SXDL31 DWAV 1800UTC DWD Synoptische Uebersicht KURZFRIST

SXEU31 DWAV 301800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 30.03.2015 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Im Schwarzwald und im Allgäu Dauerregen. Auf exponierten Berggipfeln teils
orkanartige Böen oder Orkanböen. Dienstag auch im Flachland orkanartige Böen
möglich.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 12 UTC
-------------------------------------------------------------
Aktuell ... lag um 12 UTC in 300 hPa ein Trog über Südskandinavien und dem
östlichen Mitteleuropa. Rückseitig befand sich Deutschland in einer vor allem
über der Südwesthälfte starken nordwestlichen Höhenströmung. Bis zum Tagesende
erreicht ein flacher Rücken unser Gebiet, so dass das Geopotential leicht
ansteigt und die Strömung vorübergehend etwas schwächer wird.

Die Kaltfront des gut entwickelten Sturmtiefs über der mittleren Ostsee hat
mittlerweile den nördlichen Alpenrand erreicht und verlagert sich kaum noch
weiter nach Süden. Somit hat sich über Deutschland überall eine labile
Schichtung eingestellt, so dass es derzeit wiederholt zu Regen-, Schnee- und
Graupelschauern kommt, auch zu kurzen Gewittern. Die wirklich höhenkalte Luft
befindet sich allerdings nordöstlich einer Linie Jadebusen-Vogtland. Um 12 UTC
wurden in 850 hPa Windgeschwindigkeiten von meist um 40 kt gemessen, woraus man
Böen um die Schauer/Gewitter Bft 8/9 ableiten kann. Diese Böen traten dann um 12
UTC in der Tat auch auf, an der Unterelbe und in Erfurt wurden schwere Sturmböen
gemessen.

Durch von Westen einsetzende, zunehmend starke WLA stabilisiert sich die
Schichtung nun fortschreitend von SW nach NE. Die 850 hPa-Temperaturen steigen
allerdings erst zum Tagesende hin deutlicher an und erreichen dann im äußersten
Westen 4 Grad. Die um 24 UTC im Westen und Nordwesten sehr intensive WLA gehört
zur Warmfront eines weiteren, zur mittleren Nordsee ziehenden Sturmtiefs. Sie
liegt um 24 UTC über den Niederlanden, Ostbelgien und Ostfrankreich.

Es bleibt noch bis zum Abend windig, wobei jedoch bereits von Südwesten her ein
Abflauen erkennbar ist. Spätabends (21 UTC) gibt es jenseits der Linie
Jadebusen-Vogtland noch einzelne Böen Bft 7, teilweise - besonders an den Küsten
- auch noch Bft 8. Noch im Laufe der ersten Nachthälfte nimmt der meist
südwestliche Wind wieder deutlich zu, so dass ausgangs der Nacht im Westen und
Südwesten mit Böen Bft 8 bis 9 zu rechnen ist. Morgens muss man sich dann in der
gesamten Südwesthälfte auf Böen Bft 7 bis 9 einstellen. In der Nordosthälfte
gibt es zu diesem Zeitpunkt nur einzelne Böen Bft 7.

Nach vorübergehender Wetterberuhigung in der Südwesthälfte setzt infolge der
andauernden Hebung im äußersten Westen am späteren Abend Regen ein, der sich bis
24 UTC rasch auf die gesamte Westhälfte des Landes ausbreitet. Die
Schneefallgrenze in den mittleren Regionen sinkt dann auf etwa 400 Meter, in den
Alpen auf etwa 800 bis 900 Meter.

Von 18 bis 06 UTC simuliert COSMO-EU maximal 23 mm im Sauerland. In der zweiten
Nachthälfte ist dabei über der nordöstlichen Hälfte unseres Landes vorübergehend
bis in tiefste Lagen auch mit Schneefall zu rechnen. Mit 5 bis 10 mm
Schneeanteil gemäß C-EU ist vor allem Mecklenburg-Vorpommern und das nördliche
Brandenburg zu erwähnen.


Dienstag ... sinkt nach der Passage des schwachen Rückens das Potential wieder
ab, da aus der Frontalzone heraus ein Kurzwellentrog unter leichter
Intensivierung in den Langwellentrog über dem östlichen Mitteleuropa einläuft.
Wir geraten damit auf die kalte Seite der Frontalzone.

