SXDL31 DWAV 1800UTC DWD Synoptische Uebersicht KURZFRIST

SXEU31 DWAV 311800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 31.12.2013 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
***** Allen LeserInnen einen guten Rutsch (Vorsicht!) und ein gesundes 2014**********

In der Nacht zum Mittwoch und am Mittwochvormittag von Westen her Regen, im Bergland und
in der Mitte etwas Schneefall oder leichter gefrierender Regen/Sprühregen möglich.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 12 UTC
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Aktuell ... befindet sich der Vorhersageraum vorderseitig eines Höhentroges, der im
Bereich der Britischen Inseln bzw. dem nahen Ostatlantik positioniert ist. Der Trog wird
durch wiederholt in die Rückseite hineinlaufende Kurzwellenanteile ständig regeneriert,
während vorderseitig ebenfalls kurze Wellen nordostwärts herauslaufen und dabei auch Teile
Deutschlands traktieren.
Richtet man den Blick auf die bodennahen Schichten, so findet man - korrespondierend zum
Höhentrog - ein veritables Zentraltief west-nordwestlich von Irland (Kerndruck etwas unter
970 hPa), dem ein Hoch mit 1030-hPa-Kernisobare über dem nahen Osteuropa gegenüber steht.
Bei uns überwiegen dabei zunächst noch leicht antizyklonale Verhältnisse, wobei die
bodennahe Grundströmung vorübergehend auf Südost, in Süddeutschland zum Teil sogar auf Ost
rückgedreht ist.
Von Westen her nimmt nun der zyklonale Einfluss aber allmählich wieder zu, was einer dem
o.e. Tief zugehörigen Kaltfront geschuldet ist, die sich von Westen der dem Vorhersageraum
nähert. Der vorderseitige Wolkenaufzug hat den Westen bereits erfasst und es sind im Radar
auch schon erste vorlaufende Echos über Benelux erkennbar, die aufgrund der trockenen
Grundschicht aber noch nicht für bis zum Boden fallenden Regen ausreichen. So wird es erst
im Laufe der Nacht im äußersten Westen anfangen leicht zu regen bzw. nieseln. Bis zum
Morgen erreicht der Regen dann etwa (die Modelle divergieren leicht mit GME als
progressiven Vorreiter) eine Linie Nordfriesland-Ostwestfalen-Südhessen-Bodensee -
plus/minus.
Das Problem bei den Regenfällen ist nicht etwa die Intensität, die als problemlos
anzusehen ist. In den Fokus rückt vielmehr die Phase, weswegen auch besser von
Niederschlag gesprochen werden sollte. In den tiefen Lagen Westdeutschlands sowie im
Nordwesten tritt aufgrund der aktuellen Temperatursituation die flüssige Phase auf, was
unstrittig ist. Diffiziler wird es in der zweiten Nachthälfte im Bergland sowie in den
mittleren Landesteilen, wo sowohl etwas Schneefall, stellenweise aber auch gefrierender
Regen/Sprühregen denkbar ist. Dort liegt aktuell eine niedertroposphärisch "warme Nase"
über einer mäßig kalten Grundschicht, die entweder strahlungsbedingt und/oder durch
Ansaugen "bayerischer" Frostluft (aus den Gebieten mit zähem Nebel oder Hochnebel) noch
etwas abgekühlt wird, bevor später durch Gegenstrahlung Energiegewinn ins Spiel kommt.
Schwer zu prognostizieren ist auch, inwieweit die "warme Nase" durch Hebungs- und
Verdunstungsabkühlung modifiziert bzw. "wegrationalisiert" wird. Kurzum, aufgrund der
Vorgeschichte steht zwar keine massive und auch keine großräumige Glatteislage auf der
Karte, gleichwohl muss in den frühen Morgenstunden an der einen oder anderen Stelle schon
mit Glätte gerechnet werden. Wegen der Komplexität der Lage können detaillierte Warnungen
erst relativ kurzfristig herausgegeben werden.
Der Osten und Süden bleibt zunächst noch unter leichtem Hochdruckeinfluss, was vielerorts
gering bewölkt oder klare Verhältnisse zur Folge hat. Vor allem in Süddeutschland, und
dort bevorzugt in den Flussniederungen, bildet sich gebietsweise Nebel oder Hochnebel bzw.
bereits vorhandene Felder breiten sich aus. Während es im Westen und Nordwesten frostfrei
bleibt, geht die Temperatur sonst in den leichten, Richtung Alpen und Vorland sowie im
östlichen Mittelgebirgsraum auch in den mäßigen Frostbereich zurück. Örtlich besteht
Glättegefahr durch Reif, gefrierende Nässe oder Nebelfrostablagerungen.
Ein letzter Satz sei dem südöstlichen bis südlichen Wind gewidmet, der mit Annäherung der
Kaltfront im Westen und Nordwesten etwas auffrischt. An der Nordsee, punktuell auch im
Binnenland sind Böen 7 Bft, in exponierten Kammlagen auch 8 Bft möglich.

