SXDL33 DWAV 1030UTC DWD Synoptische Uebersicht MITTELFRIST

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 28.03.2015 um 10.30 UTC



Anfangs verbreitet stürmisch, in exponierten Lagen Orkan. In Nordweststau-Lagen
Dauerregen möglich, bei absinkender Schneefallgrenze (zweite Wochenhälfte) auch
kräftiger Schneefall.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 04.04.2015


Am Dienstag lieg Deutschland an der Südwestflanke eines Langwellentroges, der
sich von Seegebiet zwischen Norwegen und Island über Osteuropa bis in die Türkei
und ins östliche Mittelmeer erstreckt. Das tiefste Geopotential ist dabei über
dem Nordatlantik und dem angrenzenden Skandinavien zu finden, wobei bodennah mit
diesem Geopotentialminimum ein Tiefdruckgebiet korrespondiert, dessen Kerndruck
am Dienstagmittag laut EZMW unter 975 hPa liegen soll. Demgegenüber findet sich
westlich der Iberischen Halbinsel eine hochreichende Antizyklone, die bodennah
einen Druck von über 1035 hPa aufweist, so dass sich zwischen den besagten
Druck- bzw. Geopotentialgebilden eine stramme nordwestliche Strömung einstellt.
Entsprechend gestaltet sich die Windsituation mit Wind- und Sturmböen in weiten
Teilen Deutschlands, lokal muss auch mit noch höheren Windgeschwindigkeiten
gerechnet werden. Da in die besagte Strömung auch immer wieder frontale
Störungen eingelagert sind, muss auch verbreitet mit teils kräftigen
Niederschlägen gerechnet werden, besonders in Nordwest-Staulagen der
Mittelgebirge sowie an den Alpen. Bei Temperaturen in 850 hPa, die zwischen -3
Grad im Norden und +4 Grad im Süden liegen, muss in höheren Lagen auch mit
Schnee gerechnet werden. Der Hauptlauf des EZMW sieht dann in der Nacht zu
Mittwoch mit einer leicht antizyklonalen Höhenströmung und einem sich kurzzeitig
erhöhenden Luftdruck eine vorübergehende Wetterberuhigung (mit Ausnahme des
Alpenstaus), bevor...

am Mittwoch das nächste Frontensystem nach Deutschland hereinzieht. Dabei ändert
sich laut EZMW an der Druck- und Geopotentialverteilung über Deutschland aber
nichts Wesentliches. Es fällt aber auf, dass sich die entsprechenden Zentren
etwas nordwärts verlagern (Hochdruckgebiet in Richtung Biskaya, Tiefdruckgebiet
in Richtung Nordskandinavien). Der Druckgradient und mithin der Wind bleiben
hoch, verbreitet muss mit Sturm gerechnet werden, und in Verbindung mit einem
Frontensystem ziehen neue und auch teils kräftige Niederschläge herein. Die
850-hPa-Temperaturen sinken auf unter -6 Grad im Norden und um -1 Grad im Süden,
was verbreiteter für Niederschläge in der festen Phase sorgt. In der Höhe (500
hPa) sinken die Temperaturen im Norden schon unter -35 Grad, was für eine
zusätzliche Labilisierung sorgt. In der Nacht zu Donnerstag wird der
Langwellentrog durch einen in seine Rückseite herein laufenden kurzwelligen
Anteil regeneriert, was der Höhenströmung wieder eine etwas zyklonalere Prägung
gibt und damit die o. a. Labilisierung verstärkt und den wechselhaft-windigen
Witterungscharakter stützt.

Am Donnerstag bleibt die synoptische Grundkonstellation erhalten. Das Tief über
Skandinavien verlagert sich nunmehr nach Nordwestrussland, wodurch die Strömung
über Deutschland von Nordwest auf Nordnordwest dreht. Dabei fächert der
Gradient, da sich das Hoch über der Biskaya etwas nach Osten ausweitet,
zumindest im Südwesten leicht auf, im Nordosten bleibt er aber scharf. Außer im
äußersten Südwesten liegen die 500-hPa-Temperaturen unter -35 Grad, in 850 hPa
liegen sie im ganzen Land unter -5 Grad. Zu der windig-wechselhaften kommt somit
auch im Flachland zunehmend die winterliche Wetterkomponente ins Spiel.

