SXDL31 DWAV 0800UTC DWD Synoptische Uebersicht KURZFRIST

SXEU31 DWAV 300800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 30.01.2014 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: Übergang von SEz (Südost zyklonal) zu Sz (Süd zyklonal)

Heute ruhiges Wetter mit etwas Wind an der See und im östlichen Mittelgebirgsraum.
Kommende Nacht gebietsweise Glätte durch etwas Schneefall oder gefrierenden
Regen/Sprühregen.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC
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Donnerstag... befindet sich Deutschland weiterhin zwischen einem Höhentrog über Westeuropa
und einer hochreichenden Antizyklone über Westrussland bzw. Fennoskandien unter einer
schwachen südlichen Höhenströmung. Dabei ziehen wiederholt kurzwellige
Trog-Keil-Strukturen nach Norden, deren Wirkung aufgrund der geringen
Strömungsgeschwindigkeit aber nur eine untergeordnete Rolle spielt. Fakt ist, dass sich
der Trog aufgrund der blockierenden Wirkung der Antizyklone im Tagesverlauf nach Süden bis
nach Nordafrika ausweitet und nicht nach Osten vorankommt.
Auch im Bodenniveau bleibt zunächst alles beim Alten. Zwischen dem sich weiter
auffüllenden Tief über dem Ärmelkanal und dem kräftigen Hoch (fast 1055 hPa am Mittag) mit
Schwerpunkt im Raum Moskau strömt mit östlichem bis südöstlichem Wind weiterhin polare
Festlandsluft insbesondere in den Norden und Osten des Landes, während in den übrigen
Gebieten nicht ganz so kalte Mischluft lagert. Dabei setzen sich die
"Teils-teils-Verhältnisse" in Deutschland fort. In den einen Gebieten bleibt es bedeckt,
vielfach durch hochnebelartige Bewölkung, in anderen setzt sich die Sonne durch. Letzteres
dürfte vor allem wieder im Westen und Südwesten sowie in den Hochlagen der Fall sein, aber
auch in der Mitte stehen die Chancen nicht schlecht, dass die Wolkendecke im Lee der
Mittelgebirge (Erzgebirge, nordbayerische Gebirge) aufreißt. Auch an den Alpen gibt es
Auflockerungen und sonnige Abschnitte, allerdings können dort einige hohe oder mittelhohe
Wolkenfelder von Süden her durchziehen ("Dimmerföhn").
Leichte Hebung wird tagsüber noch im Norden und Nordosten generiert (teils trogbedingt,
teils leichte WLA), die dort gebietsweise zu leichtem Schneefall oder etwas Schneegriesel
führt. Nennenswerte Neuschneemengen sind aufgrund der schwachen Intensität aber nicht zu
erwarten.
Warntechnisch spielt der Wind eine Rolle, der an der Küste weiterhin flott aus
Ost-Südosten unterwegs ist mit Böen 6 b bis 7 Bft. Auch in den ost-südöstlichen
Mittelgebirgen frischt der Südostwind weiter auf, so dass in Hochlagen mit Böen bis Stärke
8, vereinzelt 9 Bft, in "günstig" exponierten Tälern mit Böen bis 8 Bft gerechnet werden
muss ("Böhmischer Wind"). In den Alpen bleibt es leicht föhnig mit einzelnen Sturmböen bis
9 Bft auf den Gipfeln.
Die Höchsttemperatur liegt zwischen -7 und -1°C im Norden und Osten und zwischen -2°C bei
zähem Hochnebel im Süden und bis zu +5 oder +6°C in Rheinnähe.

