SXDL33 DWAV 1030UTC DWD Synoptische Uebersicht MITTELFRIST

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 31.03.2015 um 10.30 UTC



Wechselhaft mit anfänglichem Dauerregen im Schwarzwald, in den Alpenhochlagen
markanter Neuschnee. Zum Sonntag Umstellung auf eine Nordlage mit der Zufuhr
kalter Luftmassen und damit resultierenden häufigen Nachtfrösten. Kein
durchgreifendes Frühlingswetter in Aussicht.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 07.04.2015


Am Freitag... befindet sich ein breiter Langwellentrog über Osteuropa und
Westrussland. Der äußerste Nordosten befindet sich noch rückseitig unter
Einfluss der Höhenkaltluft. Diese zieht aber im Tagesverlauf ostwärts ab, sodass
nur anfangs noch letzte Schauer möglich sind. Danach sorgt kurzer
Zwischenhocheinfluss in Verbindung mit einem kurzwelligen flachen Höhenrücken
für Wetterbesserung.
Dieser ist anfangs auch noch für die Südwesthälfte des Landes wirksam, wandert
aber rasch südostwärts ab. Dahinter folgt ein neuer Kurzwellentrog nach. An
diesen ist ein Bodentief gekoppelt, dessen Frontensystem im Tagesverlauf auf den
Westen und Südwesten des Landes übergreift. Bei 850 hPa Temperaturen um 0 Grad
beschränkt sich die feste Niederschlagsphase auf höhere Berglagen.

In der Nacht wandert das an den Kurzwellentrog gekoppelte Bodentief weiter nach
Deutschland und zieht etwa über die nördliche Mitte hinweg. Dementsprechend sind
die stärksten Niederschläge über der Südhälfte zu erwarten. Vor allem in den
Weststaulagen der südlichen Mittelgebirge und am Alpenrand muss durch die
westliche Windkomponente in 850 hPa mit den intensivsten Niederschlägen
gerechnet werden. Die Schneefallgrenze liegt um oder etwas über 1000 m im Süden.
Rückseitig der Kaltfront sinkt die Schneefallgrenze dann deutlich ab, sodass
dann dort auch bis in tiefere Lagen ein paar Flocken möglich sind.


Am Samstag... wandert der Kurzwellentrog langsam südostwärts ab. Damit
verschiebt sich auch das Bodentief nach Osteuropa und in Richtung Adria. Die
Kaltfront des Tiefs erreicht im Tagesverlauf den Alpenraum und schleift dort
noch längere Zeit. Damit verlagert sich auch der Schwerpunkt der Niederschläge.
Während diese tagsüber vor allem über der Mitte und dem Süden zu erwarten sind,
ist in der Nacht noch der Süden betroffen.

Hinter der Kaltfront fließt ein Schwall Kaltluft polaren Ursprungs ein, sodass
von Norden her die Schneefallgrenze im Tagesverlauf deutlich absinkt. Dadurch
kann es insbesondere in der Nacht auf Sonntag bis in tiefe Lagen schneien.

In der Nacht auf Sonntag folgt ein von Nord nach Süd ablaufender kurzwelliger
Höhenrücken nach. Dieser sorgt rückseitig der Kaltfront für Absinken und damit
Wolkenauflockerungen. Dementsprechend geht die Temperatur verbreitet in den
leichten Frostbereich zurück und es kann dort wo es noch längere Zeit
Niederschlag gab bzw. im Bergland Schnee gefallen ist, glatt werden.

Am Sonntag... amplifiziert sich bei den Britischen Inseln ein Höhenkeil. Dadurch
dreht stromabwärts über Deutschland die Höhenströmung auf nördliche Richtungen.
Die Trajektorien zeigen, dass die advehierten Luftmassen direkt von
Nordskandinavien und dem Nordmeer kommen. In die nördliche Höhenströmung ist
auch ein kurzwelliger Troganteil eingelagert. Bodennah herrschen leicht
antizyklonale Verhältnisse ausgehend vom Bodenhoch bei den Britischen Inseln.
Dennoch sollte der Kurzwellentrog in Verbindung mit Höhenkaltluft im
Tagesverlauf für ein paar Schauer sorgen. Dabei sind auch Graupel und vereinzelt
Schneeflocken mit dabei.
Zudem ist zu erwarten, dass die weiter über dem Alpenraum schleifende Kaltfront
durch den Antrieb infolge des Kurzwellentroges nochmal aktiviert wird, sodass
die Niederschläge dort anhalten.

Die Temperatur in 850 hPa liegt um -5 Grad, sodass bis in tiefe Lage auch
weiter Schnee mit dabei sein kann. Im Bergland fällt durchweg Schnee. In der
Nacht auf Montag lässt die Schaueraktivität tagesgangbedingt nach und unter
zunehmend antizyklonalem Einfluss kann die Wolkendecke stärker auflockern,
sodass erneut verbreitet mit leichtem Frost gerechnet werden muss.

