SXDL31 DWAV 1800UTC DWD Synoptische Uebersicht KURZFRIST

SXEU31 DWAV 311800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 31.01.2015 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Weiterhin winterlich, in tiefen Lagen zum Teil nasskalt mit zeitweiligen Schnee-
oder Schneeregenfällen. Verbreitet glatt.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 12 UTC
-------------------------------------------------------------
Aktuell ... stellt nach wie vor ein monumentaler Langwellentrog, der vom
Nordpolarmeer bis hinunter zur Nordkante des afrikanischen Kontinents reicht und
mit hochreichender Kaltluft angefüllt ist, das Maß aller Dinge dar. Eingelagert
in das großräumige Gebilde sind kleine Sekundärtröge oder Höhentiefs, von denen
zwei für unseren Raum relevant sind. Zum einen handelt es sich um ein kleines
Höhentief, das heute vor der polnischen Küste lag, nun aber langsam ostwärts
Richtung Baltikum zieht. Dabei bildet es über Südschweden ein sekundäres
Drehzentrum aus, so dass sich unter dem Strich ein dipolartiges Gebilde ergibt.
Als zweites wäre ein Randtrog zu nennen, der in den nächsten Stunden von Benelux
und Nordostfrankreich zu uns schwenkt und dabei für eine Intensivierung der
schauerartigen Schneefälle im Südwesten unsres Landes sorgt. Akkumuliert bis
Sonntagfrüh sollen etwas von der Eifel bis hinunter zum Hochrhein bzw. bis ins
Allgäu 1 bis 5, in einigen Staulagen auch knapp an die 10 cm Neuschnee fallen.
Auch weiter östlich kann es in Süddeutschland immer mal wieder leicht schneien,
wobei etwa 1 bis 3 cm Neuschnee zusammenkommen können.
Schneien tut es auch in Teilen Norddeutschlands, wo das definierte
Schneefallgebiet, das heute Nachmittag von der Nordsee bis zum Erzgebirge
reichte, noch etwas nordostwärts schwenkt und somit eine zonalere Ausrichtung
annimmt. So kann es etwa vom westlichen Niedersachsen bis hinüber in den
Berliner Raum sowie etwas nördlich davon 1 bis 3, lokal bis 5 cm schneien. Und
auch an der vorpommerschen Ostseeküste fällt zeitweise noch etwas Schnee
geringer Intensität. Dort frischt der südwestliche bis westliche Wind weiterhin
stark böig auf mit einzelnen Spitzen 7 Bft. Dafür nimmt der frische Wind in
einigen Hochlagen eher ab.
Bei Tiefsttemperaturen von 0 bis -5°C, im Bergland auch darunter, muss
verbreitet - auch außerhalb der Regionen mit Schneefall - mit Glätte durch
Schnee, -matsch und gefrierende Nässe gerechnet werden. Schließlich soll nicht
unerwähnt bleiben, dass sich die Nebelfelder im äußersten Norden wieder
verdichten und auch noch etwas ausbreiten, wobei die Sichtweite streckenweise
auf unter 150 m zurückgehen kann.

Sonntag ... wird der LW-Trog durch den von Benelux zu uns reinziehenden KW-Trog
regeneriert, wobei sich seine Längsachse etwas nach Osten verschiebt, so dass
der Vorhersageraum rückseitig unter eine nordwestliche Höhenströmung gelangt.
Gleichzeitig verlagert sich das "baltische" HT nach Norden bis in den Süden
Finnlands, während der schwedische Part des Dipols kaum Verlagerungstendenzen
zeigt.
Im Bodendruckfeld gelangen wir auf die S-SW-Seite eines sich über der mittleren
Ostsee etablierenden Tiefs mit einem Kerndruck von unter 970 hPa (ICON). Dabei
sorgt es nicht nur für eine Gradientverschärfung speziell im Norden und
Nordosten des Landes, zudem steuert es eine "Portion" nasskalter Nordseeluft in
die Norddeutsche Tiefebene. Der westliche Wind frischt zunächst an der Ostsee,
später auch an der Nordsee und auf dem Brocken mitunter böig auf, wobei
warnwürdige Böen 7 Bft, vereinzelt 8 Bft (Rügen/Brocken) wahrscheinlich auf den
unmittelbaren Küstenstrich sowie die vorgelagerten Inseln beschränkt bleiben.
Nach Süden zeigt sich im Bodendruckfeld zwar ein schwacher Keil, der sich von
Frankreich her ostwärts bis zu den Alpen erstreckt. Gleichwohl hält sich der
antizyklonale Einfluss sehr in Grenzen, vielmehr kommt es deutschlandweit bei
wechselnder bis starker Bewölkung zu meist leichten schauerartigen Schnee- oder
Schneeregenfällen. Wie viel Schnee wo genau fällt, lässt sich nicht zuletzt aus
den Erfahrungen der vergangenen Tage nicht zu 100% vorhersagen - aber wann gibt
es schon 100% in der Wettervorhersage? C-EU und auch ICON beispielsweise sehen
nach wie regionale Schwerpunkte im Allgäu und im Schwarzwald, C-EU zudem noch
eine Schliere mit stärkerem Schneefall, die sich von den Niederlanden ins
südwestliche und südliche Niedersachsen sowie in den Norden NRWs "reinbohrt.
Gerade letzteres Phänomen ist derzeit noch sehr unsicher, zumal andere Modelle
dieses Spiel nicht so recht mitspielen wollen. Unter dem Strich liegen die
Neuschneemengen über den Tag gesehen von nichts bzw. marginal bis etwa 5 cm, in
einigen Staulagen Süddeutschlands auch etwas darüber. Der Wind spielt im Süden
wahrscheinlich nur in den Hochlagen der Alpen eine gewisse Rolle, wo auf einigen
Alpengipfeln durchaus stürmisch werden kann.
Die Tageshöchsttemperatur liegt deutschlandweit zwischen 0 und 5°C (die höchsten
Werte in Ostfriesland), im mittleren und höheren Bergland gibt es leichten
Dauerfrost.

