SXDL31 DWAV 1800UTC DWD Synoptische Uebersicht KURZFRIST

SXEU31 DWAV 301800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 30.01.2015 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Weiterhin unbeständig und vielfach winterlich, in tiefen Lagen teils nasskalt.
Zeit- und gebietsweise Schneefall, in tiefen Lagen zum Teil mit Regen vermischt.
Hin und wieder auffrischender westlicher Wind.

Synoptische Entwicklung bis Montag 12 UTC
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Aktuell ... befindet sich Deutschland mitten im kalten Kernbereich eines
langwelligen Höhentroges, der quasi ganz Mitteleuropa abdeckt, in seiner
Gesamtheit aber von Skandinavien und dem Europäischen Nordmeer bis hinunter zum
Nordrand Afrikas reicht. Was großräumig betrachtet relativ überschaubar
erscheint, entpuppt sich beim detaillierten Hinschauen durchaus als diffizil.
Ursache für die Komplexität sind verschiedene, in den Gesamttrog integrierte
Sekundärtröge oder auch kleine abgeschlossene Höhentiefs, die im Grunde aber die
"Musik" machen, sprich, den Antrieb für die relevante Wetteraktivität leisten.
Doch nicht nur in der mittleren und oberen Troposphäre lassen sich verschiedene
zyklonale Strukturen ausmachen, auch im Bodendruckfeld finden sich gleich
mehrere Tiefs oder Tröge, die ebenfalls ihren Beitrag zum aktuellen
Wettergeschehen beisteuern.
Schaut man sich die Situation bezogen auf den Vorhersageraum und die kommende
Nacht an, so sind im Grunde drei Schwerpunkte auszumachen:
Zunächst fällt ein abgeschlossenes, hochreichendes Tief über Ostdeutschland auf
(18 UTC), von dem auch sich ein kurzwelliger Höhentrog bis nach Süddeutschland
erstreckt. Während der KW-Trog, verbunden mit einem flachen Bodentrog, im Laufe
der Nacht ostwärts schwenkt, verlagert sich das Tief etwa bis zur Oder. Damit
verbunden sind zwei Niederschlagsgebiete, in denen es schauerartig, gebietsweise
aber auch länger andauernd zu Schneefällen kommt (wie man bereits heute tagsüber
beobachten konnte, wachsen sie Schauer teilweise zusammen bzw. es ergeben sich
quasi mesoskalige Niederschlagsgebiete, die sich nur ziemlich langsam
verlagern). Eines der Gebiete liegt derzeit über dem östlichen Nds.
Sachsen-Anhalt und Vorpommern, es wird sich noch weiter nach Osten verlagern.
Akkumuliert über 12 Stunden kommen dabei 1 bis 5, lokal aber auch mal bis zu 10
cm Neuschnee zusammen.
Die zweite wetteraktive Zone befindet sich in Süddeutschland, vornehmlich in BW
und Bayern. Sie ist quasi an die Südspitze des KW-Troges gekoppelt und ist
gekennzeichnet von schauerartigen Schneefällen, die sich von West nach Ost
verlagern. Die apostrophierten Neuschneemengen liegen ebenfalls bei 1 bis 5, in
Staulagen auch mal um 10 cm. Im Rheintal kann es anfangs aber noch regnen oder
"schneeregnen".
Last but least kommt noch ein neues Niederschlagsgebiet ins Spiel, was sich
aktuell von den Niederlanden und Nordbelgien dem Vorhersageraum nähert. Es
befindet sich vorderseitig eines um 15 UTC über der westlichen Nordsee gelegenen
Bodentrogs, der sich im weiteren Verlauf zu einer Tiefdruckrinne ausweitet, die
sich in den nächsten Stunden allmählich bis nach NW-Deutschland vorarbeitet. Der
resultierende Niederschlag greift noch in den Abendstunden auf die westlichen
Landesteile über, wobei es nach aktueller Radarbeobachtung so aussieht, als wenn
vor allem Teile NRWs davon betroffen wären. Das steht im Widerspruch zu den
meisten numerischen Prognosen, die weiter östlich und nordöstlich ansetzen und
somit auch das westliche Niedersachsen mit einbeziehen. Synoptisch ist das
derzeit zu beobachtende Szenario aber durchaus nachvollziehbar, vor allem wenn
man sich die Höhenströmung anschaut. Zwischen dem Tief im Osten des Landes und
einem weiteren KW-Trog über der westlichen Nordsee hat sich ein kleiner
Höhenkeil etabliert. Der Niederschlag befindet sich vorderseitig des Keils in
einer nordwestlichen Strömung, die nur zögernd nach Osten eindreht. Der neueste
Lauf von GFS hat bereits darauf reagiert und bietet eine der Aktualität
angemessen realistischere Variante an, wonach der Niederschlag via NRW (Osten
mehr als Westen) bis nach Nord- und Mittelhessen sowie das nördliche RP
ausgreifen soll. Das südwestliche Niedersachsen wird erst in den frühen
Morgenstunden tangiert, wenn das gesamte System allmählich ost-nordostwärts
schwenkt. Meist fällt Schnee, im äußersten W und NW kann auch Schneeregen oder
Regen dabei sein. Ansonsten sind in den genannten Gebieten aber 1 bis 5, örtlich
um 10 cm teils nasser Neuschnee möglich, wobei ein Großteil davon in relativ
kurzer Zeit fallen kann, was eine markante Schneefallwarnung zur Folge hätte (5
bis 10cm/6h).

