SXDL33 DWAV 1030UTC DWD Synoptische Uebersicht MITTELFRIST

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 30.03.2015 um 10.30 UTC



Nur anfangs noch windig, aber weiterhin gebietsweise Niederschläge, zurück
gehende Temperaturen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 06.04.2015


Am Donnerstag liegt Deutschland auf der Rückseite eines Langwellentroges, der
sich vom Nordmeer über den Ostseeraum und das Baltikum bis zum östlichen Balkan
und Richtung Schwarzes Meer erstreckt. Dieser zeigt im Tagesverlauf und in der
Nacht, ebenso wie die anderen synoptischen Felder, eine deutlich ausgeprägte
Erhaltungsneigung und kommt folglich nur sehr zögerlich ostwärts voran. Auf
dessen südwestlicher Flanke und damit über Mitteleuropa ist eine kräftige
nordwestliche Strömung zu erkennen, wobei insbesondere in den Nordosten in der
Höhe sehr kalte Luft einströmt (500-hPa-Temperaturen um -38 Grad). Über dem
Südwesten liegen die 500-hPa-Temperaturen dagegen etwa 15 Grad höher. In die
nordwestliche Strömung ist zudem eine Front eingelagert, die am Tage rasch über
Deutschland hinweggeführt wird. Bodennah korrespondiert mit dem Trog ein
Tiefdruckgebiet mit Kern über dem Finnischen Meerbusen, das auch für die
zyklonale Krümmung des Isobarenfeldes über Deutschland verantwortlich ist.
Diesem Tief steht hoher Luftdruck über den Kanaren gegenüber. Die
Hauptwindrichtung über Deutschland bleibt somit ebenfalls eine nordwestliche,
der Gradient ist im Vergleich zu den Vortagen aber weniger stark ausgeprägt und
mithin die Windgeschwindigkeit zwar lebhaft, aber nur noch gebietsweise,
insbesondere mit Frontpassage, stürmisch. Auch in der hohen Troposphäre ist die
nordwestliche Windrichtung zu erkennen, wobei in 300 hPa ein markanter Jet mit
Windgeschwindigkeiten über 140 Knoten heraussticht. Die Richtung Nordosten
labile Schichtung, die Frontpassage und die zyklonale Strömung sorgen am Tage
für sehr wechselhaftes Wetter, in höheren Lagen auch für Schnee, in der Nacht
beruhigt sich die Wettersituation dann etwas, was auch am von Südwesten her
leicht steigenden Luftdruck liegt.

Am Freitag nähert sich von den Britischen Inseln ein weiteres Tief, dieses zieht
am Tage rasch über Mittelengland südostwärts, in der Nacht zu Freitag erreicht
es schon den Süden Deutschlands. Im 500-hPa-Niveau ist entsprechend ein
markanter Trog über der Irischen See zu erkennen, der zwar ein abgeschlossenes
Geopotentialminimum aufweist, insgesamt aber dennoch als kurzwelliger Anteil des
osteuropäischen Langwellentroges bezeichnet werden kann. Zwischen dem
kurzwelligen Troganteil und dem Haupttrog stellt sich über Deutschland am Tage
vorübergehen eine schwach antizyklonale Höhenströmung ein, was für leichtes
Absinken und zumindest im Nordosten für oft trockenes und lokal freundliches
Wetter sorgt. Darüber hinaus wird dadurch die höhenkalte Luft etwas nach Osten
abgedrängt, so dass nur noch über dem äußersten Nordosten Deutschlands
Temperaturen unter -30 Grad zu beobachten sind. Im Südwesten herrscht dagegen
WLA und großflächiges Aufgleiten vor, was vom Niederrhein bis nach Ostbayern
viele Wolken und Niederschläge bedeutet, allerdings auch ansteigende
850-hPa-Temperaturen, die in der Nacht zu Samstag im Südwesten vereinzelt wieder
Werte über 0 Grad erreichen. Aber auch im Nordosten liegen sie mit Werten um -6
Grad höher als noch am Vortag. Am Boden ist die Situation von zurückgehenden
Luftdruckgegensätzen geprägt, was die Windsituation weiter entspannt, zumindest
bis das o.a. Tief in der Nacht den Süden erreicht. Dann lebt der Wind dort
wieder auf, während im Norden die relativ entspannte Windsituation anhält.

