SXDL33 DWAV 1030UTC DWD Synoptische Uebersicht MITTELFRIST

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 29.03.2015 um 10.30 UTC



Windig bis stürmisch, dazu häufige Niederschläge und verhältnismäßig kühl mit
Schnee im Bergland. Zum Ende der Mittelfrist Trend zu stärkerer
Antizyklonalität.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 05.04.2015


Am Mittwoch... befindet sich ein umfangreicher Langwellentrog über Osteuropa
bzw. Westrussland. Deutschland befindet sich rückseitig des Troges unter dem
Zustrom hochreichend kalter Luftmassen polaren Ursprungs. So werden im Niveau
500 hPa insbesondere in der Nordosthälfte Werte von -35 bis -38 Grad
vorhergesagt. Mit dieser Höhenkaltluft muss wiederholt mit konvektiven
Niederschlägen gerechnet werden. Bei 850 hPa Temperaturen um -5 Grad und einer
niedrig liegenden 850 hPa Isohypse fallen diese im Bergland durchweg als Schnee.
Aufgrund der vertikalen Durchmischung und einer daraus folgenden 0 Grad Grenze
von 600 bis 800 m, sollte Neuschnee nur in den Hochlagen der Berge ein Thema
sein.

Im Flachland ist neben Regen auch Graupel in Verbindung mit kräftigen Schauern
möglich. Zudem muss bei der angesprochenen Höhenkaltluft auch mit Gewittern
gerechnet werden. Darauf weißt auch die CAPE Vorhersage des Ensembles hin, die
sogar beim Median ein paar Hundert J/kg über großen Teilen von Deutschland
prognostiziert. Bei 850 hPa Winden bis knapp 50 kn muss dann auf jeden Fall mit
Sturmböen gerechnet werden.

Sonst sind bei dem ordentlichen Gradienten des Luftdruckes auch außerhalb der
Gewitter starke bis stürmische Böen möglich.

In der Nacht auf Donnerstag bleibt die Höhenkaltluft weiter aktiv. Dort wo es
mal länger aufklart sind Minima um den Gefrierpunkt möglich. Bodennah muss
gebietsweise mit Bodenfrost und damit Glätte gerechnet werden.


Am Donnerstag... verschiebt sich die Trogachse des umfangreichen
Langwellentroges etwas weiter nach Osten. Damit gelangt der Südwesten
Deutschlands allmählich in den Einflussbereich eines von Westen nachrückenden
kurzwelligen Höhenrückens. Der Rest des Landes verbleibt allerdings weiter unter
dem Einfluss der Höhenkaltluft, wobei die Werte in 500 hPa im Nordosten um -35
Grad liegen. Damit gibt es in großen Teilen von Deutschland erneut windiges
Schauerwetter. Die EPS CAPE-Prognose lässt auch wieder einzelne Gewitter zu, vor
allem im Bereich der höhenkältesten Luft.
Im Bergland fällt Schnee, im Flachland ist in den stärksten Entwicklungen
Graupel möglich. Die 850 hPa Winde gehen etwas zurück, einzelne Sturmböen sind
aber mit den Gewittern durchaus möglich. Sonst bleibt es in den Schauern bei
Bft 7 bis Bft 8.

Im Südwesten des Landes stabilisiert es zwar bereits. Gleichzeitig setzt aber
bereits kräftige Warmluftadvektion ein und sorgt für teils länger anhaltende
Aufgleitniederschläge vom Schwarzwald bis zum Alpenrand, die zum Teil auch
ergiebig ausfallen können.

Am Freitag... verbleiben der Osten und Nordosten noch im Einflussbereich der
Höhenkaltluft, die aber nach und nach ostwärts abwandert. Es muss also im
Tagesverlauf noch mit Schauern gerechnet werden, deren Intensität aber abnimmt.

