SXDL31 DWAV 0800UTC DWD Synoptische Uebersicht KURZFRIST

SXEU31 DWAV 280800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 28.03.2015 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Übergang zu Ww, später NWz. Ab Sonntag im Südwesten gebietsweise ergiebiger
Dauerregen. Generell sehr windig bis stürmisch.

Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Samstag... lag in 300 hPa um 00 UTC ein Trog über Skandinavien, Mitteleuropa und
dem zentralen Mittelmeerraum. Ihm folgt von Nordwesten her ein Rücken unter
Verkürzung seiner Wellenlänge; seine Achse liegt mittags über dem Westen und
Nordwesten unseres Vorhersagegebietes. Während in der zweiten Tageshälfte dieser
Rücken unter weiterer Abflachung nach Österreich, Tschechien und Polen
weiterzieht, folgt aus der atlantischen Frontalzone heraus ein Kurzwellentrog
nach, dessen Achse abends über Benelux, am Tagesende über Deutschland liegen
wird.

Derzeit profitiert unsere Region noch vom Zwischenhochkeil, innerhalb dessen in
der Nacht die hinter der gestern nach Polen abgezogenen Okklusion eingeflossene
Meeresluft zur Ruhe kommen konnte. Dabei sanken die Temperaturen im Westen,
Südwesten und in der Mitte gebietsweise unter den Gefrierpunkt ab.
Die Warmfront des um 00 UTC westlich der Britischen Inseln gelegenen, sich
verstärkenden Tiefs hat England und den Westteil Frankreichs erreicht. Das Tief
zieht bis 24 UTC unter Intensivierung auf unter 970 hPa nordostwärts vor die
norwegische Küste; die Warmfront dringt zum frühen Nachmittag hin von Westen her
nach Deutschland ein, die Kaltfront folgt am späteren Abend. Die präfrontale WLA
überdeckt derzeit bereits nahezu ganz Deutschland und erfasst in den nächsten
Stunden zunehmend auch den Osten Deutschlands. Auch im Warmsektor herrscht noch
leichte bis mäßige WLA, vor allem über den südlichen Teilen unseres Landes.

Gemäß C-EU ist faktisch im ganzen Land Niederschlag zu erwarten, wobei die
Schwerpunkte mit 8 bis 9 mm um die Nordsee herum, westlich des Harzes und im
südlichen Schwarzwald liegen. GFS hat bis 11 mm auf Sylt, ECMF16 geht nicht über
7 mm hinaus (in NRW). Abgesehen von geringfügigem Schneefall morgens im
Erzgebirge und spätabends im Bayerischen Wald ist durchweg mit Regen zu rechnen.


Der Süd- bis Südwestwind nimmt zu und erreicht ab Mittag vor allem im Westen,
Nordwesten und in der Mitte Bft 6, vereinzelt Bft 7, an der Nordsee Bft 7 bis 8.
In Gipfelregionen sind abends zunehmend Böen Bft 8 bis 9 zu erwarten, auf dem
Brocken Bft 10, später auch orkanartige Böen.

In der Nacht zum Sonntag muss allenfalls in Alpennähe und in höheren Lagen der
östlichen Mittelgebirge mit geringem Bodenfrost und örtlicher Glätte gerechnet
werden.


Sonntag... verlagert sich vom Seegebiet westlich der Britischen Inseln ein
flacher Trog rasch unter Intensivierung ostwärts, erreicht mittags die westliche
Nordsee und abends Deutschland. Im Tagesverlauf verstärkt sich die Höhenströmung
über unserem Gebiet deutlich, womit wir zum Ende des Tages in den Bereich der
nordatlantischen Frontalzone geraten.

Nach Passage des Frontensystems vom Samstag gibt es keine wesentliche
Wetterberuhigung, denn es setzt erneut WLA vor dem nächsten Frontensystem ein,
die allerdings weniger stark ist als jene vom Samstag. Dennoch ist morgens zeit-
und gebietsweise mit Regenfällen zu rechnen. Die präfrontale Hebung intensiviert
sich am Vormittag im Westen, nicht zuletzt auch infolge der trogvorderseitigen
PVA; diese wirkt später dann auch über den mittleren und östlichen Teilen
unseres Landes, wobei ebenfalls WLA überlagert ist. Das Frontensystem zieht als
Okklusion rasch über den Norden Deutschlands hinweg, während die Kaltfront vor
einer flachen Welle rückläufig wird, die rasch über die Südteile der Britischen
Inseln bis mittags hinwegzieht und abends dann etwa über dem südlichen
Niedersachsen zu finden ist (deutsche Modelle). Im LFPW und im GFS sind um 18
UTC keine Anzeichen einer Welle zu entdecken, wohl aber im ECMF16, das sogar ein
Tief mit 983 hPa über Ostfriesland simuliert (nördlichere Zugbahn als bei
ICON/COSMO-EU). Wie schon abends über großen Teilen des Westens/Nordwestens,
beherrscht KLA zum Tagesende weite Teile unseres Vorhersagegebietes.

Die 24stündige Niederschlagsmenge steigert sich gegenüber jener des Samstags
deutlich: C-EU berechnet gebietsweise in den Gebirgs- und Stauregionen über 30
mm (maximal 74 mm im Südschwarzwald - deutlich mehr als im gestrigen 00
UTC-Lauf). ICON simuliert bis 44 mm (Schwarzwald), GFS bis 58 mm
(Südschwarzwald). EURO4 simuliert bis über 70 mm im Schwarzwald. ECMF16 hat
dagegen nur in wenigen Regionen Deutschlands 20 mm oder etwas mehr (27 mm in
Südhessen).

