SXDL31 DWAV 1800UTC DWD Synoptische Uebersicht KURZFRIST

SXEU31 DWAV 271800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 27.03.2015 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Sturm- und Dauerregenlage am Sonntag und Montag, Unwetter möglich.

Synoptische Entwicklung bis Montag 12 UTC
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Aktuell ... kommt es vor allem über der Osthälfte zu Schauern, die vor allem im
Bergland oberhalb 500 bis 600m als Schnee oder Graupel fallen und im
Zusammenhang mit einem Trog stehen, der weiter nach Osten abgedrängt wird. Zum
Samstagmorgen hat die Achse des Troges die Grenze zu Polen passiert, der
nachfolgende Rücken sorgt von Westen her für Absinken und damit
Wetterberuhigung. Die abends schon über dem Südwesten zu findenden
Auflockerungen breiten sich nachts nur langsam nach Nordosten aus, da in den
Norden und Osten bodennah aus Nordwesten weiter feuchte Luft advehiert wird. Die
Schauer ziehen sich mit dem abziehenden Trog in den Osten zurück, viel fällt
aber nicht mehr. In höheren Lagen des östlichen Berglandes schneit es leicht,
die Neuschneemengen oberhalb 600 bis 800m bleiben gering. Zudem kann es im
höheren Bergland leichten Frost geben, was dort zu Glätte durch gefrierende
Nässe führen kann.
Frost vor allem am Erdboden gibt es ansonsten bevorzugt in der Südwesthälfte, wo
es stärker auflockert und stellenweise auch im Norden. Dann ist Glätte möglich,
vor allem wo es zuvor geregnet hat und die Straßenbeläge feucht sind, sonst
bildet sich höchsten stellenweise Reif.
Bei größeren Auflockerungen bildet sich auch Nebel.

Mit dem Zwischenhocheinfluss flaut der Wind wieder ab, die bis in den Abend
terminierten Warnungen brauchen meist nicht verlängert werden.


Samstag ... zieht der Rücken unter Verkürzung seiner Wellenlänge über
Deutschland nach Südosten, nachfolgend gelangen wir auf die Vorderseite eines
Kurzwellentroges, der das Übergreifen der nordatlantischen Frontalzone von
Westen auf Mitteleuropa einleitet. Die vorgelagerten Ausläufer eines zur
norwegischen See ziehenden Sturmtiefs erfassen das Vorhersagebiet von Nordwesten
her und haben in der Nacht zum Sonntag fast das ganze Land nach Südosten
überquert.
Dabei wird zunächst aus Südwesten bis Westen milde und feuchte Luft
herangeführt, in der es durch großflächige Warmluftadvektion vor der Warmfront
des Tiefs zu Hebung kommt. Die zugehörige starke Bewölkung, nachfolgend auch
leichter bis mäßiger Regen breiten sich von Westen über Deutschland aus.
Am meisten Sonne gibt es noch im Süden und Südosten, teilweise mit föhniger
Unterstützung ganz im Süden und der frontale Regen erreicht zum Abend hin die
Osthälfte.
Im Süden und Südwesten sind stellenweise um die +15 Grad zu erwarten.
Dabei verschärft sich der Gradient zunächst vor allem über der Nordwesthälfte;
und im Westen und Nordwesten sind bis in die Niederungen Windböen möglich, im
Bergland und an der Nordsee kann es zu stürmischen Böen kommen und auf
exponierteren Bergen sind Sturmböen zu erwarten.

In der Nacht zum Sonntag folgt dem nach Südosten abziehenden, inzwischen
okkludiertem Frontensystem, rasch ein weiteres nach, das zu einem in die
nördliche Nordsee ziehenden Tief gehört.
Eine irgendwie geartete Wetterberuhigung gibt es nicht.
Vor allem in der Höhe nimmt die westliche Strömung an Fahrt auf und es folgen
weitere Hebungsgebiete nach.
Die starke Bewölkung mit Regenfällen breitet sich damit bis in Osten und
Südosten aus, wobei die feste Phase kaum eine Rolle spielt, da die
Schneefallgrenze im Süden durch fortgesetzte WLA auf mehr als 1500m steigt.
Der südwestliche bis westliche Wind kann in der Westhälfte in tiefen Lagen in
Böen die Stärke 7 erreichen, im Bergland gibt es Sturmböen, auf dem Brocken
schwere Sturmböen oder orkanartige Böen.
Nach Westen hin bleibt die Nacht sehr mild und auch in den östlichen
Landesteilen steigt die Temperatur im Verlauf der Nacht an.

Sonntag ... liegen wir in einer sowohl am Boden, als auch in der Höhe zyklonalen
westlichen Strömung mit der ein weiterer Kurzwellentrog von Westeuropa nach
Osten geführt wird, im Tagesverlauf auch Mitteleuropa erreicht und die WLA
bedingte Hebung bei uns noch weiter forciert.
Okklusion und Warmfront eines weiteren Frontensystems passieren den
Vorhersagebereich sehr zügig nach Osten, während die nachfolgende Kaltfront
schleifend und unter Wellenbildung von West nach Ost über Norddeutschland
verläuft.

Im Tagesverlauf verschärft sich der Druckgradient vor allem südlich der
Bodenfrontalzone mit Annäherung einer Welle von Westen her weiter, so dass auch
in tiefen Lagen stürmische Böen oder Sturmböen, vereinzelt schwere Sturmböen
möglich werden, im Bergland kommt es verbreitet zu Sturmböen, in Kamm- und
Gipfellagen sind schwere Sturmböen bis Orkanböen anzutreffen.

