SXDL33 DWAV 1030UTC DWD Synoptische Uebersicht MITTELFRIST

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 31.05.2015 um 10.30 UTC



Zunehmend sommerlich mit deutlich steigenden Temperaturen, am Wochenende evtl.
erhöhte Gewitterbereitschaft.
__________________________________________________________

Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 07.06.2015


Zu Beginn des mittelfristigen Prognosezeitraums am kommenden Mittwoch befindet
sich Deutschland auf der warmen Seite der Frontalzone, die relativ glatt
konturiert von mittleren Nordatlantik kommend bis zur Ostsee reicht, wo sie nach
Norden in Richtung Finnland und Barentssee umbiegt. Nördlich der Frontalzone
befindet sich ein kräftiges Bodentief (Kerndruck unter 990 hPa), das von
Norwegen her via Mittelschweden zum "Bottenbusen" zieht. Auf seiner Südflanke
liegt anfangs noch ein veritabler Gradient vor, der vor allem im Norden unseres
Landes einen lebhaften, teils sogar stürmischen Südwestwind generiert.
Mit Abzug des Tiefs und gleichzeitigem Druckanstieg von Frankreich und Benelux
her fächert der Gradient im Tagesverlauf aber zunehmend auf und es etabliert
sich eine eigenständige Hochzelle, die am Donnerstagmittag mit etwas über 1025
hPa etwa von Irland bis hinüber nach Polen reicht. Das Hoch wird gestützt von
einem breiten, sich aufwölbenden Höhenrücken, was im Zusammenhang mit einer
deutlichen Austrogung über dem mittleren Nordatlantik steht und quasi als
downstream-development betrachtet werden kann. Teils advektiv, teils durch
Absinken verursacht steigt die Temperatur vor allem in der unteren Troposphäre
an. Bis Freitag 00 UTC kommt die 15°C-Isotherme in 850 hPa etwa bis zur Donau
voran, während die 5°C-Kurve ungefähr die deutsche Küstenlinie abdeckt.
Im Laufe des Freitags "kippt" die zunächst zonal orientierte Hochdruckzelle nach
Nordosten, so dass Deutschland mehr und mehr auf ihre Südwestflanke gerät.
Folglich macht die niedertroposphärische WLA und damit auch der "irdische"
Temperaturanstieg weitere Fortschritte. Bis Samstag 00 UTC liegen der Süden,
Westen und die Mitte unter T850-Temperaturen von 15 bis 17°C, im äußersten
Westen und Süden sogar bis 19°C, was in 2m vielerorts Werte um 30°C oder sogar
darüber bedeutet. Nicht ganz so warm bzw. heiß wird es im Norden und Nordosten,
wo die 10°C-Isotherme aber immerhin auch bis zur deutsch-dänischen Grenze und
zur Ostseeküste vorankommt. Bei aller Freude über die signifikant sommerlichen
Tendenzen sollten wir aber nicht unseren bereits erwähnten Trog über dem
Atlantik aus den Augen verlieren, der inzwischen Irland und UK erreicht hat und
dort mit einem etwa 1000hPa-Bodentief korrespondiert.
Das Tief zieht im Laufe des Wochenendes nördlich an Schottland vorbei gen
Norwegen, gefolgt vom Höhentrog, der dabei aber zusehends abflacht und somit
unseren Raum lediglich streift. Trotzdem, eine vom Tief sich nach Süden
erstreckende Rinne greift am Samstag von Westen her mit schauerartigen
Regenfällen und Gewittern auf Deutschland über. Die Kaltfront kommt unmittelbar
hinterher und erreicht am Sonntag die Mitte des Landes, wo sie quasistationär
wird. Zonal von West nach Ost orientiert teilt sie das Bundesgebiet etwa in zwei
Hälften, von denen die nördliche eher warm und trocken ist (von der Nordsee
schiebt sich ein neuer Bodenhochkeil herein), während im Süden feuchtwarme bis
-heiße, zu Schauern und Gewittern neigende Luft lagert (T850 weiterhin um oder
über 15°C).
Im weiteren Verlauf der Woche deutet sich nach kurzem Hochdruckeinfluss ein
weiterer Trog an, der aber weiter südlich ansetzt als sein Vorgänger. Er
induziert deutlichen Druckfall, der in eine meridionale Tiefdruckrinne mündet,
in die von Nordwesten her eine Kaltfront hineinläuft. Mal sehen, ob´s
tatsächlich so kommt.
__________________________________________________________

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des ECMF-Modells kann bis kommenden Freitag als sehr gut
bezeichnet werden. Allerdings ist im heutigen 00-UTC-Lauf erkennbar, dass das
sich aufbauende Bodenhoch um rund 5 hPa niedriger simuliert wird als in den
Vorläufen. Die "Quittung" dafür gibt es bereits am Samstag, wenn nämlich von
Westen her besagte Tiefdruckrinne mit nachfolgender Kaltfront und
entsprechenden, teils gewittrigen Niederschlägen auf den Vorhersageraum
übergreift. Dieses Szenario wurde schon gestern von einzelnen Modellen
angeboten, ECMF allerdings setzte auf stärkeren Hochdruckeinfluss. Rein aus den
Konsistenzbetrachtungen heraus gibt es besonders für das nächste Wochenende also
noch größere Unsicherheiten.

