SXDL33 DWAV 1030UTC DWD Synoptische Uebersicht MITTELFRIST

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 26.05.2015 um 10.30 UTC



Recht kühl und teils wechselhaft.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 02.06.2015


Am Freitag liegt Deutschland auf der Südflanke eines Langwellentroges, dessen
Geopotentialminimum über dem Seegebiet zwischen Island und Schottland
auszumachen ist. Den Langwellentrog umlaufen zwei markante kurzwellige Anteile,
wobei die Achse des einen bei den Britischen Inseln, die des anderen, mit einer
fast zonalen Ausrichtung, über Südskandinavien zu finden ist. Entsprechend
präsentiert sich anfangs auch die Situation am Boden, wo sich vor allem der
Skandinavientrog recht deutlich im Druckfeld abzeichnet. Südskandinavien und die
Britischen Inseln sind auch, entsprechend der nach dem Geopotential- und
Druckfeld zu erwartenden Hebung, die Gebiete der größten Feuchte in 700 hPa.
Über Mitteleuropa ist die Feuchte und damit auch die Niederschlagsneigung
anfangs limitiert, wenngleich lokal leichter Niederschlag auch in den
Frühstunden denkbar ist. Zwischen den beiden beschriebenen kurzwelligen
Troganteilen liegt Deutschland unter einer recht kräftigen westlichen bis
südwestlichen Höhenströmung, mit der insgesamt mäßig warme Luft subpolaren
Ursprungs nach Mitteleuropa transportiert wird. Erkennbar ist dabei ein recht
deutliches Nord-Süd-Gefälle der Temperatur, das sich auch im 850-hPa-Niveau
wiederspiegelt, wo die Werte in den Frühstunden am Alpenrand bei knapp 10 Grad
liegen, während an der dänischen Grenze leichte Minusgrade zu verzeichnen sind.
Im Laufe des Tages und in der Nacht zu Samstag ändert sich die Situation
insofern, als der Langwellentrog insgesamt weiter nach Frankreich ausgreift und
der kurzwellige Troganteil zunehmend die Haupttrogachse bildet. Damit greift in
der Nacht von Nordwesten her auch ein Frontensystem auf Deutschland über.
Präfrontal dreht auch die Strömung zunehmend auf Südwest (Höhe) bzw. West
(Boden), was sich auch in einem leichten Temperaturanstieg bemerkbar macht.
Dabei ist der Gradient am Boden nicht allzu kräftig, allerdings ist bei
möglichen kräftigeren Schauern ein heruntermischen des markanten Oberwindes bis
hin zu kräftigen Böen vorstellbar.

Am Samstag verändert sich die Situation am Tage nicht grundlegend. Der West-
bzw. Mitteleuropäische Trog kommt kaum ostwärts voran, da er von einem in seine
Rückseite hineinlaufenden kurzwelligen Troganteil regeneriert wird. Der Kern des
Höhentiefs verlagert sich dabei nach Südosten und erreicht die nördliche
Nordsee, im Verlaufe der Nacht zu Sonntag dann sogar den Süden Norwegens. Am
Boden überquert das o. e. Frontensystem den Norden Deutschlands rasch ostwärts,
wobei auf seiner Rückseite noch etwas kühlere Luft einfließt, so dass die 850er
Temperaturen im Norden Deutschlands in der Nacht zu Sonntag praktisch durchweg
unter 0 Grad liegen. Zu diesem Zeitpunkt ist das Frontensystem über dem Westen
Deutschlands bereits wieder rückläufig und kommt als Warmfront nach Norden
voran. Diese Entwicklung ist einem sich auf dem Nordatlantik rasch ostwärts
verlagernden Sturmtief geschuldet, das in der Nacht zu Sonntag südwestlich von
Island liegt. Die vorderseitige kräftige WLA sorgt dabei auch für einen
Geopotentialantieg und ein rückseitiges Auffüllen des Langwellentroge. Damit
kommt dessen Achse schlussendlich rascher nach Osten voran und reicht in der
Nacht zu Sonntag von der Ostsee zum Erzgebirge. Im Bodendruckfeld deutet sich
entsprechend über der Nordsee und dem Nordwesten Deutschlands ein schwacher
Rücken an, das entsprechende Absinken sorgt, vor allem im Westen, für ein
Nachlassen der Niederschläge und gebietsweise Wolkenauflösung. Von all diesen
Entwicklungen bekommt der Süden nicht viel mit. Bis dorthin kann die Front nicht
ausgreifen, hier bleibt praktisch durchgehend ein schwacher Keil es Azorenhochs
wetterbestimmend, wenngleich die 850er Temperaturen auch dort etwas zurückgehen.


