SXDL31 DWAV 1800UTC DWD Synoptische Uebersicht KURZFRIST

SXEU31 DWAV 291800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 29.01.2015 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Oft winterlich mit Schnee, Frost und Glätte. In Hochlagen Unwetter durch Schnee
und/oder Schneeverwehungen.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 12 UTC
-------------------------------------------------------------
Aktuell ... liegt Deutschland im Einflussbereich eines Langwellentroges, der von
Skandinavien und dem Nordmeer bis ins zentrale Mittelmeer ausgreift. Seine Achse
reicht dabei aktuell (18 UTC) von der Nordsee bis zur Bretagne. Wobei sich im
Bereich dieser Achse auch die mit Abstand stärkste Krümmung der Isohypsen zeigt.
Der Trog ist mit Hochreichender Kaltluft gefüllt, die Temperaturen in 500 hPa
liegen über der Nordsee und den angrenzenden Küstenregionen, aber auch über dem
Ärmelkanal und seinen Anrainern, bei unter -35 Grad. Die entsprechende
Labilisierung zeigt sich dabei auch in der Ausbildung von lokalen Gewittern, die
sich durch diabatische Unterstützung bevorzugt über der offenen See und den
daran angrenzenden Gebieten zeigen, was nicht heißt, das nicht auch im
Binnenland einzelne elektrische Entladungen auftreten. Der vertikale
Temperaturgradient zwischen 850 hPa und 500 hPa liegt dabei in weiten Teilen des
deutschen Nordwestens über 30 Grad, was die Labilität der Luftmasse
unterstreicht. Bodennah korrespondiert mit dem Langwellentrog ein großräumiges
Tiefdruckgebiet, dessen Zentrum sich aktuell zwischen der norwegischen Küste und
Schottland befindet. Das Tiefdruckgebiet weißt dabei einen markanten Bodentrog
auf, der sich von der Nordsee bis nach Zentralfrankreich erstreckt. Er läuft
somit der Trogachse voraus und erreicht in der ersten Nachthälfte den Südwesten
Deutschlands. Damit greift auch ein Hebungsgebiet mit teils kräftigen
Niederschlägen auf uns über. Am kräftigsten sollen diese laut der meisten
Modelle in einem Streifen vom Schwarzwald und dem Hochrhein bis nach Thüringen
und Nordbayern sein. Insbesondere die deutschen Modelle bieten hier recht hohe
Niederschlagsmengen an mit einem ersten Maximum im Bereich Thüringen/Franken und
einem zweiten im südlichen Baden-Württemberg. Die externen Modelle betonen
insbesondere das thüringisch-fränkische Maximum deutlich weniger, wobei GFS dort
und in dem gesamten beschriebenen Streifen stärkere Signale zeigt als EZMW. Die
maximalen 12-stündigen Niederschlagsmengen von 19mm (ICON in Nordbayern) und bis
zu 28mm (COSMO-EU im Südschwarzwald) sind dabei weniger ausschlaggebend als die
Frage der Niederschlagsphase. Vorderseitig des oben beschriebenen Bodentrogs
reicht nämlich eine warme Schliere bis in die Mitte Deutschlands, die sich mit
dem Bodentrog ostwärts verlagert und für ein vorübergehendes Ansteigen der
Schneefallgrenze sorgt. CSOMO-EU lässt die Schneefallgrenze dabei im Südwesten
vorübergehend bis auf etwa 700 Meter ansteigen, in Teilen der Mitte soll sie
kurzzeitig bei 400 m liegen. Da ein Teil der erwarteten Niederschläge just mit
dieser Schliere bzw. den Hebungsprozessen am Bodentrog verknüpft ist, könnte ein
Teil des Niederschlages in niedrigen und in mittleren Lagen (auch) als Regen
fallen. Dazu stellt sich die Frage, ab welcher Höhe der Schnee liegen bleibt,
den die Boden- und Straßenbelagstemperaturen sind recht hoch, auf der anderen
Seite können die starken Niederschläge über die Verdunstungskälte für ein
Absinken der Schneefallgrenze in den Niederschlagsgebieten sorgen. Wie auch
immer: Oberhalb von 600 m muss gebietsweise mit Unwettern gerechnet werden. Dies
ist einerseits dem Schnee bzw. Neuschnee, andererseits aber auch dem Wind
geschuldet. Was den Neuschnee betrifft, so sind in den Lagen oberhalb von 600 m
15 bis 25 cm Neuschnee möglich, in Gipfel- und Staulagen vielleicht noch etwas
mehr. In tieferen Lagen sind die Neuschneemengen nicht gar so hoch, aber 5 bis
10, lokal auch bis 15 cm in 12 Stunden sind möglich. So zumindest die
Interpretation der Deutschen Modelle. Laut der externen Simulationen sind die
Mengen etwas geringer, gleichwohl rechtfertigen auch diese verbreitet die
Ausgabe markanter Warnungen. Bezüglich des Windes ist zu sagen, dass der
Gradient ist vor allem in der ersten Nachthälfte noch recht scharf ist, was in
höheren Mittelgebirgslagen starke und stürmische Böen, vereinzelt auch noch
Sturmböen zur Folge hat. Und dies ist schon per definitionem bei Neuschnee oder
einer vorhandenen lockeren Schneedecke ein Unwetterkriterium. In der zweiten
Nachthälfte fächert der Gradient von Norden her auf und der Wind lässt in der
Folge nach.