Am Samstag wird der südliche Teil des osteuropäischen Langwellentroges rasch
nach Osten geführt. Dem gegenüber bleibt dieser über dem skandinavischen Raum
weitgehend ortsfest, durch kurzwellige Anteile wird er dabei über dem östlichen
Mitteleuropa regeneriert, was auch ein erneutes süd- und ostwärtiges Ausgreifen
der Höhenkaltluft über Norddeutschland zur Folge hat. Das Tief über
Süddeutschland zieht weiter in Richtung Tatra. Damit ergibt sich eine
Tiefdruckzone, die vom Norden Skandinaviens bis zum Balkan reicht. Dem steht
über Westeuropa hoher Luftdruck gegenüber, wobei das entsprechende Gebiet vom
Nordmeer bis zur Biskaya reicht. Dieses wird von einem Höhenrücken gestützt,
dessen Achse westlich der Britischen Inseln liegt. Zwischen diesen Druckgebilden
dreht der Wind zunehmend auf Nordwest bis Nord, womit auch
die850-hPa-Temperaturen wieder absinken. Sie liegen in der Nacht zu Sonntag
zwischen -5 Grad im Süden und -8 Grad im Norden. Zu diesem Zeitpunkt sind auch
über Mecklenburg-Vorpommern wieder 500-hPa-Temperaturen on unter -35 Grad zu
beobachten, die -30-Grad-Isotherme kommt bis ins Gebiet südlich der Donau voran.
Da durch die nördliche Anströmung das Frontensystem des nach Osteuropa
abgezogenen Tiefs an die Alpen gedrückt wird, kommt es dort zu
Stauniederschlägen. In den übrigen Langesteilen kommt es in der labilen Luft zu
einzelnen Schauern. Immerhin: Die Luftdruckgegensätze sind gering, so dass
warnwürdige Böen allenfalls im Süden zu erwarten sind.

Am Sonntag und Montag ist keine durchgreifende Änderung der Lage zu erwarten.
Zwar verlagert sich der Langwellentrog und mit ihm die höhenkalte Luft sehr
allmählich wieder etwas nach Osten, aber die nördliche Strömung zwischen tiefem
Luftdruck über Osteuropa und hohem Luftdruck über Westeuropa sowie dem nahen
Ostatlantik bleibt erhalten. Dabei liegen die 850-hPa-Temperaturen zwischen -5
und -8 Grad und damit in einem eher winterlichen Bereich.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der aktuelle Lauf des EZMW zeigt bis zum Donnerstag eine gute Konsistenz mit den
Vorläufen. Ab Freitag zeigen sich deutlichere Unterschiede, insbesondere
bezüglich der Entwicklung des kleinräumigen Tiefs bei den Britischen Inseln.
Dieses lässt der neueste Lauf von EZMW am schnellsten über den Süden
Deutschlands nach Osten ziehen, wobei es sich am Samstagmittag schon über der
Tatra befinden soll. Währenddessen sagen die Vorläufe die Verlagerung langsamer
vorher, laut letztem 00-UTC-Lauf hätte sich das Tief in der Nacht zu Samstag
sogar über dem Südwesten Deutschlands auflösen sollen.

Diese Unterschiede sind natürlich auch im Geopotentialfeld auszumachen. Dort
zeigen die letzten beiden Läufe, im Gegensatz zu den Vorläufen, in Verbindung
mit dem kleinräumigen Tief auch einen markanten Randtrog, der bei nur kurzer
Wellenlänge eine sehr hohe Amplitude aufweist. Lauf aktuellem Lauf soll dieser
Randtrog am Samstagmittag über Galizien hinweg bis auf den Atlantik ausgreifen,
was die Vorläufe in dieser Deutlichkeit noch nicht simuliert haben.