Gleichzeitig greifen von Westen her die Ausläufer eines Tiefs auf den Westen und
Südwesten über, das sich auf der Vorderseite eines Kurzwellentroges bei den
Britischen Inseln verstärkt. Dieser Kurzwellentrog zeigt gewisse
Abtropfungstendenzen, sodass sich in der Nacht auf Samstag sogar ein
eigenständiges Höhentiefzentrum bei Paris finden lässt. Das zugehörige Bodentief
zieht von England über Nordostfrankreich bis nach Süddeutschland.

Die Niederschläge greifen zunächst auf den Westen und Südwesten über. In der
Nacht auf Samstag legen diese sich dann über die Südhälfte, während die
Nordhälfte von Deutschland von trockenen Luftmassen profitiert. Durch die
recht weit südliche Zugbahn des Tiefs entwickelt sich eine scharfe
Luftmassengrenze über der südlichen Mitte von Deutschland, mit den kältesten
Werten in den nördlichen Teilen. Je nach Intensität der zu erwartenden
Niederschläge besteht entsprechend auch die Option von Schneefällen bis in tiefe
Lagen.

Der Wind spielt aufgrund der deutlichen Aufweichung des Gradienten keine
nennenswerte Rolle mehr und ist nur im höheren Bergland noch böig.

Am kommenden (Oster)wochenende... gibt es am Samstag in Richtung Alpenrand noch
Niederschläge durch das südwestwärts abziehende Tiefe. Gleichzeitig amplifiziert
sich ein weit nach Norden reichender Hochkeil über dem östlichen Nordatlantik,
dessen Achse knapp westliche der Britischen Inseln liegt. Das wiederum hat eine
nördliche bis nordwestliche Höhenströmung über Deutschland zur Folge. Diese
verstärkt sich zum Sonntag sogar noch. Die Trajektorien kommen dann direkt von
Nordskandinavien. Die zugeführte Höhenkaltluft polaren Ursprungs weist in der
Osthälfte 500 hPa Temperaturen bis -40 Grad auf! Die 850 hPa Temperatur liegt
meist zwischen -5 und -8 Grad, in Nordosten Deutschlands lässt sich sogar die
-10 Grad Isotherme finden.

Die Strömung am Boden ist eher antizyklonal geprägt ist, ausgehend von einem
Hoch bei den Britischen Inseln. Dadurch wird die Schauertätigkeit zwar etwas
unterdrückt, nichtsdestotrotz sollte die Höhenkaltluft ausreichend sein um
einige Schauer auszulösen, insbesondere in Richtung Nordosten und im Bergland.


