SXEU31 DWAV DWD Synoptische Uebersicht KURZFRIST (Abend)

SXEU31 DWAV 291800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 29.09.2013 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
In den Kammlagen der Mittelgebirge und an der Nordsee stürmische Böen, auf exponierten
Gipfeln einzelne Sturmböen. An den Alpen regnerisch, Warnschwellen werden aber
voraussichtlich nicht erreicht.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 12 UTC
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Aktuell ... reicht ein markanter und breiter Höhenrücken etwa von Benelux über die
Britischen Inseln bis in das Seegebiet südlich von Island. Er wird flankiert von zwei
Langwellentrögen über dem mittleren Nordatlantik und über Nordost- bzw. Osteuropa. Ein
entlang der Westflanke des nordosteuropäischen Langwellentroges nach Süden wandernder
kurzwelliger Randtrog erreicht am Montag in der Früh Dänemark, zeigt aber kaum
Wetterwirksamkeit.
Mehr "Wetter" spielt sich hingegen im Alpenraum ab. Ein kleines und flaches Höhentief, das
sich vom atlantischen Trog abgespaltet hat und an der Südflanke des Höhenrückens über den
Alpenraum ostwärts zieht, setzt dort Hebungsprozesse in Gang. Korrespondierend zum
Höhentief erstreckt sich im Bodendruckfeld eine Tiefdruckrinne von Nordfrankreich kommend
bis in den Alpenraum. Die in ihrem Bereich gehobene Luftmasse ist indifferent bzw. labil
geschichtet und zeichnet sich durch mäßig hohe PPW- Werte zwischen 20 und 27 mm aus. Somit
kommt es im Alpenraum im Laufe der Nacht zu schauerartigen Regenfällen, die auch auf die
Bayerischen Alpen und auf das angrenzende Alpenvorland übergreifen. Die simulierten Mengen
liegen nach Lesart der meisten Modelle aber unterhalb der Warnschwellen. Lediglich die 06
UTC- Läufe des WRF (Wetterzentrale) und, zusammen mit dem 12 UTC- Lauf, auch des COSMO_EU
simulieren bevorzugt vom Oberallgäu bis zum Mangfallgebirge - WRF nur Oberallgäu -
gebietsweise Mengen bis 30 mm in sechs Stunden, COSMO_EU 12 UTC mit über 40 mm in 12
Stunden im Mangfallgebirge (im 06 UTC- Lauf im Oberallgäu) sogar Mengen im
Unwetterbereich. Auch einige COSMO_DE- Läufe zeigen warnwürdige Mengen.
Kurze Gewitter sind nicht ganz ausgeschlossen, beschränken sich aber wohl auf die
inneralpinen Bereiche.
Der Gradient zwischen Tiefdruckrinne und dem umfangreichen Bodenhoch mit Schwerpunkt über
Südskandinavien bleibt recht scharf. In den Niederungen schwächt sich der Wind
tagesgangbedingt etwas ab. In den Kammlagen der Mittelgebirge, hier noch verstärkt durch
den sich im Laufe der Nacht wieder intensivierenden Low Level Jets unterhalb der
Inversion, weht er dagegen in Böen weiterhin stürmisch, auf exponierten Gipfeln kann es
auch Sturmböen geben. Ausgenommen davon sind die Alpengipfel und auch die Hochlagen des
Schwarzwaldes, die sich im Bereich der Tiefdruckrinne befinden.
Ansonsten ist die Nebelwahrscheinlichkeit eben aufgrund des lebhaften Ostwindes wohl etwas
geringer als an den Vortagen. In der Osthälfte kann es in windgeschützten Lagen nochmals
Bodenfrost geben.

