SXDL31 DWAV 0800UTC DWD Synoptische Uebersicht KURZFRIST

SXEU31 DWAV 280800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 28.05.2015 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: Übergang zu Wz (West zyklonal)

Heute im Norden windig, teils stürmisch, vereinzelt kurze Gewitter.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC
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Donnerstag... befindet sich Deutschland auf der Südostflanke eines
hochreichenden Tiefs knapp südöstlich Islands. Davon ausgehend erreicht heute
Vormittag von der Nordsee kommend ein ziemlich flacher Randtrog den NW des
Landes, der im weiteren Verlauf des Tages die Nordhälfte ostwärts überquert. Dem
Trog vorgelagert ist ein kurzwelliger Rücken, dessen Achse heute früh von der
Schweiz bis nach NW-Polen gerichtet ist. Er korrespondiert mit einem zonal über
Süddeutschland liegenden Bodenhochkeil, der aber mehr und mehr dem bereits
wirkenden Druckfall zum Opfer fällt und damit nach Süden abgedrängt wird.
Gleichwohl reicht sein Einfluss in Süddeutschland noch aus, um dort einen
weitgehend trockenen und teils sonnigen (vor allem in den südlichen Landesteilen
von BW und Bayern) hervorzubringen. Am Oberrhein steigt die Temperatur dabei bis
zu 23°C, was in diesem Frühjahr schon was bedeutet.
Die übrigen Landesteile bekommen es mit dem okkludierten Frontensystem zu tun,
dass den W und NW des Vorhersageraums bereits erreicht hat. Es gehört zu einem
Randtief, das heute früh bei den Shetland-Inseln lag und im weiteren Verlauf
über Südskandinavien ostwärts zieht. Die Kaltfront respektive Okklusion
überquert Norddeutschland bis kommende Nacht relativ zügig, hängt aber über der
Mitte nach SW zurück, wo sie in ein flaches Tief über der Iberischen Halbinsel
übergeht. Aktuell ist sowohl an der Front als auch im präfrontalen Bereich wenig
"Wetter" dran, was sich mit Annäherung des Höhentroges aber ändern wird. So soll
die Kaltfront bzw. die Okklusion aktiviert werden, so dass wenigstens etwas
Regen unten ankommt; große Mengen stehen aber nach wie vor aber nicht auf der
Karte.
In der rückseitig einfließenden subpolaren Meeresluft kommt es zu konvektiven
Umlagerungen, die sich mangels richtiger Höhenkaltluft (rund -26°C in 500 hPa im
äußersten Norden sind nicht gerade eine Offenbarung) aber in Grenzen halten
dürften. Für den einen oder anderen Schauer wird es trotzdem reichen, und auch
ein kurzes Gewitter kann trotz geringer CAPE-Werte (200 J/kg werden kaum
überschritten) nicht ganz ausgeschlossen werden. Bei 850-hPa-Höhenwinden bis zu
40 Kt sind in kräftigeren Schauern oder in Gewittern stürmische Böen 8 Bft, im
Extremfall vielleicht sogar eine Sturmböe 9 Bft möglich.
Apropros Wind, der frischt heute vor allem im Norden und Nordwesten mitunter
stark böig auf, wobei er von SW auf westliche Richtungen dreht. An der Küste und
in weiten Teilen des norddeutschen Binnenlandes sowie am Fuße der nördlich
gelegenen Mittelgebirge muss mit Böen 7 Bft, an exponierten Stellen (Teile der
Nordseeküste, einige Kammlagen) mit 8er-Böen gerechnet werden.

Am Abend und in der Nacht fächert der Gradient deutlich auf, so dass der Wind
rasch "in die Knie" geht. Auch die Konvektion fällt alsbald zusammen; am ehesten
kommt es an der Nordsee noch zu einzelnen Schauern und auch an der langsam auf
Süddeutschland übergreifenden Front sind noch ein paar Tropfen möglich. Im
norddeutschen Binnenland ist bei längerem Aufklaren ganz vereinzelt leichter
Bodenfrost möglich.

