SXDL33 DWAV 1030UTC DWD Synoptische Uebersicht MITTELFRIST

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 27.01.2014 um 10.30 UTC



Vorübergehend recht ruhiges Wetter, aber teils winterlich kalt. Ab dem Wochenende
allmählich milder und voraussichtlich etwas unbeständiger.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 03.02.2014


Am Donnerstag, zum Beginn des Mittelfristzeitraumes, liegt Deutschland in einer südlichen
Höhenströmung zwischen einem weit nach Süden ausgreifenden Trog über Westeuropa und einem
Höhenrücken über Osteuropa. Dieser stützt ein westrussisches Hoch, an dessen Südwestflanke
ganz Deutschland in einer bodennah östlichen Strömung liegt. Tiefer Luftdruck herrscht auf
dem westlichen Mittelmeer. Diese Konstellation verursacht eine Inversion über Deutschland,
da gleichzeitig in der Höhe warme Luft (zusätzlich föhnig erwärmt) und bodennah kalte
Festlandsluft advehiert wird. Somit gibt es teils Nebel, teils Sonne, im äußersten Norden
ist es im Übergangsbereich zu einer auch in der Höhe deutlich kälteren Festlandsluft
bewölkt und es können ein paar Schneeflocken fallen. Auf dem Atlantik wird derweil schon
die Umstellung der Wetterlage vorbereitet. Über Labrador hat sich nämlich wieder jede
Menge Kaltluft angesammelt, die jetzt auf den Nordatlantik ausbricht und dort die
Tiefdrucktätigkeit weiter anfacht. Am Donnerstag liegt dabei ein Wellentief
entwicklungsgünstig auf der Vorderseite eines Troges südlich von Grönland.

Dieses zieht bis Freitag unter Verstärkung bereits ins Seegebiet nordwestlich der
Britischen Inseln. An seiner Vorderseite lässt kräftige Warmluftadvektion den
westeuropäischen Trog nach Algerien abtropfen, das nördliche Residuum erreicht bis Mittag
die Beneluxländer. Damit dreht im Westen Deutschlands der Wind schon auf südliche
Richtungen und aufziehende Wolkenfelder bezeugen erste Hebungsprozesse im Nordwesten.
Ansonsten bleibt es aber abgesehen von teils zähem Nebel noch freundlich-kalt.

Am Samstag liegt das atlantische Tief dann bei Island. Der Kurzwellentrog ist dabei ohne
Niederschlagsprozesse schon über Deutschland hinweg ins Baltikum gezogen. Die
Warmluftadvektion auf der Vorderseite des Tiefs lässt das Potenzial über Deutschland
weiter steigen, so dass sich der osteuropäische Rücken nordwestwärts nach Skandinavien
ausweitet. Bei uns steigt das Temperaturniveau weiter an, das Wettergeschehen bleibt
weiter ruhig.

Am Sonntag tropft aus dem zum Atlantiktief gehörenden Trog weiter Kaltluft ins Mittelmeer
ab, so dass sich dort das Höhentief regeneriert und auch der Bodendruck wieder sinkt. Das
Festlandshoch verbindet sich derweil über die Nordsee hinweg brückenartig mit dem
Azorenhoch, so dass der Wind bei uns wieder auf Nordost dreht, aber kaum noch nennenswert
Kaltluft heranführt. In der Höhe wird mit schwacher Südwestkomponente die sich auflösende
Okklusion über den Nordwesten geführt. Aus dieser fällt nur leichter Regen, der aber zu
Nachtzeiten gefrieren kann. Ansonsten bleibt es von Nebel und Hochnebel abgesehen recht
freundlich.