Zur kommenden Nacht seien noch weitere vier Punkte kurz! erwähnt:
In einigen Hochlagen bleibt der südwestliche Wind flott unterwegs mit Böen 7 bis
8 Bft, exponiert 9 Bft. Folglich kann es weiterhin zu Schneeverwehungen kommen.
Abgesetzt von den genannten Schneefallgebieten hält sich die
Niederschlagsneigung in Grenzen, einzelne Schneeschauer sind aber nicht
kategorisch ausgeschlossen.
Nicht nur dort, wo es schneit, auch sonst muss verbreitet mit Glätte gerechnet
werden, wenn nicht durch Schnee/-matsch so doch durch gefrierende Nässe. Davon
ausgenommen ist allenfalls der äußerste W/NW sowie Teile des Oberrheingrabens.
Im äußersten Norden kann sich stellenweise Nebel bilden.

Samstag ... zieht das östliche HT mit korrespondierendem Bodentief in Richtung
Baltikum, gleichzeitig schenkt der westliche KW-Trog gen Benelux. Unter dem
Strich verbreitert sich dadurch nicht nur die gesamte Konfiguration des
LW-Troges, es kommt auch zu einer Zonalisierung der Höhenströmung. Zwischen den
beiden Drehzentren präsentiert sich mitten über dem Vorhersageraum der flache
Rücken bzw. Keil, von dem schon im Kapitel zuvor die Rede war. Dieser Keil wird
spätestens in der Nacht zum Sonntag aber wieder getilgt, wenn nämlich der
KW-Trog von Benelux zu uns hereinschwenkt.
Wettertechnisch gestaltet sich der erste BL-Spieltag der Rückrunde (das Gros der
Spiele findet am Samstag statt) so, dass es im Nordosten (vor allem Vorpommern,
nordöstliches BB) zunächst noch schneit, wobei durchaus noch einige Zentimeter
Neuschnee fallen können. Möglichweise schneit es an der vorpommerschen
Ostseeküste sowie im angrenzenden Binnenland bis zum Abend durch, wobei
Neuschneemengen von 10, vielleicht sogar 15 cm denkbar wären. Andeutungen
diesbezüglich liegen zumindest von C-EU, C-DE und GFS vor.
Darüber hinaus schwenkt der Korridor mit den Schneefällen, die von den
westlichen Landesteilen bis in die Mitte reichen, unter allmählicher
Abschwächung nordostwärts, wobei die Modelle hinsichtlich der genauen räumlichen
Verteilung noch divergieren. Legt man weiterhin das o.e. GFS von heute 12 UTC
zugrunde, so bleibt bis zum Abend nur noch ein schmaler Streifen übrig, der um
18 UTC etwa von Ostfriesland über den Raum Hannover und die Magdeburger Börde
bis zur Niederlausitz reicht. Bis dahin sollen in dem Schneefallgebiet etwa 1
bis 10 cm, im Harz vielleicht auch etwas mehr Neuschnee zusammenkommen.
Südlich dieses Korridors, also etwa vom Mittelgebirgsraum abwärts bis nach
Süddeutschland, kommt es ebenfalls zu schauerartigem Schneefall oder
Schneeregen, wobei sich am Abend und in der Nacht zum Freitag nach Südwesten hin
eine Verstärkung andeutet, die der bereits erwähnten Annäherung des KW-Troges
von Benelux geschuldet wäre.
Zum Wind wäre noch zu sagen, dass er weiterhin aus Südwesten bis Westen kommt.
Dabei nimmt er in den höheren Lagen (anfangs noch Böen 8 bis 9 Bft) von West
nach Ost sukzessive ab, dafür frischt er an der Ostseeküste mitunter stark böig
auf (Böen 7 Bft, exponiert vielleicht 8 Bft). Die Chancen auf etwas oder auch
etwas mehr Sonne sind im südöstlichen Bayern, vornehmlich an den Alpen und im
Vorland am größten. Die Tageshöchsttemperatur liegt zwischen 1 und 6°C mit den
höchsten Werten im Oberrheingraben. Im Bergland bleibt es bei Werten um oder
unter 0°C.


