SXDL31 DWAV 1800UTC DWD Synoptische Uebersicht KURZFRIST

SXEU31 DWAV 291800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 29.01.2014 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Nachts in einigen Alpentälern und an der Oder strenger Frost. An den Küsten windig, im
südöstlichen Bergland und auf den Alpengipfeln später auch Sturmböen.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC
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Aktuell ... befindet sich Deutschland zwischen einem hochreichenden Tief über dem
Ärmelkanal und einem kräftigen, ebenfalls bis in große Höhen reichendes Hochdruckgebiet
über Fennoskandien unterhalb einer flachen südöstlichen Höhenströmung.
Die flache Potentialverteilung generiert kaum Hebung, lediglich knapp nordöstlich der von
Nordwest nach Südost quer über Deutschland verlaufenden Luftmassengrenze wird schwache
Hebung simuliert. Die daraus resultierenden Niederschläge betragen aber lediglich, sofern
sie in der trockenen Luft überhaupt den Boden erreichen, nur wenige Zehntel mm und sorgen
kaum mehr für Glätte.
Das Höhentief über dem Ärmelkanal weitet seinen Einflussbereich im Laufe der Nacht
allmählich etwas südwärts aus, das mit ihm korrespondierende Bodentief ändert seine Lage
kaum, füllt sich aber allmählich auf. Schwache Hebung auf seiner Vorderseite führen zu
leichten Niederschlägen über Teilen Frankreichs, dabei werden zumindest von COSMO_EU auch
über Rheinland-Pfalz schwache Niederschlagssignale simuliert. Die Mengen sind zwar
verschwindend gering, sollte aber die flüssige Phase bei Minustemperaturen am Boden mit im
Spiel sein, kann Glatteis nicht ausgeschlossen werden. Aus aktueller Sicht ist diese
Situation aber, wenn überhaupt, wohl mit gelben Warnungen händelbar.
Das kräftige Bodenhoch mit Schwerpunkt über Westrussland verstärkt sich im Laufe der Nacht
noch etwas und weitet seinen Einfluss noch weiter südwestwärts aus, wobei sich der
Druckgradient über dem Vorhersagegebiet im Laufe der Nacht noch etwas verschärft. Am
Alpenrand stellt sich eine schwache Föhnsituation ein, zumal es durch die Südausweitung
des Höhentiefs im Bereich des Löwengolfs auch am Boden zu einer Zyklogenese kommt. Dabei
kann es auf exponierten Gipfeln im Laufe der Nacht einzelne Sturmböen geben. Ob es auch in
einigen Tälern für einen Föhndurchbruch reicht, ist noch fraglich. Am ehesten ist dies
vielleicht nach osten zu der Fall, wo der Gradient schärfer ist.
Auch an den Küsten weht nach wie vor lebhafter Südostwind mit steifen, in exponierten
Küstenlagen auch stürmischen Böen. In den östlichen und südöstlichen Mittelgebirgen legt
der "Böhmische Wind" ebenfalls ein wenig zu.
Ansonsten bleibt es vor allem an den Alpen meist klar, so dass es dort in windschwachen
Tälern über Schnee wieder strengen Frost gibt. Auch an der Oder kühlt es - dort allerdings
rein advektiv, denn die Wolkendecke sollte geschlossen bleiben - auf nahe -10 Grad ab.

