SXDL33 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT MITTELFRIST

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 29.07.2017 um 10.30 UTC



Vor allem in der Südosthälfte heiß. Am Dienstag hohes Unwetterpotenzial.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 05.08.2017


Am Dienstag, zum Beginn des Mittelfristzeitraumes, liegt nach dem IFS des EZMW
Deutschland im Bereich einer recht glatten südwestlichen Höhenströmung zwischen
einem Potenzialmaximum im Bereich des südöstlichen Europa und einem Höhentief
nahe Schottland. Im Bodendruckfeld herrscht Luftzufuhr aus Süden zwischen einem
Hoch über Osteuropa und einem flachen Minimum im Bereich Frankreichs. Dabei
gelangt sehr heiße Luft nach Deutschland, die 20-Grad-Isotherme in 850 hPa soll
die gesamte Südosthälfte einschließen. Nach Nordwesten zu nimmt die Temperatur
rasch ab, hier ist die schleifende Frontalzone eingelagert. Somit dominiert im
Nordwesten bei warmem Wetter starke Bewölkung mit schauerartige Regenfällen und
Gewittern. Im Südosten dominiert die Sonne. Die höchste Labilität entwickelt
sich in einem breiten Streifen dazwischen, da im Südosten die Luftmasse durch
Föhn getrocknet wird. Zum Abend und in der Nacht lässt ein Kurzwellentrog, der
über Deutschland nordostwärts läuft, die Frontalzone etwas südostwärts
vorankommen. Mit Annäherung der Front an die sehr aufgeheizte Luft und den
zusätzlichen Hebungsantrieben des Troges und einer von diesem induzierten Rinne,
besteht höchste Unwettergefahr von der Mitte bis in die Südosthälfte
Deutschlands.
Diese setzt sich auch noch in den Vormittagsstunden des Mittwoch fort. Dann ist
die Rinne abgezogen und die allerheißeste Luft nach Osten abgedrängt. Bodennah
setzt sich leichter Zwischenhocheinfluss durch. Allerdings wird die Höhe immer
zyklonaler und ein neuer Kurzwellentrog läuft im Tagesverlauf über die
Nordwesthälfte des Landes. So dass es auch dort zu Regenfällen, Richtung Mitte
auch zu starken Gewittern kommen kann, während sich im Südosten die Lage im
Tagesverlauf beruhigt. Allerdings steigt dort in der Nacht das Gewitterpotenzial
wieder.
Am Donnerstag schwenkt ein kräftiger Trog von den Britischen Inseln zur Nordsee,
damit ist deutlicher Geopotenzialabbau über Deutschland verbunden. Damit zieht
auch ein Bodentief in die Nordsee. Dessen Warmfront überquert zunächst den
Nordwesten mit Regenfällen, die Kaltfront erreicht den Nordwesten am Abend mit
Schauern und Gewittern. Im Südosten liegt weiterhin feuchtewarme Luft, die sich
auf der Trogvorderseite wieder nordwärts ausbreitet, und in der weiterhin hohe
Unwettergefahr besteht, zumal der Trog für ordentlich Hebung im ganzen Land
sorgt.
Am Freitag ziehen der Trog und das Tief nordostwärts ab. Die Kaltfront zieht
durch und lenkt deutlich gemäßigtere (aber mit 8 bis 15 Grad in 850 hPa immer
noch warme) Luft ins Land. Es stellt sich eine leicht antizyklonale westliche
Höhenströmung ein, auch bodennah bildet sich ein Zwischenhoch. Somit ist ein
ruhiger und wahrscheinlich auch recht sonniger Tag zu erwarten.
Am Samstag weitet sich ein neuer Trog im Bereich der Britischen Inseln südwärts
Richtung Biskaya und Frankreich aus, im Gegenzug wölbt sich über Ostmitteleuropa
ein Höhenrücken auf. Wir liegen dann im Bereich einer noch antizyklonal
geprägten Südwestlage. Auch das Bodenhoch verlagert sich nach Ostmitteleuropa
und lässt wieder verstärkte Warmluftzufuhr von Südwesten zu. Somit stellt sich
meist sonniges und heißes Wetter, nur in den Nordwesten gelangt im Tagesverlauf
die Kaltfront eines zur Nordsee ziehenden Tiefs mit Regenfällen und Gewittern.
Auch in der erweiterten Mittelfrist bleibt das Grundmuster erhalten. Die
Höhenströmung ist überwiegend südwestlich, wobei hin wieder stärkere Tröge über
Deutschland für eine vorübergehende Drehung auf West sorgen. Damit fließen
kurzzeitig auch etwas kühlere Luftmassen ein, bevor sich rasch wieder die
