SXDL31 DWAV 1800UTC DWD Synoptische Uebersicht KURZFRIST

SXEU31 DWAV 291800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 29.04.2015 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Am Donnerstag einzelne Gewitter. Ab den Abendstunden im Süden beginnende
Dauerregenlage, teils bis Samstag andauernd. Vor allem im Schwarzwald
Unwettergefahr!

Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC
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Aktuell ... befindet sich das für unser heutiges Wetter verantwortliche
Zwischenhoch schon wieder auf Abschiedstour. Vorderseitig eines recht breit
konturierten Höhentroges über dem westlichen Europa hat bereits seit geraumer
Zeit Druckfall eingesetzt, der den Übergang zu wieder mehr zyklonal geprägtem
Wetter ankündigt. Konkret spiegelt sich das in der Annäherung einer nur schwach
ausgeprägten Kaltfront wider, die zu einem von Schottland zur Nordsee ziehenden
Tief gehört. Etwa gegen 00 UTC erreicht sie die Nordsee- bzw. Kanalküste des
europäischen Festlands, um von dort bis zum Morgen noch etwas ost-südostwärts
vorzustoßen und dabei auf NW-Deutschland überzugreifen. Schon im Laufe der
Abendstunden setzt im äußersten NW Regen ein, der sich in der Nacht auf große
Teile W- und NW-Deutschlands ausbreitet. Bedingt durch den nachfolgenden
Höhentrog wird die gehobene Luftmasse etwas labilisiert, wodurch die Regenfälle
einen schauerartigen "Touch" bekommen. Auf der anderen Seite ist die Labilität
aber nicht so hochreichend, dass es für einzelne Gewitter reichen könnte.
Tatsache ist, dass die 12-stündigen Mengen unter 10 mm bleiben werden und somit
kein (Warn-)Handlungsbedarf besteht. Trotz Annäherung der KF wird der südliche
bis südwestliche an der Nordsee in der 2. Nachthälfte eher schwächer, da der
Gradient etwas auffächert. Die aktuell gültigen Warnungen dürften somit nicht
verlängert werden müssen.
Abgesetzt vom frontalen Geschehen kommen von der Ostschweiz, dem Vorarlberg und
Tirol auch im äußersten Süden - etwa vom Bodensee ostwärts - schauerartige
Niederschläge auf. Sie dehnen sich im Laufe der Nacht etwas nordostwärts aus,
werden die Donau voraussichtlich aber nicht überschreiten. Als Auslöser
fungieren ein sekundärer Höhentrog, der sich aus dem breiten westeuropäischen
Trogkomplex löst und eine sehr flache Tiefdruckrinne über den Alpen, die
aufgrund des schwachen Gradienten aber nur bei sehr feiner Auflösung der
Isobaren detektiert werden kann. Wie auch immer, auch hier gilt die Aussage,
dass die Regenfälle nicht warnwürdig ausfallen werden.
Frost ist im Gegensatz zur Vornacht kein Thema mehr, in der etwas erwärmten
Luftmasse und bei teils vorhandener Bewölkung liegen die Minima um ein paar Grad
höher als heute früh. Allenfalls im östlichen und südöstlichen Bergland ist hier
und da noch mal leichter Frost in Bodennähe möglich.

Donnerstag ... erreicht der "westeuropäische" Trog unter Verkürzung seiner
Wellenlänge die Nordsee, wo er quasistationär wird. Südlich des Troges
zonalisiert die Höhenströmung zusehends, wobei in den Abendstunden sogar ein
schwacher Jetstreak von Benelux her auf W-Deutschland übergreifen soll. Eine
nennenswerte Wetterwirkung lässt sich daraus aber nicht ableiten. Weitaus
wichtiger scheint die Tatsache, dass das Bodentief ebenfalls über der Nordsee
ins "Stocken" gerät und zumindest tagsüber nur wenig Boden nach Osten respektive
Nordosten gutmacht. Die o.e. Kaltfront schafft es immerhin noch bis in die
mittleren Landesteile, wird dann aber mangels Schubkomponente zurückgehalten und
geht nach Westen hin in die Warmfront einer langgestreckten Tiefdruckrinne über
dem Ostatlantik über.
Mit der KF verlagern sich auch die zugehörigen Niederschläge südostwärts. Durch
die Nähe zum Höhentrog und dem allmählichen Einsickern höhenkälterer Luft wird
die Luftmasse weiter labilisiert, was u.a. an der Zunahme der CAPE-Werte
auszumachen ist. Diese steigen im frontalen und postfrontalen Bereich bis zum
Nachmittag auf bis zu 300 J/kg, am Abend im NW sogar bis knapp über 500 J/kg
(COSMO-EU). Entsprechend verstärkt sich der konvektive Charakter der Regenfälle,
wobei nun auch zunehmend Gewitter oder gewittrige Schauer ins Kalkül gezogen
werden müssen. In der Regel sollte es sich dabei um "einfache" (nach
DWD-Konvention gelbe) Gewitter handeln. Vereinzelt kann angesichts 850-hPa-Winde
von bis zu 35/40 Kt auch mal eine stürmische Böe 8 Bft dabei sein, während
Starkregen angesichts eher verhaltener PPW-Werte um oder etwas über 15 mm sowie
einer gewissen Zuggeschwindigkeit der Zellen nicht sehr wahrscheinlich ist. Der
südwestliche Wind bleibt rein aus dem Gradienten heraus verhalten, frischt aber
in Schauer- und Gewitternähe böig auf mit einzelnen Spitzen 7 Bft, in
Ausnahmefällen auch mal 8 Bft.
Im Süden des Landes ziehen die Schauer aus der Nacht im Laufe des Vormittags ab.
Danach tut sich aufgrund fehlender nennenswerter Hebungsantriebe sowie relativ
stabiler Schichtung vergleichsweise wenig, nur vereinzelt entwickelt sich bei
wechselnder Bewölkung ein Schauer. Wegen der langsam zunehmenden Höhenströmung
frischt der SW-Wind in den Hochlagen des Berglands mehr und mehr, ab dem
Nachmittag muss in exponierten Kamm- und Gipfellagen mit Sturmböen bis 9 Bft
gerechnet werden.
Die Tageshöchstwerte liegen bei 10 bis 15°C, präfrontal teils bis 17°C,

