SXDL33 DWAV 1030UTC DWD Synoptische Uebersicht MITTELFRIST

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 28.01.2015 um 10.30 UTC



Zunehmend winterlich.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 04.02.2015


Am Samstag, zu Beginn des Mittelfristzeitraumes, liegt Deutschland im
Einflussbereich eines Langwellentroges, der sich vom Nordmeer über Skandinavien
und die Nordsee bis ins zentrale Mittelmeer erstreckt. Ein kurzwelliger Anteil
läuft dabei im Tagesverlauf über den Britischen Inseln und Frankreich nach Süden
ab, er regeneriert den Trog und sorgt zum Tagesende für ein ausgreifen desselben
zum westlichen Mittelmeer. Dies bedeutet, dass sich die Trogachse in ihrem
südlichen Bereich insgesamt retrograd verlagert. Reicht sie zu Tagesbeginn noch
von Deutschland über die Adria bis nach Kalabrien, so erstreckt sie sich in der
Nacht zu Sonntag ins westliche Mittelmeer. Im Bodendruckfeld korrespondiert mit
dem Langwellentrog ein mehrkerniger Tiefdruckkomplex, dessen Schwerpunkt von der
nördlichen Nordsee bzw. den Britischen Inseln bis nach Südskandinavien reicht.
Dieser dreht sich entgegen dem Uhrzeigersinn, in der Nacht zu Sonntag zeichnen
sich nach dem Hauptlauf es EZMW zwei Kerne ab, einer über Nordwestdeutschland,
der andere über Weißrussland. Das Tief sorgt dabei vor allem im Nordwesten,
teils aber auch auf den Bergen für böigen Wind. Frontale Strukturen sind über
Deutschland nicht auszumachen, die Polarfront verläuft, von Island kommend in
einem weiten Bogen über Spanien ins östliche Mittelmeer. Gleichwohl kommt es in
Deutschland zu Hebungsprozessen, die allerdings vor allem der labilen Schichtung
(und natürlich dem Kurzwellentrog) geschuldet sind. So liegen die Temperaturen
in 500 hPa bei teils unter -35 Grad, und auch in 850 hPa ist das
Temperaturniveau mit Werten um -5 Grad durchweg negativ. In der Folge fallen die
Niederschläge oft als Schnee, teils sind sie auch schauerartig verstärkt.
Freundliche Abschnitte sind wohl im Südosten am wahrscheinlichsten.

Am Sonntag ändert sich an der Situation in der Höhe nichts Wesentliches.
Deutschland bleibt im Einflussbereich des Langwellentroges. Dessen Achse kann
sich allerdings im Tagesverlauf nach Osten verlagern, in der Nacht zu Montag
erstreckt sie sich wohl von der Ostsee über das Böhmische Becken bis ins
Mittelmeer. Damit liegt Deutschland in der Nacht zu Montag durchweg rückseitig
der Trogachse, womit die Höhenströmung durchweg auf Nordost dreht (was das kurze
Intermezzo einer westlichen bis südwestlichen Höhenströmung über dem Osten
Deutschlands am Vortag beendet). Auch am Boden stellt sich im gesamten
Vorhersageraum eine westliche bis nordwestliche Strömung ein. Die ist auch der
Tatsache geschuldet, dass sich das Tief über dem Nordwesten Deutschlands auf
seinem Weg nach Südosten im Tagesverlauf auffüllt und seine Wetterwirksamkeit
damit kontinuierlich nachlässt. In der Nacht zu Montag ist es nach dem
EZMW-Hauptlauf schon nicht mehr zu erkennen, dafür sorgt die nordwestliche
Strömung, besonders an den Alpen, für nennenswerte Staueffekte. Auch wenn
weiterhin keine frontalen Zonen über Deutschland auszumachen sind und auch die
durch kurzwellige Troganteile getriggerten Hebungsantriebe nur schwach
ausgeprägt zeigen, so kommt es doch vor allem im Süden und Teilen des Ostens zu
Schneefällen. Das Temperaturniveau sinkt im Vergleich zum Vortag noch etwas ab,
in 500 hPa liegen die niedrigsten Werte bei -38 Grad, im 850-hPa-Niveau reicht
die Temperaturspanne von -5 bis -9 Grad.

