SXDL31 DWAV 0800UTC DWD Synoptische Uebersicht KURZFRIST

SXEU31 DWAV 310800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 31.03.2015 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
NW z
Von Westen und Süden aufkommend Sturm- und schwere Sturmböen, im Tagesverlauf
bis in tiefere Lagen gebietsweise auch orkanartige Böen. Auf Berggipfeln Orkan-
und extreme Orkanböen. Erst ab dem Abend im Westen allmähliche Windabnahme.
Weiterhin ergiebiger Dauerregen im südwestdeutschen Bergland.


Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 24 UTC
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Dienstag... liegt Deutschland im Bereich einer leicht zyklonal gekrümmten und
straff organisierten Frontalzone. Ein darin eingelagertes Sturmtief wird rasch
nach Osten gesteuert und erreicht gegen Abend die westpolnische Ostseeküste. Die
Zugbahn dieses Tiefs liegt demzufolge etwas weiter südlich als beim Tief, dessen
Sturmfeld in der Nacht zum Montag Deutschland beeinflusst hatte. Dies führt zu
einer Gradientverschärfung gegenüber der vorherigen Situation; zum anderen geht
die Gefahr von einem Trog aus, der von diesem Tief nach Süden reicht und über
den Norden und Osten Deutschlands hinweg schwenkt. Die Schichtung ist zudem
leicht labil; Scherung ist auch vorhanden, so dass bei konvektiven Entwicklungen
durchaus die Gefahr organisierterer Strukturen besteht. Die Gefahr wird ein
wenig entschärft, da die Kaltluft eher allmählich einsickert und ein hoch
reichender kräftigerer Kaltluftvorstoß (mit Temperaturen unter -35 Grad im 500
hPa-Niveau) erst dann erfolgt, wenn der Gradient im Westen bereits wieder etwas
auseinandergezogen wird. Außerdem ist die Scherung dort am größten, wo die
Schichtung noch nicht so labil ist.
Die größte Gefahr für Böen bis in den Unwetterbereich hinein besteht im Norden,
Osten und zum Teil auch in den mittleren Gebieten sowie bedingt durch den
Leitplankeneffekt zusätzlich in Alpennähe. Daher ist für diese Regionen eine
entsprechende unwetter-Vorabinformation aktiv bzw. es sind bereits
Unwetterwarnungen ausgegeben worden. Mit der Passage des Troges sind auch in
tieferen Lagen orkanartige Böen vorstellbar. In den anderen Gebieten, d.h. im
Westen, ist der Trog nicht so markant ausgeprägt; dennoch sind schwere Sturmböen
durchaus wahrscheinlich. Im Bergland sind ohnehin orkanartige bzw. auf
Berggipfeln Orkanböen und auf den Alpengipfeln extreme Orkanböen zu erwarten.
Dabei ist zu berücksichtigen, dass im Falle konvektiv durchsetzter Niederschläge
bereits der Tagesgang wirksam wird. Dies scheinen die COSMO-Modelle noch nicht
auf der Rechnung zu haben.
Als weiterer Schwerpunkt ist die Niederschlagstätigkeit weiterhin im Auge zu
behalten, auch wenn aktuell im südwestdeutschen Bergland eine Regenpause zu
beobachten ist. Mit dem stark schleifenden Übergreifen der Kaltfront setzt aber
die Niederschlagstätigkeit wieder ein. In Staulagen kommen innerhalb von 12
Stunden durchaus um 30 mm und bis zum Ende der Laufzeit der aktuell gültigen
Warnungen im Schwarzwald und im Allgäu noch bis 40 mm zusammen, so dass
entsprechende Warnungen ein Update erfordern.
Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 8 bis 13, in tieferen Lagen Südwest- und
Süddeutschlands vor Ankunft der Kaltfront 15 Grad.
In der Nacht zum Mittwoch wird durch die Frontalzone hoch reichende Polarluft in
den Norden, Osten und in die mittleren Gebiete geführt. Diese Luftmasse wurde
zuvor aus dem grönländischen Raum angesaugt. Kurzwellige Tröge, die in die west-
bis nordwestliche Strömung eingelagert sind, lassen wiederholt die
Schauertätigkeit aufleben; auch kurze Gewitter sind weiterhin möglich. Der
Gradient wird zwar ein wenig auseinandergezogen, im Norden, Osten und auch in
den mittleren Gebieten nimmt, bedingt durch die labile Schichtung, die Böigkeit
nur wenig ab. Auch wenn dann organartige Böen auf höhere Berggipfel beschränkt
bleiben, so sollte es doch in tieferen Lagen vor allem in Verbindung mit
Schauern oder kurzen Gewittern für Sturmböen, vereinzelt auch für schwere
Sturmböen, reichen.
Eine Entspannung zeichnet sich in der zweiten Nachthälfte nur im Südwesten und
ganz im Westen auf. Dort sind im Bergland zwar weiterhin Böen bis Sturmstärke
möglich. In tieferen Lagen sind dann wahrscheinlich nur noch Windböen zu
erwarten.
Die Warnungen vor (ergiebigem) Dauerregen erfordern dann keine Verlängerung
mehr. Zwar sind weitere Niederschläge zu erwarten. Da diese jedoch zusehends
konvektiv sind und aus einer Polarluft (mit einem deutlich geringeren
Wassergehalt) resultieren, sind längst nicht mehr so hohe Niederschlagssummen
wie bisher zu erwarten. Zudem sinkt die Schneefallgrenze auf 600 bis 400 Meter,
d.h. in Höhenlagen, in welchen der meiste Niederschlag fällt, geht dieser in
fester Phase nieder und ist somit vorerst nicht abflussrelevant.