Am Abend und in der Nacht zum Freitag (sogenannte Walpurgisnacht) überquert der
Höhentrog Norddeutschland ostwärts. Dabei wird die Kaltfront in ihrem Nordteil
nach Polen abgedrängt, während sie weiter südlich (Mittelgebirgsraum) als
Warmfront nahezu stationär bleibt. Mit Trogpassage kommt es im Norden und in der
nördlichen Mitte noch zu Schauern, Richtung Küste in der höhenkältesten Luft
vielleicht auch einem kurzen Gewitter. In der zweiten Nachthälfte stabilisiert
es von Westen her allmählich, gebietsweise klart es auf.
Nach Süden hin, wo die Höhenströmung weiter zonalisiert, setzt von Frankreich
und er Schweiz her WLA ein. Sie induziert skalige Niederschläge in Form von
länger andauerndem Regen, der sich von West nach Ost ausbreitet. Hinzu kommt im
Mittelgebirgsraum der schleifende Charakter der Luftmassengrenze, der ebenfalls
für Hebung bzw. länger andauernden Regen sorgt. Nach den neusten Läufen von 12
UTC simuliert die deutsche Modellkette Regenmengen von 2 bis 10, in einigen
südwestdeutschen Mittelgebirgen bis 15, im Schwarzwald punktuell (C-EU) bis zu
30 mm innert 12 Stunden, was in Süddeutschland als Ouvertüre zu einer
warnwürdigen Dauerregenlage angesehen werden kann.

Freitag ... startet der Mai 2015 mit einer Zweiteilung des Wetters, wobei sich
das Ganze - ohne jetzt schon den genauen Verlauf der "Demarkationslinie"
festzulegen - in eine weitgehend trockene Nord- und in eine ziemlich verregnete
Südhälfte einteilen lässt.
Synoptisch stellt sich die Sache so dar, dass der äußerste Nordosten anfangs
noch von dem o.e. Höhentrog tangiert wird, bevor dieser im Tagesverlauf via
Ostsee zum Baltikum abzieht. Kurzum, an der Ostsee sowie im angrenzenden
Binnenland sollte man sich beim Feiertagsausflug nicht durch einen Schauer
entmutigen lassen, es besteht berechtigte Hoffnung auf Besserung. Im großen Rest
Norddeutschlands bis hinunter in den nördlichen Mittelgebirgsraum bleibt es bei
einer Mischung aus Sonnenschein (an der Küste mehr als im Binnenland) und
einigen Wolken wahrscheinlich durchweg trocken, wobei die Temperatur in der
frisch eingeflossenen maritimen Polarluft auf etwa 10 bis 14°C steigt.
Diffiziler stellt sich die Wetterlage weiter südlich dar, wo sich unter der
zonalen Höhenströmung die bis dato nahezu stationäre Luftmassengrenze mit einer
Warmfront bzw. Warmfrontwelle aus der o.e. ostatlantischen Tiefdruckrinne
verbindet. Diese Rinne weitet sich noch etwas nach Osten aus, so dass sich im
Tagesverlauf ihr Ostteil in zonaler Ausrichtung über Süddeutschland legt. Damit
verschärft sich nicht nur der thermische Gegensatz zwischen der von Norden
einfließenden polaren Luftmasse und der aus dem Südteil des Ostatlantiks
advehierten, subtropisch angehauchten Warmluft im Süden. Zu dem frontogenetisch
induzierten Hebungsimpuls gesellt sich auch noch eine Komponente "von unten"
durch die stark konfluente Strömung in der unteren Troposphäre, besonders aber
in den bodennahen Schichten. Die Folge dieser Prozesse sind länger andauernde
und teils kräftige Regenfälle, die zunächst vor allem Bayern und BW sowie die
Südpfalz und das Saarland betreffen, sich aber später bis zu einer Linie
Eifel-Rhön-Erzgebirge ausbreiten sollen. Damit hat sich die deutsche Modellkette
(übrigens auch schon im 06-UTC-Lauf) weitgehend der ECMF-Lösung angeglichen, die
in ihrer heutigen 00-UTC-Version mit dem Regen allerdings noch etwas weiter nach
Norden ausgreift.
Das Maximum der Regenfälle wird mit orografischer Unterstützung im Schwarzwald
sowie im Südteil der Schwäbischen Alb simuliert, wo 25 bis 50, im Südschwarzwald
örtlich bis zu 80 mm (C-EU) binnen 12 Stunden angeboten werden, was in der
1:1-Übersetzung sogar "extremes Unwetter" bedeuten würde. Nun, soweit muss man
angesichts der immer noch heterogenen Prognosen der verschiedenen Modelle heute
sicherlich noch nicht denken, trotzdem zeichnet sich zumindest für die
Schwarzwaldregion - auch vor dem Hintergrund (teils auf dem 00-UTC-Lauf
beruhender) probabilistischer Vorhersagen - eine Unwettersituation "Dauerregen"
ab.
In den Hochlagen des Schwarzwaldes und der Alpen bleibt es sehr windig mit
Sturmböen bis 9 Bft, vereinzelt vielleicht sogar 10 Bft aus Südwesten.