Am Montag schickt die atlantische Frontalzone ein neues Sturmtief ins Seegebiet
nordwestlich der Britischen Inseln. Anhaltende Warmluftadvektion baut ein abgeschlossenes
Höhenhoch über dem Ostseeraum auf. Die Hochdruckbrücke schwächelt westlich von uns, so
dass wir wieder voll in den Einflussbereich des Festlandshoch mit östlichem Wind geraten.
Da aber bodennah weiter keine allzu kalte Luft herangeführt wird, steigen die
Tagestemperaturen überall über den Gefrierpunkt, die Nächte sind dagegen, wie es sich für
Strahlungstage im Februar gehört, kalt. Die Nebelneigung sollte eher gering sein.

Im erweiterten Mittelfristzeitraum bleibt uns nach dem EZMW-Hauptlauf die Tendenz zu
antizyklonalen Lagen erhalten. Da sich das Hoch aber zunehmend auf Südwesteuropa ausdehnt
und der Druck im Nordwesten weiter tief bleibt, dreht der Wind allmählich wieder über Süd
auf Südwest (Übergang zu SWa).
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis Freitag ist die Konsistenz des aktuellen Laufs des EZMW mit seinen beiden Vorläufen
hoch. Danach lassen die jüngeren Läufe die gestern noch für Samstag geplante, jetzt am
Sonntag erwartete Okklusion sich verspätern und mehr oder weniger verhungern. Darüber
hinaus zeigte der gestrige 00-UTC-Lauf noch einen zunehmenden Einfluss des Azorenhochs.
Dieser wird in den jüngeren Läufen hinausgezögert, zu Gunsten des Festlandshochs. Generell
überwiegt aber in allen Läufen antizyklonales Wettergeschehen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis Donnerstag sind sich EZMW, GFS, GME, GEM, NAVGEM, UKMO, CMA (chinesisches Modell) und
NCMRWF (indisches Modell) noch einig. Danach schert als erstes GME aus dem gemeinsamen
Szenario aus, indem es anstatt eines Kurzwellentroges ein veritables Höhentief über
Norddeutschland hinweg ziehen lässt. Am Samstag vergrößern sich dann die Unterschiede
zwischen den Globalmodellen beim Vorankommen der Okklusion. Bis Sonntag 00 UTC ist bei
GFS, UKMO, CMA und NCMRWF schon durchgegangen, während sie bei EZMW noch außerhalb
Deutschlands liegt. NAVGEM und GEM bieten Zwischenlösungen mit einer Frontenlage über dem
Nordwesten Deutschlands. Bei GME bleibt sie aufgrund einer Austrogung über dem Westen
Europas ganz außen vor. GFS zeigt diese Austropfung auch. In der erweiterten Mittelfrist
(Mi 00) führt dies eher zu einer Südlage über Deutschlands mit Tiefs über Frankreich.
Dagegen zeigen GEM, CMA und NCMRWF mehr oder weniger antizyklonale Südwestlagen über
Deutschland. In diese Richtung geht ja auch das EZMW, allerdings indem es vorher noch ein
richtiges Höhenhoch über Zentraleuropa aufbaut, was die anderen Modelle definitiv nicht
zeigen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Bis Donnerstag gibt es beim EZMW-EPS nur einen Cluster. Im Zeitraum t+120 bis t+168
(Freitag bis Sonntag) werden 5 Cluster gebildet, die im Prinzip 3 Szenarien zeigen.
Cluster 1 und 4 (23 Mitglieder) lassen es stärker Richtung westliches Mitteleuropa
austrogen und zeigen Deutschland auf der Vorderseite kräftiger Tiefs, die zu den
Britischen Inseln ziehen -> rasche Milderung. Cluster 2 und 5 (18 Mitglieder) lassen es
abtropfen, aber einen markanten Trog über uns hinwegziehen. Bodennah tendieren diese zu
einer Hochdruckbrücke, die vorübergehend unterbrochen wird -> langsame Milderung, mehr
Sonne, wenig Niederschlag. Cluster 3 (10 Mitglieder, Haupt- und Kontrolllauf) zeigt nach
dem Abtropfen nur noch einen sehr schwachen Trog bei uns. Die Brücke schließt sich im
Norden und wir behalten Ostwind -> kaum Niederschlag, zögernde Erwärmung oder noch einmal
leichte Abkühlung.
Im erweiteren Mittelfristbereich gibt es ein Szenario West zyklonal (22 Mitglieder), West
antizyklonal (17 Mitglieder), und eines Südost antizyklonal (12 Mitglieder).
Die Rauchfahne für Offenbach ist bis Freitag fast trocken, dann gibt es leichte
Niederschlagssignale. Potenzialanstieg deutet auf zunehmenden Hochdruckeinfluss hin. Die
GFS-Ensembles für den Südwesten Deutschlands zeigen ab dem Wochenende in allen Höhen
steigende Temperaturen, überwiegend südliche bis südwestliche Winde und im Mittel
steigenden Druck. Das sieht nach West- bis Südwestlage aus, wobei noch nicht ganz sicher
ist, ob diese eher zyklonal oder eher antizyklonal ausfällt. Also ganz wie beim EZMW.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der EFI liefert ein schwaches Kältesignal im Norden Deutschlands, ansonsten aber keine
Hinweise auf extremes Wetter.

