SXDL33 DWAV 1030UTC DWD Synoptische Uebersicht MITTELFRIST

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 29.05.2015 um 10.30 UTC



Anfangs im Süden und Osten sommerlich warm. Mit Kaltfrontpassage am Dienstag
teils kräftige Gewitter. Nachfolgend wieder etwas kühler.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 05.06.2015


Zu Beginn der neuen Woche liegt Deutschland auf der Vorderseite eines recht
breiten Troges, der sich etwa vom Seegebiet westlich von Irland bis nach
Skandinavien erstreckt. Am Boden befinden sich zwei Tiefdruckzentren, eines vor
der irischen Westküste und ein weiteres vor der norwegischen Küste. Die
Kaltfront dieses Tiefs erreicht am Montag den Nordwesten Deutschlands und kommt
etwa bis zur Mitte voran. Dort beginnt die Front im Bereich einer Tiefdruckrinne
zu wellen. Vorderseitig gelangt in der südwestlichen Strömung warme Luft
subtropischen Ursprungs in den Süden und Osten, wobei die Temperaturen in 850
hPa teilweise über 10 Grad ansteigen. Rückseitig der Front fließt dagegen
kühlere Luft ein mit 850 Temperaturen um ein Grad.

Am Dienstag weitet sich der Höhentrog über Westeuropa weiter nach Süden aus.
Gleichzeitig kommt das Bodentief von den Britischen Inseln Richtung Nordsee
voran. Die über Deutschland liegende Front wird in dessen Zirkulationssystem mit
eingebunden, so dass die Front wieder etwas nach Norden vorankommt. Sie vereint
sich im weiteren Verlauf mit dem eigentlichen Frontensystem des Tiefs über der
Nordsee. Folglich kann es im Nordwesten längere Zeit regnen. Der Süden und Osten
verbleiben zunächst im Zustrom der warmen Luftmassen. Im Tagesverlauf kommen
Höhen- und Bodentief weiter ostwärts voran, so dass auch die Kaltfront eine
entsprechende Schubkomponente bekommt. Mit Durchzug der Kaltfront sind vor allem
im Osten und Süden teils kräftige Gewitter zu erwarten.

Bereits in der Nacht zum Mittwoch greift der nachfolgende Höhentrog auf
Deutschland über. Er liegt am Mittwoch mit seiner Achse bereits über Polen. Mit
Durchzug kommt es in der eingeflossenen frischen Meeresluft zu Schauern und
kurzen Gewittern.

