SXDL31 DWAV 1800UTC DWD Synoptische Uebersicht KURZFRIST

SXEU31 DWAV 281800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 28.03.2015 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Vor allem in den Staulagen der Mittelgebirge Dauerregen, im Schwarzwald und
Oberallgäu auch ergiebig (Unwetter). Häufig stürmische Böen, im Bergland
Orkanböen, bei Gewittern auch in den Niederungen kurzzeitig schwere Sturmböen.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 12 UTC
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Aktuell ... vollzieht sich über Mitteleuropa der Übergang von einer
winkelförmigen Westlage zu einer sehr zyklonal geprägten Nordwestlage. Dabei
überqueren - nach Abzug eines aktuell über Ostdeutschland gelegenen Höhenrückens
- in rascher Folge zunächst recht flach ausgeprägte und kurzwellige Randtröge
vor allem den Norden Deutschlands ostwärts. Markante Hebungsvorgänge sind dabei
kaum auszumachen.
Im Bodendruckfeld wird das Vorhersagegebiet im Laufe der Nacht von der Warmfront
eines sich noch etwas intensivierenden, aber ein wenig nach Norden verlagernden
Tiefs über der Norwegischen See überquert. Die Kaltfront erreicht in der Früh
den Nordwesten und äußersten Norden, kommt aber erst einmal kaum südwärts voran,
da sie - srömungsparallel zum Höhenfeld gelegen - verwellt.
Die im Westen bereits eingesetzten Regenfälle weiten sich nachts rasch ostwärts
aus. Mit Kaltfrontpassage verstärken sie sich vor allem ausgangs der Nacht im
Nordwesten noch und nehmen eher schauerartigen Charakter an.
COSMO_EU simuliert bis zum Abend meist Mengen zwischen 1 und 5 mm, im Lee
einiger Mittelgebirge eher weniger, in Weststaulagen dagegen etwas mehr (bis
etwa 10 mm), an den Alpen und im Norden auch gebietsweise über 10 mm. Die
externen Modelle unterscheiden sich nur wenig.
Mit Annäherung des Frontensystems verschärft sich der Druckgradient in den
kommenden Stunden und der Wind frischt weiter auf. Im Nordseeumfeld gibt es
starke, in exponierten Küstenlagen vereinzelt auch stürmische Böen aus Süd bis
Südwest. Im Bergland muss mit Sturmböen, auf exponierten Gipfeln auch mit
schweren Sturmböen aus Südwest gerechnet werden. Rückseitig der Kaltfront nimmt
der Wind im Nordseeumfeld später vorübergehend wieder ab, während er im Westen
und Süden mit Übergreifen des Warmsektors der Welle ausgangs der Nacht wieder
zunimmt und in freien Lagen erste starke Windböen bis in die Niederungen
auftreten können (COSMO_EU, GFS vor allem in NRW und im Alpenvorland).

