar Wolkenfelder von SW her durchziehen, aus denen hier und da auch mal ein
paar Tropfen fallen können, viel regnen soll es aber nicht. Anders am Sonntag,
wenn der KLT höchstpersönlich die Hebungsimpulse liefert und von West nach Ost
für zeitweilige, möglicherweise teils gewittrige Regenfälle sorgt.
Zu Beginn der neuen Woche gelangt Deutschland mehr oder weniger in den
Wirkungsradius eines umfangreichen Zentraltiefs südwestlich von Island, das sich
schon am Wochenende formiert und zeitweise einen Kerndruck von unter 970 hPa
aufweist. Korrespondierend dazu überdeckt ein breiter Langwellentrog quasi den
gesamten Ostatlantik, von dem aus sich am Montag ein Randtrog löst, der unser
Land mit einem vorgelagerten okkludierten Frontensystem nordostwärt überquert.
Rückseitig strömt ein Schwall erwärmter Meeresluft subpolaren Ursprungs heran,
die am Dienstag unter Zwischenhocheinfluss gelangt. Zum Donnerstag hin soll dann
das nächste Frontensystem von Westen her auf Deutschland übergreifen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des ECMF, aber auch die anderer Modelle, ist alles andere als
gut. Ursache dafür ist das Höhentief respektive der KLT, der im
Kurzfristzeitraum über die Alpen nach Westen zieht und am Freitag Nordspanien
bzw. die Biscaya erreicht. So weit, so gut, hier sind sich die Modelle
weitgehend einig. Danach aber wird der KLT zu einer harten und von der Numerik
nur schwer zu knackenden "Nuss". War gestern noch der Tenor, dass er am
Wochenende unter Abschwächung auf weit südlicher Bahn (südlich der Alpen,
Mittelmeer) wieder ostwärts ziehen und unseren Raum dabei nur vorsichtig
tangieren sollte, geht er heute zum "Frontalangriff" auf Deutschland über. Bis
auf ICON, das weiterhin auf eine südlich der Alpen verlaufende Zugbahn setzt und
auch zu Wochenanfang das Zentraltief viel weiter nordöstlich platziert, sind
alle einschlägig bekannten Globalmodelle GFS, GEM, UKMO) incl. ECMF dazu
übergegangen, den KLT am Sonntag von Frankreich respektive Benelux auf den
Vorhersageraum übergreifen zu lassen. Konsequenz: Aus einem freundlichen,
mitunter vielleicht wolkigen Sonntag, wie gestern noch angenommen, würde nach
heutiger Lesart ein unbeständiger Tag mit zeitweiligen Regenfällen.
Auch im weiteren Verlauf der Woche weicht der heutige 00-UTC-Lauf des ECMF von
der gestrigen 00-UTC-Version ab. Wurde gestern zunächst noch auf eine
antizyklonal geprägte Südströmung gesetzt, schwenkt jetzt bereits am Montag o.e.
Randtrog von Frankreich her nordostwärts durch. Erst danach stellt sich
vorübergehend Hochdruckeinfluss ein, bevor zum Donnerstag hin die nächste
Störung von Westen simuliert wird.
FAZIT: Allein auf Basis der deterministischen Produkte ist die Entwicklung im
Laufe der nächsten Woche ist noch sehr unsicher. Allerdings sollte man insgesamt
von einer wechselhafteren Witterung als bisher ausgehen. Gleiches gilt für den
kommenden Sonntag.

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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Ein Großteil des Modellvergleichs wurde bereits im vorherigen Kapitel
bewerkstelligt. Bezogen auf die Entwicklung ab Dienstag (weitgehend erweiterte
Mittelfrist) sei angemerkt, dass die nordamerikanischen Modelle GFS und GEM
keinen Zwischenhocheinfluss wie ECMF rechnen, sondern nahtlos weitere Störungen
von W/SW durchgehen lassen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusterung von ECMF-EPS zeigt für den Zeitraum T+120...168h (Sonntag bis
Dienstag) lediglich zwei Cluster, die nahezu gleich besetzt sind (26 und 25
Fälle). Unterscheiden tun sich die beiden Cluster dadurch, dass CL2 (plus Haupt-
und Kontrolllauf) den KLT über Deutschland ziehen lässt, während CL1 ihn
abgeschwächt weiter südlich nach Osten ziehen lässt. Wenn man davon ausgeht,
dass die Clusterung eine mit Toleranzen ausgestattete Kategorisierung der
Großwetterlagenmuster darstellt - wovon man ausgehen kann -, dann ergibt sich
daraus ein recht großes Spektrum möglicher Zugbahnen des KLT, was die
Detailvorhersage freilich erschwert. Das wird auch deutlich, wenn man sich z.B.
die Rauchfahne von OF für Sonntag anschaut, wo das Potenzial in 500 hPa bei
allerdings moderatem Spread viele verschiedene Lösungen anbietet. HL und KL
markieren dabei übrigens den unteren Rand.
Ab Mittwoch (T+192...240h) wird es dann richtig "bunt", wenn ECMF-EPS gleich mal
mit sechs verschiedenen Clustern ins Rennen geht. Dabei ist von vorübergehendem
Hochdruckeinfluss a la HL über noch länger andauernden Hochdruckeinfluss bis hin
zu einer sofortigen zyklonalen SW-Lage (Richtung GFS/GEM) alles dabei.
FAZIT: siehe Fazit aus "Konsistenzbetrachtung", ersetze aber "deterministisch"
durch "probabilistisch".
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Trotz eines wahrscheinlich zyklonaleren Witterungsabschnitts als bisher
angenommen, signalisieren die statistischen Verfahren keine wirklich
signifikanten Wettererscheinungen in Form von STURM oder weit
überdurchschnittlichen NIEDERSCHLÄGEN.
Am Wochenende sind mit Passage des KLT vereinzelte GEWITTER nicht ganz
ausgeschlossen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-ECMF mit ECMF-EPS und Modellen (nicht ICON).
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Hoffmann

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