Freitag ... gelangt Deutschland vollständig in den zentralen Bereich des
Langwellentroges. Während die Trogspitze über den Alpen und Norditalien nach
Osten geführt wird, läuft ein kurzwelliger Anteil an der Trogrückseite ab. Er
überquert, von Norden kommen, im Tagesverlauf die Britischen Inseln und erreicht
am Samstagmorgen Nordfrankreich. Durch diese beiden Maxima der
Isohypsenkrümmung ergibt sich in der zweiten Tageshälfte und in der Nacht zu
Samstag vor allem über dem Südwesten eine Zone mit antizyklonaler Höhenströmung.
Das sorgt für eine gewisse Beruhigung im Wettergeschehen, die Niederschläge ganz
unterdrücken kann diese Entwicklung aber nicht, und COSMO-EU zeigt in einer
Einzellösung ein Niederschlagsmaximum von über 10 mm in 12 Stunden im östlichen
Schleswig-Holstein. Bezüglich der Temperatur in 500 hPa zeigen sich keine
größeren Änderungen. Sie liegt weiterhin durchweg unter -35 Grad, in einem
Streifen von Schleswig-Holstein bis in den Süden Baden-Württembergs auch unter
-37 Grad. Das mit dem Trog korrespondierenden Bodentief überdeckt weite Teile
Europas, von der Iberischen Halbinsel bis nach Skandinavien und zur Ägäis. Dabei
zeigen sich gleich mehrere Zentren. Eines ist das altbekannte über der
nördlichen Nordsee, die anderen liegen über dem Nordosten Deutschlands und der
westlichen Ostsee sowie über der nördlichen Adria. Somit bilden sie am Tage eine
mäandrierende Tiefdruckrinne, die Deutschland nur im Nordosten streift. In der
Nacht wird das Tief über der westlichen Ostsee dann das dominierende, vor allem
in ihren südöstlichen Bereichen verliert die Tiefdruckrinne an Intensität. In
den übrigen Gebieten zeigt sich auch im Bodendruckfeld ein Rücken, der Gradient
ist insgesamt schwach, so dass der Wind keine prominente Rolle mehr spielt, und
es zeigen sich keine markanten Hebungsgebiete. Erst am Abend und im Laufe der
Nacht, wenn das Tief über den Britischen Inseln etwas nach Süden vorankommt und
die Strömung auf Südwest dreht, kommt es durch WLA zu leichter Hebung. In den
Feuchtefeldern zeigt sich in 700 hPa entsprechend ein Streifen, der in der Nacht
von Ost nach West über Deutschland geführt wird. Ob dies tatsächlich die zu
erwartende Konstellation ist, bleibt abzuwarten, denn die Modelle divergieren,
der Großwetterlage entsprechend, teils deutlich, auch wenn die globalen Modelle
alle in einem weiten Bogen von der Nordsee über die Mitte bis in den Südwesten
leichte Niederschläge (im Nordwesten auch Regen, sonst durchweg Schnee, reicht
für 5, lokal für 10 cm Neuschnee in 12 Stunden) vorhersagen. COSMO-EU fällt aus
der Reihe, bei diesem Modell wird ein schmales, aber recht kräftiges
Niederschlagsband von Benelux in den Westen und Nordwesten geschoben, das mehr
als 10 mm Niederschlag haben soll. Das ist letzten Endes das sterben einer
potentiellen Wetterentwicklung, hatten in den Vorläufen doch noch alle Modelle
(mit Ausnahme des EZMW) diesen kräftigen Niederschlagsstreifen auf dem Programm.