Angesichts der vor allem im Schwarzwald nach wie vor von mehreren Modellen
prognostizierten hohen Niederschlagsmengen ist das 24stündige
Dauerregenkriterium von über 30 mm im Sauerland, im Schwarzwald, im Allgäu, im
Harz und im Bayerischen Wald gemäß C-EU erfüllt, im Schwarzwald ist die Ausgabe
eine Unwetter-Dauerregenwarnung geplant.
Niederschlag über 30 mm am Sonntag wird nach COSMO-LEPS 00 UTC mit hohen
Wahrscheinlichkeiten im Schwarzwald und im Allgäu angenommen.
Wahrscheinlichkeiten für Unwetter (>50 mm) gibt es im Allgäu demnach nicht, aber
im südlichen Schwarzwald bis über 20%. ECMF-EPS von 00 UTC gibt lediglich
geringe Wahrscheinlichkeit für Dauerregen im Bereich des nördlichen
Westerwaldes. PEPS 00 UTC detektiert ebenfalls die höchsten
Unwetterwahrscheinlichkeiten im Schwarzwald (Süd bis knapp 40%) und sekundär mit
geringer Wahrscheinlichkeit im Bergischen Land in NRW.

Der südwestliche Wind frischt von Südwesten her bereits in der zweiten
Nachthälfte auf, sodass in der Westhälfte dann bereits erste Windböen Bft 7
auftreten werden. Mittags gibt es nach OOG in der Südwesthälfte bereits
verbreitet Böen Bft 7, nach Südwesten zu auch Böen Bft 8. Bis zum späten Abend
nimmt der Wind in der Mitte und im Süden weiter zu, womit dann dort verbreitet
Böen Bft 7 bis 8, teilweise auch Bft 9 im Flachland gemessen werden. Auf den
Berggipfeln treten ab Vormittag vielfach Böen BFt 9 bis 11 auf, im Schwarzwald
und in den Alpen gibt es ab Nachmittag Orkanböen Bft 12. Im Bereich der Welle
und nördlich davon werden im norddeutschen Tiefland nur Böen Bft 6 bis 7
simuliert.
Diese Windvorhersage für Norddeutschland ist aber noch unsicher, da das ECMF16
das Wellentief über den Norden hinwegziehen lässt, womit auch dort zumindest
stürmische Böen möglich wären.
COSMO-LEPS 00 UTC gibt für Sonntag 24 UTC im Nordwesten und recht verbreitet in
der Mitte und im Süden hohe Wahrscheinlichkeiten über 90% für Böen Bft 8 (>18
m/s).


Montag... intensiviert sich die weitgehend geradlinige Höhenströmung über
Deutschland noch und wir befinden uns damit weiterhin im leicht diffluenten
Ausgangsbereich der Frontalzone.

Nach Abzug der Kaltfront morgens aus dem Süden Deutschlands ist tagsüber
zunächst nicht mehr mit Frontpassagen zu rechnen. Der Druckgradient bleibt bis
Mittag vor allem über der Nordosthälfte Deutschlands noch stark, fächert aber
allmählich ab Vormittag von Südwesten bzw. Süden her etwas auf. Am Abend
erreicht die Warmfront einer über die Britischen Inseln ziehenden Welle den
Westen und Südwesten Deutschlands; der präfrontale Regen setzt bereits am frühen
Nachmittag ein. Dieses Niederschlagsgebiet breitet sich bis zum Abend auf die
gesamte Südwesthälfte aus, bis 24 UTC auf ganz Deutschland bis auf den äußersten
Norden/Nordosten.
Die Welle zieht abends vom Ostausgang des Ärmelkanals über NRW nach Thüringen.
Im Warmsektor nimmt abends der Druckgradient in der Südhälfte Deutschlands
wieder deutlich zu.

Bis Vormittag flaut der Wind in der Südhälfte etwas ab, nach wie vor gibt es
aber dort Böen Bft 6 bis 8. In der Nordosthälfte nimmt der westliche Wind bis
Mittag deutlich zu und erreicht dann verbreitet Bft 8, dies hält bis zum Abend
an. Dann frischt der auf Südwest zurückdrehende Wind in der Südwesthälfte von
Südwesten her wieder auf und erreicht vielfach Bft 7 bis 8, teils Bft 9. Ab
Abend sind dann auf den Schwarzwaldhöhen wieder Böen Bft 11 bis 12 zub erwarten
und auch in den Alpen nimmt der Wind wieder zu, bis auf teils extreme Orkanböen
auf der Zugspitze.

C-EU rechnet von 00 bis 24 UTC vor allem am Alpenrand, aber auch im Schwarzwald
mit mehr als 30 mm Niederschlag (ganz überwiegend Regen) - im Allgäu bis 73 mm.
ICON hat im Allgäu bis 65 mm, GFS im Südschwarzwald und im Allgäu über 70 mm,
ECMF16 im Südschwarzwald und im Allgäu 30-35 mm.
Nach C-EU ist das 48stündige Unwetterkriterium (>60 mm) für Sonntag/Montag vor
allem im Schwarzwald und im Allgäu erfüllt; die Summen liegen im Allgäu
teilweise über 100 mm. COSMO-LEPS 00 UTC gibt Wahrscheinlichkeiten für
Niederschlag über 60 mm für Sonntag und Montag in erster Linie im Allgäu
(verbreitet über 70%), aber auch im Schwarzwald und im Harz.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die externen Modelle prognostizieren in den großscaligen Feldern die gleiche
kurzfristige Entwicklung wie die deutsche Modellkette. Unterschiede liegen in
der Niederschlagssumme und auch in der Behandlung von Wellentiefs, die in der
zweiten Hälfte des Sonntags und auch in der Nacht zum Dienstag über Deutschland
hinwegziehen; ECMF6 jeweils nördlicher als im ICON.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Burkhard Kirsch.

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