In der Nacht zum Freitag bleibt der Trog westlich von uns quasistationär, Gleiches gilt
für den Höhenrücken über Osteuropa. Ein weiterer Kurzwellentrog schwenkt korrespondierend
mit einer flachen Bodenrinne über den Vorhersageraum nordwärts, wobei in Verbindung mit
WLA etwas Hebung generiert wird. Diese setzt zunächst im Südwesten an, setzt sich dann
aber über die Mitte bis in den Nordosten fort. Nach wie vor ist es so, dass die deutsche
Modellkette (vornehmlich COSMO-EU) den meisten Niederschlag rechnet (im RZ-Bereich OF bis
zu 6mm/12h), während z.B. GFS und EURO4 von UKMO wenig davon wissen wollen. Neben der
Modellunsicherheit steht auch noch die Frage nach der Phase auf der Karte. Schaut man auf
die Prognosetemps, so ist die niedertroposphärische vor allem im Süden und in der Mitte
sowie teilweise auch im Osten schon weit fortgeschritten, dass eine gut ausgeprägte "warme
Nase" vorliegt. Die Schmelzwärme liegt dabei meist über 100 hPa*K, womit rein theoretisch
die Voraussetzungen für gefrierenden Regen gegeben wären. Allerdings ist es mit Ausnahme
der flachen Grenzschicht so trocken in der unteren Troposphäre, dass ein hohes Maß an
Verdunstungsabkühlung erzeugt wird, die zu einem Abbau der "warmen Nase" führt. Zudem ist
natürlich mehr als fraglich, ob die meist schwachen Niederschläge wegen der trockenen
unteren Troposphäre überhaupt den Boden erreichen. Kurzum, aus thermodynamischen
Überlegungen heraus sollte die Schneephase favorisiert sein, was übrigens von der
Modellinterpretation auch so gesehen wird (was aber nichts heißen muss), die flüssige
respektive die gefrierende Phase kann aber nicht ausgeschlossen werden. Dabei kann es
übrigens auch dort, wo die Hochnebeldecke etwas gehoben wird, durchaus etwas gefrierenden
Sprühregen geben. Summa summarum also eine diffizile Angelegenheit, die in warntechnischer
Hinsicht wahrscheinlich erst relativ kurzfristig gelöst werden kann.
Die für den heutigen Tag beschriebene Windsituation ändert sich in der Nacht kaum, da der
Gradient vor allem im Norden und Osten zunächst noch erhalten bleibt. Es gibt verbreitet
leichten bis mäßigen Frost, wobei Glätte außerhalb der Niederschlagsgebiete nur bedingt
eine Rolle spielen sollte. In den Alpentälern ist strenger Frost aufgrund der Wolkenfelder
wahrscheinlich kein Thema mehr.


Freitag... richtet sich der Fokus unweigerlich Richtung nahen Ostatlantik, wo eine
neuerliche Austrogung in Gang kommt, die mit einer imposanten Zyklogenese korreliert. So
entsteht nordwestlich von Irland ein "sattes" Orkantief, das am Abend einen Kerndruck von
etwas unter 940 hPa aufweist. Als Antipode fungiert weiterhin das kräftige, nur wenig
mobile Hoch im Raum Moskau, das sich auch noch etwas verstärkt auf über 1055 hPa. Summa
summarum ergibt das einen veritablen Druckgradienten, der aber in zwei Schwerpunkte
gesplittet ist, von denen einer westlich, der andere östlich von uns liegt. Über
Deutschland zeigt der Gradient ein deutliches Minimum, so dass sich der Wind mehr und mehr
abschwächt. Einzig am östlichen Alpenrand sowie im ost-südöstlichen Mittelgebirgsraum
bleibt noch ein mäßiger bis frischer Süd- bis Südostwind über, der in exponierten Kamm-
und Gipfellagen durchaus Sturmstärke bis 9 Bft und in einigen Tälern zumindest Stärke 7
("Böhmischer Wind") erreichen kann.
Ansonsten gestaltet sich die Angelegenheit so, dass der "westeuropäische" Trog beginnt,
über dem westlichen Mittelmeer bzw. Nordafrika abzutropfen, während sich das nördliche
Residuum bei leichtem Auffüllen etwas ostwärts bis in unseren Raum verlagert. Seine
Wetterwirksamkeit hält sich mangels höhenkalter Luft (und somit einem gewissen Maß an
Labilität) sowie relativ schwacher Höhenwinde in Grenzen. In Verbindung mit der nach
Norden abziehenden und sich ebenfalls allmählich auffüllenden Tiefdruckrinne kommt es im
Norden und Nordosten noch zu zeitweiligen Niederschlägen, die sowohl als
Schnee/Schneegriesel als auch als gefrierender Regen/Sprühregen mit Glatteis fallen
können. Niederschläge meist leichter Intensität kann es auch im Osten, in der östlichen
Mitte sowie im Süden geben, wobei ebenfalls alle Phasen denkbar sind. Niedertroposphärisch
jedenfalls ist genügend Warmluft vorhanden, in 850 hPa teilweise bis zu +5°C. Ob die
Hebungs- und Verdunstungsabkühlung ausreicht, die Warmluft so weit zu tilgen, dass die
feste Phase überwiegt, ist zu bezweifeln. Auf der anderen Seite ist eine überregionale
Glatteislage auch nicht hochgradig wahrscheinlich, zumal einige Modelle (GFS, EURO4)
weiterhin nur wenig Niederschlag simulieren und die potenziellen Niederschläge zum Teil
überhaupt nicht den Boden erreichen. Außerdem dürfte es im Tagesverlauf zumindest im Süden
mit Ausnahme einiger zäher Kaltluftseen zu einem Temperaturanstieg in den positiven
Bereich kommen. Gleiches gilt für den gesamten Westen und Südwesten, wo Niederschlag aber
keine Rolle spielen und stattdessen die Sonne häufig zum Zuge kommen dürfte. Am Rhein
könnte es dabei für 7 oder 8°C reichen. Dagegen hält sich im Norden und auch im Osten
vielerorts noch Dauerfrost, wenn auch schwächer als die Tage zuvor (MOS erscheint etwas zu
forsch mit der Erwärmung).

