SXDL31 DWAV 0800UTC DWD Synoptische Uebersicht KURZFRIST

SXEU31 DWAV 300800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 30.09.2015 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: Mittelding zwischen NEa (Nordost antizyklonal) und BM (Brücke Mitteleuropa)


Weiterhin Hochdruckeinfluss mit nächtlichen Nebelfeldern und örtlichem Frost.
Vor allem heute im Süden und Südwesten noch windig, in Hochlagen stürmisch.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 24 UTC
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Mittwoch... liegt Deutschland nach wie vor im Bereich einer langgestreckten und
hochreichenden Hochdruckzone, die vom mittleren Nordatlantik bis zum nahen
Osteuropa verläuft. Dabei verbleibt die Divergenzachse zunächst noch knapp
nördlich des Vorhersageraums, so dass mit einer schwachen, nach Süden hin
mäßigen östlichen Strömung weiterhin recht kühle und trockene Festlandsluft zu
uns gelangt. Andauerndes Absinken sorgt auch heute wieder verbreitet für einen
heiteren, mitunter auch wolkigen Tag - wolkig deswegen, weil sich bei etwa 800
hPa eine Absinkinversion gebildet hat, unter der sich flache Quellwolken bilden
können, die zum Teil etwas in die "Breite" gehen können.
Kaum ins Gewicht - zumindest kurzfristig - fällt ein Cut-Off-Tief, das heute
früh im Bereich Slowakei/Ungarn aus einem weit nach Süden reichenden LW-Trog
abtropft und im weiteren Verlauf über Österreich und später über die Schweiz
westwärts Richtung Frankreich zieht. Mögliche Hebungsimpulse, auf der
N-NW-Flanke des Tiefs durch PVA erzeugt, werden durch kräftige KLA
überkompensiert, so dass außer ein paar Wolkenfeldern im Südosten und Süden wohl
nichts übrigbleiben wird.
Im Blickpunkt des Geschehens bleibt allerdings der östliche Wind, der im Süden
und Südwesten, bedingt aber auch in der Mitte, mit Unterstützung des Tagesgangs
und entsprechender Durchmischung wieder böig auffrischt. In freien und
exponierten Lagen sind dabei einzelne Spitzen 7 Bft, besonders in den Hochlagen
des Schwarzwalds auch 8 bis 9 Bft, vereinzelt sogar 10 Bft zu erwarten. Die
Temperatur erreicht Höchstwerte zwischen 13 und 19°C.

In der Nacht zum Donnerstag schwächt sich die Hochdruckzone geringfügig ab bei
gleichzeitig ebenso geringfügiger Verlagerung nach Süden. Dadurch dreht der
weiterhin schwache Wind im äußersten Norden auf westliche Richtungen, was die
Zufuhr etwas feuchterer Luft von Nord- und Ostsee zur Folge hat. Möglicherweise
driften einige Wolkenfelder in den Küstenraum und das küstennahe Binnenland,
wahrscheinlicher ist aber, dass sich in Teilen der Norddeutschen Tiefebene
wieder gebietsweise Nebel bildet.
In den übrigen Regionen ist die Nebelwahrscheinlichkeit geringer (wenn auch
nicht gleich null), dafür besteht insbesondere in der Mitte und im Südosten die
Gefahr von Bodenfrost, vereinzelt auch leichtem Luftfrost. Warntechnisch ist der
Frost recht schwer in den Griff zu bekommen, weil man im Falle einer Warnung
Gefahr läuft, dass ein eher punktuelles Ereignis übertreiben (in der Fläche)
dargestellt wird. Für einige Regionen scheint die Herausgabe einer sichtbaren
Frostwarnung am Mittag oder Nachmittag aber durchaus angebracht, so z.B. im und
am Erzgebirge, im Vogtland oder an den Alpen.
Mit der nächtlichen Abkühlung lässt der Wind in den Niederungen wieder nach,
dafür legt er am Abend (vielleicht auch schon am späten Nachmittag) und in der
ersten Nachthälfte in den Hochlagen vorübergehend noch etwas zu. Ursache ist die
Passage des Cut-Off-Tiefs knapp südlich von uns, die eine zwischenzeitliche
Gradientverschärfung zur Folge hat. In exponierten Kamm- und Gipfellagen des
Schwarzwalds sind dann sogar orkanartige Böen 11 Bft möglich.

