DWD Synoptische Uebersicht MITTELFRIST

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 26.09.2013 um 10.30 UTC



Übergang zu einer antizyklonalen Südostlage (Muster: SEa) mit zeitweilig auffrischendem
südöstlichen Wind. Im Norden und Osten Nachtfrostgefahr.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 03.10.2013


Zu Beginn des Mittelfristzeitraums am kommenden Sonntag zeigt die großräumige
Potenzialverteilung einen Höhenrücken, der vom zentralen Mittelmeer über die Alpen,
Westdeutschland und die Benelux-Staaten bis zur nördlichen Nordsee gerichtet ist. Er wird
flankiert von Höhentiefs über Russland und dem nahen Ostatlantik. Von Letzterem erstreckt
sich ein Trog in südöstlicher Richtung, er reicht über die Biscaya und Frankreich bis zum
westlichen Mittelmeer.
Korrespondierend dazu findet man im Bodendruckfeld eine Tiefdruckrinne, der ein lang
gestrecktes Hoch über Nordeuropa gegenüber steht. Zwischen diesen Gebilden stellt sich in
Deutschland eine östliche Grundströmung ein, mit der aus dem Hoch ausfließende trockene
Luft advehiert wird. Nur im äußersten Süden und Westen ist die Luftmasse insgesamt noch
etwas feuchter, was dort etwas Regen oder einzelne Schauer zur Folge haben kann.
Beachtlich ist der Temperaturgradient, was an der thermischen Verteilung in 850 hPa
deutlich wird: Um 12 UTC liegen der deutsch-dänische Grenzbereich sowie Rügen unter der
+1°C-Isotherme, während am Alpenrand etwa 13°C zu erwarten sind.

Am Montag tropft der o.e. Trog über Südfrankreich aus und das resultierende Tief zieht via
Norditalien gen Adria - ein Vorgang, der unseren Raum nur peripher tangiert. Deutschland
verleibt größtenteils unter dem Einfluss des Höhenrückens, auch wenn dessen Achse leicht
westlich von uns liegt. Einzig das Ostseeumfeld sowie der Nordosten werden von Randtrögen
gestreift, die von Skandinavien kommend süd-südostwärts schwenken.
An der Bodenkonstellation ändert sich vergleichsweise wenig. Bei etwas abnehmenden
Gradienten bleibt die östliche Strömung erhalten, wobei die kühlere Luftmasse etwas Boden
nach Süden und Südwesten gut macht. Das Südwest-Nordost-Gefälle bleibt freilich erhalten
und zeigt Mittwoch 00 UTC 850-hPa-Temperaturen von rund -1°C zwischen Lausitz und Ostsee
und +9°C zwischen Bodensee und südlichem Oberrheingraben.

Am Mittwoch zeigt sich nach wie vor ein Omega-Muster in der Potenzialverteilung. Dabei
kommt der Höhenrücken geringfügig ostwärts voran. Das sich kräftigende Bodenhoch verlagert
seinen Schwerpunkt ganz allmählich in Richtung Baltikum, gleichzeitig setzt über
Westeuropa Druckfall ein. Die Folge ist ein deutlich zunehmender Gradient über dem
Vorhersageraum, was einen merklich auffrischenden, leicht rechts auf südöstliche
Richtungen drehenden Wind zur Folge hat.
Auch der thermische Gradient in der unteren Troposphäre nimmt wieder zu auf Werte zwischen
-2/-3°C an der Oder und 13°C am Dreiländereck D/F/CH.

Ab Donnerstag (Beginn der erweiterten Mittelfrist) simuliert das ECMF eine leichte
Progression des Potenzialgefüges, will heißen, der Höhenrücken verlagert sich unter
Abschwächung langsam ostwärts. Dadurch kann der nachfolgende Trog mehr und mehr auf den
Vorhersageraum übergreifen und in Verbindung mit den vorgeschalteten Tiefausläufern eine
Zyklonalisierung vor Ort in Gang bringen. Dabei "arbeiten" sich Niederschläge, wenn auch
unter Abschwächung, peu a peu nach Osten voran. Gleichzeitig wird das anfangs noch überaus
potente Hoch (über 1035 hPa) über dem Baltikum zusehend abgebaut.