In der Nacht zum Samstag erreicht die Okklusion des in Richtung Nordirland ziehenden
Orkantiefs den Westen des europäischen Kontinents, der gleichzeitig auch von der
diffluenten Vorderseite des vorrückenden Höhentroges erfasst. PVA und weit nach Osten
ausgreifende WLA sorgen für substanzielle Hebungsprozesse, die im Laufe der Nacht auch auf
die westlichen Landesteile übergreifen (bei ECMF und EURO4 am wenigsten progressiv). Bei
auffrischendem Süd- bis Südostwind kommt es zu Niederschlägen, die in tiefen Lagen meist
in der flüssigen Phase fallen. In einigen Mittelgebirgstälern (Kaltluftseen) sowie
Richtung Niedersachsen und Schleswig-Holstein ist aber auch gefrierender Regen möglich.
Allerdings ist fraglich, ob der Niederschlag tatsächlich schon so weit nach Osten gegen
die Blockierung vorankommt.
In den übrigen Regionen gibt es noch mal leichten bis mäßigen Frost, wobei es weitgehend
niederschlagsfrei bleibt. Stellenweise bildet sich Nebel.

Samstag... kommt der Höhentrog zwar noch etwas weiter nach Osten voran, tut sich aber
zunehmend schwer, gegen die Blockierung im Osten anzukommen. Der Vorhersageraum gelangt
somit zunächst unter eine südwestliche, später mehr südliche Höhenströmung.
Das Orkantief erreicht am Mittag die nordirische Küste, wobei es sich schon aufgefüllt hat
auf etwa 950 hPa. Die zugehörige Okklusion verlagert sich weiter nach Osten, wird aber in
ihrem Südteil durch ein flaches Tief unweit der Balearen zurückgehalten. Möglicherweise
bildet sich auch eine Welle an der Front. So bleibt es im Osten und Südosten vielerorts
trocken, während es sonst zu Niederschlägen kommt, die vor allem nach Südwesten hin länger
andauern können. Häufig fällt Regen, der besonders im Norden, teils aber auch in der Mitte
zu Glatteis führen kann. Wie stark oder schwach die Glatteislage ausfällt bzw. welche
räumliche Verteilung diese einnimmt, hängt natürlich in erheblichem Maße vom Timing und
der Progression der Front sowie der damit einhergehenden Temperaturentwicklung ab. Die
Schneefallgrenze jedenfalls steigt vorübergehend auf 900 bis 1200 m, sinkt von Westen her
später aber wieder ab. Vor allem im Hochschwarzwald, in der Nacht zum Sonntag dann auch am
westlichen Alpenrand, deutet sich ein Neuschneezuwachs von mehr als 10, teils um 20 cm an.

Begleitet wird das Ganze von einem auffrischenden südlichen Wind, der in Hochlagen und
auch an der Küste vorübergehend Sturmstärke erreicht (zumindest in Böen). Im Bereich des
Erzgebirges bleibt der Böhmische Wind erhalten.
Die Temperatur steigt auf 1 bis 7°C, in einigen Alpentälern bei weiterhin leicht föhniger
Tendenz auch etwas darüber. Im Nordosten sowie in einigen Kaltluftseen Süddeutschlands
(vor allem bei zähem Nebel) allerdings liegen die Höchstwerte nur bei 0°C oder im leichten
Dauerfrostbereich.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Basisfelder werden von den Modellen ähnlich simuliert. Unterschiede ergeben sich vor
allem hinsichtlich der Niederschlagsentwicklung (Intensität, Phase, räumliche Verteilung),
was im Text aber schon hinreichend erörtert wurde. Dass manche Fragen diesbezüglich erst
kurzfristig beantwortet werden können, liegt in der Natur der Sache.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann

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