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Thema des Tages

Was kann die Wettervorhersage und was kann sie eben nicht?


Die meisten von uns besitzen mittlerweile Computer, Handy oder auch
Smartphone, wodurch Informationen jeglicher Art sozusagen auf
Knopfdruck verfügbar sind. Dank zahlreicher Wetterapps gilt dies auch
für das aktuelle Wetter und natürlich auch die Vorhersage des Wetters
bis zu 10 Tage im Voraus. Früher beschränkten sich die
Informationsquellen auf Radio, Fernsehen oder Zeitung, bei denen man
das Wetter für Bundesländer, Sendegebiete oder ganz Deutschland zu
hören und sehen bekam. Also den groben Ablauf für ein mehr oder
weniger großes Gebiet. Mit den heutigen technischen Hilfsmitteln
werden punktgenaue Vorhersage des Wetters für beliebig kleine
Gebiete, ja sogar Stadtteile erwartet. Stellt sich nun die Frage, ob
diese Erwartungen überhaupt erfüllt werden können...

Fest steht, dass sich die Güte der Vorhersagen in den letzten
Jahrzehnten durch die Weiterentwicklung aufwendiger Computermodelle
deutlich verbessert hat. Aussagen, die man vor vielleicht 40 Jahren
zum Wetter der nächsten 1 bis 2 Tage machen konnte, sind heute mit
ähnlicher Genauigkeit für die nächsten 3 bis 5 Tage möglich. Dennoch
ist die Vorhersagbarkeit des Wetters zeitlich und räumlich weiterhin
beschränkt. Die Ursachen dafür liegen einerseits im System der
Atmosphäre selbst, die ein chaotisches System ist. D. h. kleinste
Schwankungen können zu großen Unterschieden in der Prognose führen.
Das Modell benötigt für die Berechnungen einen möglichst genauen
Anfangszustand, der durch die weltweiten Beobachtungen des aktuellen
Wetters mit unterschiedlichen Messsystemen gegeben ist. Diese
Beobachtungen weisen nun zum einen Messfehler auf und zum anderen
gibt es auf dem Globus große Gebiete, wo nur selten Messungen
verfügbar sind. Rechnet nun das Modell mit falschen bzw. ungenauen
Anfangswerten, so wirkt sich das auf die Vorhersagegüte aus.
Andererseits ist die Auflösung der Modelle, die sogenannte
Gitterweite, begrenzt. Die Vorhersagemodelle berechnen das Wetter für
bestimmte Punkte auf der Erdkugel. Die Entfernung zwischen den
Punkten wird durch die Gitterweite bestimmt. Die Modelle können also
nicht beliebig kleine Phänomene auflösen. Kleinräumige Phänomene wie
lokale Schauer oder Gewitter oder Phänomene die stark von lokalen
Gegebenheiten beeinflusst werden wie Nebel, können nicht oder nur
schlecht aufgelöst werden. Dann wird vom Modell zwar das Potenzial
der Luftmasse bzw. der Wetterlage erkannt, punktgenaue Vorhersagen
sind aber nicht möglich. Daher ist eine postleitzahlgenau Vorhersage
auch "nur" eine Mittelung aus den umliegenden Gitterpunkten.

Des Weiteren ist die Vorhersagbarkeit für verschiede Parameter wie
Temperatur, Niederschlag, Luftdruck usw. unterschiedlich gut und
zudem abhängig von der Wetterlage: Das Wetter an einem bestimmten Ort
ist bei Tiefdruckeinfluss größeren Veränderungen unterworfen als das
Wettergeschehen bei einem stabilen Hochdruckgebiet, bei dem es meist
wenig Änderungen über mehrere Tage gibt. Im Einflussbereich von
Tiefdruckgebieten herrscht wechselhaftes Wetter, bei dem sich
Regenphasen mit Zeiträumen zwischenzeitlicher Wetterberuhigung
abwechseln. So kann sich der zeitliche Ablauf in den Vorhersagen
schnell mal um einen halben Tag verschieben - und dann gibt es unter
Umständen komplett anderes Wetter als noch vor 2 Tagen gedacht...

Die heutige Technik kann also jedem einen sehr guten und schnellen
Überblick über das aktuelle Wetter liefern, die Schwächen bei der
punktgenauen Vorhersage, wie sie vielerorts angeboten wird, sollte
man sich allerdings bewusst machen.

Dipl.-Met. Sabine Krüger
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 28.01.2015
Copyright (c) Deutscher Wetterdienst


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