Montag ... zieht das flache Höhentief über dem Ostalpenraum rasch südostwärts ab und
verliert seinen Einfluss auf unser Wetter, so dass die Regenfälle im Alpenraum nachlassen.
Der flache Kurzwellentrog über Dänemark verlagert sich noch etwas weiter nach Süden, und
befindet sich abends etwa über Norddeutschland. Er erweist sich im Bereich der bodennah
einströmenden trockenen Luftmasse als kaum wetterwirksam, nur zeitweise ziehen lockere
Wolkenfelder durch, Niederschläge werden nur über der offenen Ostsee simuliert.
Der Höhenrücken über der Nordsee und das mit ihm korrespondierende Bodenhoch über
Skandinavien bleiben quasistationär. Auch die von Nordwestfrankreich bis zum Alpenraum
Tiefdruckrinne ändert ihre Position kaum. Sie trennt nach wie vor eine feuchtere und auch
wärmere Luftmasse, die bis in den Südwesten und Süden Deutschlands reicht, von trockener
und kühlerer Luft weiter nordöstlich. In ihrem Bereich bleibt es meist bewölkt, flache
Randtröge sorgen für leichte, schauerartige Niederschläge, die meist südlich von uns
bleiben, zeitweise aber auch auf den äußersten Südwesten (Südschwarzwald) und den
Bayerischen Alpenrand übergreifen. Warnwürdige Mengen stehen aber auch im unmittelbaren
Alpenbereich nicht auf der Agenda.
Im Norden und in der Mitte Deutschlands scheint dagegen vielerorts die Sonne oder es ist,
wie oben beschrieben, nur locker bewölkt.
Aufgrund des nach wie vor vorhandenen scharfen Druckgradienten bleibt der Ostwind lebhaft.
Vor allem in einem breiten Streifen vom Bayerischen Wald und Erzgebirge nordwestwärts bis
zur Nordsee gibt es in freien Mittelgebirgslagen weiterhin starke Windböen (Bft. 7), in
freien Kammlagen und über der offenen Nordsee stürmische Böen (Bft. 8), auf exponierten
Gipfeln anfangs auch Sturmböen (Bft. 9). In den Niederungen kann es im äußersten
Nordwesten sowie in den Südost-Nordwest ausgerichteten Tälern von Bayerischen Wald,
Oberpfälzer Wald und Erzgebirge ("böhmischer Wind") ebenfalls starke Böen geben.
Die Höchstwerte liegen zwischen 13 Grad im Nordosten und unter den dichten Wolken
gebietsweise auch in Südbayern und 19 Grad stellenweise entlang des Rheins.
In der Nacht zum Dienstag kommt der flache Randtrog über Norddeutschland noch etwas weiter
südwärts voran, erweist sich aber nach wie vor als kaum wetterwirksam (COSMO_EU mit
schwachen Niederschlagssignalen im Böhmerwald). Die Tiefdruckrinne über Südwestdeutschland
und dem äußersten Süden schwächt sich ab, die Luftmassengrenze bleibt aber erhalten. Dabei
kann es dort ebenfalls vereinzelte Schauer geben. Warnwürdige Niederschläge sind aber
nicht zu erwarten.
Insgesamt schwächen sich die Druckgegensätze aber ab, so dass einerseits die
Nebelhäufigkeit wieder etwas ansteigt, andererseits sich aber die Windsituation aber ein
wenig entspannt. In exponierten Kammlagen der Mittelgebirge kann es aber noch starke bis
stürmische Böen geben.
Im Bereich der rückseitig des Randtroges einströmenden Höhenkaltluft entwickeln sich über
dem noch nicht allzu kalten Ostseewasser einzelne leichte Schauer. Ob diese aber auch auf
das deutsche Ostseeküstengebiet übergreifen, ist aber noch unsicher.
Ansonsten nimmt aufgrund des schwächeren Windes die Wahrscheinlichkeit für Bodenfrost vor
allem in der Osthälfte und in der Mitte wieder etwas zu. In ungünstigen Lagen ist auch
Luftfrost möglich.