Donnerstag... ändert sich nicht allzu viel an der großräumigen Druck- und
Potenzialverteilung. Das Höhentief verabschiedet sich via Frankreich in Richtung
Biscaya. Die großräumige Hochdruckzone "schwächelt" etwas über dem Kontinent, so
dass sich über UK und Irland ein Schwerpunkt mit über 1035 hPa
herauskristallisiert. Gleichwohl bleiben uns der weit nach Osten reichende Keil
und damit auch das zugehörige Absinken erhalten. Die Divergenzachse verläuft
etwa von der Nordsee über den Berliner Raum ost-südostwärts, so dass nördlich
davon westliche bis nördliche Winde vorherrschen, die etwas feuchtere Luft
advehieren. Dabei entpuppt sich besonders der äußerste Norden als
wolkenanfällig, was je nach Modell aber etwas anders simuliert wird.
Im größten Teil des Landes allerdings setzt sich die Sonne durch. Die Inversion
wird weiter nach unten auf etwa 900 hPa oder sogar etwas tiefer gedrückt, zudem
trocknet die Grundschicht zunehmend ab. Zwar können sich noch einige flache
Quellwolken bilden, die Wahrscheinlichkeit, dass diese sich ausbreiten, nimmt
aber ab. Entsprechend sollte die Nettosonnenscheindauer gegenüber heute etwas
zunehmen. Auf die Temperatur hat das kaum Auswirkungen, die liegt auf ähnlichem
Niveau wie am Mittwoch. Im Westen und Südwesten soll sie nach MOS-Mix und OOG
sogar um 1 bis 2 Grad zurückgehen.
Obwohl der Gradient in Süddeutschland beginnt, ganz allmählich aufzufächern,
wird uns der nach wie vor aus östlichen Richtungen kommende Wind auch morgen
noch beschäftigen. Vor allem am Vormittag und über Mittag frischt er mitunter
noch mal böig auf, wobei die Wahrscheinlichkeit für Böen der Stärke 7 Bft in den
Niederungen aber geringer ist als an den Tagen zuvor. In einigen Hochlagen
(nicht nur Schwarzwald, auch Bayerischer Wald) können noch mal Sturmböen 8 bis 9
Bft auftreten. Tendenziell lässt der Wind am Nachmittag und Abend aber nach.

In der Nacht zum Freitag entspannt sich die Windsituation weiter, so dass auch
in Kamm- und Gipfellagen kaum noch Sturmböen auftreten sollten - entgegen der
Prognose der deutschen Modellkette, insbesondere von ICON. Nebel ist besonders
in Norddeutschland wieder ein Thema, allerdings signalisieren einige
Vorhersagetools (u.a. COSMO-EU, das polnische UM, MOS und OOG) auch in der
nördlichen Mitte sowie im äußersten Süden eine gewisse Nebelbereitschaft. Dort,
wo es längere Zeit aufklart, ist Bodenfrost, lokal auch leichter Luftfrost
möglich. Selbst MOS-Mix, eher mit etwas zu hohen Minima ausgestattet, simuliert
an der Neiße punktuell bis zu -1°C.

Freitag... fällt der Luftdruck über West- und Mitteleuropa und auch das darüber
liegende hohe Potenzial wird etwas abgebaut. Trotzdem bleibt uns das Muster mit
der langgestreckten, von West nach Südost verlaufenden Hochdruckzone erhalten,
wenn auch eine 1030-hPa-Isobare nicht mehr zu finden ist.
Wettermäßig ist die Geschichte des Tages schnell erzählt. Im Norden bleibt es
gebietsweise wolkig oder auch stärker bewölkt aber trocken. Sonst scheint einmal
mehr verbreitet die Sonne von einem wolkenlosen oder nur gering bewölkten
Himmel. Eine Ausnahme könnte der äußerste SW (Bodenseeregion, Hochrhein,
vielleicht auch noch die obere Donau) sein, wo es einige Zeit dauern kann, bis
sich Nebel bzw. Hochnebel auflösen. Klimatologisch wäre das Anfang Oktober
durchaus opportun, und auch einige Prognoseverfahren (z.B. MOS-Mix, UM_PL)
"schielen" in diese Richtung. Sollte es tatsächlich so kommen, dass es in diesen
Regionen erst am Nachmittag aufgeht, hätte das natürlich Konsequenzen auf die
Temperatur, die dann wohl nur auf wenig über 10°C steigen würde. Ansonsten
stehen deutschlandweit aber 14 bis 19°C auf der Karte. Ein Wort noch zum Wind,
der aufgrund des inzwischen aufgeweichten Gradienten kein Thema mehr sein
sollte, zumindest aus warntechnischer Perspektive. Auffallend ist allerdings,
dass die deutsche Modellkette scheinbar unbeeindruckt von den synoptischen
Rahmenbedingungen weiterhin signifikante Böen bis zu Stärke 9 Bft in den
exponierten Hochlagen Mittel- und Süddeutschlands simuliert - ein Szenario, dem
man nicht allzu viel Vertrauen schenken sollte.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die großräumige Entwicklung wird von den Modellen nahezu kongruent simuliert.
Kleinere Differenzen ergeben sich u.a. in der Bewölkungs- und Nebel- und somit
auch in der Temperaturvorhersage. Zudem fällt die übertriebene Böenprognose der
deutschen Modellkette ins Auge.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann

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