In der Nacht zum Samstag ändert sich an der Zweiteilung wenig. Im Norden klart
es vielfach auf, wobei es in Bodennähe örtlich leichten Frost geben kann.
Im Süden dagegen regnet es zum Teil kräftig weiter, neuerlich angefacht durch
eine Welle bzw. ein kleines Wellentief, das entlang der Luftmassengrenze
ostwärts zieht. Besonders C-EU haut dabei mächtig "auf den Putz", simuliert es
doch in einem schmalen Korridor zwischen Nordschwarzwald und Bayerischem Wald 25
bis 40, in Staulagen bis zu 60 mm innert 12 Stunden. ICON sieht in den gleichen
Staulagen (Schwarzwald, Bayerischer Wald) Maxima von knapp unter 40mm/12h.
Akkumuliert über 24 Stunden bis Samstagfrüh bietet C-EU im Südschwarzwald 80 bis
100 mm an (extremes Unwetter), was allerdings einsame Spitze ist.
Nun lässt sich die Zahlenspielerei mit den Niederschlagssummen - wenn man denn
will - ad infinitum treiben, was aber nicht zielführend ist. Bei aller
Besonnenheit lässt sich zum jetzigen Stand sagen, dass eine 24- bis 36- stündige
Unwetterlage "Dauerregen" im Schwarzwald etwa von Donnerstagabend bis
Samstagfrüh wahrscheinlich und in Teilen der Schwäbischen Alb und des
Bayerischen Waldes nicht ganz ausgeschlossen ist. Durch die leichte
Nordverlagerung der Regenfälle scheint das Allgäu etwas aus dem Unwetterfokus
rausgerutscht zu sein, sicher ist das aber noch nicht. Darüber hinaus wird es
für Teile Süddeutschlands, möglicherweise bis hoch ins Pfälzer Bergland, eine
markante Warnung vor Dauerregen geben. Über die Zahlen und die genauen Zeiträume
sollte man sich am Donnerstagmorgen unterhalten (Basis 00 UTC) und dann auch
handeln.

Samstag ... zieht das Wellentief nach Osten ab, wodurch die Luftmassengrenze
etwas nach Süden vorankommt. Dabei kommt es in Süddeutschland anfangs noch
Regenfällen, die sich tendenziell aber zu den Alpen zurückziehen und auch
deutlich an Intensität einbüßen. In der Höhe greift ein flacher Rücken über, der
am Boden für leichten Druckanstieg respektive Zwischenhocheinfluss sorgt. Im
Norden und dort besonders an der Küste zeigt sich für längere Zeit die Sonne,
sonst bleibt es mehr oder weniger bewölkt bei Tagesmaxima von rund 10°C an der
Küste bei auflandigem Wind und bis zu 17 oder 18°C im äußersten Südwesten. Der
anfangs in den Hochlagen Süddeutschlands noch stürmische SW-Wind lässt im
Tagesverlauf nach.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die größten Unsicherheiten der Vorhersage beziehen sich auf die starken
Regenfälle in Süddeutschland. Sowohl hinsichtlich räumlicher Exposition als auch
Intensität ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. GFS lässt den Regen am
Freitag nach wie vor südlich der Mainlinie.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann

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