Mittwoch ... überquert die Kaltfont den Vorhersageraum ostwärts. Vor allem im Norden und
Nordosten werden die frontalen Hebungsprozesse anfangs noch von einem nachfolgenden
KW-Trog unterstützt, bevor dieser die Front im Laufe des Nachmittags überläuft und
rückseitig durch einen sehr kurzwelligen Rücken ersetzt wird.
Folgerichtig verlagern sich auch die Niederschläge weiter nach Osten, wobei sie sich in
ihrem Südteil rasch abschwächen (im Südosten Bayerns kommt sehr wahrscheinlich nichts mehr
an, dort scheint sogar für längere Zeit die Sonne, besonders zu den Alpen hin), während
sie nach Nordosten hin aus den genannten Gründen noch für eine gewisse Zeit aufrecht
erhalten werden. Bis in den Vormittag hinein besteht besonders in den mittleren
Landesteilen (vom Harz, vielleicht noch vom östlichen Niedersachsen über Osthessen,
Westthüringen und Unterfranken bis hinunter nach Schwaben) noch die Gefahr von etwas
gefrierendem Regen/Sprühregen oder leichtem Schneefall.
Postfrontal wird mit einer südlichen Strömung vor allem in die westlichen Landesteile, wo
die Durchmischung am besten ist, milde Luft advehiert, in der die Wolkendecke hin und
wieder mal auflockert und die Temperatur auf etwa 6 bis 10°C steigt (in den übrigen
Landesteilen sind es 1 bis 6°C, bei zähem Nebel in den Donauniederungen vielleicht sogar
leichter Dauerfrost). Nur kurzzeitig, unmittelbar hinter der Front, sinkt die
850-hPa-Temperatur mal auf etwas unter 0°C ab, bevor sich dann schon wieder die
Vorderseite des nächsten Systems bemerkbar macht.
Dabei handelt es sich um ein kleines Randtief, das sich auf der Südflanke des o.e.
Zentraltiefs gebildet hat und im Laufe des Tages via Irland gen Schottland bzw. den
äußeren Hebriden zieht. Die zugehörige, teilokkludierte Kaltfront erreicht in der Nacht
zum Donnerstag Zentralfrankreich und die Benelux-Staaten. Die vorlaufenden Hebungsprozesse
greifen erst in der Nacht in Form von Regenfällen auf die Westhälfte über, wobei die
Intensität - bedingt durch dynamische Unterstützung aus der mittleren Troposphäre -
besonders nach Westen und Südwesten etwas höher zu sein scheint als bei der
Vorgängerfront. Warnwürdige Mengen dürften bis Donnerstagfrüh aber trotzdem nicht zustande
kommen. Dafür fällt im Bergland anfangs Schnee, bevor die Schneefallgrenze auf 1000 m oder
etwas darüber steigt. Ob es an der Vorderkante stellenweise auch noch mal für gefrierenden
Regen reicht, ist derzeit nicht belastbar zu prognostizieren.
Sicherer erscheint da schon die Tatsache, dass der weiterhin aus südlichen Richtungen
wehende Wind bereits am Neujahrstag, forcierter dann aber in der Nacht zum Donnerstag
besonders im Westen und Norden sowie im Bergland auffrischt mit stürmischen Böen 8 Bft an
der Nordsee (auf der freien See vielleicht auch 9 Bft) sowie Sturmböen bis 9 Bft im
höheren Bergland (exponierte Kamm- und Gipfellagen wie Brocken oder Feldberg/Schw. auch
darüber).
Leichten, vereinzelt auch mäßigen Frost gibt es in der Nacht zum Donnerstag im Süden und
Südosten des Landes.