Warmluft durchsetzt. Dabei besteht allerdings ein erheblicher Temperaturgradient
zwischen dem Nordwesten und dem Südosten.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis Mittwoch ist die Konsistenz zwischen dem aktuellen Lauf und den beiden
Vorgängerläufen hoch. Der gestrige 00-UTC-Lauf des EZMW zeigt den Trog am
Donnerstag etwas flacher und schneller. Auch der gestrige 12-UTC-Lauf ging noch
in diese Richtung. Nachfolgend ist zeitliche Abfolge zwischen Trögen und Rücken
in allen Läufen etwas unterschiedlich. Das oben beschriebene Grundmuster ist
aber in allen Läufen zu sehen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis Mittwoch stimmen die Modelle weitgehend überein. EZMW und GFS stimmen
darüber hinaus sogar bis Sonntag hinein. GEM und NAVGEM tendieren dagegen in der
zweiten Wochenhälfte weiterhin zu südwestlichen bis westlichen Lagen, aber
stärker zyklonal geprägt. GFS geht in der übernächsten Woche zu einer stärker
von Hochdruck geprägten, aber kühleren Wetterlage über.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EZMW-Ensemble verteilt sich im Mittelfristzeitraum (Do, 00 UTC bis Sa, 00
UTC) auf 4 Cluster, wobei sich C1 bis C3 (45 Mitglieder, Haupt- und
Kontrolllauf) stark ähneln. C4 (Mitglieder) sieht dagegen deutlich anders aus:
Es fehlt die Trogpassage in der Nacht zum Freitag, stattdessen weitet sich weit
draußen auf dem Atlantik ein Trog weit südwärts aus und Deutschland gelangt auf
eine antizyklonale Vorderseite mit Hochdruckeinfluss, der bis zum Samstag
anhält.
Die Rauchfahnen des EZMW zeigen im Nordwesten (Norderney) in der zweiten
Wochenhälfte nur geringe Schwankungen der Temperatur (um 9 Grad in 850 hPa),
allerdings mit deutlichen Ausreißern nach oben. Das Geopotenzial zeigt deutlich
den Trogdurchgang in der Nacht zum Freitag, der von vielen Ensemblemitgliedern
mitvollzogen wird. Niederschlagssignale sind praktisch ständig vorhanden. Im
Südosten (Passau) zeigen die Rauchfahnen am Dienstag noch sehr hohe Temperaturen
(alle Mitglieder zwischen 20 und 26(!) Grad in 850 hPa. Danach schwankt das
Ensemble zwischen 10 und 20 Grad mit großer Unsicherheit, die vermutlich
hauptsächlich von der Stärke der Tröge herrührt. Der Trog in der Nacht zum
Freitag wird von manchen Mitgliedern nur schwach angedeutet. Mittwoch und in der
Nacht zum Freitag sind deutliche Niederschlagssignale vorhanden.
Bei GFS fällt in der Nacht zum Samstag ein markanter Temperaturrückgang auf
Norderney auf, viele Ensemblemitglieder gehen auf 4 bis 5 Grad in 850 hPa
zurück. In Passau fällt noch einmal große Hitze am Donnerstag auf, über 20 Grad
in 850 hPa. Danach geht es bis zur Nacht zum Samstag auch bei vielen Mitgliedern
vorübergehend unter 10 Grad zurück.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der CapeShear-Parameter des EFI zeigt ein außerordentlich starkes Signal auf
einem breiten Streifen vom Südwesten bis zum Nordosten Deutschlands mit Maximum
über Brandenburg. Am Mittwoch ist noch ein geringes Signal im Südosten
vorhanden. In Anbetracht hoher Wahrscheinlichkeiten (Cosmo-LEPS, in geringerem
Maße auch bei EZMW-EPS, das da aber immer etwas zögerlich ist) für hohe
Labilität und großer Scherung besteht am Dienstag definitiv großes
Unwetterpotenzial. Die abgeleiteten Größen (Niederschlag und Böen) springen aber
nur bedingt darauf an. Nachfolgend nimmt die Gewittergefahr ab. Am Donnerstag
und Freitag ist vor allem Richtung Südosten noch eine labile Luftmasse gegeben,
gute Scherungsbedingungen treten ohnehin immer wieder auf.
EZMW-EPS zeigt am kommenden Freitag eine geringe Wahrscheinlichkeit für
stürmische Böen an der Nordsee. Am Samstag ist die Wahrscheinlichkeit sehr
gering.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX bis Do, MOS-EZMW ab Fr, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl.-Met. Peter Hartmann

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