SXDL31 DWAV 0800UTC DWD Synoptische Uebersicht KURZFRIST

SXEU31 DWAV 290800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 29.04.2015 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
W z
Heute keine markanten Wetterereignisse. Morgen kurze Gewitter, dabei stürmische
Böen möglich. Ganz im Süden einsetzender Dauerregen.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 24 UTC
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Mittwoch... liegt Deutschland an der Südflanke eines breiten Troges, der vom
Nordmeer bis nach West- und Mitteleuropa reicht. Somit lässt sich die
synoptische Situation am ehesten als zyklonale Westlage klassifizieren. Diese
hat naturgemäß einen wechselhaften Wettercharakter zur Folge. Doch zunächst hält
sich heute noch Zwischenhocheinfluss. Das schwache Bodenhoch verabschiedet sich
relativ rasch nach Osten; es wird mitteltroposphärisch nicht weiter gestützt.
Von Westen her setzt rasch Warmluftadvektion ein. Diese äußert sich vorerst im
Übergreifen mittelhoher und hoher Wolkenfelder; lediglich in Küstennähe und
später ganz im Nordwesten ist auch tiefere Bewölkung möglich, so dass es dort
für ein paar Tropfen Regen reicht. Ansonsten bleibt es niederschlagsfrei. Nach
Osten hin sind noch längere Zeit Aufheiterungen zu erwarten.
Auch wenn mit dem Übergreifen eines Troges auf Westeuropa über der Nordsee
leichter Druckfall einsetzt, so bleibt es jedoch relativ gradientschwach, so
dass keine warnrelevanten Windböen auftreten sollten.
Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 14 bis 18, unmittelbar an der See und im
Bergland Werte um 11 Grad.
In der Nacht zum Donnerstag greift ein okkludierendes Frontensystem, das dem
Trog über Westeuropa vorgelagert ist, auf den Nordwesten Deutschlands über. Die
Schichtung wird zwar etwas labiler, aber für hoch reichende Konvektion sollte es
noch nicht reichen. Ein kurzwelliger Anteil des westeuropäischen Troges läuft in
Richtung Alpen und lässt dort ebenfalls Niederschläge einsetzen. Warnschwellen
werden weder am Alpenrand noch im Nordwesten erreicht.
Aufgrund der meist starken Bewölkung bleibt es in der Nacht zum Donnerstag
durchweg frostfrei.

Donnerstag... verlagert sich der westeuropäische Trog in die Nordsee und flacht
ein wenig ab. Stromaufwärts zonalisiert die Strömung, wobei dann die Luftmasse
aus dem südlichen Nordatlantik, etwa der Region der Azoren, herangeführt wird.
Zuvor kommt jedoch das okkludierte Frontensystem, das in der Nacht zuvor den
Nordwesten Deutschlands erreicht hatte, bis etwa zur Mitte voran und sorgt in
einem breiten Streifen von der westlichen Ostsee bis zu den westlichen
Mittelgebirgen für kräftigere Niederschläge, die allerdings noch unterhalb der
Warnschwellen liegen. Diese Niederschläge sind im Norden und in der Mitte,
bedingt durch die Nähe des Troges, konvektiv geprägt; auch kurze (eingelagerte)
Gewitter sind vorstellbar. Da im 850 hPa-Niveau die Strömung mit 35 bis 40 kt
relativ kräftig ist, können diese Gewitter mit stürmischen Böen einhergehen. Für
Starkregen sollte es aufgrund der relativ raschen Verlagerung möglicher Zellen
nicht reichen. Für dieses Szenario wird jedoch eine entsprechende Einstrahlung
vorausgesetzt. Wesentlich wahrscheinlicher ist es, dass diese Gewitter in die
frontalen Niederschläge eingelagert sind. MOS liefert sowohl für diese
eingelagerten Gewitter als auch für Gewitter im Trogbereich, d.h. im Nordwesten,
entsprechende Signale. Auf den Süden greift von Südwesten kommend
Warmluftadvektion über, was die Schichtung stabilisiert, die Konvektion
unterbindet und die Niederschläge einen skaligen Charakter annehmen lässt.
Mit dem sich annähernden Trog gehen die Temperaturen etwas zurück. Am Nachmittag
sind Maxima zwischen 11 und 16 Grad und im Bergland um 9 Grad zu erwarten.
In der Nacht zum Freitag überquert der Trog den Norden Deutschlands, wogegen im
Süden der Trog nicht so sehr in Erscheinung tritt. Die Front gelangt hierdurch
über Süddeutschland ins Schleifen, was dort in den Mittelgebirgen länger
andauernde Niederschläge zur Folge haben dürfte. Diese werden durch kräftige
Warmluftadvektion gestützt. Im Schwarzwald können dann die Warnschwellen für
Dauerregen erreicht werden. Aber auch im Osten, im zentralen Mittelgebirgsraum
und im Süden ist zumindest zeitweise mit Niederschlägen zu rechnen. Lediglich im
Nordwesten und im Norden kann es vorübergehend aufklaren.