Am Montag und Dienstag... verstärkte sich Zufuhr von Kaltluft polaren Ursprungs
aus Skandinavien. So stellt sich eine Art Omegalage ein, mit einem Höhentief
westlich der Iberischen Halbinsel, einem Höhenrücken mit eigenständigem
Höhenhoch bei den Britischen Inseln und einem umfangreichen und breiten
Höhentief über Osteuropa und Westrussland. Damit werden höhenkalte Luftmassen
aus Norden bis Nordosten nach Deutschland geführt. Wobei die 500 hPa Temperatur
vor allem in der Osthälfte insbesonder am Dienstag zum Teil deutlich unter -35
Grad liegt. Zwar drosselt der bodennah eher antizyklonale Einfluss etwas die
vertikalen Umlagerungen. Trotzdem muss mit dieser Höhenströmung vor allem an den
Tagen mit Schauern und auch kurzen Gewittern gerechnet werden. Dabei sind in der
Osthälfte Graupel und auch Schnee vorübergehend bis in tiefere Lagen möglich.
Nachts muss weiter gebietsweise mit Frost gerechnet werden.

In der erweiterten Mittelfrist... rutscht der umfangreiche Höhentiefkomplex
weiter nach Süden und orientiert sich zonal vom Thyrenischen Meer bis zum
Asowschen Meer. Gleichzeitig stärkt sich das Höhenhoch bei den Britischen
Inseln. Mit dem Höhentief westliche von Portugal hat die Omegalage zunächst noch
Bestand. Vorderseitige des Höhenhochs verlagert sich das Bodenhoch zu Nordsee
und übt seinen Einfluss auf große Teile von Deutschland aus. Dadurch setzen sich
trockene Luftmassen durch und sorgen für eine deutliche Wetterbesserung.
Allerdings bleibt die Temperatur aufgrund der Positionierung des Hochzentrums
zunächst noch auf eher niedrigem Niveau mit Frost in den Nächten.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bereits zu Beginn der Mittelfrist gibt es zwischen den verschiedenen
Modellläufen des ECMW größere Unterschiede. So zeigten die beiden Vorläufe einen
markanten Trog bei den Britischen Inseln mit eigenständigem Höhentiefzentrum. An
gleicher Position zeigt der aktuelle 00 UTC Lauf allenfalls in der
nordwestlichen Höhenströmung eine leicht zyklonale Krümmung. Die daraus
resultierenden Unterschiede für Deutschland sind recht komplex, führen aber als
Quintessenz dazu, dass das Bodentief am Freitag und in der Nacht auf Samstag auf
deutlich nördlicherer Zugbahn abläuft, als noch in den Vorläufen gedacht.
Dadurch greifen auch die Feuchtefelder deutlich weiter nach Norden aus, als von
den Vorläufen prognostiziert. Damit ist allerdings auch die Gefahr für
Schneefall bis in tiefe Lage im Vergleich zu den Vorläufen reduziert, da die -5
Grad Isotherme nördlicher verläuft.

Nachfolgend nehmen die Unsicherheiten weiter zu, sodass eine gesicherte Prognose
schwierig ist. Die beiden Vorläufe zeigt für den Sonntag noch eine deutlich
nördlicher ausgerichtete Höhenströmung, sodass die Luft eher vom skandinavischen
Festland, als vom Nordmeer kommen sollte. Mit dem jüngsten Lauf wurde
entsprechend der Kaltluftzufuhr für den Sonntag etwas abgemildert.

Für die weitere Entwicklung lässt sich nur ein Trend erkennen, aber eine
Detailprognose ist nicht möglich. Allen drei Läufen ist aber gleich, dass die
Zufuhr kalter Luftmassen aus eher nördlichen bis nordöstlichen Richtungen
anhält. Ob dies allerdings eher zyklonal (gestrige 00 und 12 UTC) Lauf oder
antizyklonal (aktuelle Lauf) abläuft, bleibt offen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Auch zwischen den verschiedenen Globalmodellen gibt es schon zu Beginn der
Mittelfrist größere Unterschiede. ICON, JMA und das französische LFPW
orientieren sich dabei eher an der Version der Vorläufe des ECMW mit einem
markantem Trog und einer deutlich südlicheren Zugbahn des Bodentiefs. GFS ist
dem jüngsten ECMW-Lauf sehr ähnlich. Das kanadische GEM bewegt sich dazwischen.

Auch darüber hinaus zeigen sich so einige Unsicherheiten. Allerdings stellt sich
die großräumige Zirkulation bei allen Globalmodellen um. So lässt sich überall
der sich amplifizierend Höhenkeil über Westeuropa und die resultierend nördliche
Höhenströmung ab Sonntag erkennen. Unsicher ist allerdings noch die genaue
Positionierung und damit auch, wie kalt die Luftmassen sind, die schlussendlich
nach Deutschland geführt werden. Daran und an der Stärke der Zyklonalität
entscheidet sich dann aber auch, ob es über Ostern kurzzeitig eine weiße
Überraschung vorübergehend bis in tiefere Lagen geben kann.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen des ECMW Ensembles zeigt zu Beginn noch einen verhältnismäßig
geringen Spread, wobei Haupt- und Kontrolllauf in unmittelbarer Nachbarschafft
im Median verlaufen. Das gilt insbesondere für das Geopotential. Bei der 850 hPa
Temperatur ergibt sich für die Nacht auf Samstag und den Samstag selbst eine
Schwankungsbreite von über 5 K. Das ist auf die auch im Ensemble noch vorhandene
Unsicherheit bei der Tiefzugbahn zurückzuführen. Haupt- und Kontrolllauf
verlaufen dabei am Oberrand der Lösungen. Die Mehrzahl der Ensemblemitglieder
zeigt also eine südlichere Tiefzugbahn.