Am Sonntag zieht der Langwellentrog endgültig ostwärts ab und Deutschland kommt
in den Einflussbereich eines markanten Höhenrückens. Dieser überquert große
Teile Deutschlands rasch von West nach Ost, seine Achse verläuft in der Nacht zu
Montag etwa vom Schweizer Mittelland über Rügen bis nach Südschweden. Dabei
kommt es zu Absinken und das Wetter gestaltet sich verbreitet freundlich, erst
in der Nacht zu Montag greift auf den äußersten Nordwesten das Frontensystem des
Atlantiktiefs über. Auf dessen Vorderseite macht sich die WLA jetzt sehr
deutlich bemerkbar, in 850 hPa liegen die Temperaturen in der Nacht zu Montag
zwischen 10 Grad am Alpenrand und 5 Grad in Schleswig-Holstein.

Am Montag und Dienstag nähern sich sowohl das Atlantiktief als auch der
zugehörige Höhentrog. Dieser überläuft das Tief nach dem deterministischen Lauf
des EZMW in der Nacht zu Dienstag in Bereich der Britischen Inseln. Damit hat
das Tief seinen Entwicklungshöhepunkt überschritten. Die in der Nacht zu Montag
über Benelux und dem Nordwesten Deutschlands liegende Front wird unter
Wellenbildung von einem weiteren Ausgreifen nach Südosten zurückgehalten, so
dass ein Übergreifen auf die Mitte Deutschlands erst in der Nacht zu Dienstag zu
erwarten ist. Die präfrontale WLA lässt die 850er Temperaturen erst im Süden,
später (Nacht zu Dienstag) auch im Osten auf bis zu 13 Grad steigen.