Sonntag ... verstärkt sich über den Britischen Inseln ein flacher Kurzwellentrog
und zieht bis zum Abend rasch zur Deutschen Bucht. Auf dessen diffluent
konturierter Vorderseite setzt sowohl aufgrund von PVA (ein gut ausgeprägter
linker Jetausgang in 300 hPa ist ebenfalls vorhanden) und WLA verstärkt Hebung
ein, die am Nachmittag auch auf den Nordwesten Deutschlands übergreift.
Im Bodendruckfeld kann sich die Welle somit noch weiter verstärken und zieht als
Wellentief rasch über die südliche Nordsee bis zum Abend weiter nach
Schleswig-Holstein. COSMO_EU simuliert dabei um 18 UTC einen Kerndruck von etwa
980 hPa.
Vor allem an der Südflanke der Welle verschärft sich der Druckgradient
erheblich. Somit frischt der Wind besonders in der Mitte und im Süden im
Tagesverlauf von Westen her deutlich auf, der Höhepunkt der Windentwicklung wird
im Westen in den späten Nachmittagsstunden, im Südosten erst in der ersten
nachthälfte zum Montag erwartet. Dann gibt es wohl auch in den Niederungen
verbreitet Böen Bft. 8 bis 9, in freien Lagen eventuell auch Bft. 10. Vor allem
ECMWF (00 UTC- Lauf) simuliert auch einzelne Böen Bft. 11, stellt aber doch mit
etwas größerem Abstand bereits das Ende der Fahnenstange an simulierten Böen in
der Modellwelt dar, während COSMO_EU eher das untere Ende repräsentiert. Auf den
Bergen ist im Gipfelbereich wohl recht verbreitet von Orkanböen auszugehen, auf
besonders exponierten Gipfeln sind auch extreme Orkanböen nicht ausgeschlossen.
Vor allem mit Durchzug der Kaltfront sind ab den späten Nachmittagsstunden bis
in die Nacht hinein zunächst im Westen, später dann auch in der Mitte und im
Süden sicherlich auch Gewitter möglich, wobei seitens COSMO_EU und GFS auch
ML-Cape (etwa 100 J/kg) simuliert wird. Dazu kommt eine starke Scherung sowohl
zwischen 0 und 1 km (über 20 m/s) als auch zwischen 0 und 6 km (teilweise
deutlich über 40 m/s). Somit kann es auch durchaus linienförmig organisierte
Strukturen geben (WRF 4 km der Modellzentrale zeigt ein solches Szenario) und
bei Oberwinden von teils über 60 kn in 850 hPa ist dann neben Graupel oder
kleinem Hagel bis in die Niederungen auch mit schweren Sturmböen zu rechnen,
selbst vereinzelte orkanartige Böen (Bft. 11, Unwetter) nicht ganz von der Hand
zu weisen.
Etwas entspannter präsentiert sich die Windentwicklung nördlich der Welle, in
Norddeutschland. Dort kann es vor allem an den Küsten einzelne starke Windböen,
eventuell auch mal eine stürmische Böe aus West geben.
Bezüglich der Zugbahn der Welle haben sich die Modelle weitgehend angepasst,
wobei COSMO_EU jetzt im 12 UTC- Lauf die stärkste Entwicklung zeigt.
Mit der verstärkten Hebung kommt es auch zu einer Intensivierung der
Niederschläge im Bereich der Welle und südlich davon. In den Weststaulagen
einiger westlicher Mittelgebirge (Bergisches Land) und des Schwarzwaldes können
dabei mehr als 25 mm in 12 Stunden fallen, womit die Kriterien für eine markante
Dauerregenwarnung überschritten wären. Da die Kaltfront über der Südhälfte auch
in den Folgetagen nur schleppend südwärts vorankommt und weitere Frontensysteme
folgen, ist damit zu rechnen, dass vor allem in den Weststaulagen des
Schwarzwaldes und des Oberallgäus die Kriterien für eine ergiebige
Dauerregenwarnung (Unwetter) überschritten werden. COSMO_EU simuliert dort in
den Staulagen Mengen zwischen 70 und 100 mm innerhalb von 48 bis 72 Stunden.
Auch GFS zeigt ähnliche Mengen und COSMO-LEPS (00 UTC) entsprechend hohe
Wahrscheinlichkeiten. Somit wurde die Unwetterwarnung vor ergiebigem Dauerregen
bereits am heutigen Mittag "scharfgeschaltet".
Die Advektion milder Atlantikluftmassen bleibt aufrecht, somit sind Höchstwerte
zwischen 8 und 14 Grad erwartet, etwas Sonne gibt es am ehesten an den Alpen,
dort können in einigen Tälern auch 15 Grad oder etwas mehr erreicht werden.