In der erweiterten Mittelfrist... wölbt sich über Westeuropa ein kräftiger
Höhenrücken auf, der seinen Einfluss auch zunehmend auf Deutschland ausweitet.
Vor allem die Nordosthälfte wird anfangs noch von Störungen beeinflusst. Zur
Wochenmitte verstärkt sich dann aber auch dort die Antizyklonalität. Allerdings
muss aufgrund der Lage auf der Keilvorderseite und einer damit nördlichen bis
nordwestlichen Höhenströmung noch mit der Zufuhr nur mäßig warmer Luftmassen
gerechnet werden.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die mittelfristige Entwicklung der Großwetterlage wird von den verschiedenen
Modellläufen des ECMW ähnlich simuliert. Es ergeben sich jedoch einige
Unterschiede im Detail.
Die ersten Unsicherheiten ergeben sich für den Donnerstag bzw. die Nacht auf
Freitag. Die Aufgleitvorgänge im Südwesten und Süden, die vom aktuellen
Modelllauf noch recht kräftig simuliert werden, sind in den Vorläufen kaum
vorhanden. Die -5 Grad Isotherme liegt demnach über den Alpenraum, während sie
vom aktuellen Lauf der Europäer deutlich weiter nach Norden geschoben wird.
Daraus folgt wiederum, dass von den im Haupttext erwähnten zum Teil ergiebigen
Niederschlägen im Süden in den zurückliegenden Läufen kaum etwas zu finden ist.
Die zweite Unsicherheit betrifft die Zugbahn des Tiefs am Freitag und der Nacht
auf Samstag. Im gestrigen 00 UTC Lauf wurde das Tief auf einer deutlich
nördlicheren Zugbahn vorhergesagt, mit allen Konsequenzen für die beschriebene
Luftmassengrenze und die Niederschläge. Der gestrige Abendlauf zeigt die
Tiefzugbahn hingegen weiter südlich, sodass nur die Gebiete südlich der Donau
von den Niederschlägen betroffen wären. Der aktuelle Lauf stellt damit eine Art
Mittellösung dar.
Die Lage auf der Trogrückseite am kommenden Osterwochenende wird von allen drei
Läufen vorhergesagt. Allerdings ergeben sich bei der Betrachtung der
Höhenströmung auch hier Unterschiede im Detail. Das betrifft vor allem mögliche
Randtröge und die Stärke der Antizyklonalität am Boden.
Zu Beginn der kommenden Woche laufen dann die Vorhersagen der verschiedenen
Modellläufe deutlich auseinander. So simulierte der gestrige 00 UTC Lauf
bspweise ein eigenes Höhentiefzentrum über Ostdeutschland. Der gestrige 12 UTC
Lauf und der aktuelle Lauf sind am ähnlichsten, wobei letzterer die
antizyklonalste Lösung präsentiert.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die ersten Unsicherheiten zwischen den verschiedenen Globalmodellen ergeben sich
bereits ab Donnerstag. So greifen laut ICON bereits im Laufe des Donnerstages
Aufgleitniederschläge auf die Südwesthälfte von Deutschland über. GFS ist
hingegen der europäischen Modelllösung noch sehr ähnlich.
Zum Freitag nehmen die Unterschiede weiter zu. Nach ICON würde Deutschland im
Einflussbereich eines flachen Höhenrückens liegen. GFS simuliert den
Kurzwellentrog ähnlich wie ECMW. Dieser soll zeitlich gesehen aber deutlich
schneller ablaufen, sodass das oben für die Nacht auf Samstag beschriebene
Szenario nach den Amerikanern schon am Freitag tagsüber ablaufen soll. Das
kanadische GEM hat eine weit nördliche Tiefzugbahn berechnet, ähnlich dem
gestrigen 00 UTC Lauf des ECMW.

Für das Osterwochenende sind sich die drei Modelle (GFS, ECMW, ICON) dann wieder
einig, was die Entwicklung einer Lage auf der Trogrückseite betreffen soll. Was
die Stärke des Vorstoßes der Höhenkaltluft betrifft, stellt der ECMW-Lauf die
kräftigste Lösung dar. Aus der Reihe schlägt das GEM, das keinerlei Troglage
zeigt. Stattdessen soll sich danach eine Hochdruckbrücke von den Azoren, über
England, bis zum Baltikum aufbauen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen des ECMW-Ensembles zeigt zu Beginn der Mittelfrist ein recht
einheitliches Bild, wobei Haupt- und Kontrolllauf dicht beieinander und im
Bereich des Medians verlaufen. Zum Freitag nehmen dann die Unterschiede bereits
zu. So findet man bei der 850 hPa Temperatur sowohl eine Bündelung bei Werten um
-5 Grad, als auch bei 0 Grad. Das wiederum spricht für die Unsicherheit bei der
Zugbahn des Tiefs. Der Hauptlauf ordnet sich den wärmeren Membern zu, während
der Kontrolllauf auf der kalten Seite liegt und damit eine deutlich südlichere
Zugbahn des Tiefs im Vergleich zum Hauptlauf zeigt.
Die für das Wochenende nachfolgende Troglage wird mehrheitlich gezeigt. Dabei
verlaufen Haupt- und Kontrolllauf aber am Unterrand des Medians bei den 850 hPa
Temperaturen, wobei der Kontrolllauf sogar noch kälter ist als der
deterministische Hauptlauf.
Der nachfolgende Geopotentialanstieg lässt sich im Ensemble wiederfinden,
allerdings ist die Schwankungsbreite noch außerordentlich hoch.

