SXDL33 DWAV 1030UTC DWD Synoptische Uebersicht MITTELFRIST

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 27.09.2015 um 10.30 UTC



Meist ruhiges Hochdruckwetter
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 04.10.2015


Am Mittwoch wird der Norden unseres Landes von hohem Geopotential beeinflusst,
wobei der entsprechende Rücken in 500 hPa vom zentralen Nordatlantik über die
Britischen Inseln nach Südschweden reicht und somit eine zonale Ausrichtung
aufweist. Dem gegenüber tropft über der Region Tschechien/Slowakei/Österreich
ein Höhentief ab, das im weiteren Verlauf auf der Südflanke des Höhenhochs nach
Westen geführt wird und in der Nacht zu Donnerstag über Schwaben zu liegen
kommt. Die mitgeführte Höhenkaltluft sorgt mit Werten knapp über -25 Grad für
etwas Labilität, wobei dies, wenn überhaupt, nur vereinzelt zu Niederschlägen
führen sollte, wobei hier mit orografischer Unterstützung der Alpenraum zu
nennen ist. Bodennah korrespondieren mit den beschriebenen Geopotentialsystemen
ein Hoch bei Schottland sowie tiefer Druck über dem Mittelmeerraum, so dass sich
auch in der unteren Troposphäre eine östliche Strömung einstellt. Mit dieser
wird kühle Festlandluft herangeführt, wobei die 850er Temperaturen auf Werte um
0 Grad sinken (nur an den Küsten noch bis 5 Grad, vom Rhein bis zur Neiße
verbreitet etwas unter 0 Grad). Sollte sich dieses Szenario des EZMW-Hauptlaufes
bewahrheiten, so muss in den Frühstunden des Donnerstags verbreitet mit
Bodenfrost und lokal mit Luftfrost gerechnet werden, wenn nicht eine schützende
Wolkendecke die Ausstrahlung dämpft. Dass Nebel wieder ein Thema ist, braucht
nicht weiter erwähnt zu werden.

Am Donnerstag zieht der Kaltlufttropfen weiter nach Frankreich, wo er um die
Mittagszeit das Gebiet der Loire und bis in die Nacht zu Freitag die
Loire-Mündung erreichen soll. Dabei weist das Geopotentialfeld am Tage noch eine
kurzwellige Trogstruktur auf, die sich von Ostfrankreich über den Süden
Deutschlands bis nach Südpolen erstreckt. Da dieser Trog zunehmend aufgefüllt
wird bzw. abtropft mit einem kleinräumigen Höhentief über Osteuropa als
Residuum, dreht auch die Höhenströmung von östlichen zunehmend auf südöstliche
bis südliche Richtungen, was mit einem entsprechenden Temperaturanstieg
einhergeht. Auch am Boden dreht die Strömung, induziert von einem kräftigen (und
regenreichen) Tief bei Korsika bzw. Sardinien auf Südost, wodurch nicht nur eine
wärmere, sondern auch feuchtere Luftmasse in den äußersten Süden gesteuert wird.
Ob dies auch zu Niederschlägen südlich der Donau führt, wird von der Intensität
der Hebung in der Tiefdruckzone, aber auch von der genauen Anströmung und den
damit verbundenen Föhneffekten abhängen. Immerhin steigen die 850er Temperaturen
an, sie liegen in der Nacht zu Freitag über Thüringen und Sachsen noch um 3, im
Süden und an der Küste aber schon um 8 Grad.

Am Freitag verliert das Höhentief mit einer weiteren west- bzw. südwestwärtigen
Verlagerung über die Biskaya zunehmend an Einfluss auf unsere Region. Auch das
nach Südosten wandernde "Residuum-Höhentief" beeinflusst unser Wetter nicht, so
dass wieder durchweg hohes Geopotential über Deutschland dominiert. Die mit dem
bei Italien liegenden Tief verbundenen kräftigen Regenfälle sollten auf die
Alpensüdseite beschränkt bleiben, wohingegen nach Deutschland recht trockene
Festlandsluft gesteuert wird. Dabei lässt die südöstliche Strömung zwischen dem
Hoch und Höhenhoch mit Zentrum über der Nordsee und dem Höhentief über der
Biskaya bzw. dem Tief über Italien die Temperaturen deutlich ansteigen. In 850
hPa werden nach dem EZMW-Hauptlauf in der Nacht zu Samstag 10 bis 14 Grad
erwartet.

Am Samstag und Sonntag ändert sich die synoptische Situation nicht
durchgreifend. Zwar schwächen sich die Geopotentialunterschiede insgesamt ab,
weiterhin bleibt es aber bei hohem Geopotential über der Nordsee und (etwas)
tieferem Geopotential über Südfrankreich und Italien, womit auch weiterhin recht
trockene Luft aus Südosten zu uns strömt, auch wenn die 850er Temperaturen
wieder etwas zurück gehen.

In der erweiterten Mittelfrist deutet sich keine durchgreifende Änderung der
Lage an.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz es EZMW-Hauptlaues mit seinen Vorläufen ist gut. Am Mittwoch um
12 UTC zeigen die drei letzten Läufe alle ein Höhentief über der Biskaya. Über
dem nördlichen Balkan und Österreich wird aktuell ein separates Höhentief mit
Zentrum über Niederösterreich simuliert, während die Vorläufe dort dieses
Geopotentialminimum noch als die Spitze eines Langwellentroges über Westrussland
gesehen haben. Dies hat auf den Bodendruck aber fast keine Auswirkungen, da der
gestrige 12-UTC-Lauf aber noch einen kräftigen Trog über Mitteleuropa im
Programm hatte, wurden bei diesem die 5- und 0-Grad-Isothere deutlich weiter im
Osten simuliert als bei en 00-UTC-Läufen.