__________________________________________________________

Vergleich mit anderen globalen Modellen


Den Aufbau des Hochdruckgebietes nebst Temperaturanstieg haben eigentlich alle
relevanten Modelle im Angebot. Am kommenden Wochenende dann nehmen die
Diskrepanzen zu. ICON z.B. setzt wie das kanadische GEM auf stärkeren
Hochdruckeinfluss (ähnlich ECMF00 von gestern) und belässt die Rinne zunächst
südwestlich von uns. GFS wiederum ähnelt der heutigen ECMF-Lösung, lässt aber
die Kaltfront am Sonntag weiter nach Süden vorankommen, was die Zone
potenzieller Gewitter auf die alpennahen Gebiete beschränkt. Die im Kapitel
zuvor getroffene Aussage über die Unsicherheit der Prognose für das kommende
Wochenende wird durch den Modellvergleich also noch erhärtet.
__________________________________________________________

Bewertung der Ensemblevorhersagen


Wie fast nicht anders zu erwarten, haut auch ECMF-EPS in die Kerbe der bisher
gemachten Kernaussagen. So zeigen sich die Rauchfahnen verschiedener deutscher
Städte bis einschließlich Freitag sehr gutmütig ohne größere Streuung. Die auf
Basis des operationellen Laufs beschriebene Entwicklung wird dabei bestätigt. Ab
dem Wochenende nimmt die Streuung dann allerdings deutlich zu, besonders bei
T850. So stürzen bei R_OF (Rauchfahne Offenbach) einige wenige Ensembles am
Samstag von etwa 15°C auf 3°C ab. Andere wiederum verbleiben bei 15°C oder knapp
darüber. Ähnlich sieht es bei R_HH und R_M aus, wobei in Hamburg aber deutlich
mehr Ensemblemitglieder nach unten abrutschen, vereinzelt sogar in den negativen
Bereich! Beim Potenzial in 500 hPa bleiben die meisten Kurven auf hohem Niveau,
der Spread fällt insgesamt kleiner aus als bei T850.
Die Clusterung für den Zeitraum T+120...168h (Freitag bis Sonntag) zeigt lediglich
zwei Cluster (27, 24 Fälle), von denen CL1 den Durchgang der Rinne zeigt,
wohingegen CL2 den antizyklonalen Einfluss favorisiert und erst zum Sonntag hin
zaghaft mit der Rinne im Westen und Südwesten "anklopft".
Für T+192...240h werden drei Cluster (21, 20, 10) angeboten, von denen CL1 eine
Zonalisierung der Kategorie "Wa" (West antizyklonal oder auch nördliche
Westlage) simuliert. CL3 zeigt das genaue Gegenteil mit einer stark
mäandrierenden Höhenströmung, bei der Deutschland unter einem von Tag zu Tag
schmaler werdenden Rücken liegt. CL2 schließlich liegt in der Mitte mit einem
kurzwelligen Höhentrog, der - nach anfänglich hohem Potenzial - zum Mittwoch hin
durchschwenken soll.
Lange Rede, kurzer Sinn, zusammenfassend lässt sich konstatieren, dass uns die
Ensembles hinsichtlich der Entwicklung am kommenden Wochenende nicht wirklich
nach vorne gebracht haben. Man sollte wahrscheinlich aber nicht von ungestörtem
Hochdruckwetter ausgehen, zumal bei GFS-EPS die meisten Lösungen beim Parameter
T850 nach unten zeigen. Der weitere Ablauf danach ist quasi nicht vorhersagbar.

_________________________________________________________

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Die im kurzfristigen Vorhersagebereich erwarteten GEWITTER werden im Bulletin
"Synoptische Übersicht Kurzfrist" behandelt.
Mittelfristig geht es am Mittwoch zumindest im Norden mit einer WINDLAGE los, wo
an der See und in einigen Hochlagen STURMBÖEN 8 bis 9 Bft aus Südwesten
wahrscheinlich sind.
Danach deutet sich vor allem für den Freitag, evtl. auch noch für den Samstag
eine vielerorts überdurchschnittlich temperierte Phase an, auf die die meisten
ZeitgenossInnen schon lange warten. Gleichwohl, gebietsweise ist für die
entsprechende Klientel eine starke WÄRMEBEALSTUNG möglich.
Die GEWITTERGEFAHR beschränkt sich anfangs auf die Alpen, am Freitag
möglicherweise auch auf das eine oder andere Mittelgebirge (Süden, Westen;
Hitzegewitter). Am Wochenende nimmt die GEWITTERWAHRSCHEINLICHKEIT zu, ohne dass
aus heutiger Sicht schon Details bekannt wären (siehe oben).
________________________________________________________

Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix mit ECMF-EPS und bauchgesteuertes Modellmix.
________________________________________________________


VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Hoffmann

Beliebte Posts aus diesem Blog

SXDL31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

DWD -> Amtliche Warnung vor markantem Wetter - STARKES GEWITTER (-Esslingen-)