Das Clustering zeigt für den Zeitraum +120 bis +168 h (Freitag 00 UTC, bis
Sonntag 00 UTC) nur ein Cluster, das Trogeinfluss bzw. die Trogrückseite am
Wochenende zeigt. Dass es nur ein Cluster gibt spricht dafür, dass die
grundlegende Entwicklung vom Ensemble recht einheitlich wiedergegeben wird.
Im Zeitraum +192 bis +240 h (Montag 00 UTC bis Mittwoch 00 UTC) werden drei
Cluster angeboten. Diese unterscheiden sich für Deutschland hauptsächlich darin,
wie stark der von Westen nachrückende Höhenrücken Einfluss auf Deutschland
nehmen kann. Im ersten und dritten Cluster, in dem auch der Hauptlauf (1) bzw.
Kontrolllauf (3) zu finden ist, wird der antizyklonale Einfluss am stärksten
vorhergesagt, allerdings mit zeitlichen Unterschieden. In Cluster 2 überwiegt
hingegen bis zum Ende der Trogeinfluss ausgehend vom Langwellentrog über
Osteuropa.

Das GFS Ensemble zeigt die gleichen Unsicherheitsfaktoren wie das ECMW-EPS. So
gibt es eine große Schwankungsbreite für das Freitag/Nacht-auf-Samstag - Tief.
Haupt- und Kontrolllauf verlaufen auf niedrigem Niveau (südlichere Zugbahn). Es
gibt aber durchaus einige Mitglieder, die einen deutlichen Temperaturanstieg
zeigen (nördlichere Zugbahn). Die Trogrückseite am Osterwochenende wird in
unterschiedlicher Ausprägung von allen ENS-Mitgliedern gezeigt. Anschließend
zeigt der Median einen deutlichen Geopotentialanstieg.

FAZIT: Die grundlegende Wetterlage bis einschließlich des Wochenendes ist recht
klar und bestimmt von Trogeinfluss. Unsicherheiten bietet vor allem das Tief am
Freitag/Samstag. Zu Beginn der kommenden Woche nehmen die Unsicherheiten
deutlich zu, insgesamt zeigt sich aber ein Trend zu stärkerer Antizyklonalität.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der Wind spielt vor allem zu Beginn der Mittelfrist eine Rolle. So muss mit
Schauern und vor allem Gewittern am Mittwoch und Donnerstag mit stürmischen
Böen, teils Sturmböen gerechnet werden. Im höheren Bergland sind einzelne
stürmische Böen, auf den Gipfeln von Alpen, Harz und Erzgebirge auch orkanartige
Böen möglich. Ab Freitag lässt der Wind nach und spielt wenn, dann nur noch in
höheren Berglagen mit stürmischen Böen eine Rolle. Auch der Extreme Forecast
Index zeigt einen deutlichen Hinweis (vor allem am Mittwoch) für einen vom
Modellmittel nach oben abweichendes Windereignis. Der Wind kommt vornehmlich aus
West bis Nordwest.

Darüber hinaus muss vor allem am Mittwoch, abgesehen vom Südwesten aber auch am
Donnerstag mit einzelnen Gewittern gerechnet werden. Dabei sind Graupel und
Sturmböen möglich. Im Bergland fällt Schnee.

Von Donnerstag bis in die Nacht auf Freitag ist in den Staulagen von Schwarzwald
und Alpen Dauerregen möglich, in den Hochlagen der Alpen und Südschwarzwald
dadurch markante Neuschneemengen.

Am Freitag kann im Süden bis in tiefere Lagen Schnee fallen. Am Osterwochenende
sind bei Schauern Graupel und Schnee vorübergehend bis in tiefe Lagen möglich.

Nachts sind dann, wenn es mal stärker aufklart, Minima um 0 Grad und Bodenfrost
möglich. Demnach ist auch immer wieder Glätte ein Thema.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-ECMW, ECMWF-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Marcus Beyer

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