In der Nacht zum Montag zieht der Kurzwellentrog rasch weiter nach Polen, das
zugehörige Wellentief kann sich noch etwas weiter intensivieren und befindet
sich Montagfrüh nach COSMO_EU über Öland. Die Kaltfront erreicht im Laufe der
Nacht die Alpen. Rückseitig strömt erwärmte Polarluft in den Vorhersagebereich,
die vor allem im Norden und Osten hochreichend labil geschichtet ist (-4 Grad in
850 hPa, -33 Grad in 500 hPa).
Vor allem mit Kaltfrontpassage gibt es in der Süd- und Osthälfte weitere Sturm-
und schwere Sturmböen, anfangs auch noch begleitet von einzelnen
Graupelgewittern. Rückseitig der Kaltfront schwächt sich der Wind vorübergehend
etwas ab, ehe er vor allem im Norden und in der Mitte mit Übergreifen der
labilen Höhenkaltluft wieder auflebt. Verbreitet gibt es dann starke bis
stürmische Böen aus West, in Schauern und an den Küsten auch Sturmböen, an den
Küsten in exponierten Lagen auch schwere Sturmböen, auf den Gipfeln Orkanböen,
auf exponierten Gipfeln extreme Orkanböen. Vor allem an der Nordsee können in
den Frühstunden mit Heranschwenken eines flachen Bodentroges auch vermehrt
schwere Sturmböen aus Nordwest auftreten.
Präfrontal gibt es weiterhin teils länger anhaltende Regenfälle vor allem in der
Südhälfte, postfrontal nehmen die Niederschläge konvektiven Charakter an, wobei
es vor allem im Norden und in der Mitte auch Gewitter mit Graupel (und
Sturmböen)geben kann. In den Kammlagen der Mittelgebirge gehen die Schauer etwa
oberhalb von etwa 600 m zunehmend in Schnee über, an den Alpen liegt die
Schneefallgrenze Montagfrüh noch auf über 1200 m.
Die simulierten Mengen liegen verbreitet zwischen 1 und 10 mm, in den
West-/Nordweststaulagen der Mittelgebirge zwischen 10 und 30 mm in 12 Stunden im
Harz, Schwarzwald und Bayerwald werden vom COSMO_EU um 30 mm in Staulagen
simuliert, im Oberallgäu sogar bis über 40 mm.

Montag ... verlagert sich ein weiterer, flacher kurzwelliger Höhentrog rasch
über Nord- und Ostdeutschland hinweg ostwärts, gefolgt von einem ebenso flachen
Rücken. Auch im Bodenfeld fächert der Gradient, nach Durchschwenken des oben
erwähnten flachen Bodentroges über Nord- und Nordostdeutschland hinweg ostwärts,
vorübergehend auf und die Windsituation kann sich von Südwesten her
vorübergehend etwas entspannen.
Mit dem erwähnten Bodentrog gibt es im Küstenbereich vorübergehend noch einmal
schwere Sturmböen aus West bis Nordwest. Ansonsten sind am Nachmittag und Abend
in den Niederungen nur noch starke Windböen, vereinzelt stürmische Böen zu
erwarten, in den Kamm- und Gipfellagen der Mittelgebirge gibt es Sturmböen, auf
exponierten Gipfeln auch schwere Sturm- oder orkanartige Böen.
Vor allem in der Nord- und Osthälfte entwickeln sich in der nach wie vor labilen
Höhenkaltluft noch weitere Regen- und Graupelschauer, auch kurze Gewitter können
dabei sein, wobei dann Sturmböen nicht ausgeschlossen sind. Im Tagesverlauf
klingen diese aber von Westen her allmählich ab, da mitteltroposphärisch wieder
zunehmend WLA für Stabilisierung sorgt.
An den Alpen kann es auch länger regnen bzw. ab etwa 1000 m schneien. Ansonsten
schwankt die Schneefallgrenze zwischen 500 und 800 m, bei stärkeren Schauern
kann sie auch mal etwas darunter liegen.
Gegen Abend greifen dann die Niederschläge der Warmfront einer weiteren Welle,
deren Scheitelpunkt sich dann nach COSMO_EU über Schottland befindet, auf den
Westen über.
Die simulierten 12-stündigen Mengen bewegen sich meist zwischen 0 und 7 mm, im
Schwarzwald etwas mehr, im Alpenstau auch teils über 10 mm.
Die externen Modelle zeigen ähnliche Mengen, ECMWF von 00 UTC im Südwesten
allerdings mit schnellerem Übergreifen der Warmfront etwas mehr.
Vor allem im Norden und in der Mitte lässt sich zwischen den Schauern auch mal
die Sonne blicken. Die Höchstwerte liegen zwischen 7 und 12 Grad, im Bergland um
4 Grad.