Für die Ostertage zeigt sich insofern wieder ein einheitliches Bild, als alle
Modellläufe zwischen tiefem Luftdruck über Osteuropa und hohem über Westeuropa
für Deutschland eine nördliche Strömung und niedrige Temperaturen vorhersagen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die Modelle zeigen bis zum Donnerstag bzw. in die Nacht zu Freitag, in der sich
über den Britischen Inseln ein kleinräumiges Tief bildet, eine gute
Übereinstimmung. Dann laufen die Modelle auseinander. GFS lässt das Tief rasch
in Richtung Süd-Südost ziehen, in der Nacht zu Freitag soll es dann schon über
dem Golf von Genua und Oberitalien liegen, während sich zu diesem Zeitpunkt von
den Britischen Inseln nach Deutschland eine Zone antizyklonaler Isobarenkrümmung
zeigt, die man durchaus als Zwischenhoch bezeichnen kann.

Dem gegenüber simulieren ICON und EZMW ein Tief, das nach Süddeutschland zieht.
Während dieses sich nach ICON dort schon aufzufüllen beginnt, ist es bei EZMW im
Bodendruckfeld noch deutlich zu erkennen und zieht weiter nach Südpolen.

Für die Ostertage simulieren alle Modelle tiefes Geopotential über Ost- und
hohes über Westeuropa. Da sich der Bodendruck nach ähnlichem Muster verteilt,
sehen alle über Mitteleuropa eine nördliche Strömung. Bezüglich der Lage der
Druck- und Geopotentialgebilde ist ICON gegenüber den Lösungen von GFS und EZMW
jedoch deutlich nach Osten versetzt (Hochdruckschwerpunkt bei ICON über der
Nordsee statt über der Irischen See), wodurch ICON letztendlich die kälteste
Lösung für Ostern darstellt.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen für Offenbach zeigen für den gesamten Zeitraum bis zur Mitte der
kommenden Woche nur geringe Schwankungen. Der Großteil der Ensembleläufe zeigt
850-hPa-Temperaturen zwischen -4 und -8 Grad, der Haupt- du Kontrolllauf zeigen
mit wenigen anderen Ensemblemitgliedern am Freitag einen vorübergehenden
Temperaturanstieg.

Bis zum Osterwochenende zeigen die Ensembles des GFS eine ähnliche Entwicklung
an, allerdings steigen dort nach den Ostertagen die Temperaturen merklich an,
ein Trend, der bei den Ensembles des EZMW nicht zu beobachten ist.

Die Ensembles des EZMW liefern für den Zeitraum bis +96 Stunden 4 Cluster, die
aber alle in der Kategorie "Atlantischer Rücken" liegen. Dies (4 Cluster, alle
"Atlantischer Rücken") bleibt auch im Zeitraum +120 bis +168 Stunden so, wobei
der mit 19 Mitgliedern größte Cluster, zu dem auch der Hauptlauf gehört, zum
Ende in die Kategorie einer Blockierungslage wechselt. Für das Geopotentialfeld
bedeutet dies einen stärker ausgeprägten Rücken über Westeuropa und damit eine
stramme Nordströmung, während die übrigen Cluster auch nordwestliche
Windrichtungen zulassen. Danach und damit nach den Ostertagen läuft die
Ensembleprognose deutlicher auseinander, meist bleibt aber eine nördliche
Komponente des Höhenwindes erhalten.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI liefert bis zum Freitag Signale für signifikant erhöhte
Windgeschwindigkeiten, die aber zum Donnerstag und speziell am Freitag deutlich
zurückgehen. Auch für signifikant erhöhte Niederschläge zeigt EFI Signale,
anfangs auch im Norden, später vor allem im Süden Deutschlands.

COSMO-LEPS zeigt bezüglich des Niederschlages im Süden anfangs lokal nur geringe
Wahrscheinlichkeiten (um 10%) für mehr als 25 mm in 12 Stunden, am Donnerstag
und Freitag sind diese an den Alpen und am Schwarzwald deutlich erhöht (bis über
50%). Da die Schneefallgrenze in der zweiten Wochenhälfte deutlich absinkt,
zeigen sich qualitativ ähnliche Signale auch für Schneefall mit
Wahrscheinlichkeiten über 70% für mehr als 15mm Schneeanteil in 12 Stunden im
Allgäu (Donnerstag). Durch die zu erwartende WLA gehen diese am Freitag zurück.


Bezüglich Sturmböen zeigt COSMO-LEPS am Dienstag deutschlandweit, am Mittwoch
vor allem im Nordosten Wahrscheinlichkeiten zwischen etwa 70% und 100%. Zum
Donnerstag gehen diese deutlich zurück.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Martin Jonas

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