Samstag ... wird der Langwellentrog durch einen von Westen hereinlaufenden
Sekundärtrog regeneriert, so dass sich an der großskaligen Verteilung über
Deutschland nicht viel ändert. Durch die Regeneration greift der trog in der
Nacht zu Sonntag allerdings weit ins westliche Mittelmeer aus, und Temperaturen
unter -30 Grad in 500 hPa sind dann sogar im Norden Afrikas zu beobachten. Über
Deutschland setzt sich in der Höhe von Norden her etwas mildere Luft durch,
Werte unter -35 Grad in 500 hPa sind dann nur noch über dem Süden zu erwarten.
Im Bodendruckfeld verliert auch das sekundäre Tiefzentrum über der Nordsee an
Bedeutung. Das verbleibende Tiefzentrum wandert bis zum Abend zur mittleren
Ostsee, in der Nacht verlagert es sich aber nur noch zögerlich nordwärts. Dies
bedeutet vor allem in der Südhälfte, und hier im Südwesten, wieder eine
Intensivierung des Gradienten, mithin auch auflebenden Wind. Niederschläge sehen
die globalen Modelle vor allem in der Westhälfte, wobei es im Osten nicht
trocken bleibt. Da die Temperaturen auch im 850-hPa-Niveau wieder etwas
ansteigen, kann in tieferen Lagen auch häufiger wieder Regen beobachtet werden.
In Lagen oberhalb von etwa 400 m bleibt es bei der festen Phase, die Mengen
bewegen sich, wo es denn schneit, meist um 5 cm in 12 Stunden, lokal kann auch
etwas mehr fallen. Dabei sind sich die globalen Modelle über die Verteilung und
Mengen der Niederschläge nicht einig, ICON und GFS sehen den Südwesten als
Schwerpunkt, und sie simulieren dort auch höhere Mengen als EZMW. Es sei an
dieser Stelle aber noch mal grundsätzlich auf die Modellunsicherheiten
hingewiesen werden, die gerade bei TrM-Lagen obligatorisch sind. Unstrittig ist
aber, dass die winterliche, in tiefen Lagen eher nasskalte Witterung mit
zeitweiligen Schnee-, Schneeregen- oder Regenfällen andauert.

Sonntag ... Am Sonntag liegt Deutschland weiterhin im Bereich des langwelligen
Höhentroges. Er erstreckt sich dann, ausgehend von einem Höhentief über dem
Skagerrak, weit nach Süden bis an die algerische Küste. Der Trog verlagert sich
im Tagesverlauf leicht ostwärts. Korrespondierend dazu dominiert am Boden über
weiten Teilen von Nord- und Mitteleuropa ein großräumiges Tiefdruckgebiet,
ebenfalls mit Zentrum über dem Skagerrak. Es sorgt bei uns bei für unbeständiges
Wetter mit meist leichtem Schneefall in der Mitte und im Süden und Regen oder
Regenschauern im Norden.


Modellvergleich und -einschätzung
----------------------------------------------------------------
Die Modelle simulieren teils deutlich unterschiedliche Lösungen, speziell die
Lösungen der hoch auflösenden Modelle haben oft einen sehr individuellen Charme.
Auf Details diesbezüglich wurde im Text eingegangen.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Martin Jonas

Beliebte Posts aus diesem Blog

SXDL31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

DWD -> Amtliche Warnung vor markantem Wetter - STARKES GEWITTER (-Esslingen-)