Freitag... verlagert sich das hochreichende Tief vom Seegebiet bei Island
langsam in Richtung nördliche Nordsee. Auf der West-Südwestflanke läuft ein
kurzwelliger Trog über UK auf den europäischen Kontinent zu, der am Abend und in
der ersten Nachthälfte Benelux und die südwestliche Nordsee erreicht, bevor er
am frühen Samstagmorgen die Nordhälfte Deutschlands erfasst. Zuvor dreht die
Höhenströmung zurück auf Südwest, wodurch auch in der unteren Troposphäre
-zumindest in den äußersten Süden und Südosten - etwas Warmluft gelangt. So
steigt die 850-hPa-Temperatur südlich der Donau bis zum Abend auf 10°C oder
etwas darüber, was mit einer leichten Labilisierung der Schichtung einhergeht.
Nicht nur die lapse-rates nehmen ab, auch die CAPE-Werte steigen an, z.T. auf
über 300 J/kg. Bei Auslösetemperaturen von 21 bis 24°C, die im Bereich, der dort
zu erwartenden Höchsttemperatur liegen, können sich am Nachmittag und Abend
besonders zu den Alpen hin (wo noch ein Quantum orografischer Unterstützung
dazukommt) einzelne Gewitter entwickeln.
Auch etwas weiter nördlich, im erweiterten Bereich der quasistationären
Kaltfront vom Vortag, die zum Mittagstermin etwa knapp nördlich der Donau
positioniert ist, kommt es bis hoch in den Mittelgebirgsraum zu schauerartigen
Regenfällen, später vielleicht auch zu einzelnen Gewittern (geringe
Wahrscheinlichkeit).
Noch weiter nördlich, namentlich in Norddeutschland, schwenkt zunächst ein
kleiner Bodentrog ostwärts durch, der aber kaum "Alarm" macht und höchstens für
ein paar Tropfen Regen gut ist. Später nähert sich von der Nordsee her die
Okklusion bzw. Kaltfront einer sich südlich des Haupttiefs etablierenden Welle,
die dann aber erst in der Nacht zum Samstag richtig "zuschlägt". Zusammen mit
dem sich noch etwas intensivierenden Höhentrog zieht die Welle über den Norden
hinweg nach Osten, wobei es nicht nur zu teils kräftigen Regenfällen mit
Starkregenpotenzial (>20 mm innert 6 Stunden vor allem nach COSMO-EU) und
anschließenden Gewittern kommt. Auch der zunächst auf südliche Richtungen
rückdrehende, später mit Passage der Welle bzw. der Kaltfront auf westliche
Richtungen drehende Wind frischt merklich auf. Bis in tiefe Lagen muss mit
stürmischen Böen 8 Bft, bei organisierter Konvektion (was bei hohen
Scherungswerten bis in die mittlere Troposphäre durchaus wahrscheinlich ist)
sogar mit Sturmböen 9 Bft gerechnet werden.

Samstag... zieht der KW-Trog zur Ostsee ab, es folgt von der Nordsee aber ein
zweiter nach, so dass die Trogkonfiguration über Norddeutschland
aufrechterhalten bleibt. Zwar zieht die Welle via Südschweden in Richtung
Bottnischen Meerbusen ab, trotzdem bleibt im Norden ein veritabler Gradient
bestehen, der im Zusammenspiel mit der eingeflossenen subpolaren, labil
geschichteten Meeresluft für windiges, teils stürmischen Schauerwetter mit
einzelnen Gewittern sorgt. Am stärksten ist der Gradientwind an der Ostsee, wo
Böen 8 bis 9 Bft aus W-SW zu erwarten sind. Bei kräftiger Konvektion kann es
aber bis weit ins norddeutsche Binnenland ausgreifend zumindest stürmische Böen
8 Bft geben.
Zur Mitte und nach Süden hin läuft das Wetter weitaus beschaulicher ab, was auf
leichten Hochdruckeinfluss zurückzuführen ist. So bleibt es häufig trocken, am
ehesten können sich zu den Alpen hin einzelne Schauer oder Gewitter entwickeln,
wobei die Wahrscheinlichkeit für Gewitter nicht überbordend hoch ist. Auch der
Wind bleibt deutlich ruhiger als im Norden, allenfalls in einigen Gipfellagen
sind besonders am Vormittag noch einige Sturmböen zu erwarten.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die beschriebene Entwicklung wird von den Modellen sehr ähnlich simuliert. Ein
paar Fragezeichen gibt es noch bezüglich des KW-Troges respektive der
korrespondierenden Welle in der Nacht zum Samstag, deren Wirksamkeit von der
deutschen Modellkette am progressivsten gerechnet wird (Wind und Niederschlag).


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann

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