Am Freitag nähert sich laut EZMW-Hauptlauf von Nordwesten ein kleinräumiges
Tief, welches über den Norden Deutschlands zieht und in der Nacht zu Sonntag
über Polen zu finden ist. In der Höhe ist dieses mit einem Randtrog verbunden,
der Rückseitig in den altbekannten und weiterhin wetterbestimmenden
Langwellentrog hineinläuft. Dadurch dreht die Höhenströmung vorübergehend auf
nordwestliche bis westliche Richtungen, was zumindest die Höhenkaltluft nach
Osten abdrängt. Im 850-hPa-Niveau führt WLA auf der Vorderseite des Tiefs zu
einem vorübergehenden Anstieg der Temperaturen (und neuen Niederschlägen),
Rückseitig des Tiefs fließt dann aber wieder Kaltluft ein, so dass die
entsprechenden Temperaturen in der Nacht zu Sonntag wieder zwischen -5 und -8
Grad liegen. Die mit dem Tief verbundene Hebung gestaltet das Wetter nach Lesart
des EZMW-Hauptlaufs weiterhin wechselhaft, windig und winterlich.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der aktuelle operationelle Lauf zeigt bis in die zweite Hälfte der kommenden
Woche eine gute Übereinstimmung mit den Vorläufen. So simulieren alle einen
Langwellentrog, der von Skandinavien über Osteuropa bis ins östliche Mittelmeer
reicht. Alle zeigen auch ein Hochdruckgebiet und hohes Geopotential über dem
nahen Ostatlantik (vor der Iberischen Halbinsel). Im Detail erkennt man
Unterschiede in der Phase und Amplitude von kurzwelligen Troganteilen und in der
genauen Lage der Tiefdruckzentren. Hierzu sei exemplarisch der Termin Di, 12 UTC
herausgegriffen, zu dem er letzte 00-UTC-Lauf ein kleinräumiges Tief über der
Danziger Bucht simuliert und der gestrige 12-UTC-Lauf ein ebensolches über dem
Kattegatt. Demgegenüber errechnet der aktuelle Lauf in dieser Region kein
eigenständiges Tief mehr, sondern bietet nur noch das (auch von den Vorläufen
angebotene) Zentraltief mit einem Schwerpunkt über Mittelschweden an.
Entsprechend erkennt man natürlich auch im Geopotentialfeld in den Vorläufen in
dieser Region und zu diesem Termin kurzwellige Troganteile, die der aktuelle
Lauf nicht mehr bzw. nicht mehr so stark ausgeprägt anbietet.

Letztendlich ist aber festzuhalten, dass alle eine gradientstarke
Nordwestströmung mit eingelagerten Frontensystemen simulieren. Mithin liegt der
Vorhersageschwerpunkt mittelfristig auf der Wind- und Niederschlagsentwicklung,
wovon die erste recht sicher (zeit- und gebietsweise Sturmböen in Binnenland,
bis zu Orkanstärke in exponierten Lagen) vorherzusagen ist, letztere aber,
insbesondere im Hinblick auf Warnschwellen, nur recht kurzfristig und damit auf
der Basis zukünftiger Modellrechnungen. Somit wird hier auch auf einen
detaillierten Vergleich der Niederschlagsprognosen verzichtet.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis zum Beginn der kommenden Woche zeigen die Modelle eine gute Übereinstimmung.
Am Dienstag zeigen sich erste deutlichere Unterschiede, denn ICON simuliert
einen kurzwelligen Rücken und auch im Bodendruckfeld ein Zwischenhoch mit
deutliche antizyklonaler Krümmung über Deutschland, eine Lösung, die GFS und
EZMW nicht haben. Im Gegenteil, GFS errechnet zum gleichen Zeitraum über
Deutschland einen kräftigen Bodentrog, der zu einem kleinräumigen Tief mit Kern
über Südschweden gehört, eine Lösung, wie sie die Vorläufe des EZMW im Angebot
hatten. Der entsprechende Trog liegt bei ICON, grob geschätzt, etwa 1000 km
weiter östlich und greift deutlich weiter nach Süden aus, als dies das Modell
der amerikanischen Kollegen vorhersagt. Dies hat auch Auswirkungen auf die
Temperatur, laut GFS greift am Dienstag die 0-Grad-Isotherme über Westeuropa
deutlich weiter nach Süden aus, als dies laut EZMW, ICON oder etwa LFPW der Fall
ist. Am Mittwoch wird der ICONsche Rücken von einem ICONschen Kurzwellentrog
abgelöst, während EZMW und GFS zu diesem Zeitpunkt eine gleichförmige
Nordwest-Strömung prognostizieren.