In der erweiterten Mittelfrist bleibt es wechselhaft, eine durchgreifende
Erwärmung deutet der EZMW-Hauptlauf nicht an, die Ensembles zeigen für diese
Zeitraum noch ein recht uneinheitliches Bild.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis zum kommenden Wochenende zeigen der aktuelle EZMW-Lauf und die Vorläufe eine
gute Übereinstimmung. Erst ab diesem Zeitpunkt (Samstag, 30.5.) zeigen sich
deutlichere Unterschiede, wobei der am Samstag auf Deutschland übergreifende
Trog nach dem neuesten Lauf eine schwächere Amplitude zeigt als der Trog des
direkten Vorlaufs. Demgegenüber zeigte der gestrige 00-UTC-Lauf einen noch
flacheren Trogverlauf. Bei dem nachfolgenden Trog zeichnete der gestrige
00-UTC-Lauf ein rasches Verlagern nach Osten (Sonntagmittag schon über Dänemark
bzw. dem Kattegat), wobei die Amplitude nur schwach ausgeprägt sein sollte. Der
gestrige 12-UTC-Lauf geht, wie der aktuelle Lauf, im Laufe des Sonntags von
einem deutlich stärker konturierten Höhenrücken aus, der um 12 UTC über der
Nordsee liegen soll.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die verschiedenen globalen Modelle zeigen bis einschließlich Donnerstag eine
sehr gute Übereinstimmung, was insbesondere für die Trogkonfiguration über den
Britischen Inseln und der Nordsee gilt. Naturgemäß zeigen sich in der 850er
Temperatur und im Bodenruckfeld geringfügige Unterschiede, die aber nie über
etwa 2 Grad bzw. 5 hPa hinausgehen. Dabei sind die letztgenannten 5hPa nur
punktuell über Osteuropa zu erkennen, wo der ICON-Trog deutlich weiter nach
Südosten ausgreift als die Tröge von GFS, EZMW und LFPW. Am Freitag und Samstag
zeigen die externen Modelle dann einen recht klar konturierten Trog, der sich
nur recht zögerlich nach Osten verlagert und dessen Achse am Samstagmittag von
der Nordsee bis nach Ostfrankreich ausgreift. ICON zeigt dagegen ein Bild, in
dem flache, wie kurzwellige Troganteile anmutende Geopotentialmuster westlich
der Bretagne nach Süden bzw. über das Baltikum nach Südosten weisen. Über
Norddeutschland ist das Geopotentialfeld dagegen, als Einzellösung, fast
gradlinig. Die beschriebenen Unterschiede setzen sich westlich der Britischen
Inseln fort, wo GFS und EZMW am Samstagmittag einen markanten Höhenrücken
simulieren, während bei ICON ein sehr kleinräumiger Rücken schon rasch von einem
nachfolgenden Trog abgelöst werden soll. Ab Sonntag laufen dann auch die
Geopotentialmuster von GFS und EZMW deutlich auseinander, mit den entsprechenden
Modellunterschieden auch in den Temperatur- und Druckfeldern. So bietet
beispielsweise ICON am Sonntagmittag über Zentralpolen in 850 hPa Temperaturen
von 10 Grad an, während EZMW dort 0 Grad vorhersagt.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Insgesamt deuten die Cluster bis zum Ende der kommenden Woche einen Übergang von
der Kategorie "positive NAO" hin zu einer Blockierungslage an. Dabei bieten die
Ensembles im Zeitraum +72 bis +96 h 3 Cluster an, die alle in der Kategorie
"positive NAO" liegen. Bezüglich der Wetterlagenkategorie bietet der Zeitraum
bis +168 h praktisch nichts Neues. Es werden in diesem Zeitraum (bis Dienstag
der kommenden Woche) 6 Cluster angeboten, wobei bis auf den mit 2 Mitgliedern
kleinsten Cluster alle über den gesamten Zeitraum in der Kategorie "positive
NAO" bleiben. In der zweiten Hälfte der kommenden Woche wird das Cluster-Muster
(5 Cluster werden angeboten) etwas abwechslungsreicher, es dominieren die
Kategorien "positive NAO" und "Blockierungslage", wobei zum Ende des
betrachteten Zeitfensters 4 der 5 Cluster in der Kategorie "Blockierungslage"
liegen.

Die Rauchfahnen für Offenbach zeigen bis einschließlich Donnerstag ein sehr
einheitliches Bild mit nur geringer Streuung bei der 850-hPa-Temperatur,
bezüglich des Geopotentials hält dieses sehr einheitliche Bild bis zum Freitag
an. Dann wird die Schwankungsbreite allgemein größer, vor allem bei der
Temperaturkurve, oder besser bei den Temperaturkuren, zeigt sich ein recht
unruhiges Bild mit vielen Ausreißern, so dass zur Mitte der kommenden Woche die
850er Temperatur zwischen -2 Grad beim kältesten und +16 Grad beim wärmsten
Modell schwankt.

Auch die Ensembles des GFS zeigen ab dem Ende der laufenden Woche eine deutlich
ansteigende Variabilität in den Vorhersagen, wobei das Temperaturniveau
allgemein etwas höher angesetzt wird als bei EZMW.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI zeigt am Mittwoch und Samstag Signale für signifikant zu kalten Wetter,
ebenso Signale für signifikant erhöhte Windgeschwindigkeiten am Donnerstag und
Samstag.

Auch bei COSMO-LEPS werden für den Donnerstag und den Samstag die höchsten
Wahrscheinlichkeiten für Windböen angeboten, diese liegen zumeist zwischen 40%
und 70%, lokal aber auch darüber. Die Wahrscheinlichkeiten für Sturmböen über 18
m/s liegen aber nur vereinzelt über 10%, am Samstag werden im Norden vereinzelt
Wahrscheinlichkeiten bis 40% erreicht.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW, EZMW-EPS, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Martin Jonas

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