Dienstag ... verlagert sich der oben angesprochene Randtrog weiter südostwärts und
verliert somit seinen Einfluss auf unser Wetter. Der Höhenrücken über dem westlichen
Mitteleuropa weitet sich ein wenig nach Osten aus. Seine Achse verläuft am Abend etwa von
Zentralfrankreich über Benelux bis nach Mittelschweden. Somit liegt nur noch die Osthälfte
unter einer recht kräftigen nördlichen Höhenströmung.
Das weiterhin recht kräftige skandinavische Bodenhoch verlagert seinen Schwerpunkt
ebenfalls kaum. Dabei kommt es auch im Südwesten und Süden Deutschland zu leichtem
Druckanstieg, die ehemalige Tiefdruckrinne ist als solche nicht mehr erkennbar.
Dennoch befinden sich der Südwesten und Süden nach wie vor im Einflussbereich der
feuchteren und vor allem in der niederen Troposphäre (850 hPa) noch wärmeren Luftmasse.
Somit bleibt es dort eher bewölkt mit gelegentlichen Regenschauern im Südschwarzwald und
an den Alpen.
Auch im Bereich der höhenkalten Luft über der Ostsee kann es noch einzelne leichte Schauer
geben, die wahrscheinlich nicht auf die deutsche Ostseeküste übergreifen, dort aber für
mehr Wolken sorgen.
Ansonsten scheint vielerorts die Sonne. Das Temperaturniveau sollte sich gegenüber dem
Vortag kaum ändern.
Der Druckgradient fächert zwar noch etwas auf, dennoch könnte es noch für stürmische Böen
in exponierten Mittelgebirgslagen und im Nordseeumfeld reichen.
In der Nacht zum Mittwoch verlagert sich der Höhenrücken noch ein wenig weiter ostwärts,
das Bodenhoch ändert seinen Schwerpunkt kaum. Auf seiner Südwestflanke strömt von Osten
her niedertroposphärisch noch etwas kältere Luft nach Deutschland. Somit sinkt die
Temperatur im 850 hPa- Niveau in der Osthälfte auf 0 bis -3 Grad, während sie am Hochrhein
bei +10 Grad verharrt. Die Lage der Luftmassengrenze ändert sich kaum, auf der warmen
Seite kann es vom Südschwarzwald bis zum Alpenrand weiterhin geietsweise etwas regnen oder
einzelne Schauer geben.
Mit der einströmenden kühleren Luftmasse geht das Temperaturniveau noch etwas zurück, so
dass es vor allem in der Osthälfte und in der Mitte in ungünstigen windschwachen Lagen
vereinzelt Luftfrost geben kann. Die Nebelwahrscheinlichkeit nimmt ebenfalls etwas zu, der
Wind spielt aber, abgesehen von starken bis stürmischen Böen auf den bekannten Gipfeln
(Brocken, Fichtelberg) und über der offenen Nordsee, keine große Rolle mehr.

Mittwoch ... verläuft die Achse des Höhenrückens weiterhin quer über Deutschland bis nach
Mittelschweden. Das Bodenhoch verstärkt sich noch etwas und verlagert seinen Schwerpunkt
zur südöstlichen Ostsee. Somit dreht die Bodenströmung mehr auf Südost. Damit steigt der
Luftdruck auch über dem Nordosten und Osten Deutschlands an, womit sich der Druckgradient
über dem Vorhersageraum wieder etwas verschärft. Somit kann es im Bergland wieder häufiger
starke bis stürmische Böen geben, auch im Nordwesten, vor allem Richtung Nordsee sind
starke Böen möglich.
Die Luftmassengrenze beeinflusst nur noch den äußersten Südwesten Deutschlands, so dass es
dort eher bewölkt bleibt, in den Allgäuer Alpen und im Werdenfelser Land könnte es auch
noch für einen Schauer reichen. Ansonsten scheint aber aufgrund der Advektion einer
trockenen kontinental geprägten Luftmasse nach Nebelauflösung meist die Sonne.
Die Höchstwerte bewegen sich zwischen 12 Grad im östlichen Bergland und knapp 20 Grad im
südlichen Oberrheingraben.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modellunterschiede bzgl. der Niederschlagsmengen in der kommenden Nacht im Alpenraum
wurden bereits oben angesprochen. COSMO_DE- EPS con 12 UTC simuliert vor allem für die
Region vom Werdenfelser Land bis etwa zur Isar leicht erhöhte Wahrscheinlichkeiten für
warnwürdigen Dauer- oder Starkregen (bis ca. 40%), aber nur sehr geringe
Wahrscheinlichkeiten für Unwetter (bis nahe 10%) und hat sie gegenüber den Vorläufen mehr
oder weniger deutlich erhöht.
Was die Wetterentwicklung in den Folgetagen angeht, unterscheiden sich die externen
Modelle nur marginal von den Ergebnissen der deutschen Modellkette.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff

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