Am Donnerstag kommt es über Polen zu einem Abtropfprozess aus dem ein
Kaltlufttropfen resultiert. Er verlagert sich im weiteren Verlauf über
Tschechien hinweg Richtung Balkan. Die genaue Zugbahn des Kaltlufttropfens und
die damit verbundene Niederschlagsentwicklung über Deutschland bleiben noch
abzuwarten. Bereits am Freitag sorgt aber ein bis nach Norddeutschland
reichender Höhenrücken und entsprechend hoher Luftdruck für eine
Wetterberuhigung und eine allmähliche Erwärmung.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des heutigen 00 UTC Laufs des EZMW ist bis einschließlich
Dienstag gut. Ab Mittwoch lässt die Konsistenz nach. Ähnlich zu gestern gibt es
immer noch Vorhersageunsicherheiten bezüglich des Trogdurchgangs am Mittwoch.
Nach den jüngeren Läufen vollzieht sich dieser wieder schneller als gestern noch
angenommen. Das hat zur Folge, dass sich der nachfolgende Hochdruckeinfluss
schneller durchsetzt. Das Abtropfen des Höhentroges am Donnerstag und der daraus
resultierende Kaltlufttropfen deuteten sich im gestrigen 12 UTC Lauf schon an,
er ist allerdings nach dem heutigen 00 UTC Lauf deutlich stärker ausgeprägt.
Inwieweit dieser in den folgenden Läufen weiter verfolgt wird und wie sich das
auf die Wetter- und Niederschlagsentwicklung über Deutschland auswirkt, bleibt
noch abzuwarten.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die Wetterentwicklung wird bis Dienstag von den anderen betrachteten
Globalmodellen ähnlich gesehen. Kleinere zeitliche Unterschiede bezüglich der
Kaltfrontpassage am Dienstag und des nachfolgenden Trogdurchgangs bleiben
erhalten, wobei ICON nach wie vor das "langsamste" Modell ist. GFS ist nicht
mehr so offensiv wie gestern und ähnelt der ICON Vorhersage. Derzeit findet die
Frontpassage nach EZMW am schnellsten statt.
Das Abschnüren des Kaltlufttropfens am Donnerstag ist auch bei ICON und GFS zu
sehen. Wie so häufig bleibt die genaue Zugbahn und somit der Einfluss auf das
Wetter durch Modellunterschiede mit Unsicherheiten behaftet.
Der am Freitag folgende Potentialanstieg wird hingegen von allen Modellen
vorhergesagt.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahne von Offenbach zeigt zunächst einen deutlichen Anstieg der 850 hPa
Temperaturen bis auf 12 Grad, dem ein ebenso markanter Abfall im Laufe des
Dienstags auf unter 3 Grad folgt. Ab Mittwoch folgt wieder ein allmählich
Anstieg der Temperaturen. Insgesamt wird der Spread ab Dienstag größer, die
Mehrheit der Ensemble Member stützt aber den deterministischen Lauf.
Ausreißerlösungen sind nicht zu erkennen. Gleiches gilt für den Verlauf des
Geopotentials in 500 hPa. Nach einem Minimum in der Nacht von Dienstag auf
Mittwoch zeigen alle Member einen Anstieg des Geopotentials.
Niederschlagssignale treten bereits am Montag, insbesondere aber am Dienstag
auf. Nachfolgend sind kaum noch Signale vorhanden, was erneut auf eine längere
trockene Phase hindeutet.

Für den Zeitraum 72 bis 96 Stunden sind vier Cluster vorhanden. Sie
unterscheiden sich am Dienstag bezüglich des Troges, der mal mehr, mal weniger
stark über Westeuropa ausgeprägt ist. Cluster 1, in dem der Haupt- und
Kontrolllauf enthalten ist, bildet eine Zwischenlösung.
Die Unterschiede bezüglich des Troges setzen sich im Zeitraum von 120 bis 168
Stunden fort. In Cluster 1 ist der Trog deutlich flacher als in Cluster 2. Die
Trogpassage erfolgt bei beiden Clustern im Laufe des Mittwochs.
Die Bildung des Kaltlufttropfens ist hingegen nur in Cluster 2 zu erkennen, in
dem sich auch der deterministische Lauf befindet. Insofern bleibt diese
Entwicklung unsicher.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Montag sind im Bereich der Tiefdruckrinne über der Mitte und dem Osten
einzelne Gewitter mit Starkregen wahrscheinlich. Auch am Alpenrand bilden sich
im Tagesverlauf einzelne Gewitter mit Starkregen.

Am Dienstag bilden sich mit Kaltfronpassage evtl. auch in Verbindung mit einer
vorlaufenden Konvergenz vor allem im Osten und Süden teils kräftige Gewitter mit
Sturmböen, Starkregen und kleinkörnigem Hagel. Unwetterartige Entwicklungen sind
ebenfalls möglich.
Im Nordwesten ist aufgrund der zunächst relativ stationären Front lokal
markanter Dauerregen mit Mengen zwischen 30 und 40 mm innerhalb von 24 Stunden
nicht ausgeschlossen. Die probabilistischen Modelle stützen diese Aussage
allerdings nicht.
In exponierten Lagen des Schwarzwaldes und auf dem Brocken treten Sturmböen auf.


EFI zeigt am Dienstag und Mittwoch in Verbindung mit dem Tiefdruckgebiet über
der Nordsee erhöhte Signifikanzen für Windböen im Westen und Norden
Deutschlands.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, EZMW-EPS, operationelle Modelle
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Johanna Anger

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