SXDL31 DWAV 1800UTC DWD Synoptische Uebersicht KURZFRIST

SXEU31 DWAV 271800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 27.05.2015 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Teils wechselhaft und windig, im Norden frisch, im Süden mäßig warm.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC
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Aktuell ... liegt Deutschland unter einem Höhenrücken, dessen Achse sich bei
leicht südwärtiger Verlagerung um Mitternacht etwa vom Schwarzwald über Franken
bis zum Oderbruch erstreckt. Auf der Südflanke der Rückenachse erstreckt sich
von Westen her eine Hochdruckzone in den Süden Deutschlands. Diese bildet die
östlichste Fortsetzung einer von West nach Ost über Frankreich verlaufenden
Hochdruckbrücke, die über der Biskaya hinaus mit einem Hoch bei den Azoren in
Verbindung steht. An den o. e. Höhenrücken schließt sich in westlicher bzw.
nordwestlicher Richtung ein Langwellentrog an, dessen Kern bei Island zu finden
ist und der in der Nacht die Britischen Inseln überquert, so dass seine Achse am
Morgen über der Nordsee verläuft. Bei Island liegt auch das zum o. e.
Geopotentialminimum gehörige Bodentief, von dem aus eine Tiefdruckrinne nach
Süden zur westlichen Nordsee verläuft. In diese ist das teilokkludierte
Frontensystem des Tiefs eingelagert; Eine schmale, warme Zunge im Theta-Feld,
die sich als dünner, aber langgestreckter Warmsektor interpretieren ließe, ist
erst im Bereich des südlichen Ärmelkanals auszumachen und erstreckt sich von
dort in Richtung de Azoren. Da somit in den Frühstunden der okkludierte Teil des
Frontensystems auf den Nordwesten übergreift, ist dessen hydrologisches
Potential, auch wenn mit dem Übergreifen eine Gradientverschärfung und ein
aufleben des Windes bis hin zu starken Böen einhergeht, begrenzt. Der
12-UTC-Lauf von ICON lässt den Regen bis zum Morgen bei lokalen Spitzen bis etwa
3 mm bis in den Westerwald, nach Ostwestfalen und Mecklenburg ausreifen. Bei
COSMO-EU sind nur das Emsland und Schleswig-Holstein von ersten schwachen
Regenfällen unter 1 mm betroffen, eine Sichtweise, die der letzte 12-UTC-Lauf on
GFS teilt. In den übrigen Gebieten bleibt es trocken, wobei es.im Süden und
Südosten bei Absinken aufklaren kann. Somit ist dort bei Temperaturen in 850 hPa
von 2 bis 4 Grad und schwachem Wind Bodenfrost denkbar.