Donnerstag ... zieht das Randtief weiter ins Seegebiet zwischen Schottland und Island. Die
zugehörige Front, die thermisch nur sehr schwach ausgeprägt ist, passiert den
Vorhersageraum mit ihrem Niederschlagsgebiet ostwärts, wobei sie sich aber allmählich
abschwächt. Akkumuliert über 24 Stunden kommen bis Donnerstagabend 18 UTC in den
südwestlichen Mittelgebirgen 10 bis 20, im Hunsrück punktuell bis 25 mm zusammen
(COSMO-EU). Die externen Modelle sind insgesamt etwas zurückhaltender. Die
Schneefallgrenze dürfte etwa zwischen 800 und 1200 m liegen.
Rückseitig der Front dreht die Strömung auf Südwest, wobei der Gradient deutlich
auffächert, so dass der anfänglich im Norden und Westen noch lebhafte Wind zum Nachmittag
hin deutlich nachlässt. In der einströmenden (deutlich) erwärmten Meereskaltluft lockert
die Wolkendecke von Westen her zwar etwas auf, mit Unterstützung eines nachfolgenden
Höhentroges kommt es aber zu einzelnen Schauern.
Die Temperatur erreicht in den meisten Gebieten wenig winterliche 5 bis 11°C (mit den
höheren Werten im Westen). Lediglich im Südosten wird es mit etwa 1 bis 6°C nicht ganz so
mild.

Freitag ... schwenkt der angesprochene Trog rasch nach Osten durch. Nennenswerter
Zwischenhocheinfluss stellt sich aber nicht ein, macht sich doch - wie sollte es auch
anders sein - bereits das nächste Randtief über dem nahen Ostatlantik bemerkbar. Es soll
sich etwas stärker entwickeln als die Vorgängerversion, laut GME wird für Freitagmittag 12
UTC eine Kernisobare von 950 hPa angepeilt, wobei das Tief nord-nordwestlich von Irland
liegen soll.
Das zugehörige Frontensystem greift bereits am Vormittag mit Regenfällen auf Deutschland
über, die sich rasch ostwärts ausbreiten. Da vorderseitig des Tiefs einmal mehr milde
Luftmassen advehiert werden (T850 vorübergehend 1 bis fast 5°C), steigt auch die
Schneefallgrenze bis in die Kammlagen der Mittelgebirge bzw. darüber hinaus. Im 2m-Niveau
steigt die Temperatur auf 6 bis 12°C (die höchsten Werte im Westen), lediglich im
ostbayerischen Mittelgebirgsraum bleibt es etwas frischer.
Der südwestliche Wind frischt besonders im Norden und Westen sowie im Bergland auf. In
höheren Lagen sowie auf den Nordseeinseln wird es in Böen stürmisch, in exponierten Kamm-
und Gipfellagen sind vereinzelt schwere Sturmböen möglich.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren die beschriebene Entwicklung sehr ähnlich. Kleinere
Timingunterschiede sind ebenso normal wie Unschärfen bei der Intensität von Wind und
Niederschlägen. Dabei scheint die Böeninterpretation der deutschen Modellkette, vor allem
GME, weiterhin zu forsch.
Die Niederschlagsproblematik in der kommenden Nacht sowie Mittwochfrüh/-vormittag wurde im
Text bereits erörtert.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann

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