Mittwoch... wird das Sturmtief des Vortages in den Tiefdruckkomplex über
Skandinavien einbezogen. Hierdurch weitet sich der von diesem Tiefdruckkomplex
ausgehende Trog noch etwas nach Südosten aus, was die Strömung aufsteilen, d.h.
etwas mehr auf Nordwest drehen lässt. Dabei liegen im Nordosten und ganz im
Norden die Temperaturen im 500 hPa-Niveau zwischen -35 und -39 Grad. Daher sind
in diesen Gebieten weiterhin wiederholt Schauer und auch kurze Gewitter zu
erwarten. Der Gradient wird zwar noch etwas schwächer, aber aufgrund des
kräftigen Oberwindes, der im 850 hPa-Niveau 50 kt erreicht, sind in Verbindung
mit durchaus organisierteren konvektiven Umlagerungen weiterhin schwere
Sturmböen vorstellbar. In exponierten Berglagen kommt es dann noch zu
orkanartigen Böen. Bedingt durch ein flaches Randtief oder besser gesagt, einer
offenen Welle, das in der Frontalzone bis zum Abend bis zu den Britischen Inseln
gesteuert wird, setzt von Westen und Südwesten her erneut kräftige
Warmluftadvektion ein. In diesen Gebieten erfolgt eine Stabilisierung; der
Gradient beginnt aufzufächern, die labil geschichtete Luft kann somit nicht, wie
noch am Vortag angenommen, weiter nach Südwesten vordringen. Dies sollte die
Schauertätigkeit dämpfen; wahrscheinlich wird es in diesen Gebieten nicht für
Gewitter reichen. Die Schneefallgrenze steigt auch wieder an und liegt dann
liegt bei 600 bis 800 Metern, an den Alpen vielleicht auch etwas darunter, aber
liegen bleibt der Schnee erst deutlich oberhalb davon.
Auch wenn es sich hierbei um eine polare Luftmasse handelt, so werden in der
relativ gut durchmischten Luft noch 4 bis 9, in Rheinnähe um 10 Grad erreicht.
In der Nacht zum Donnerstag wird der von Skandinavien nach Südosten reichende
Trog durch einen weiteren Kurzwellentrog regeneriert, der bis in die Nordsee
gelangt. Die diesem Trog vorgelagerte Welle wird über den Südwesten Deutschlands
hinweg zu den Alpen gesteuert und verlagert sich am Alpenrand entlang schleifend
nach Osten. Der nachfolgende Trog lässt die Strömung noch einmal etwas
rückdrehen. Hierdurch intensivieren sich über den südwestdeutschen
Mittelgebirgen und am Alpenrand die Niederschläge erneut; vorübergehend steigt
dort die Schneefallgrenze auch wieder auf mehr als 1000 Meter an. Dies würde für
das südwestdeutsche Bergland erneut eine Ausgabe entsprechender Warnungen
erfordern. An der Verteilung der Luftmassen ändert sich jedoch nicht allzu viel.