Ab Donnerstag laufen die deterministischen Modellvorhersagen dann deutlich
auseinander. Am Donnerstagmittag simuliert GFS ein Tief über der Nordsee, das am
Freitagmittag schon über Polen liegt. ICON hat zum Freitagmittag ein Tief über
Dänemark, EZMW eines über der Nordsee im Angebot. Vor diesem Hintergrund und den
entsprechend divergierenden übrigen Feldern sind ab diesem Zeitraum
modellübergreifend konsistente Prognosen nicht mehr möglich.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen für Offenbach zeigen bis zur Mitte der kommenden Woche ein recht
einheitliches Bild, nach dem am Montag und in der Nacht zu Dienstag sowohl die
850-hPa-Temperatur als auch das Geopotential ansteigen sollen. Dann folgt ein
kontinuierlicher Rückgang des Geopotentials, wobei Haupt- und Kontrolllauf
zusammen mit der Mehrheit der Ensembles trotz eines kurzzeitigen
Temperaturanstieges zum Samstag hin bis zum Ostermontag auf einem niedrigen
Temperaturniveau bleiben. Dann zeigen sich aber schon einzelne Lösungen, die
deutlich höhere Temperaturen mit steigendem Geopotential anbieten.

DIE GFS-Ensembles deuten in eine ähnlich (kalte) Richtung, allerding bieten sie
für die Ostertage eine größere Streuung an und sind bezüglich der 850
hPa-Temperaturen nicht ganz so kalt die die Europäer.

Bis zum Mittwoch (00 UTC +96 h) zeigen sich 4 Cluster, die alle in der Kategorie
"positive NAO" liegen. Die beiden größten Cluster haben jeweils 18 Mitglieder,
und sowohl der Haupt- als auch der Kontrolllauf liegen in Cluster 2.
Für den Zeitraum +120 bis +168 Stunden, also bis Freitag, wird nur noch ein
Cluster angeboten in der Kategorie "Atlantischer Rücken" mit einem
Langwellentrog über Osteuropa.
Im Zeitfenster +192 bis +240 Stunden werden drei Cluster angeboten, alle in der
Kategorie "Atlantischer Rücken". Der mit 13 Mitgliedern kleinste Cluster, in dem
auch der Haupt- und Kontrolllauf liegen, wechselt zum Ende des Zeitraums in eine
Blockierungslage. Dabei zeigt der Langwellentrog über Osteuropa in allen
Clustern eine ausgeprägte Erhaltungsneigung (teils, wie in Cluster 2, mit
Abtropfprozess, und damit findet sich in allen Clustern auch eine Andauer der
nordwestlichen, teils auch nördlichen Anströmung.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI liefert für alle Tage starke Signale für signifikant höhere
Windgeschwindigkeiten, teilweise liegen die Wahrscheinlichkeiten bei 100%. Auch
für hohe Niederschlagsmengen liefert EFI an vielen Tagen signifikante Signale,
hier ist allerdings die regionale Verteilung von Bedeutung (Sonntag:
deutschlandweit; Montag: Alpen und Küste; Dienstag: deutschlandweit, Mittwoch:
punktuell Staulagen; Donnerstag: kleinräumig Alpenrand) und die
Wahrscheinlichkeiten liegen "nur" bei bis zu 90%.

COSMO-LEPS liefert für die Hochlagen des Südens und einzelne Gipfellagen der
Mitte signifikante Wahrscheinlichkeiten für mehr als 25mm Regen in 12 Stunden,
die Wahrscheinlichkeiten liegen lokal über 70%. In der zweiten Tageshälfte des
Montags sinken die Wahrscheinlichkeiten ab, um am Dienstag wieder anzusteigen,
insbesondere an den Alpen, im Schwarzwald und in Ostbayern. Die
Wahrscheinlichkeiten erreichen im Laufe des Dienstags dann wieder Warte um 50%.
Teilweise liefert COSMO-LEPS auch Signale für mehr als 40 mm Niederschlag in 12
Stunden, die Wahrscheinlichkeiten dafür sind aber gering. In eine ähnliche
Richtung deuten die Wahrscheinlichkeiten für mehr als 30 bzw. 50mm Niederschlag
in 24 Stunden, teilweise liegen die entsprechenden Wahrscheinlichkeiten im Süden
bei 100%.

Bei den Wahrscheinlichkeiten für Sturmböen zeigen sich ab dem Sonntagnachmittag
fast flächendeckend Wahrscheinlichkeiten von bis zu 100%, kurzzeitig
zurückgehende Wahrscheinlichkeiten sind vor allem in der zweiten Hälfte des
Montags bzw. im der Nacht zu Mittwoch/am Mittwoch zu erkennen. Schwere Sturmböen
sind demnach vor allem am Montag und Dienstag lokal zu erwarten.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Martin Jonas

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