In der Nacht zum Dienstag wird der Vorhersagebereich von einem weiteren flachen,
in die nach wie vor sehr kräftige nordwestliche Höhenströmung eingebetteten
Kurzwellentrog rasch südostwärts überquert, auf deren Vorderseite kräftige WLA
für Hebung sorgt.
Das zugehörige Wellentief kann sich ebenfalls verstärken und zieht über die
Nordsee bis Dienstagfrüh ebenso rasch zur Osthälfte Deutschlands. COSMO_EU
simuliert das Tief mit einem Kerndruck von 989 hPa dann über dem südlichen
Brandenburg, GFS in etwa über Rügen mit 985 hPa.
Vor allem im Warmsektor der Welle verschärft sich der Druckgradient in weiten
Teilen Deutschlands - außer im Nordosten - erneut erheblich. Nach
vorübergehender Abnahme nimmt somit der Wind wieder deutlich zu und es gibt auch
in den Niederungen verbreitet stürmische Böen, in freien Lagen Sturmböen. Erneut
werden in 850 hPa mehr als 60 kn simuliert, die stabile Schichtung verhindert
allerdings ein Heruntermischen der Böen. Auf den Berggipfeln gibt es aber
Orkanböen, auf exponierten Gipfeln auch extreme Orkanböen. COSMO_EU und GFS
simulieren ähnlich starke Böen, wobei GFS die Böen aufgrund der nördlicheren
Zugbahn etwas weiter nach Nordostdeutschland ausweitet.
Der Regen im Westen weitet sich im Laufe der Nacht rasch auf fast das gesamte
Vorhersagegebiet aus, lediglich an der Ostsee regnet es weniger. Nördlich des
Bodentiefs dreht die Bodenströmung mehr auf Ost und es kann kältere Luft
advehiert werden (850 hPa-Temperaturen um -4 Grad), dabei können die
Niederschläge im Nordosten auch mit Schnee vermischt sein. Ansonsten steigt die
Schneefallgrenze auch in den Mittelgebirgen wieder bis in die höchsten
Kammlagen, an den Alpen auf über 1500 m.
Die simulierten 12-stündigen Mengen überschreiten vor allem in den weststaulagen
der Mittelgebirge wieder gebietsweise 25 mm, im Oberallgäu simuliert COSMO_EU
teils über 40 mm. Die externen Modelle haben vor allem dort etwas geringere
Mengen auf der Karte.

Dienstag ... schwenken Kurzwellentrog und Bodentief rasch weiter ostwärts,
dahinter kann von Westnordwest erneut ein Schwall erwärmter Polarluft nach
Deutschland vordringen. Dabei sorgen weitere flache Kurzwellentröge immer wieder
für allerdings nicht sonderlich markante Hebung. Vor allem der Norden und die
Mitte gelangen in den Einflussbereich höhenkalter Luftmassen, wobei sich die
Schichtung entsprechend labilisiert. Die Kaltfront des Systems erreicht nur
zögernd die Alpen, entsprechend kommt es vor allem im Süden noch zu teils länger
anhaltenden Niederschlägen. Erneut werden im Schwarzwald mehr als 25 mm, im
Oberallgäu auch mehr als 30 mm in 12 Stunden simuliert. Ansonsten entwickeln
sich rückseitig der Kaltfront Regen- und Graupelschauer, vereinzelt auch kurze
Gewitter. Am Nachmittag und Abend setzt mit Heranschwenken eines flachen Keils
im Nordwesten Wetterberuhigung ein und die Schauer klingen rasch ab.
Die simulierten Mengen liegen meist zwischen 1 und 5 mm, in einigen
Mittelgebirgsstaulagen um 10 mm. Dabei kann es bis in Lagen zwischen 500 und 700
m, in Süddeutschland aber erst deutlich über 1000 m, auch schneien.
Im Vorfeld der Kaltfront und mit deren Passage kann es vor allem im Süden und
anfangs auch in der Mitte noch stürmische Böen oder Sturmböen, auf den Bergen
auch schwere Sturm- bis hin zu Orkanböen geben. Rückseitig der Kaltfront fächert
der Gradient deutlich auf und der Wind nimmt rasch ab, im Bergland gibt es aber
noch weitere Sturmböen, an den Küsten und in Schauern starke Windböen.
Die Sonne zeigt sich vor allem im Norden und Nordwesten zeitweise und die
Temperaturen steigen auf 7 bis 12 Grad, im Südwesten auch bis 15 Grad.



Modellvergleich und -einschätzung
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Die externen Modelle simulieren eine der deutschen Modellkette ähnliche
Wetterentwicklung, die Unterschiede wurden bereits im Text angesprochen.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff

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