SXEU31 DWAV DWD Synoptische Uebersicht KURZFRIST (Abend)

SXEU31 DWAV 271800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 27.09.2013 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Insgesamt ruhiges Wetter.

Synoptische Entwicklung bis Montag 12 UTC
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Aktuell ... Heute Mittag brachte es die Potenzialverteilung im europäischen Großraum auf
drei Höhentiefs, von denen das eine zwischen Grönland und Island, das zweite am Westrand
der Biscaya und das dritte über dem Westen Russlands positioniert war. Wie
atmosphären-physikalisch nicht anders möglich lag zwischen diesen Tiefs ein größeres Areal
relativ hohen Geopotenzials, wobei strukturell ein Höhenrücken ins Auge fiel, der vom
westlichen Mittelmeer bis nach UK reichte, um sich von dort in nordöstlicher Richtung
weiter bis zum Nordpolarmeer zu erstrecken. Deutschland lag dabei unter einer leicht
zyklonal konturierten Nordwestströmung, unter der es im Norden und Nordosten für den einen
oder anderen Schauer reichte.
In der kommenden Nacht zum Samstag ändert sich an dieser Konstellation relativ wenig, was
auch für die zugehörige Druckverteilung gilt. Diese weist eine über 1000 km reichende und
sichelförmig gekrümmte Hochdruckzone auf, die sich vom Nordpolarmeer über Skandinavien und
große Teile Mitteleuropas bis zum Balkan bzw. zum Schwarzen Meer erstreckt. Unterbrochen
ist die Hochdruckzone durch eine Luftmassengrenze, die heute Mittag in einem
schwach-gradientigem Umfeld über Süddeutschland lag, von wo aus sie sich kaum verlagert.
Diese Luftmassengrenze trennt gealterte und relativ feuchte Subtropikluft im äußersten
Süden und Südwesten des Landes von trockenerer und kühlerer Polarluft weiter nordöstlich.
Die Trennung der Luftmassen erfolgt allerdings nicht abrupt, es ist quasi ein Streifen mit
Mischluft "zwischengeschaltet", der Teile Süd- und Südwestdeutschlands abdeckt.
Wie auch immer, in der Nacht fallen letzte Schauer im Nordosten sowie im äußersten Süden
zusammen, so dass es allgemein trocken bleibt. Im Norden und in der Mitte muss bei
längerem Aufklaren stellenweise mit Boden-, vereinzelt sogar leichtem Luftfrost gerechnet
werden. Hinzu kommt Nebel, dessen Schwerpunkt nach MOS-Mix im Nordwesten, nach dem
polnischen UM im gesamten Norden sowie im äußersten Süden und Südwesten (und somit auch in
den Gebieten, wo es heute geregnet hat) liegt. Wie so oft bei der Nebelprognose muss das
konkrete Warnmanagement im Wesentlichen in situ erfolgen, wenn man nicht einen
warntechnischen "Flächenbrand" entfachen will.

Samstag ... ändert sich nicht viel an der großräumigen Strömungssituation. Allerdings
verlagert sich das südwestliche Höhentief zur westlichen Biscaya, was in Frankreich
leichten Druckfall sowie die Ausformung einer derzeit nur rudimentär vorliegenden
Tiefdruckrinne zur Folge hat. Diese Rinne schwenkt leicht nordostwärts und nähert sich
somit dem Südwesten des Landes, ohne dabei aber eine signifikante Wetterwirksamkeit
auszustrahlen. Zwar befindet sich noch immer die o.e. Luftmassengrenze im Süden und
Südwesten, allerdings sorgt der weiterhin leicht westlich von uns positionierte
Höhenrücken für dynamisches Absinken, so dass etwaige Hebungsprozesse mehr oder weniger im
Keim erstickt werden. Trotzdem, auch wenn die Modelle sehr zurückhaltend agieren,
kategorisch ausschließen kann man einen einzelnen Schauer oder ein kurzes Gewitter
zwischen Schwarzwald und Alpenrand nicht.
Ansonsten gilt zu konstatieren, dass sich mit Annäherung der Tiefdruckrinne der thermische
Gradient zwischen der nach wie vor aus dem nordeuropäischen Hoch ausfließenden kühlen Luft
im Nordosten und der wieder etwas nordostwärts vorstoßenden Subtropikluft im Südwesten
deutlich erhöht. Am Abend (18 UTC) reicht die Spanne in 850 hPa etwa von 0°C an der
vorpommerschen Küste und 16 oder 17°C im Südbadischen, was natürlich auch auf die
2m-Temperaturen abfärbt. Dort liegen die Maxima bei verhaltenen 13 bis 15°C (trotz
Sonnenschein) im Nordosten und bis zu 23 oder 24°C im südlichen Oberrheingraben. In weiten
Teilen des Landes scheint die Sonne. Im Nordosten gibt es am Rande des osteuropäischen
Höhentiefs einige Quellungen, für Schauer sollte es aber kaum noch reichen. Auch im Süden
und Südwesten bleibt es wolkig, gebietsweise auch stark bewölkt.
Zwar nimmt der Gradient im Tagesverlauf etwas zu, der östliche Wind frischt zunächst aber
nur bedingt auf. Später können auf den Spitzen der zentralen und östlichen Mittelgebirge
einzelne Böen 7 bis 8 Bft auftreten.

In der Nacht zum Sonntag bildet sich stellenweise wieder Nebel, allerdings agieren die
numerischen Tools (MOS-Mix, Modelle) zurückhaltender als für die Nacht zuvor. Gleiches
gilt für das Thema Frost/Bodenfrost, gleichwohl ist beides im Nordosten und in der Mitte
bei längerem Aufklaren möglich.