Donnerstag ... wird der Höhenrücken weiter nach Osten und Südosten abgedrängt.
Schon am Vormittag verlässt seine Achse den Südosten Bayerns, um die Mittagszeit
erstreckt sie sich in einem weiten Bogen vom Alpenraum bzw. Oberitalien über
Polen und das Baltikum bis nach Mittalschweden. Vor allen im Bereich Polen und
Baltikum verliert der Rücken zunehmend an Kontur, so dass dort eine klare
Rückenstruktur in der Nacht zu Freitag nicht mehr zu erkennen ist. Vielmehr
macht sich dort dann der Langwellentrog bei den Britischen Inseln bemerkbar.
Dieser überquert den Norden Deutschlands im Laufe des Tages, wobei er auch etwas
nach Süden ausgreift. Seine Achse weist in der Nacht über Südschweden hinweg ins
südliche Baltikum. Auf der rückseitigen Flanke des Troges wird dieser durch
einen markanten kurzwelligen Anteil regeneriert. Dessen Achse weist in der Nacht
vor der Irischen Westküste nach Süden, so dass sich zwischen den beiden
kurzwelligen Troganteilen eine westliche bis südwestliche und recht gradlinige
Höhenströmung ausprägt. Durch das Annähern und südwärtige Ausgreifen des Troges
sinkt auch der Bodendruck. Die Hochdruckbrücke über Frankreich und dem Süden
Deutschlands wird schon am Tage abgebaut. Neben dem Theta-Feld und dem
Temperaturgradienten deutet auch ein vom Modell angedeuteter markanter
Isobarenknick im Bereich des Moseltales darauf hin, dass die Front am Nachmittag
bis dorthin vorangekommen sein sollte, insgesamt sollte sie sich dann auf einer
Linie Vorpommern-Harz-Moseltal befinden. Die weitere Verlagerung verläuft
(ebenfalls) zögerlich, die oben genannten Indizien deuten am Abend und in der
Nacht zu Freitag auf eine Frontenlage am Main oder etwas südlich des Mains hin,
weiter östlich liegt die Front etwa am Erzgebirge. Die an der Front
prognostizierten Regenfälle sind nicht sehr ergiebig. ICON simuliert lokal bis
zu 7 mm Regen in 12 Stunden und lässt das (etwas zerfranst wirkende)
Niederschlagsband bis zum Main vorankommen. COSMO-EU dagegen bringt in der
Spitze nur 4 mm, und in diesem Modell bleibt es bis zum Abend südlich einer
Linie Eifel-Göttingen-Berlin trocken. Dabei dauert der frontale Niederschlag im
Norden nur bis zum frühen Nachmittag an, anschließend - mit zunehmend
höhenkalter Luft bis -27 Grad - gibt es im norddeutschen Tiefland einzelne
Schauer, auch kurze Gewitter können nicht ausgeschlossen werden. Während die
Strömung in der Höhe aus überwiegend westlichen Richtungen kommt, stellt sich am
Boden, speziell präfrontal, eine südwestliche Strömung ein. Damit wird via
Südfrankreich in den Süden Deutschlands auch Luft subpolaren Ursprungs
transportiert bzw. eingemischt. Ein Resultat dieses Prozesses ist am Tage ein
Temperaturanstieg im Süden, die Werte im 850-hPa-Niveau erreichen am Alpenrand
zum Abend etwa 10 Grad. Somit sind dort wieder Maxima über 20 Grad (bis 23/24 im
Südwesten) zu erwarten. In den Norden fließt dagegen deutlich kältere Luft.
Schon am Abend erreicht die 0-Grad-Isotherme in 850 hPa die Nordseeküste, sie
kommt allerdings bis zum Morgen nicht weiter nach Süden voran. Der Wind nimmt in
der Mitte und im Norden im Tagesverlauf zu; er dreht nach Frontpassage auf
westliche Richtungen. Es ist dort verbreitet mit starken Böen Bft 6, im
Küstenumfeld mit steifen Böen Bft 7 und im nördlichen Schleswig-Holstein auch
mit stürmischen Böen Bft 8 zu rechnen (ICON). COSMO-EU liegt etwa ein halbes Bft
niedriger. Bezüglich des Niederschlages bleibt in der Nacht ICON verglichen mit
COSMO-EU das offensivere Modell. Bei diesem sollen in Mitteldeutschland nochmals
bis zu 3 mm fallen, während COSMO-EU weitgehend trocken bleibt.

