SXDL33 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT MITTELFRIST

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 26.07.2017 um 10.30 UTC



Im Norden unbeständig mit Schauern und Gewittern, mäßig warm. In der Südhälfte
sommerlich warm, zu Wochenbeginn vorübergehend heiß und ab Montag schwere
Gewitter nicht ausgeschlossen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 02.08.2017


Am Samstag befindet sich Deutschland an der Südostflanke eines umfangreichen
Langwellentroges über dem Nordostatlantik mit Drehzentrum nördlich von
Schottland unterhalb einer recht glatt konturierten westsüdwestlichen
Höhenströmung. Bis Sonntag, 12 UTC, weitet sich der Trog über den Britischen
Inseln ein wenig nach Süden aus, was zu einem Aufsteilen der Höhenströmung über
dem Vorhersagegebiet führt. Somit gelangen zunehmend sehr warme Luftmassen aus
dem südwesteuropäischen Raum vor allem in den Süden und in die Mitte des Landes.
Die Temperatur in 850 hPa steigt bis Sonntagmittag auf Werte zwischen 9 Grad an
der Nordsee und 18 Grad in Südostbayern, bevor sie mit Passage einer Kaltfront
vor allem im Norden und Westen wieder zurückgeht.
Insgesamt ist die Höhenströmung vor allem am Sonntag leicht zyklonal konturiert
und im Bodenfeld überqueren am Rande des mit dem Höhentrog korrespondierenden
Tiefdruckgebietes nordwestlich von Schottland Frontensysteme mit zeitweiligen
schauerartigen, teils auch gewittrigen Niederschlägen vor allem den Norden und
die Mitte des Landes. Nach Süden zu kann sich die Sonne häufiger setzen, dort
muss allerdings vor allem jeweils nachmittags und abends ebenfalls mit Schauern
und teils kräftigen Gewittern gerechnet werden. Insgesamt wird es im Norden
mäßig warm bis warm, in der Mitte sehr warm und im Süden am Sonntag mit
Höchstwerten von gebietsweise über 30 Grad sehr warm bis heiß.
Am Montag nimmt nach Durchschwenken eines flachen und kurzwelligen Randtroges
die südwestliche Höhenströmung eine etwas antizyklonalere Kontur an. Insgesamt
weitet sich der Langwellentrog bis Dienstag über dem nahen Ostatlantik weiter
südsüdwestwärts aus, wodurch sich die Advektion sehr warmer bis heißer
Luftmassen aus dem südwesteuropäischen eventuell sogar aus dem nordafrikanischen
Raum (was dann einer kontinentalen Tropikluftmasse entsprechen würde) vor allem
in den Süden des Vorhersagegebietes erneut verstärkt, während im Norden "nur"
erwärmte Meeresluft wetterbestimmend bleibt. Somit baut sich am Montag und
Dienstag ein veritabler Gradient der Temperatur in 850 hPa über Deutschland auf
mit Werten zwischen 10 Grad an der Nordsee und rekordverdächtigen 26 Grad am
Dienstagabend im südostbayerischen Alpenvorland. Dabei schwenkt im Laufe des
Montagvormittags ein flacher Bodenhochkeil über Süddeutschland hinweg ostwärts.
dahinter setzt von Frankreich her Druckfall ein und es weitet sich eine flache
Tiefdruckrinne nach Süd- und Westdeutschland aus, wodurch dorthin eine zunehmend
instabil geschichtete Luftmasse gelangt.
Vor allem der Norden und Nordwesten werden dabei weiterhin von atlantischen
Frontensystemen gestreift, die den Wetterablauf unbeständig mit einzelnen
Schauern und Gewittern gestalten bei Höchstwerten zwischen 22 und 27 Grad, an
den Küsten um 20 Grad, am Dienstag etwas .darüber. Im Süden und in der Mitte
scheint dagegen häufiger die Sonne, allerdings kann es jeweils nachmittags und
abends starke, teilweise auch schwere Gewitter (Unwetter) geben. Die Höchstwerte
liegen bei 27 bis 35 Grad, im Süden können eventuell auch deutlich höhere Werte
erreicht werden.
In der Nacht zum und am Mittwoch wird der Trog progressiver und schwenkt mit
seiner Achse bis zur Nacht zum Donnerstag Richtung Nordsee, womit die Advektion
der heißen Luftmasse nach Süddeutschland spätestens am Mittwoch zum Erliegen
kommt. Dabei überquert die Kaltfront eines nach Südskandinavien ziehenden
Bodentiefs am Mittwoch rasch Deutschland von Nordwest nach Südost, die instabil
geschichtete Luftmasse wird postfrontal durch erwärmte Meeresluft ersetzt. Im
Vorfeld der Front kann es in der Nacht zum und im Südosten auch noch am Mittwoch
zu schweren Gewittern kommen, dahinter gibt es noch einzelne Schauer. Die
Temperatur in 850 hPa sinkt postfrontal auf 8 bis 13 Grad.