Der Gradient fächert weiter auf, so dass ausgangs der Nacht nur noch einzelne
Windböen, im Bergland, im Süden und an der See stürmische bzw. Sturmböen zu
erwarten sind.

Donnerstag... verläuft die Frontalzone weiterhin von der Nordsee über
Deutschland hinweg nach Südosten. Ein eingelagerter Kurzwellentrog lässt dabei
die labil geschichtete und hoch reichende Kaltluft ein wenig nach Süden, d.h.
bis etwa in den zentralen Mittelgebirgsraum, vordringen. Südlich und westlich
davon hält sich jedoch stabil geschichtete Luft. Durch diesen Kurzwellentrog,
der sich auch im Bodendruckfeld abbildet, erfolgt vom Norden und Nordwesten über
die mittleren Gebiete nach Osten ausgreifend eine erneute Gradientverschärfung,
so dass dann auch wieder Sturmböen, in Verbindung mit kräftigeren Schauern und
kurzen Gewittern schwere Sturmböen und auf höheren Berggipfeln orkanartige Böen
auftreten können. In welchen Regionen diese Gradientzunahme erfolgt, ist noch
nicht sicher.
An den Alpen kommt es staubedingt zu länger andauernden Niederschlägen. Diese
resultieren aus der am Alpenrand weiterhin schleifenden Kaltfront. Oberhalb von
600 bis 800 Metern fällt dort Schnee; in Hochlagen kommen 10 bis 20 Zentimeter
Neuschnee zusammen. In den östlichen Mittelgebirgen, welche eindeutig im Bereich
der Kaltluft liegen, fallen dagegen nur wenige Zentimeter Neuschnee.
In Bezug auf die Windentwicklung zeichnet sich im Westen und Südwesten eine
deutliche Entspannung ab. Warnrelevante Böen sollten dort nur noch in höheren
Berglagen auftreten.
Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 3 bis 9, in den Kammlagen der
Mittelgebirge Werte um 0 Grad.
In der Nacht zum Freitag setzt sich von Südwesten her schwacher
Hochdruckeinfluss durch. Dieser sorgt für eine weitgehende Wetterberuhigung,
bevor erneut Warmluftadvektion einsetzt und hierdurch ganz im Westen und
Südwesten erneut Niederschläge aufkommen. An der Lage der Frontalzone ändert
sich nicht allzu viel.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen eine weitgehend ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten. Die Lage und Intensität des Sturmtiefs wird durchweg ähnlich
simuliert. Hinsichtlich der Windentwicklung ergeben sich Unterschiede. Die
COSMO-Modelle deuten, abgesehen von Berglagen, nur sehr vereinzelt ein
Überschreiten der Unwetterschwelle, d.h. orkanartige Böen und darüber, an. Nach
dem EPS des EZMW sowie nach PEPS wird dies großflächig und nahezu über dem
gesamten Vorhersagegebiet erwartet. Dasselbe in nur geringfügig abgeschwächter
Form trifft auch für ICON zu.
In Bezug auf die noch zu erwartenden Niederschläge werden die oben angegebenen
Summen durch probabilistische Verfahren gestützt, wobei COSMO-LEPS die
Niederschläge eher etwas reduziert hat.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann

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