Freitag ... übernimmt der kurzwellige Troganteil bei den Britischen Inseln die
Führungsrolle in der Trogstruktur, während der zweite kurzwellige Anteil, der
über der Ostsee nach Norden geführt wird, keine zentrale Bedeutung in der
Trogkonfiguration mehr spielt. Damit spielt sich das Wettergeschehen über
Deutschland sowohl am Tage als auch in der Nacht zu Samstag vorderseitig des
Langwellentroges ab. Dessen Entwicklung kann man grob in zwei Phasen
unterteilen, eine am Tage, in der der Trog vor allem südwärts ausgreift, und
eine zweite in der Nacht, in der das Schwenken nach Osten im Vordergrund steht,
wobei das zentrale Höhentief zum Morgen vor der norwegischen Küste liegt. Mit
Ersterem verbunden ist auch ein deutliches Zurückdrehen der Höhenströmung auf
Südwest, die auch von einem Zurückdrehen der Bodenströmung begleitet ist. In der
Folge steigen in 850 hPa am Tage die Temperaturen weiter an, südlich der Donau
werden am Abend Werte um oder über 10 Grad erreicht. Im Norden wird die
0-Grad-Isothere wieder über die freie Nordsee und nach Dänemark zurückgedrängt.
Während die Kaltfront über dem südöstlichen Deutschland quasistationär bleibt
bzw. durch den südwestlichen Wind wieder etwas reaktiviert wird, worauf auch die
wieder intensiver werdenden Niederschläge hindeuten, nähert sich von Südirland
her eine flache Frontalwelle, die sich vorderseitig des o. a. Langwellentroges
leicht intensiviert. Sie liegt um 12 UTC auf der Nordsee nahe der Themsemündung
und greift dann abends teilokkludiert auf den Nordwesten und Westen Deutschlands
über. Um 24 UTC befindet sich die Okklusion an der Oder und die zugehörige
Kaltfront erstreckt sich dann entlang einer Linie
Lausitz-Ostthüringen-Karlsruhe. Tagsüber gibt es nur hier und da einzelne
Schauer, im Süden und in Ostsachsen sind auch Gewitter in der labilen Luftmasse
südlich der "alten" Front möglich. Abends beginnt es im Nordwesten an der
"neuen" Front zu regnen, später (mit zunehmend kälterer Luft in 500 hPa) erfolgt
dort der Übergang zu Schauern (an der Nordsee sind auch kurze Kaltluftgewitter
denkbar). Im Nordwesten kann die 24stündige Summe örtlich die 10 mm
überschreiten (ICON, EZMW, GFS). COSMO-EU simuliert bis zu 30 mm, bei GFS ist zu
bemerken, dass das Modell das Maximum dagegen in Alpennähe ansiedelt. Der
südwestliche Wind frischt im Tagesverlauf erneut auf und erreicht in den
mittleren Teilen und im Westen vielfach Bft 6, zum Abend auch im Westen und
Nordwesten, insbesondere um die Nordsee herum auch Bft 7. Auf Bergen sind auch
stürmische Böen oder Sturmböen denkbar.

Samstag ... steht Deutschland weiter im Einflussbereich des breiten Höhentroges,
der vor allem in der zweiten Tageshälfte und in der Nacht zu Sonntag langsam
über Deutschland hinweg ostwärts zieht. Dabei führt der Trog Höhenkaltluft
heran, zwischen Emsland und Stettiner Haff kann die Temperatur in 500 hPa sogar
unter -30 Grad sinken, so dass in der entsprechend labilen Luft (850er
Temperaturen im Norden um 0 Grad, im Süden bis 7 Grad) auch Gewitter denkbar
sind, vor allem ganz im Norden und in der labilen Luft am Alpenrand. Die
Trogachse weist in der Nacht um 00 UTC etwa von der westlichen Ostsee bis ins
Vogtland, am Morgen hat die Trogachse Deutschland komplett ostwärts überquert.
Auf ihrer Rückseite ist im Geopotentialfeld ein markanter, wenngleich recht
kurzwelliger, Rücken zu erkennen. Ein ähnliches Muster erkennt man auch in 850
hPa, und diesen beiden Rücken ist auch im Bodenniveau ein Rücken vorgelagert. In
der Folge kommt es schon ausgangs der Nacht im Westen und Norden zu WLA, so dass
die Temperaturen in 850 hPa leicht ansteigen. Die WLA durch die auf Südwest
drehende Strömung ist auch einem neuen Frontensystem geschuldet, dass ausgangs
der Nacht zu Sonntag bei den Britischen Inseln zu finden ist.



Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren die Abläufe ähnlich. Auf Unterschiede wurde im Text
eingegangenen.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Martin Jonas

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