Niederschlag/Schnee:
Signifikante Niederschlagsmengen oder Schneefälle sind in den kommenden 7 Tagen kein Thema
mehr. Sehr schwache Hinweise auf über 10 cm Schnee in 12 h liefert nur das EZMW-EPS ab
Sonntag in Alpennähe.

Strenger Frost:
Hohe Wahrscheinlichkeiten für strengen Frost werden von Cosmo-LEPS vor allem in der Nacht
zum Donnerstag noch im Nordosten simuliert. Danach nehmen die Signale ab und sind bereits
in der Nacht zum Samstag sehr gering.
Definitiv anders sieht die Lage beim EZMW-EPS aus. Hier spielt die Schneedecke im Modell
offensichtlich eine stärkere Rolle. So verwundert es nicht, dass in der Nacht zum
Donnerstag vier Schwerpunkte zu sehen sind. Neben dem Nordosten auch die Alpen, die
Mittelgebirge (Maximum Rothaargebirge und Rhön) und Ostfriesland, wo gebietsweise aktuell
10 bis 20 cm Schnee liegen. Bis Samstag nehmen die Wahrscheinlichkeiten weiter ab, bleiben
insbesondere aber in Ostfriesland am höchsten. Dies erscheint doch etwas fragwürdig, weil
bis dahin auch dort die Schneedecke arg leiden dürfte. In den Folgetagen gehen die
Wahrscheinlichkeiten weiter zurück.
Der Dauerfrost soll sich nach den EPS-Daten bis Donnerstag auf die ganze Nordosthälfte
ausbreiten, sich dann aber rasch auch wieder zurück ziehen. Am Freitag sind die
Wahrscheinlichkeiten in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern noch hoch, am
Samstag dann schon sehr gering. Zum Wochenbeginn nehmen sie allerdings wieder zu. Dies ist
allerdings höchstens bei Hochdruckeinfluss und tiefer Bewölkung vorstellbar.

Wind/Sturm: Bis Donnerstag liefert Cosmo-LEPS noch Signale für stürmische Böen vor allem
an der Ostsee, eventuell auch an der Nordsee und im Erzgebirge. Ab Freitag nehmen von
Westen her die Signale wieder zu, vor allem an der See und im Bergland. Gleiches zeigt
auch EZMW-EPS. Ab Sonntag nehmen die Signale für stürmische Böen wieder ab.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX bis Freitag, MOS-EZMW (So 21 UTC) ab Samstag, EZMW-EPS ab Dienstag. Das alte
MOS-EZMW wird verwendet, weil der aktuelle Lauf sehr stark von anderen Modellen abweicht,
während der gestrige besser mit diesen übereinstimmt.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Peter Hartmann

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