Freitag... wölbt sich über dem nahen Ostatlantik ein flacher Rücken auf, wogegen
der Nordosten Deutschlands noch unter dem Einfluss des weiter nach Osten
abziehenden Troges verbleibt. Über dem Süden Deutschlands bleibt die zonale
Strömung erhalten, wodurch dort von einem weiteren Schleifen der unmittelbar am
Alpenrand liegenden Front auszugehen ist. Somit dauern die Niederschläge in
Süddeutschland an; in den Mittelgebirgen werden die Warnschwellen für Dauerregen
überschritten; im Schwarzwald und vielleicht auch im Allgäu sind unwetterartige
Niederschlagssummen vorstellbar. Dabei werden die Niederschläge durch die
Orografie verstärkt. Da mit der relativ weit südlich ansetzenden westlichen
Strömung Luft aus dem subtropischen Atlantik nach Mitteleuropa gelangt,
verschärfen sich an der schleifenden Front die Luftmassengegensätze, so dass ein
leicht frontogenetischer Effekt mit ins Spiel kommt.
In den anderen Gebieten setzt sich antizklonaler Einfluss durch. Zwar sorgt der
nach Osten abziehende Trog im Norden und Nordosten noch für ein paar Schauer
oder kurze Gewitter, die den Charakter eines Kaltluftgewitters aufweisen, aber
von Nordwesten her setzen sich zusehends Auflockerungen und vielleicht auch
Aufheiterungen durch.
Wo die Grenze zwischen den (Dauer)Niederschlägen und den Gebieten mit
Auflockerungen liegen dürfte, ist noch unsicher. Die Temperaturen dürften noch
etwas zurückgehen. Unter Wolken werden nur 8 bis 13, nach Norden hin bis 15 Grad
erreicht.
In der Nacht zum Samstag wird die unmittelbar am Alpenrand schleifende Front
unter Abschwächung rückläufig. Nennenswerte Advektion ist nicht zu finden; auch
dynamisch lässt sich kein Hebungsantrieb ableiten. Die Niederschläge sollten
demnach ausgangs der Nacht auch an den Alpen allmählich nachlassen, wobei noch
unsicher ist, wie rasch dies vonstatten geht. Zwischenhocheinfluss lässt es dann
verbreitet aufklaren. Bei klarem Himmel ist dann wieder leichter Frost oder
zumindest Frost in Erdbodennähe möglich.
Ganz im Nordosten hält ein Tief mit Zentrum über Südfinnland einen kräftigen
Gradienten aufrecht, so dass dort die nächtliche Abkühlung weniger ausgeprägt
sein dürfte. An der Küste können daher Windböen, an der Ostseeküste in
exponierten Lagen vielleicht auch stürmische Böen auftreten.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen eine weitgehend ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten.
Unsicherheiten bestehen allerdings in der Lage der Schleifzone und der
Intensität der daran einsetzenden Prozesse, was Auswirkungen auf die
Niederschläge hat, die ab Donnerstagabend einsetzen und die wahrscheinlich bis
in den Samstag hinein andauern. Hier belassen GFS wie auch die deutsche
Modellkette die Niederschläge im wesentlichen entlang der Mainlinie und südlich
davon, wobei das Niederschlagsmaximum in einem Streifen vom Schwarzwald bis zum
Allgäu erwartet wird. EZMW(12) lässt diese Niederschläge weiter nach Norden
ausgreifen und zeigt die maximalen Niederschläge in einem breiten Band von der
Südpfalz bis zum Bayerischen Wald. Der neueste Lauf des EZMW betont auch die
Niederschläge im Schwarzwald stärker und zeigt Niederschlagsignale, die deutlich
im unwetterrelevanten Bereich liegen. Das Modell des kanadischen Wetterdienstes
stützt dagegen eher die EZMW-Variante.
Probabilistische Verfahren wie COSMO-LEPS und das EPS des EZMW lassen zwar die
Niederschläge (wie EZMW) weiter nach Norden ausgreifen, zeigen aber wie die
deutsche Modellkette das Niederschlagsmaximum im Bereich der südlichen
Mittelgebirge.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann

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