SXDL31 DWAV 0800UTC DWD Synoptische Uebersicht KURZFRIST

SXEU31 DWAV 290800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 29.09.2014 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: BM (Brücke Mitteleuropa)

Heute noch ruhiges Hochdruckwetter. Ab kommende Nacht im Norden einzelne
Gewitter möglich.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... Zunächst steht der Vorhersageraum noch unter Hochdruckeinfluss, der
aber allmählich beginnt zu schwinden. Protagonist in der europäischen
Potenzialverteilung ist ein breiter Höhenrücken, dessen Hauptachse heute früh
etwa von Tunesien über Italien bis zum östlichen Mitteleuropa gerichtet ist und
die sich im Tagesverlauf ganz allmählich ostwärts verlagert. Auf der Westseite
des Rückens befindet sich ein sekundäres Maximum in Form eines Höhenkeils, der
heute von Benelux her unseren Raum langsam ostwärts überquert. Damit verlagert
auch das korrespondierende Bodenhoch seinen Schwerpunkt peu a peu in Richtung
Südosteuropa, insgesamt geht der Druckfall aber nur sehr langsam vonstatten, so
dass der Tag im Großen und Ganzen noch im Zeichen leichten Absinkens ergo
antizyklonalen Einflusses steht. Dabei sickert aber von Süden bzw. Südwesten
immer feuchtere und auch zunehmend potenziell instabil geschichtete
Subtropikluft ein, von der später noch die Rede sein wird.

Ansonsten scheint heute in weiten Teilen des Landes noch mal die Sonne,
teilweise allerdings etwas getrübt durch hohe Wolkenfelder, die - induziert
durch leichte WLA - insbesondere in Teile der Nord- und Westhälfte driften.
Später, wenn der erwähnte Sekundärkeil den Westen und Nordwesten des Landes
passiert hat, können dort auch mittelhohe Wolken aufziehen, aus denen es am
Nachmittag und Abend stellenweise etwas regnet. Angesichts deutlich steigender
PPW-Werte von über 30 mm könnte man durchaus auf "dumme Gedanken" kommen
hinsichtlich möglicher Starkregenfälle, allerdings halten sich die CAPE-Werte
mit maximal 150 J/kg sehr in Grenzen und auch die Hebungsantriebe bleiben
zunächst noch sehr limitiert.

Eine weitere "Baustelle" liegt im Süden und Südosten in Form von Nebel und
Hochnebel vor, der sich laut Numerik vollständig und auch relativ zügig auflösen
soll. Angesichts der amorphen Druckverteilung und damit einhergehender schwacher
Strömung sowie vor dem Hintergrund der gestern gemachten Erfahrungen stellen
sich aber gewisse Zweifel ein, ob das ganze Prozedere tatsächlich so abläuft wie
es die Modelle vorschlagen. Es ist durchaus vorstellbar, dass sich in den
Donauniederungen, vor allem zur unteren Donau hin, Nebel und Hochnebel etwas
hartnäckiger halten. Das hätte natürlich Konsequenzen auf die
Temperaturentwicklung, die dann natürlich nicht so offensiv abläuft wie in den
anderen Gebieten, wo mit Ausnahme des unmittelbaren Küstenstreifens verbreitet
20 bis 24°C, lokal sogar 25°C (offizieller Sommertag!) erreicht werden.

In der Nacht zum Dienstag nähert sich ein kurzwelliger Anteil eines
asymmetrischen Troges über Westeuropa. Er zieht vom Ärmelkanal her zur Nordsee,
wobei er auf seiner leicht diffluenten Vorderseite für etwas dynamische Hebung
sorgt. Fakt ist, dass sich die schauerartigen Regenfälle vor allem über
Norddeutschland ostwärts ausbreiten, aber auch Teile der Mitte erfassen.
Besonders dort, wo die trogvorderseitige Hebung greift - also im äußersten
Norden und Nordwesten -, verstärkt sich der Regen, wobei im Nordseeumfeld auch
vereinzelte Gewitter nicht ganz ausgeschlossen sind. Da die PPW-Werte mit über
30 mm weiterhin sehr hoch sind, die Strömungsgeschwindigkeit gleichzeitig
schwach ist, besteht räumlich eng begrenzt durchaus die Möglichkeit von
Starkregen mehr als 15 mm binnen kurzer Zeit - auch wenn die Modelle abgesehen
von COSMO-EU (knapp 30mm/6h im Bereich der Emsmündung) davon nicht viel wissen
wollen.
Ansonsten gilt noch festzuhalten, dass sich im Süden und Südosten wieder Nebel
bildet bzw. ausbreitet und dass die Nacht mit Minima von 12 bis 17°C (Ausnahme
Südosten) ziemlich mild wird.

Dienstag... beginnt die Höhenströmung zu zonalisieren, wobei sie eine
west-südwestliche Grundausrichtung annimmt. Dabei zeigt sie eine leicht
"flatterige" Kontur mit kurzwelligen Anteilen, die ostwärts über den
Vorhersageraum hinwegschwenken. Aufgrund der insgesamt eher schwachen
Grundströmung dürften sich die daraus resultierenden Kon- und Divergenzen in
Grenzen halten, für leichte Hebungsantriebe sollte es aber reichen.
Unterstützung gibt es durch eine schwach ausgeprägte Luftmassengrenze, die von
SW-Europa her bis nach Deutschland reicht und langsam ostwärts vorankommt. Die
Luftmassengrenze ist keine wirkliche Front im klassischen Sinne (kaum
Baroklinität), korreliert aber einigermaßen gut mit der relativen Feuchte in 700
hPa und zeigt auch in 850 hPa einen annehmbaren Gradienten der
pseudopotenziellen Äquivalenttemperatur. Letztlich trennt sie feuchte Luft im
Osten vor etwas weniger feuchter Luft weiter westlich.