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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die großräumige Wetterentwicklung am Wochenende wurde von den Vorläufen ähnlich
simuliert. Im Detail ergeben sich allerdings Unterschiede. So war die
südwestliche Höhenströmung im gestrigen 00 UTC-Lauf an beiden Tagen insgesamt
antizyklonaler konturiert als im gestrigen 12 UTC- bzw. im aktuellen Lauf,
entsprechend wurden über Nord- und Westdeutschland weniger Niederschläge
simuliert als von den beiden aktuellen Läufen.
Das Aufsteilen der Höhenströmung am Montag und die Advektion der sehr warmen bis
heißen Luftmassen nach Süddeutschland zeigen alle Läufe ähnlich, wobei vor allem
der gestrige 00 UTC-Lauf, die heiße Luftmasse (mehr als 15 Grad in 850 hPa)
weiter nach Nordosten ausgreifen ließ als der 12 UTC- bzw. der aktuelle Lauf.
Allerdings wurde der ostatlantische Langwellentrog zugleich progressiver
simuliert und sollte bereits am Dienstagabend auf die Nordsee bzw. auf das
westliche Mitteleuropa übergreifen, was ein schnelleres Abdrängen der heißen
Luftmassen zur Folge hätte. So wurden für den Dienstagabend um etwa 8 bis 10 K
niedrigere 850 hPa- Temperaturen für Süddeutschland simuliert. Der gestrige 12
UTC-Lauf gleicht dagegen eher dem aktuellen Lauf. Diese Unterschiede, die Phase
des Trog-Keil-Musters betreffend, setzen sich auch am Mittwoch fort. Zum 18
UTC-Termin simuliert der aktuelle Lauf die Trogachse über der westlichen
Nordsee, der gestrige 00 UTC-Lauf bereits über der Ostsee bzw. dem östlichen
Mitteleuropa und der gestrige 12 UTC-Lauf in etwa über der Osthälfte
Deutschlands.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Alle vorliegenden Modelle zeigen für das Wochenende eine sehr ähnliche
Wetterentwicklung. Allerdings ist die Höhenströmung im ICON am Sonntag etwas
antizyklonaler konturiert als vor allem im GFS und ECMWF, was für den Norden und
die Mitte des Landes nicht ganz so unbeständiges Wetter zur Folge hätte.
Zu Wochenbeginn werden die Differenzen allmählich größer. ICON und vor allem GEM
simulieren ein etwas rascheres Übergreifen des ostatlantischen Troges auf West-
bzw. das westliche Mitteleuropa als GFS und ECMWF. Somit würde nach Lesart des
GEM lediglich der äußerste Südosten am Montag und Dienstag in den "Genuss" der
richtig heißen Luftmassen (850 hPa- Temperatur über 20 Grad) geraten. Eine
ähnliche Version hat auch ICON in petto, allerdings schon etwas weiter nach
Norden, in etwa bis zum Main, ausgreifend.
Nach ECMWF und GFS dagegen erreicht die 20 Grad- Isotherme in 850 hPa auch die
mittleren und östlichen Landesteile und wird nach GFS von dort auch erst in der
Nacht zum bzw. Mittwoch erst wieder nach Osten abgedrängt. Wie auch immer - nach
Lesart aller Modelle steht zu Wochenbeginn neben einer kurzen intensiven
Hitzeperiode (zumindest im Südosten) auch eine potenzielle Gewitter-Unwetterlage
ins Haus.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Im Zeitraum 72 bis 96 Stunden (Sa, 00 UTC bis So, 00 UTC) werden die 49
Ensembleläufe, Haupt- und Kontrolllauf auf zwei Cluster verteilt, die sich für
Mitteleuropa kaum unterscheiden.
Für den nächstfolgenden Zeitraum (120 bis 168 Stunden, also Mo, 00 UTC bis Mi,