Im weiteren Verlauf soll das im aktuellen Lauf simulierte Höhentief über
Süddeutschland weiter nach Westen ziehen, während die älteren Läufe nach einem
"verspäteten" Abtropfen das so entstandene Höhentief nach Oberitalien ziehen
ließen. Entsprechend unterschiedlich zeigen sich auch die Druck-, vor allem aber
die Temperaturmuster der Modelle. Der Kaltluftvorstoß ist dementsprechend im
aktuellen Modellauf nach Mitteleuropa gerichtet, während die Zielrichtung in den
Vorläufen noch Oberitalien war.

Im weiteren Verlauf finden die Modellläufe nicht mehr zusammen, vielmehr werden
die Unterschiede größer. Immerhin sind sich die verschiedenen Modellläufe
bezüglich des Niederschlages über Deutschland einig - es bleibt weitgehend
trocken.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Schon zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraumes gibt es bedeutende
Unterschiede zwischen den Modellen. Während EZMW den Kaltlufttropfen in der
Nacht zu Donnerstag über Süddeutschland sieht, simuliert ICON diesen über Hessen
und GFS über dem Dreiländereck Sachsen/Bayern/Thüringen - mit entsprechenden
Unterschieden in den Strömungs- und natürlich den Temperaturfeldern.

Am Donnerstag setzen sich die unterschiedlichen Entwicklungen fort. Während das
Höhentief nach ICON in der Nacht zu Freitag über der Bretagne liegen soll, sehen
EZMW und GFS es zu diesem Zeitpunkt an der Loire-Mündung, auch wenn diese beiden
Modelle das gleiche Ziel auf unterschiedlichen Wegen erreichen. Dabei setzt nach
ICON die südliche Höhenströmung über den Alpen am frühesten ein, nach EZMW und
GFS schwenkt der Wind etwas vorzögert auf Süd um. Als eine Konsequenz daraus ist
Frost laut ICON in der Nacht zu Freitag kein Thema mehr, während GFS und EZMW
durchaus noch Tiefstwerte nahe Null simulieren.

Im weiteren Verlauf bleibt bei ICON das Höhentief weitgehend ortstabil über der
Bretagne, während es nach GFS und EZMW weiter über die Biskaya zieht. Damit
nimmt laut der externen Modelle der Hochdruckeinfluss wieder zu, eine durchaus
plausible Lösung. Laut ICON induziert das ortsfeste Höhentief dagegen ein
Bodentief über dem westlichen Ärmelkanal, das durch konvergente Strömungsmuster
über Deutschland Hebung und Niederschläge erzeugt. Diese Sichtweise von ICON ist
allerdings eine sehr individuelle, die die externen Modelle nicht mittragen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Im Zeitraum +72 bis +96 Stunden liefern die Ensembles des EZMW 5 Cluster, die
aber alle in der Kategorie "Blocking" liegen. Dabei hat das größte Cluster 14,
das kleinste dagegen 6 Member. Im Zeitraum +120 bis +168 Stunden werden sogar 6
Cluster errechnet, drei bleiben den gesamten Zeitraum über in der
Blockierungslage, zwei wechseln in die Lage "Atlantischer Rücken", ein Cluster
in die Lage "positive NAO". Hierbei liegen der Haupt- und Kontrolllauf in
Cluster 1 und wechseln damit in die Lage "Atlantischer Rücken".

Die große Zahl der Cluster täuscht darüber hinweg, dass die Geopotentialmuster
in den verschieden Clustern recht große Ähnlichkeit aufweisen. Auffällig ist,
dass der im Zeitraum +120 bis +168 Stunden zweitgrößte Cluster (11 member) eine
Lösung anbietet, die mit einem Abtropfen nach Oberitalien den Ergebnissen der
(deterministischen) Vorläufe entspricht.

Die GFS Ensembles zeigen eine deutliche Temperaturabnahme bis zum Donnerstag und
dann eine deutliche Erwärmung, wobei schon ab Mittwoch die Streuung der
Ensemblemitglieder zunimmt. Damit liegt GFS auf einer Welle mit EZMW.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI liefert im Mittelfristzeitraum keine Anzeichen für signifikante
Wettererscheinungen.

COSMO-LEPS zeigt für Mittwoch im Südwesten eine Wahrscheinlichkeit on bis zu 90
% für Windböen und von bis zu 20 % für Sturmböen. Am Donnerstag und Freitag
liegen die Windböenwahrscheinlichkeiten nur noch bei bis zu 40%, die
Sturmböenwahrscheinlichkeiten dagegen weiterhin bei bis zu 20%.

Abgesehen vom Alpenraum liefert COSMO-LEPS auch Signale für Frost. Die
entsprechenden Wahrscheinlichkeiten liegen in den Mittelgebirgen, vor allem den
östlichen, bei bis zu 20 %.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIS, EZMW, EZMW-MOS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Martin Jonas

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