Donnerstag ... weitet sich der Höhentrog über Westeuropa noch etwas südwärts bis nach
Nordafrika aus, kommt aber gegen das blockierende, sich sogar noch etwas verstärkende Hoch
über Westrussland erst einmal nicht weiter ostwärts voran. Ein schwacher Randtrog zieht
über Norddeutschland hinweg nordwärts, an ihm kommt es aber kaum zu Hebung, entsprechend
werden dort nur geringe Niederschläge simuliert (COSMO_EU bis maximal 0,5 mm zwölfstündig,
an der Ostsee vielleicht etwas mehr). Diese fallen allgemein als Schneegriesel, bringen
aber kaum 1 cm Neuschnee. An den Alpen verschärft sich die Föhnsituation vor allem nach
Osten zu etwas, am Alpenrand bildet sich entsprechend ein Leetief (COSMO_EU: 1002 hPa
Kerndruck am Abend). Neben den Alpengipfeln muss dann auch in den Kamm- und Gipfellagen
der ost- und südostdeutschen Mittelgebirge zunehmend mit steifen bis stürmischen Böen aus
Südost gerechnet werden, auf exponierten Gipfeln (Fichtelberg, Gr. Arber) zum Abend hin
auch mit Sturmböen. In einigen Ost-West ausgerichteten Tälern sorgt der "Böhmische Wind"
ebenfalls für steife bis stürmische Böen.
Auch an den Küsten von Nord- und Ostsee sind nach wie vor steife Windböen zu erwarten.
Ein schwacher, entlang der Ostflanke des Höhentroges nach Norden laufender Kurzwellentrog
erreicht nachmittags und abends den Alpenraum und sorgt dann - WLA- induziert - für
leichte Hebung an der Nord- und Westflanke des Lee-Tiefs. Entsprechend simuliert COSMO_EU
erste, schwache Niederschlagssignale ab dem späten Nachmittag im äußersten Südwesten. Die
Phase ist noch unsicher, bei Betrachtung der Prognosetemps ist zwar eine sogenannten
"warme Nase" (Schmelzfläche > 100 hPa*K) vorhanden, allerdings dürfte in der trockenen
Luftmasse der niederen Troposphäre so viel Niederschlag verdunsten und die Luftschicht
entsprechend abkühlen, dass letztendlich auch am Boden wohl die Schneephase überwiegt.
Ausgeschlossen ist eine vorübergehende flüssige Phase des Niederschlags aber nicht. Meist
sollte es bei positiven Temperaturen kein Glätteproblem geben, lediglich in windschwachen
Tälern, wo sich die Kaltluft hält, kann Glatteis nicht ganz ausgeschlossen werden.
Ansonsten wird mit der östlichen bis südöstlichen Bodenströmung vor allem in den Norden
und Osten weiterhin kontinentale Polarluft advehiert, der Süden und Westen verbleiben in
der nicht ganz so kalten Mischluftmasse. Sonne gibt es wohl am ehesten am Nordwestrand
einiger Mittelgebirge und im Westen, vielleicht auch an den Alpen, wobei dort trotz des
(nicht hochreichenden) Föhns wohl mittelhohe Wolkenfelder überwiegen ("Dimmerföhn"). Sonst
bleibt es meist bedeckt oder trüb durch Nebel und Hochnebel. Die Höchstwerte liegen im
Norden und Osten zwischen -1 und -8 Grad mit den tiefsten Werten an der Oder, im Süden und
Westen werden Werte zwischen -2 Grad bei Dauernebel in Bayern und +5 Grad stellenweise am
Rhein erreicht.

In der Nacht zum Freitag bleibt der Langwellentrog über West- und Südwesteuropa
quasistationär. Auch die Lage des markanten Höhenrückens über Osteuropa ändert sich kaum.
Ein schwacher Kurzwellentrog läuft auf der Vorderseite des Westeuropatroges über
Deutschland hinweg nordwärts. Aufgrund der schwachen Potentialverteilung über Mitteleuropa
bleibt der Hebungsantrieb gering und resultiert hauptsächlich aus WLA vor allem über dem
östlichen Mitteleuropa.
Im Bodendruckfeld verlagert sich das Lee- Tief vom Alpenvorland als Tiefdruckrinne
allmählich nordwärts. Dabei kommt es vor allem im östlichen Bergland (zunächst Bayerwald,
später Erzgebirge) vorübergehend zu einer Gradientverschärfung. COSMO_EU simuliert für
exponierte Gipfel schwere Sturmböen, für den Fichtelberg sogar zu einem Termin eine
orkanartige Böe und auch im Elbtal zeitweise stürmische Böen. An den Alpen lässt der Föhn
dagegen vorübergehend nach und in den Frühstunden schwächt sich auch im östlichen Bergland
der Wind allmählich wieder ab. An den Küsten von Nord- und Ostsee schwächt sich der Wind
vor allem in der zweiten Nachthälfte im Bereich der Tiefdruckrinne ebenfalls ein wenig ab.