00 UTC) werden drei Cluster (jeweils 22, 17 und 12 Member, Haupt- und
Kontrolllauf in Cluster 1) produziert. Alle zeigen eine mehr oder weniger
zyklonal konturierte Südwestlage über Deutschland. Die Position des
westeuropäischen Höhentroges zeigen bis Dienstag alle Cluster ähnlich. Zum
Termin Mittwoch, 00 UTC erreicht er in Cluster 1 unter Amplitudenverlust etwas
eher das westliche Mitteleuropa als nach Lesart der Cluster 2 und 3, nach denen
er mit seiner Achse deutlich weiter nach Süden ausgreifend etwas nach Westen
zurückhängt.
Auch im Zeitraum 192 bis 240 Stunden (Do, 00 UTC bis Sa, 00 UTC) verteilen sich
die Ensembleläufe auf drei Cluster (20, 19 und 12 Member, Hauptlauf in Cluster
1, Kontrolllauf in Cluster 2). Cluster 1 und 2 haben eine zunächst (vor allem
nach Cluster 1) recht antizyklonal konturierte Südwestlage auf der Karte, die
aber in eine zunehmend zyklonale Südwestlage mündet. Nach Cluster 3 greift der
Höhentrog von Nordwest- allmählich auch Mitteleuropa über.
Die Rauchfahne eines etwa in der Mitte Deutschlands gelegenen Gitterpunktes
zeigt bis Sonntag einen in einem relativ engen Spread verlaufenden allmählichen
Anstieg der Temperatur in 850 hPa auf etwa 10 bis 15 Grad am Sonntagmittag.
Deutlich größer wird der Spread dann zu Beginn der kommenden Woche, was vor
allem mit der Unsicherheit, das nördliche Ausgreifen der größten Hitze
betreffend, zusammenhängt. So zeigen einige Member Dienstagmittag eine
Temperatur von über 20 Grad, während sich auch einige im Bereich unter 14 Grad
tummeln. Der Haupt- und Kontrolllauf bewegen sich vor allem am Dienstag eher im
oberen Bereich der Spanne. Insgesamt ist ab Mittwoch ein deutlicher Rückgang der
850 hPa- Temperatur auszumachen, der allerdings weiterhin in einem relativ große
Spread erfolgt.
An allen Tagen treten deutliche Niederschlagssignale auf, vor allem am Sonntag
sowie in der Nacht zum Dienstag und dann wieder ab Dienstagabend. Mehrere
Einzelmitglieder simulieren jeweils Mengen von über 10 mm in 12 Stunden.

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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI liefert am Sonntag für den Südwesten und die Mitte des Landes Signale für
markante Böen, zu Wochenbeginn dann, vor allem am Dienstag, im Süden und Osten
Deutschlands für signifikant erhöhte Temperaturen.
Zudem gibt EFI am Montag vor allem im Süden und in der Mitte, am Dienstag dann
auch im Osten Hinweise auf eine gute Überlappung von Cape und Scherung, was
durchaus als Hinweis auf eine eventuell bevorstehende Schwergewitterlage
gewertet werden kann.

COSMO-LEPS und ECMWF-EPS geben hingegen kaum Hinweise auf signifikante
Wettererscheinungen. Obwohl der Hauptlauf in Teilen Nordrhein-Westfalens im
Zeitraum Sonntag, 06 bis 18 UTC Mengen bis über 25 mm in 12 Stunden simuliert,
ist in den EPS-Wahrscheinlichkeiten davon nichts zu sehen. Lediglich für Böen
Bft 8 werden speziell im westlichen und zentralen Mittelgebirgsraum aber auch im
Nordseeumfeld leicht erhöhte Wahrscheinlichkeiten gezeigt.
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Basis für Mittelfristvorhersage
ECMWF-EPS, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Winninghoff

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