Angesichts der satten Hebungsantriebe, die in der stärker werdenden Strömung
generiert werden, nehmen die Regenfälle, die nahezu das ganze Land betreffen
weiter an Intensität zu.
Die über 24 Stunden akkumulierten Regenmengen sollen der aktuellen Modelllage
entsprechend verbreitet zwischen 10 und 20 mm liegen, in Weststaulagen der
Mittelgebirge und an den Alpen (Allgäu) sind 30 bis 50 mm möglich. Am wenigsten
fällt, je nach Lage der schleifenden Front, ganz im Norden und möglicherweise im
Südosten.
Wahrscheinlich stellt sich in den angesprochenen Stauregionen eine
Dauerregenlage ein.

In der Nacht zum Montag dringt die Kaltfront auf der Rückseite der nach Osten
durchziehenden Welle bis in den Süden vor, so dass die Schneefallgrenze in den
nördlichen Mittelgebirgen auf 600 bis 1000 m sinken kann. Dabei treten über dem
Süden und der Mitte weitere skalige Niederschläge auf, während in den Norden mit
einem Trog höhenkalte (T500 bis nahe -35 Grad) und instabile Luft geführt wird.
Dort sind vermehrt konvektive Niederschläge zu erwarten, durchsetzt von kurzen
Graupelgewittern.
Während sich am Gradienten im Süden und damit dort an der Windsituation nicht
viel ändert, kann der Wind postfrontal vorübergehend nachlassen. Im Norden
allerdings wird mit der zunehmenden konvektiven Aktivität der Wind aus unteren
Troposphäre heruntergemischt. Der 850 hPa Wind über dem Norden erreicht zu
diesem Zeitpunkt 50 bis 55 kt, so dass dort konvektive Böen der Stärke 10
möglich sein sollten.

Montag ... setzt sich die zyklonale Westlage fort. Mit dem über den Norden nach
Osten schwenkenden Trog kommt es dort zu weiteren schauerartigen Niederschlägen,
die später über den Osten abziehen. Auch einzelne Gewitter sind möglich und bei
Zufuhr von frischer Meereskaltluft (T 850 bis -5 Grad) ist auch in tiefen Lagen
Graupel möglich.
Bei kräftigem Gradienten sind an den Küsten und bei Schauern Sturmböen der
Stärke 9, vereinzelt 10 über dem Norden und Nordosten möglich, über der
Südhälfte sind bei im Tagesverlauf etwas auffächerndem Gradienten anfangs noch
Sturmböen, dann eher Windböen oder stürmische Böen zu erwarten, im höheren
Bergland kommt es weiter zu teilweise schweren Sturmböen bis Orkanböen.
Im Süden fällt noch verbreitet Regen, der einerseits durch die über dem Süden
schleifende Kaltfront, andererseits durch Stau verursacht wird, der sich
rückseitig des Troges an den Alpen einstellt.
Dabei würden die Niederschläge nach C EU teilweise schon über 12 Stunden
Dauerregenkriterien genügen; länger akkumuliert sieht es der deutschen
Modellkette zufolge nach Dauerregenunwetter aus.

Von der Nacht zum Sonntag bis zur Nacht zum Dienstag sollen demnach in
Weststaulagen des Schwarzwaldes und im Allgäu 70 bis 100 mm Regen fallen. GFS
simuliert weniger und hat von Sonntag 00 UTC bis Dienstag 00 UTC im Schwarzwald
und im Allgäu etwa 60 bis 70 mm anzubieten. Aber auch in den Staulagen weiter
nördlich, wie Rothaargebirge und Eifel werden in o.g. Zeitraum 40 bis 50 mm
Regen simuliert, worauf mit einer markanten Dauerregenwarnungen reagiert werden
müsste.



Modellvergleich und -einschätzung
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Unstrittig ist in den nächsten Tagen die Umstellung auf eine zyklonale Westlage
mit hohem Potential für eine Sturmlage am Sonntag/Montag, verknüpft mit
Dauerregen in den Staulagen über der Mitte und dem Süden.
Unsicher sind die konkreten Werte für Wind und Niederschlag.
Auch Timing und Intensität der Kurzwellentröge sowie die Lage u.a. der
Bodenfrontalzone am Wochenende und die Zugbahn der Wellen sind unsicher.

Im Süden werden wohl regional bzgl. Niederschlag Unwetterwarnungen nötig. Darauf
wurde schon mit den gerechtfertigten Vorabinformationen für den Schwarzwald
reagiert, fürs Allgäu sieht es auch nach einem Überschreiten der
Unwetterkriterien aus. Cosmo Leps (von Freitag 00 UTC) zeigt deutliche Signale
für unwetterartigen Dauerregen (>60mm in 48h), während das europäische Modell,
auch in der operationellen Variante zurückhaltend, was den Niederschlag angeht,
in den Ensembles lediglich für mehr als 40 mm in 48 Stunden Hinweise liefert.
Was den Wind angeht, bleibt es in tiefen Lagen wohl bei markanten Warnungen, die
allerdings möglicherweise auch bis zu den schweren Sturmböen ausgereizt werden
müssen, obwohl auch hier Überraschungen nicht ausgeschlossen sind.



Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner

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