Sonntag ... erreicht das o.e. Höhentief Frankreich, wobei es sich aber beginnt
aufzufüllen. Gleichzeitig schwächt sich der Höhenrücken etwas ab, wobei sich aber über der
Nordsee ein abgeschlossenes Höhenhoch bildet. Auf dessen Ostflanke schwenkt im
Tagesverlauf ein von Norden her kommender Randtrog südwärts hinweg, wobei auch Teile Nord-
und Ostdeutschlands tangiert werden. Seine Wetterwirksamkeit hält sich allerdings arg in
Grenzen, da er über eine konfluente und somit wenig hebungsfördernde Vorderseite verfügt.
Außerdem kommt es kaum respektive gar nicht zu einer Labilisierung der trockenen und
stabil geschichteten Luftmasse, so dass noch nicht mal einzelne Schauer auf der Karte
stehen. Im Gegenteil, in großen Teilen des Landes scheint die Sonne.
Im Süden und Südwesten ist es allerdings im Bereich der kaum gegen die Blockierung
vorankommende Luftmassengrenze wolkiger, gebietsweise auch stark bewölkt. Hier und da
fällt etwas Regen, vor allem Richtung Alpen und im Südschwarzwald. Ob es auch für ein
vereinzeltes Gewitter reicht, ist aus heutiger Sicht noch unsicher.
Fakt ist, dass es zu einer deutlichen Gradientverschärfung kommt, in Folge dessen auch der
östliche Wind merklich auffrischt. Ursache ist einerseits die Verstärkung des Hochkeils
über Südskandinavien auf über 1025 hPa, andererseits die Annäherung der sich noch leicht
vertiefenden Rinne im Südwesten. Besonders in einem Streifen, der von der Nordsee und dem
westlichen Niedersachsen über Westfalen, Nordhessen und Thüringen bis in den östlichen
Mittelgebirgsraum reicht, zieht der Wind soweit an, dass die untere Warnschwelle in Böen
erreicht bzw. knapp überschritten wird (Stärke 7 Bft). In exponierten Kamm- und
Gipfellagen der betroffenen Mittelgebirge sind auch stürmische Böen 8 Bft möglich.
Während in weiten Teilen des Landes ähnliche Tageshöchstwerte wie an den Vortagen erreicht
werden, geht die Temperatur im Süden und Südwesten einerseits mangels Einstrahlung,
andererseits durch erhöhte Advektion bodennah kühlerer Luft um ein paar Grad zurück
gegenüber Samstag. Bedingt durch den auflebenden Wind nimmt trotz des Tagesganges auch die
Nebel- und (Boden-)Frostwahrscheinlichkeit in der Nacht zum Montag ab. Gleichwohl, es
lassen sich immer irgendwelche Mulden, Täler oder Senken finden, in denen der Wind nicht
greift und sich so viel Kaltluft sammeln kann, dass der Wasserdampf kondensiert (=> Nebel)
oder die Temperatur in Gefrierpunktnähe absinkt (Frost/Bodenfrost). Letzteres ist am
ehesten wieder im Norden und Osten sowie in der Mitte der Fall.

Montag ... ändert sich herzlich wenig an der Gesamtkonstellation. Auf der Südflanke des
nach wie vor blockierenden Hochs gelangt mit östlicher Strömung nach wie vor trockene und
relativ kühle Luft kontinentaler Prägung in den größten Teil Deutschlands. Dabei scheint
weiterhin verbreitet die Sonne. Einzig der äußerste Süden und Südwesten bleiben im Bereich
der quasistationären Luftmassengrenze "wolkenanfällig", signifikante Regenfälle zeichnen
sich nach wie vor nicht ab.
Temperaturmäßig tut sich wenig gegenüber dem Vortag. Auch der z.T. stark böige östliche
Wind bleibt erhalten, allerdings wird von der deutschen Modellkette signalisiert, dass
sich die Zone mit den stärksten Winden (6 bis 7 Bft, Nordsee und höhere Lagen teils 8 oder
9 Bft) etwas weiter nach Norden verschiebt.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die beschriebene synoptische Entwicklung wird von den Modellen ähnlich gesehen. Auf
gewisse Unschärfen hinsichtlich der Auswirkungen (Gewitter im Süden, Nebel allgemein,
Frost/Bodenfrost im Norden, Osten und Mitte) wurde bereits hingewiesen. Zum Thema
"Luftfrost" in der kommenden Nacht sei noch angemerkt, dass Warn-MOS, bedingt auch PEPS,
einen Streifen mit erhöhter Frostwahrscheinlichkeit herausarbeiten, der etwa von
Ostwestfalen und Südniedersachsen über Nordhessen, das südliche SA und Thüringen bis nach
Nordbayern bzw. Sachsen reicht. Diese Zone deckt sich recht gut mit den aktuell
niedrigsten Taupunkten (+1 bis +4°C, Brocken sogar -1°C), was bei klaren Verhältnissen ein
guter Indikator für möglichen Nachtfrost ist. Inwieweit die Cirrusbewölkung, die von
Westen her zumindest teilweise auf diese Zone übergreift, dämpfend auf die Abkühlung
wirkt, ist fraglich. Es ist auf alle Fälle davon auszugehen, dass die Luftfrostmarke in
den genannten Gebieten örtlich, aber eben nicht überregional "geknackt" wird.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann

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