Vor allem entlang der Nord- und Westflanke der Tiefdruckrinne sorgt die schwache Hebung
für leichte Niederschläge. COSMO_EU simuliert in einem Streifen vom Schwarzwald über die
Mitte Deutschlands bis nach Vorpommern Mengen zwischen 1 und 3 mm, punktuell auch bis 5 mm
in zwölf Stunden, die externen Modelle simulieren durchwegs geringere Mengen, GFS und
Euro4 sogar keine Niederschläge. Leichte Unsicherheiten bestehen noch bzgl. der Phase der
Niederschläge. Nach Nordosten zu dürften sie durchwegs als Schnee fallen, die
Neuschneehöhen dürften angesichts der geringen Mengen nur marginal ausfallen. Im Südwesten
ist aber, auch trotz der oben angesprochenen Verdunstungsabkühlung, die flüssige Phase
nicht ganz ausgeschlossen, was entsprechend eine zumindest regionale Glatteissituation zur
Folge haben könnte.
Ansonsten bleibt es im Großteil des Landes stark bewölkt bis bedeckt, lediglich im Westen
und vielleicht auch an den Alpen bzw. am Erzgebirgsnordrand gibt es Wolkenlücken. Glätte
sollte es außerhalb der Niederschlagsgebiete trotz des verbreitet leichten bis mäßigen
Frostes kaum geben. An den Alpen kann es bei Aufklaren in einigen Tälern nochmals strengen
Frost geben, auch Richtung Oder und Neiße ist dies möglich.


Freitag ... kommt es über dem Nordatlantik zu einer kräftigen Austrogung und im
Bodendruckfeld zu einer Orkanzyklogenese nordwestlich von Irland (COSMO_EU, GME mit einem
Kerndruck von 939 hPa um 18 UTC). Dadurch kommt der Langwellentrog über Westeuropa
ostwärts voran, der Südteil tropft ins westliche Mittelmeer aus. Der "Resttrog" füllt sich
aber aufgrund der Blockadewirkung des markanten Höhenrückens über Osteuropa bzw. des
unverändert kräftigen Hochs über Westrussland (1057 hPa) mehr und mehr auf. Abends
befindet er sich etwa über Mitteleuropa. Mangels Hebung und Labilität im Trogbereich zeigt
er kaum Wetteraktivität.
Im Bodendruckfeld verlagert sich die flache Tiefdruckrinne weiter nordwärts, dahinter
bleibt es bodennah bei der schwachgradientigen Ost- bis Südostströmung. Vor allem im
Nordosten und Südosten kommt es noch zu leichten Niederschlägen, die meist als Schnee
fallen dürften, lediglich im Südosten geben die Prognosetemps noch Hinweise auf
gefrierenden Regen. Die Mengen bleiben gering, lediglich an den Alpen könnte es nach
aktueller COSMO_EU/GME- Simulation für 5 cm Neuschnee, stellenweise auch mehr reichen. Die
externen Modelle simulieren meist geringere Mengen.
Hinter der abgezogenen Tiefdruckrinne hat sich der Druckgradient vorübergehend
abgeschwächt. Signifikante Böen sind somit wohl nur noch am Erzgebirge und vielleicht noch
im ostbayerischen Mittelgebirgsraum zu erwarten, wobei es in einigen Tälern orographisch
bedingt noch zu einer zusätzlichen Verstärkung kommt ("Böhmischer Wind"). Dort sind noch
steife, in höheren Lagen auch stürmische Böen aus Südost möglich. Ansonsten spielt der
Wind keine große Rolle mehr.
Im Westen zeigt sich ab und zu mal die Sonne, ansonsten überwiegen aber die Wolken. An der
Temperaturverteilung ändert sich nur wenig, außer, dass es im Norden und Osten geringfügig
milder wird. Die Prognosen der MOS-Modelle, die nur noch für den äußersten Nordosten
Dauerfrost simulieren, erscheinen aber deutlich zu hoch. Realistischer erscheinen
Höchstwerte zwischen -5 und 0 Grad im Norden und Osten und 0 bis 5 Grad, mit Sonne am
Rhein vielleicht auch knapp darüber, im Süden und Westen.