In der Nacht zum Montag kommt es zu weiteren teils schauerartigen, gebietsweise
auch andauernden Schneefällen. Besonders in Süddeutschland deutet sich in
einigen Staulagen eine Intensivierung an. So können z.B. am Alpenrand,
vielleicht auch im Schwarzwald bis 10 cm, im Allgäu auch 15 cm Neuschnee
zusammenkommen. Ob auch die von ICON angebotenen 10 bis 15 cm in Teilen MVs
tatsächlich fallen werden, muss angesichts fehlender Unterstützung anderer
Modellsimulationen derzeit stark angezweifelt werden. Fakt ist aber, dass die
Glätteproblematik ein treuer Begleiter des Warnmanagements bleibt. Außerdem
bleibt es an der Küste und in einigen Hochlagen windig.

Montag ... wird der LW-Trog erneut durch rückseitig hereinlaufende kurzwellige
Anteile regeneriert. Der Vorhersageraum bleibt dabei leicht rückseitig der
Hauptachse. Mit der nordwestlichen Höhenströmung wird im Tagesverlauf ein
thermisches Minimum (T500 unter -35°C) von Benelux her über die Südhälfte gen
Alpen geführt, während es in Norddeutschland mitteltroposphärisch etwas wärmer,
niedertroposphärisch dafür kälter wird. So taucht gegen Mittag die
-10°C-Isotherme in 850 hPa an der Ostseeküste auf, um sich im weiteren Verlauf
bis in den Nordosten vorzuarbeiten. Ursache dafür ist eine leichte Winddrehung
in der unteren Troposphäre auf N-NW, wodurch allmählich skandinavische Kaltluft
näherkommt, während ganz unten noch Nordseeluft die Szenerie beherrscht.
Lange Rede, kurzer Sinn, trotz der Schichtungsstabilisierung im Norden kommt es
wie auch in den übrigen Regionen erneut zu schauerartigen Niederschlägen, die
nach Süden hin und im Mittelgebirgsraum meist in fester Phase, weiter nördlich
zum Teil auch in der flüssigen oder Mischphase fallen können. Wie viel Neuschnee
wo zusammenkommt, ist derzeit noch schwierig zu prognostizieren, weil jedes
Modell und jeder Lauf die Schwerpunkte etwas anders setzen. Häufig dürfte es für
Mengen zwischen 1 und 5 cm, in der einen oder anderen Staulage aber auch zum
wiederholten Mal für rund 10cm/12h oder etwas mehr reichen, so dass in den
Mittelgebirgen und in den Alpen die Einwinterung unaufhörlich weitergeht.
Der westliche bis nordwestliche Wind frischt besonders im Norden und Osten sowie
Bergland mitunter böig auf. An der Küste und in höheren Lagen gibt es Böen 7 bis
8 Bft, exponiert 9 Bft (Gipfel). Im Binnenland dürften nur vereinzelt 7er-Böen
auftreten.
In der Nacht zum Dienstag gibt es verbreitet leichten bis mäßigen Frost, über
den Schneeflächen Süddeutschlands bei Aufklaren örtlich auch strengen Frost
unter -10°C.

Dienstag ... Am Dienstag beherrscht weiterhin ein extrem breiter Langwellentrog
quasi ganz Europa. Das Bodendruckfeld am Südwestrand eines Tiefs über der
mittleren Ostsee wird über Deutschland zunehmend gradientschwach. Insgesamt
deutet sich eine Abschwächung der Niederschlagsneigung an. Besonders in der
Nordhälfte kommt es aber noch zu einzelnen Schnee- oder Schneeregenschauern. Die
Tageshöchstwerte liegen zwischen 0 und 4°C, in großen Teilen Süddeutschlands
stellt sich leichter Dauerfrost ein.



Modellvergleich und -einschätzung
----------------------------------------------------------------
Das Wesentliche ist gesagt, Unschärfen und Unsicherheiten wurden im Text
weitgehend angesprochen.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann

Beliebte Posts aus diesem Blog

SXDL31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

DWD -> Amtliche Warnung vor markantem Wetter - STARKES GEWITTER (-Esslingen-)