Am Montag verlagert sich die Trogachse weiter, wenn auch insgesamt zögerlich,
ostwärts. Im Bodendruckfeld wird von Island ein kleinräumiges Tief rasch in den
Südwesten der Britischen Inseln geführt. Entsprechend findet sich im
Geopotentialfeld erneut ein Kurzwellentrog, der an der Rückseite des
Langwellentroges nach Süden abläuft und diesen regeneriert. Mit diesem setzt vom
Nordmeer her ein erneuter Kaltluftvorstoß ein. Bevor dieser aber West- und
Mitteleuropa erreicht, dreht die Strömung über Westeuropa bodennah wieder auf
mehr westliche Richtungen. Dabei steigen die Temperaturen allerdings kaum an,
die der auf der Vorderseite des Tiefs einsetzenden WLA ist zu schwach bzw.
erreicht Deutschland nicht. In der Höhe wird im Tagesverlauf der Kaltluftkörper
mit Temperaturen nur knapp über -40 Grad über Deutschland hinweg nach Südosten
geführt. Bei 850-hPa-Tempersaturen, die kaum über den Vortagesniveau liegen,
bleibt die Schichtung insgesamt labil, was zu weiteren leichten Schneefällen
führt.

Am Dienstag verlagert sich das kleinräumige Tief von den Britischen Inseln über
die Pyrenäen zu den Balearen, in der Höhe läuft entsprechend der angesprochene
Kurzwellentrog nach Süden ab. Zwischen diesem bzw. dem sich durch ihn
ausbildenden neuen Langwellentrog, der bis zur Iberischen Halbinsel und zum
westlichen Mittelmeer ausgreift, und dem alten Langwellentrog über Osteuropa
kann sich ein schwacher Rücken aufwölben. Der Rücken sorgt, im Zusammenspiel mit
kompensatorischem Absinken zwischen den Tiefdruckgebieten über West- bzw.
Südwesteuropa und Skandinavien, im Süden für Absinken, während der Norden weiter
von tiefem Luftdruck beeinflusst wird. Ob das Absinken aber für längere
freundliche Abschnitte reicht, bleibt fraglich. Die Temperaturen sinken noch
etwas, sie liegen in 850 hPa lokal unter -10 Grad, eventuelle Niederschläge
fallen weiter in der festen Phase.

Am Mittwoch ändert sich an der synoptischen Situation über Deutschland nicht
viel. Ein schwach ausgeprägtes, in den Langwellentrog eingelagertes Höhentief
wandert von Skandinavien nach Süden, auf seiner Vorderseite sinkt der Luftdruck,
was zur Ausbildung eines schwachen Tiefs über Deutschland führt. Somit kann man
von einer Tiefdruckrinne sprechen, die von Skandinavien über Deutschland bis ins
Mittelmer reicht. Die Temperaturen sinken weiter ab. In der Nacht zu Donnerstag
liegen diese in 500 hPa im Nordwesten teils unter -40 Grad, vor allem in
Ostdeutschland in 8450 hPa unter -10 Grad. Verbreitet kommt es zu leichtem
Schneefall.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des Modells kann bis zur Mitte der kommenden Woche als gut
bezeichnet werden. Dies zeigen insbesondere die Felder der 850-hPa-Temperatur,
in der die -5-Grad-Isobare beim aktuellen Lauf wie auch in den Vorläufen am
Dienstag bis in den Mittelmeerraum ausgreift. Über Deutschland zeigen sich dabei
bei allen Läufen lokal auch Temperaturen unter -10 Grad in 850 hPa. Betrachtet
man die weitere Entwicklung am Mittwoch und in der zweiten Wochenhälfte, so
laufen die Modelle deutlich auseinander. Das kleinräumige Tief, welches der
aktuelle Hauptlauf am Mittwoch über die Britischen Inseln zu den Pyrenäen und
weiter ins Mittelmeer führt, zog im direkten Vorlauf noch auf einer Bahn über
den Norden Deutschlands nach Osten bzw. Südosten. Noch extremer die Abweichung
zum gestrigen 00-UTC-Lauf. Bei diesem verlagerte sich das Tief noch über dem
Süden Skandinaviens nach Osten. Entsprechend stark die Unterschiede in den
Strömungsmustern, in der Temperaturverteilung und letztlich auch in den
Feuchtefeldern.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis zum Beginn der kommenden Woche ist die Modellübereinstimmung der
internationalen Kontrahenten gut. Alle zeigen einen Langwellentrog, der bis ins
zentrale Mittelmeer ausgreift, die -5-Grad-Isotherme verläuft einheitlich über
der Biskaya nach Südosten, um dann nach Nordosten abzubiegen und über
Norditalien in Richtung Osteuropa weiter zu laufen. GFS und ICON deuten an der
Westspitze der Bretagne aber schon ein recht starkes Tief an, das EZMW zu dem
Zeitpunkt noch zwischen Island und Irland sieht. Während das Tief bei GFS aber
eine ähnliche Bahn nimmt wie beim EZMW (wenn auch deutlich früher), verlagert
sich das ICON-Tief zum Alpenraum. Da die Verlagerung bei allen Modellen für die
korrespondierenden Kurzwellentröge ähnlich gilt, regenerieren GFS und EZMW ihre
Tröge mit einer retrograden Achsenverlagerung, ICON dagegen sieht den Trog
weiter östlich und das Bodentief in der Nacht zu Mittwoch mit einem Kerndruck
von 985 hPa über dem Böhmischen Becken, während die Mitstreiter das Tief über
dem Mittelmeer sehen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen für Offenbach zeigen ein seht einheitliches Bild mit nur
geringer Streuung der Ensemblemitglieder. Dabei sinkt das Geopotential bis
Freitag, um dann allmählich wieder anzusteigen. Erst ab Dienstag der kommenden
Woche streuen die Ensemblemitglieder dann stärker. Ein ähnliches Bild zeigen die
Rauchfahnen für die Temperatur in 850 hPa. Anfangs kurzzeitige und begrenzte
Auf- und Abwärtsbewegungen, recht einheitlich von allen Läufen vorhergesagt,
dann bis zum Dienstag der kommenden Woche ein schwaches, aber gleichmäßiges
Absinken der entsprechenden Werte. Erst ab Dienstag nimmt die Streuung deutlich
zu, insbesondere gibt es einzelne starke Ausreißer nach oben. Der Haupt- und
Kontrolllauf liegen nahe dem Ensemblemittel.