In der Nacht zum Samstag schwenken der Trog und ein nachfolgender flacher Höhenrücken über
Deutschland hinweg ostwärts und der Vorhersagebereich gelangt auf die Vorderseite des
markanten Troges westlich der Britischen Inseln unter eine südwestliche Höhenströmung.
Vorderseitig kommt es zu kräftiger WLA, im 850 hPa- Niveau steigen die Temperaturen bis
Samstagfrüh allgemein auf positive Werte.
Das Orkantief verlagert sich bis Samstagfrüh Richtung nordwestirische Küste, füllt sich
dabei aber kaum auf (Kerndruck nach COSMO_EU am Samstag, 06 UTC: 945 hPa). Ihm steht das
unverändert kräftige Hoch über Westrussland gegenüber, so dass sich auch über Mitteleuropa
der Druckgradient beginnt zu verschärfen.
Das Frontensystem des Orkantiefs überquert im Laufe der Nacht die Britischen Inseln, das
vorderseitige Regengebiet erreicht in der zweiten Nachthälfte das europäische Festland und
in den Frühstunden eventuell auch den äußersten Westen Deutschlands (Eifel, Niederrhein).
Im Falle eines Übergreifens fallen die leichten Niederschläge als Regen, dabei ist in
einigen Eifeltälern gefrierender Regen nicht ausgeschlossen.
Mit der Gradientverschärfung frischt der Wind allmählich wieder auf - aufgrund der
stabilen Schichtung aber wohl zunächst nur im Bergland. Dort kann es steife bis stürmische
Böen aus Südost geben, am Erzgebirge und im Bayerischen Wald - hier unterstützt durch den
Böhmischen Wind - sowie auf den Alpengipfeln auch Sturmböen. In den Frühstunden sind dann
auch im Nordseeumfeld und im Eifelvorland steife bis stürmische Böen möglich.
Ansonsten bleibt es vielerorts bedeckt durch Hochnebel, nur gebietsweise bekommt die
Wolkendecke größere Lücken. In den Alpentälern ist bei länger klarem Himmel nochmals
strenger Frost möglich, ansonsten bewegen sich die Tiefstwerte im leichten bis mäßigen
Frostbereich, im Westen bleibt es gebietsweise auch frostfrei.

Samstag ... kommt der Langwellentrog über dem Ostatlantik aufgrund der blockierenden
Wirkung des markanten Höhenrückens über Osteuropa nur noch wenig ostwärts voran und
erreicht die Britischen Inseln. Das korrespondierende Orkantief füllt sich weiterhin nur
sehr zögernd auf und befindet sich abends über der Irischen See. Das Bodenhoch über dem
Westen Russlands ändert sich in Lage und Intensität kaum. Entsprechend kommt auch das
zunehmend okkludierende Frontensystem nur zögernd ostwärts voran. Bis zum Abend regnet es
in weiten Teilen Westdeutschlands und auch im Süden setzen im Bereich einer sich
entwickelnden Welle leichte Niederschläge ein. Vor allem im Mittelgebirgsraum und in der
Nordhälfte sowie in Bayern kann es dabei auch Regen mit Glatteisbildung geben, da die
bodennahe Kaltluft noch nicht vollständig ausgeräumt werden kann. Ob sich aber eventuell
eine Unwetter-Glatteissituation einstellt, ist noch mehr als unsicher, zumal die deutsche
Modellkette die ostwärtige Verlagerung des Frontensystems noch am progressivsten
simuliert.
Thema bleibt auch der Wind; vor allem im Bergland und im Nordseeumfeld kann es steife bis
stürmische Böen geben, in exponierten Gipfellagen auch Sturmböen aus südlichen Richtungen.

Wiederum erscheinen die von Mosmix simulierten Höchstwerte deutlich zu hoch. Zumindest im
Nordosten, aber auch in Teilen Bayerns dürfte die Kaltluft nicht komplett ausgeräumt
werden, dort verbleiben die Temperaturen im Frostbereich. Im Westen werden dagegen etwa 1
bis 6 Grad erreicht.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die synoptischen Basisfelder werden von den meisten Modellen ähnlich simuliert, auch das
Orkantief am Freitag. Auf Unterschiede, vor allem bzgl. der Niederschlagsmengen in der
Nacht zum Freitag und bzgl. des Übergreifens des Regengebietes auf Deutschland am Samstag
wurde im obigen Text schon eingegangen.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff

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