Im Anschluss nimmt der Spread sowohl bei Geopotential, als auch bei 850 hPa
Temperatur deutlich zu. Ein Großteil der Member zeigt einen Verlauf auf
niedrigem 850 hPa Temperaturniveau zwischen -3 und -7 Grad. Beim Geopotential
ist eine deutliche Tendenz zu einem Anstieg zu sehen und die
Niederschlagssignale nehmen insgesamt ab.

Das Clustering des ECMW zeigt für den Zeitraum +120 bis +168 h (Sonntag 00 UTC
bis Dienstag 00 UTC) vier Cluster. Für Deutschland liegen die Unterschiede dabei
in der genauen Positionierung des westeuropäischen Höhenkeils und dem
umfangreichen Höhentiefkomplex weiter in Richtung Osteuropa. Die resultierende
Konsequenz ist letztlich, wie weit die Höhenkaltluft auch Deutschland
beeinflusst und wie kalt die zu erwartenden Werte sind. Daran sind auch die
Häufigkeit der Konvektion und eine mögliche Schneephase bis in tiefe Lagen
gekoppelt.
Im Zeitraum +192 bis +240 h (Mittwoch 00 UTC bis Donnerstag 00 UTC) gibt es das
Maximum von sechs Lösungen. Cluster 1, in dem auch der Hauptlauf liegt zeigt den
stärksten Einfluss des Höhenhochs auf Deutschland. Daneben gibt es auch
Lösungen, die eine Fortdauer der nördlichen Höhenströmung prognostizieren, die
aber abgesehen von Cluster 5 antizyklonal geprägt ist. Cluster 4 bietet die
Möglichkeit eine High-over-Low Lage mit einem umfangreichen Höhenhoch von
Nordeuropa bis nach Russland und einem Höhentief über Mitteleuropa.

Das Ensemble des GFS zeigt wie auch das ECMW EPS die Unsicherheit mit dem Tief
in der Nacht auf Samstag. Dabei zeigen Haupt- und Kontrolllauf ebenso die
nördlichere Zugbahn, während der Median eine südlichere vorhersagt. Zur neuen
Woche nehmen die Niederschlagssignale insgesamt ab, allerdings bewegt sich das
Temperaturniveau nur langsam nach oben. Der Kontrolllauf befindet sich am
Unterrand, der Hauptlauf am Oberrand des Spreads der 850 hPa Temperatur.

FAZIT: Die Entwicklung der Großwetterlage lässt sich mittelfristig zwar im
groben skizieren, schaut man weiter ins Detail gibt es aber größere
Unsicherheiten. So sind die Zugbahn und die daran gekoppelten Auswirkungen auf
das Wettergeschehen noch nicht klar, wobei die nördlichere Zugbahn etwas
wahrscheinlicher ist. Die Umstellung auf die nördliche Lage mit frostigen
Nächten und nur mäßig warmen Tagen lässt sich überall wiederfinden. Inwieweit
eher Zyklonalität oder Antizyklonalität überwiegen ist aber noch unsicher.
Insgesamt deuten die angebotenen Modelle und Ensembles auf eine steigende
Antizyklonalität, allerdings auf gedämpftem Temperaturniveau.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Mittelfristig muss vor allem im Schwarzwald und am Alpenrand mit einer Fortdauer
der Dauerregenlage gerechnet werden, allerdings "nur" noch auf markantem Niveau.
Das gilt für Freitag und Samstag.

In höheren Alpenlagen muss außerdem mit markanten Neuschneemengen gerechnet
werden (oberhalb 1000 m). Vorübergehend ist auch in den nördlichen Landesteilen
in der Nacht auf Samstag und am Samstag selbst Schnee bis in tiefere Lagen
möglich. Die Wahrscheinlichkeit ist aber auch jetziger Sicht eher gering.

Der Wind spielt in höheren Berglagen nur noch am Freitag eine Rolle. Dort sind
noch stürmische Böen möglich. In der Folgezeit lässt der Wind nach.

Insgesamt nimmt die Frostgefahr beginnend mit der Nacht auf Samstag zu.
Ab der Nacht auf Sonntag gibt es verbreitet Frost und Bodenfrost.

Am Montag und Dienstag gibt es vor allem in der Osthälfte Schauer mit Graupel
und teils auch Schnee vorübergehend bis in tiefere Lagen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
ECMW-EPS, MOS-Mix
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Marcus Beyer

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