Die GFS-Ensembles stützen im Wesentlichen die Sichtweise der EZMW-Ensembles.

Bei den Clustern zeigen sich im ersten Zeitabschnitt (+72 bis +96 Stunden) nur
Cluster der Kategorie Negative NAO, der Haupt- und Kontrolllauf liegen in dem
mit 19 membern größten Cluster. Im Zeitfenster +120 bis +168 Stunden wechseln
alle, dann drei, Cluster die Wetterlagen-Kategorie von Negative NAO zu
Atlantischer Rücken. Mit 18, 17 und 16 Mitgliedern sind die Cluster etwa gleich
groß, Haupt- und Kontrolllauf liegen im 3ten Cluster. Im Zeitraum +192 bis +240
Stunden werden 4 etwa gleich große Cluster angeboten, die anfangs in der
Kategorie Atlantischer Rücken liegen, mit zunehmender Vorhersagezeit beginnen
sie aber bezüglich der Wetterlagenkategorie zu divergieren.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI sieht für morgen für den Südwesten eine geringe Wahrscheinlichkeit für
kräftige Niederschläge. Ansonsten liefert EFI keine Hinweise auf signifikante
Wettererscheinungen.

Bei den Signalen für Starkniederschläge am morgigen Donnerstag ist COSMO-LEPS in
der regionalen Verteilung zurückhaltender als EFI, die Wahrscheinlichkeiten für
Mengen über 25 mm in 12 Stunden liegen nur punktuell (Hochschwarzwald, Allgäu,
Thüringen) über 20%, für mehr als 30mm in 24 Stunden liegen sie bei bis zu 40%.
Am Sonntag zeigt COSMO-LEPS für die gleichen Regionen (ohne Thüringen) nochmals
schwache Niederschlagssignale über 10% für Mengen größer als 25mm.

Betrachtet man statt der reinen Niederschlagsmengen die Schneehöhen, so zeigen
sich in der Südhälfte in den Hochlagen kontinuierlich (mit wechselnden
regionalen Schwerpunkten) signifikante Wahrscheinlichkeiten für mehr als 10 cm
Neuschnee in 12 Stunden. In der Spitze erreichen diese Wahrscheinlichkeiten
100%, meist liegen die Wahrscheinlichkeiten, je nach Höhenlage, zwischen 10 und
60%.

Wind- und Sturmböen deutet COSMO-LEPS auch mit hohen Wahrscheinlichkeiten an,
dabei ist die Tendenz allgemein abnehmend.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZMWF, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Martin Jonas

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