Wie auch immer, der alleinige Blick auf die Bodendruckverteilung könnte auf den
Fortbestand der ruhigen Hochdrucklage hindeuten, befindet sich Deutschland doch
weiterhin auf hohem Niveau um 1025 hPa in einer vom Seegebiet vor Portugal bis
zum Balkan reichenden Hochdruckzone (12 UTC). Aus den genannten Gründen sehen
die Tatsachen aber anders aus, kurzum, es kommt zu weiteren schauerartig
verstärkten Regenfällen, die sich allmählich ostwärts verlagern. Die größte
Labilität ist dabei im Norden und Nordosten gegeben, wo entsprechend einzelne
Gewitter möglich sind. Dabei kann es aus den schon genannten Gründen (hohes PPW,
geringe Strömung) trotz eher zurückhaltender Simulation der Numerik örtlichen
Starkregen geben, was letztlich natürlich nur in situ entschieden werden kann.
Am längsten trocken könnte es im Südosten Bayerns bleiben (allerdings zeigen die
Modelle diesbezüglich Unterschiede), und auch im Westen setzt eine gewisse
Stabilisierung ein, ohne dass sich gleich "sky-clear-conditions" einstellen. Das
Temperaturniveau bleibt mit 15 bis 22°C ziemlich hoch.

In der Nacht zum Mittwoch kommt die Luftmassengrenze in ihrem Nordteil unter
Abschwächung nach Osten voran, während sie nach Süden hin zurückhängt. So kommt
es im Süden noch zu zeitweiligen Regenfällen und auch im Osten und Nordosten
treten noch einige Schauer, vielleicht auch einzelne Gewitter auf. Auffallend
ist in diesem Zusammenhang ein RR-Maximum von knapp 50 mm innert 12 Stunden, was
von GME in Vorpommern gesehen wird. Dieses Maximum ist möglicherweise einer
schmalen Trogkonfiguration im Bodendruckfeld geschuldet (starke Konfluenz), die
bei anderen Modellen zumindest in Ansätzen oder als Tiefdruckrinne erkennbar
ist.
Im Westen und Norden sowie in Teilen der Mitte klart der Himmel vielerorts auf,
wobei sich in der feuchten Grundschicht gebietsweise Nebel bildet.

Mittwoch... fächert die Höhenströmung auf und dreht in Richtung Nordwest.
Nennenswerte Hebungsantriebe sind daraus nicht abzuleiten. Auch im Bodenniveau
bleibt die Strömung gering, befindet sich Deutschland doch inmitten einer
brückenartigen Hochdruckzone, die das Hoch über dem Ostatlantik mit einem
fennoskandischen Hoch verbindet. Trotzdem, ganz "astreines" Wetter lässt sich
aus dieser Konstellation nicht ableiten, findet man doch noch immer die oben
bereits erwähnte "Gammelfront" auf der Wetterkarte, die besonders im Süden und
Südosten zeitweilige Regenfälle induziert. Wie das Ganze allerdings im Detail
aussieht, ist angesichts der differierenden Modellprognosen und der allgemein
schwachen Strömungsverhältnisse geschuldeten Strukturlosigkeit der Wetterlage
derzeit nur schwer einzuschätzen. COSMO-EU sieht für den Alpenrand sogar eine
Dauerregenlage mit 20 bis 40 mm binnen 12 Stunden. Auch die Frage nach möglichen
Gewittern muss derzeit noch unbeantwortet bleiben. Immerhin sieht es so aus,
dass von der Nordsee sich nähernde Fronten zunächst noch geblockt werden und
zumindest tagsüber noch keinen Einfluss auf unser Wettergeschehen ausüben.
Tatsache ist auch, dass die Tageshöchstwerte mit etwa 16 bis 22°C relativ hoch
bleiben.

Modellvergleich und -einschätzung
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In den Grundfeldern liegen die verschiedenen Modelle nicht weit auseinander.
Diskrepanzen ergeben sich allerdings - man möchte sagen naturgemäß -
hinsichtlich der zeit-räumlichen Verteilung möglicher Niederschläge sowie deren
Intensität, was im Text bereits gewürdigt wurde.
In Bezug auf mögliche Gewitter wird im Text vielleicht ein etwas zu "negativer"
der Eindruck vermittelt. Letztlich handelt es sich aber um die Beschreibung des
"Worst-Case-Szenarios", welches im Extremfall möglich ist, aber nicht eintreten
muss. Zum Teil wird man wohl auch mit gelben Basiswarnungen auskommen bzw. es
kommt gar nicht zur Auslöse der zweifelsfrei vorhandenen potenziellen
Instabilität. Angesichts fehlender klarer Strukturen gilt auch diesbezüglich
einmal mehr die Aussage, dass warnbezogene Entscheidungen nur sehr kurzfristig
mit dem üblichen Handwerkszeug des Nowcastings getroffen werden können.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann

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