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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Was das kommende Wochenende sowie die erste Hälfte der nächsten Woche angeht, befindet
sich der heutige 00-UTC-Lauf des ECMF auf Linie seiner Vorgängerversionen. Substanzielle
Unterschiede in der Entwicklung ergeben sich erst mit Beginn des langen Wochenendes
(Donnerstag, 03 Oktober => Tag der Deutschen Einheit). Sollte sich nach Lesart des
gestrigen 00-UTC-Laufs der Hochdruckeinfluss im Vorhersageraum verstärken, wird nun (auch
schon im gestrigen 12-UTC-Lauf) eine allmähliche Zyklonalisierung von Westen her
simuliert. Als sicher gilt diese Variante allerdings nicht, weist doch das sich mit seinem
Schwerpunkt zum Baltikum verlagernde Hoch eine veritable Potenz auf. Im Klartext, seine
blockierende Wirkung wird von den Modellen möglicherweise unterschätzt, ergo die
Ostverlagerung des von Westen nahenden Troges bzw. der korrespondierenden Tiefausläufer zu
forsch simuliert - ein Phänomen, was häufiger (natürlich nicht immer) bei mittelfristigen
Prognosen zu beobachten ist.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Auffallend im Vergleich mit den anderen Globalmodellen ist die Tatsache, dass GFS dem
ECMF-Lauf sehr nahe ist und ebenfalls zum Ende hin den Tiefdruckeinfluss von Westen her
zunehmen lässt. Das kanadische GEM hingegen setzt - wie bereits gestern schon - auf
Blockierung und Fortdauer des weitgehend antizyklonal geprägten Wetters. Euro4 von UKMO
liegt nur bis T+144h vor (Mittwoch 00 UTC) und zeigt bis dahin kein wesentlich von ECMF
abweichendes Szenario.
Dagegen nimmt das deutsche GME eine gewisse Außenseiterrolle ein. Zwar simuliert auch
dieses Modell beginnend ab dem Wochenende eine östliche bis südöstliche Grundströmung,
jedoch sind die synoptischen Rahmenbedingungen zyklonaler. Zum einen ist der Höhenrücken
nicht so stark ausgeprägt wie bei den genannten Modellen, zum anderen greift von Süden her
die o.e. Tiefdruckrinne mit feuchter Luft zumindest auf den Süden und Westen sowie Teile
der Mitte mit Regenfällen über. Das trockene Ausfließen aus dem Hoch beschränkt sich auf
den Nordosten des Landes, bevor ab Wochenmitte auch dort der "zyklonale Durchbruch"
gerechnet wird.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusterung von ECMF-EPS bringt für den Zeitraum T+120...168h drei Cluster "auf den
Tresen", die alle das gleiche Grundmuster aufweisen. Leichte Unterschiede ergeben sich in
der Intensität (Amplitude) und der genauen Positionierung des für uns relevanten
Höhenrückens. Cluster 2 (15 Fälle) betont dabei bereits im Laufe des Mittwochs eine
zunehmende Zyklonalisierung von Westen/Südwesten her und weist somit gewisse
Gemeinsamkeiten mit der zyklonalen GME-Lösung auf. Die beiden anderen Cluster hingegen (25
und 11 Fälle) favorisieren bis Donnerstag die antizyklonale Variante.
Für den erweiterten Mittelfristzeitraum T+192...240h werden zwei Cluster angeboten (26, 25
Fälle). Cluster 1 lässt den Trog von Westen her sukzessive auf den Vorhersageraum
übergreifen, während bei Cluster 2 der Höhenrücken nur von einem Randtrog umlaufen wird
und sich letztlich wieder regeneriert.
Bei GFS-EPS (Mittelkarten) wird die o.e. Blockierung ebenso wie beim operationellen Modell
im Laufe des verlängerten Wochenendes aufgelöst.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Ähnlich wie gestern zeigen die probabilistischen Vorhersagen auch heute keine brauchbaren
Signale in Richtung signifikanter Wetterparameter. Allerdings lässt sich aus der
geschilderten synoptischen Entwicklung schließen, dass vor allem im höheren Bergland,
evtl. auch an der Nordsee der östliche bis südöstliche Wind mitunter stürmisch auffrischt.

Darüber hinaus besteht vornehmlich im Norden und Osten sowie im Mittelgebirgsraum (Osten
eher als Westen) in der aus dem Hoch ausfließenden trockenen Luftmasse die Gefahr von
örtlichem Luft- und/oder Bodenfrost.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Wegen der doch etwas zu zyklonal geprägten GME-Lösung eher MOS-ECMF mit ECMF-EPS und dem
operationellen Modell. Vor allem am Rande des Temperaturspektrums leichte Korrekturen nach
oben und unten.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Hoffmann

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