Das Tief über der Nordsee verlagert sich über Dänemark hinweg nach Osten und
erreicht zum Tagesende das südliche Baltikum. Seine Fronten wandern unter
Okkludierung rasch über unser Gebiet ostwärts; die Kaltfront erreicht bereits
mittags den Alpenrand. Der Niederschlag wird damit zunehmend in Schauerform
übergehen; mit weiter absinkender 500 hPa-Temperatur sind ab dem Nachmittag in
der Nordhälfte auch wieder kurze Gewitter wahrscheinlich. In der labilen Zone
(Norden/Mitte) sind nachmittags die 850 hPa-Winde vielfach im Bereich 50/60 kt
anzusiedeln, entsprechend ist erneut dann um die konvektiven Umlagerungen mit
schweren Sturmböen, zum Teil auch orkanartigen Böen zu rechnen. In der noch
stabileren Zone im äußersten Süden treten in Südbayern primär zwischen 09 und 15
UTC verbreitet Böen Bft 10 und auch einzelne orkanartige Böen auf.
Der Druckgradient ist primär um die zurückhängende Okklusion und auch
postfrontal vom Vormittag bis zum Abend in Norddeutschland nach ICON und C-EU
sehr stark, so dass vom Sturmfeld besonders Niedersachsen,
Mecklenburg-Vorpommern und die nördlichen Teile Sachsen-Anhalts und Brandenburgs
betroffen sein dürften. C-DE-EPS von 12 UTC sieht für morgen 12 UTC an der
Nordseeküste und sonst südlich einer Linie Emsland-Lausitz gewisse
Wahrscheinlichkeiten für orkanartige Böen (im Flachland teils über 50%).
Auch GFS lässt das Tief - mit noch etwas niedrigerem Kerndruck - über Dänemark
hinwegziehen. Etwa von 09 bis 21 UTC sind dann in den nördlichen Regionen Böen
100 bis 120 km/h zu erwarten, ansonsten ist noch Bayern betroffen. Insofern
stimmt die Windverteilung gut mit der deutschen Modellkette überein.
Abends kommt es wieder von Südwesten her zu einer Windabschwächung; um 24 UTC
gibt es aber nach OOG sehr verbreitet Böen Bft 7 bis 8 aus West, besonders im
Norden und Osten auch noch Bft 9 bis 10, auf Gipfeln Bft 9 bis 12.

Die Dauerregenlage Schwarzwald/Allgäu findet ihren Fortgang; von 00 bis 24 UTC
werden dort nochmals 30 bis 41 mm vom C-EU vorhergesagt. Auch im südöstlichen
NRW und im Bayerischen Wald sind nochmals 30 bis 40 mm zu erwarten. ICON hat
etwas geringere Mengen. GFS bringt bis 33 mm in NRW.


Mittwoch ... verlagert sich innerhalb des breiten Trogkomplexes über Nordeuropa
ein Höhentief aus dem Raum östlich von Island nach Südschweden. Von diesem
erstreckt sich am Tagesende ein Trog südwestwärts zur Nordsee.

Wir verbleiben am Südwestrande des über dem Baltikum langsam nordwärts ziehenden
Tiefs in einer immer noch gradientstarken Zone, so dass im Flachland vielfach
mit Böen Bft 7 bis 8, mittags und nachmittags auch mit Sturmböen gerechnet
werden muss. In exponierten Gipfellagen erreichen die Böen weiterhin meist Bft
10 bis 12. Frontpassagen sind im Gegensatz zu den Vortagen allerdings nicht mehr
zu erwarten.

Im Norden und Osten kommt es zu einzelnen kurzen Gewittern, dabei kann es Böen
Bft 9 bis 10 geben.
Bei schnell wechselnder Bewölkung herrscht generell ein Schauerregime vor - im
Norden und Osten teils Graupel - in höheren Lagen, anfangs ab 300 bis 400 Meter,
später ab etwa 600 Meter - Schnee.
Von Südwesten her stabilisiert abends die Schichtung wieder etwas und es kommt
stratiformer Niederschlag auf, in den mittleren Teilen ab etwa 300 Meter als
Schnee.
C-EU rechnet von 00 bis 24 UTC mit bis zu 47 mm in Ostwestfalen; ICON simuliert
deutlich geringere Summen. Der Schneeanteil nach C-EU liegt in einem Streifen
von Ostwestfalen bis nach Mittelsachsen teilweise über 10 mm.

Donnerstag ... verlagert sich bis 12 UTC das Höhentief zum südlichen Baltikum;
die Nordosthälfte unseres Landes liegt dann unter der kalten Seite der
Frontalzone mit 500 hPa-Temperaturen unter -33/-34 Grad (über der Lausitz -39
Grad).

Es bleibt wechselhaft mit Schauern, nach Norden zu auch Gewittern. Bis in
tiefere Lagen ist auch Schneefall möglich. Von 00 bis 12 UTC sollen nach C-EU im
Allgäu teils über 25 mm fallen.

Gebietsweise ist weiterhin mit Böen Bft 7 bis 8 aus W bis WNW zu rechnen, in
Südbayern auch Bft 9, auf exponierten Gipfeln Bft 10 bis 12.


Modellvergleich und -einschätzung
----------------------------------------------------------------
Die Modelle stimmen in der Einschätzung der nächsten Tage recht gut überein.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Burkhard Kirsch.

Beliebte Posts aus diesem Blog

SXDL31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

DWD -> Amtliche Warnung vor markantem Wetter - STARKES GEWITTER (-Esslingen-)