Sonntag ... wird der LW-Trog durch den von Benelux zu uns reinziehenden KW-Trog
regeneriert, wobei sich seine Längsachse etwas nach Osten verschiebt, so dass
der Vorhersageraum rückseitig unter eine nordwestliche Höhenströmung gelangt.
Gleichzeitig verlagert sich das "baltische" HT nach Norden bis in den Süden
Finnlands. Das korrespondierende Bodentief verlagert sich unter vorübergehender
Intensivierung ins Seegebiet nord-nordwestlich von Gotland, wo es um 12 UTC mit
einem Kerndruck von etwas unter 970 hPa (ICON) liegen soll. Dabei sorgt es nicht
nur für eine Gradientverschärfung im Norden und Nordosten des Landes, zudem
steuert es eine "Portion" Nordseeluft in die Norddeutsche Tiefebene, die in
großen Teilen nasskaltes Schmuddelwetter mit gelegentlichem Regen/Nieselregen,
weiter im Binnenland zum Teil auch Schnee oder Schneeregen zur Folge hat. Der
westliche Wind frischt mitunter böig auf, wobei warnwürdige Böen 7 Bft,
vereinzelt 8 Bft wahrscheinlich auf die Küste sowie die vorgelagerten Inseln
beschränkt bleiben.
In der Mitte und im Süden zeigt sich im Bodendruckfeld zwar ein schwacher Keil,
der sich von Frankreich her ostwärts erstreckt. Gleichwohl hält sich der
antizyklonale Einfluss in Grenzen, vielmehr kommt es bei wechselnder bis starker
Bewölkung zu meist leichten schauerartigen Schneefällen, die auch in der Nacht
zum Montag noch andauern. Wie viel Schnee wo genau fällt, lässt sich heute noch
nicht belastbar sagen, C-EU beispielsweise sieht regionale Schwerpunkte im
Allgäu und im Schwarzwald - we will see. Der Wind spielt wahrscheinlich nur in
den Hochlagen der Alpen eine gewisse Rolle, wo auf einigen Gipfeln durchaus
stürmische Böen auftreten können.
Die Tageshöchsttemperatur liegt deutschlandweit zwischen 0 und 6°C (die höchsten
Werte in Ostfriesland), im mittleren und höheren Bergland gibt es leichten
Dauerfrost.

Montag ... wird der LW-Trog erneut durch einen rückseitig hereinlaufenden
kurzwelligen Anteil regeneriert. Der Vorhersageraum bleibt dabei leicht
rückseitig der Hauptachse. Bodennah bleiben wir auf der Südflanke eines
mehrkernigen Tiefkomplexes über Nordeuropa in einer mitunter etwas auflebenden
westlichen Strömung. Dabei strömt weiterhin etwas erwärmte Meeresluft polaren
Ursprungs heran (T850 durchweg unter -5°C), so dass die unbeständige und meist
winterliche, in tiefen Lagen auch nasskalte Witterung andauert. Bei
Tageshöchstwerten von 0 bis 5°C, im Bergland je nach Höhenlage -5 bis 0°C kommt
es erneut vielerorts zu schauerartigen Niederschlägen, die nach Süden hin und im
Mittelgebirgsraum meist in fester Phase, weiter nördlich zum Teil auch in der
flüssigen oder Mischphase fallen können. Wie viel Neuschnee wo zusammenkommt,
ist derzeit noch schwierig zu prognostizieren, aber in der einen oder anderen
Staulage dürfte es zum wiederholten Mal für rund 10cm/12h reichen, so dass in
den Mittelgebirgen und in den Alpen die Einwinterung weitere Fortschritte macht.

Der westliche Wind frischt besonders in der Nordhälfte und in höheren Lagen
mitunter böig auf. In der Norddeutschen Tiefebene reicht es für einzelne Böen 7
Bft, an der Küste sowie in den Hochlagen für 8 oder 9 Bft.


Modellvergleich und -einschätzung
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An der großräumigen Gesamtsituation bestehen keine Zweifel, der Teufel steckt
wie so oft im Detail. Auf die Unwägbarkeiten, Unschärfen usw. wurde im Text
hinreichend eingegangen. So lassen sich nicht alle genannten winterlichen
Phänomene schon im Vorfeld belastbar prognostizieren respektive konkret
bewarnen. Ein gewisses Quantum an Spontaneität und kurzfristiges Handeln wird -
und seien die Modelle noch so vielschichtig, hoch aufgelöst und was nicht noch
alles - immer vonnöten sein.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann

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