SXDL31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

SXEU31 DWAV 310800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 31.07.2017 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
SWz

Im Nordwesten nur einzelne Schauer, im Süden teils heiß mit der Gefahr schwerer
Unwettergewitter. In der Nacht über der Mitte von West nach Ost Durchzug
schwerer Gewitter, Höhepunkt der Gewitterlage am morgigen Dienstag im Süden und
Osten.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... wird das Wetter in Deutschland von einem Langwellentrog bestimmt,
dessen Zentrum westlich von Schottland bzw. nördlich von Irland auszumachen ist.
Ein zweites, lokales Geopotentialminimum liegt in den heutigen Frühstunden
westlich des Tromsofjords. Auf der Südostflanke des Troges und damit auch über
Mitteleuropa hat sich eine südwestliche Höhenströmung eingestellt. Der Trog
korrespondiert mit einem Bodentief, dessen südlicher Kern weitgehend senkrecht
unter dem Geopotentialminimum liegt und das sich von dort nach Nordosten
erstreckt. Dabei reicht es aktuell bis nach Südnorwegen, im Tagesverlauf greift
es aber auch bis nach Mittelschweden aus. Von dort ausgehend lässt sich im
TheteAe-Feld gut ein teilokkludiertes Frontensystem erkennen. Dieses verläuft
aktuell in einem weiten Bogen über die Ostsee bzw. das Baltikum, von dort zurück
nach Frankreich und dann in ein sich vorderseitig der Spitze des
Langwellentroges intensivierendes Tief über der Iberischen Halbinsel. Damit ist
auch Deutschland von der Front betroffen, sie verläuft von Nordost nach Südwest
über die Mitte unseres Landes. Da entlang des Frontenzuges der höchste Druck
etwa über Polen auszumachen ist, hat die Front über Deutschland
Warmfrontcharakter. Somit kann die auf ihrer Südflanke liegende, heiße und
feucht-labile Luftmasse, im Tagesverlauf zögerlich weiter nach Norden
ausgreifen. In dieser Luftmasse können sich lokal starke oder sogar schwere
Gewitter entwickeln. Dafür spricht unter anderem, dass die bei etwa 26 Grad
liegenden Auslösetemperaturen problemlos erreicht werden. Ferner deuten
Lapse-Rates bis -0,75 K/100m, PPW-Werte von weit über 30 mm und CAPE-Werte von
bis zu 2000 J/kg an den Alpen das Unwetterpotential an (alle Werte aus
ICON6_Nest). Die übrigen Modelle gehen den ICON-Weg dabei weitgehend mit. GFS
beispielsweise liefert ähnlich hohe PPW-Werte, und auch die CAPE-Werte liegen
bei den Amerikanern ähnlich hoch, wenngleich der Schwerpunkt bei den US-Kollegen
nicht an den Alpen, sondern in Schwaben gerechnet wird. EZMW vermittelt eine
ähnliche CAPE-Verteilung wie ICON, die absoluten Werte liegen aber noch etwas
höher als bei ICON. Was spricht dann dafür, dass nur lokale Gewitter zu erwarten
sind? Es ist die starke Deckelung, hervorgerufen durch eine Sperrschicht in etwa
800 hPa, und ferner die recht trockene untere Atmosphäre. Während die aktuell
gemessenen Taupunkte etwa zwischen 18 und 20 Grad liegen, liegt die rel. Feuchte
in 925 hPa nach EZMW oder ICON teils unter 60%.

In der Nacht zu Dienstag läuft auf der Vorderseite des Langwellentroges ein
kurzwelliger Anteil ab. Die durch diesen induzierte Hebung löst in der labilen
Luftmasse rasch Umlagerungen aus, wobei nach Maßgabe fast aller Modelle davon
insbesondere der Bereich der Luftmassengrenze betroffen sein sollte. Diese
verläuft am Abend bzw. zu Beginn der Nacht etwa von Saarland bis in die Lausitz.
Da die Front in der Nacht, wenn auch weiterhin langsam, nach Norden vorankommt,
verläuft diese ausgangs der Nacht etwa von der Eifel bis in den Berliner Raum.
In den genannten Gebieten liegt zwar nicht die potentiell instabilste Luft,
allerdings zeichnet sich die Luftmasse durch extrem hohe PPW-Werte und eine
massive Scherung aus. ICON6-Nest beispielsweise simuliert bezüglich der
PPW-Werte in der Nacht in der Spitze über 60 mm, GFS simuliert diesbezüglich
Maxima von knapp über 40 mm. Dazu kommen bei ICON6-Nest Deep-Layer-Shear-Werte
von 10 bis 15 m/s, im Low-Level-Shear-Bereich sind es 30 bis 40 m/s. Dies,
zusammen mit Lapse-Rates von -0,65 K/100m und CAPE-Werte von 500-1000 J/kg zu
Nachtbeginn bilden eine Mischung, auf die die Modelle unisono mit schweren
Gewittern (Pseudo-Synops, so verfügbar, oder simulierte Reflektivitäten) sowie
mit kräftigen Regenfällen reagieren. Die Stoßrichtung von COSMO-DE geht dabei
von der Eifel und dem Hunsrück im Westen (Nachtbeginn) in Richtung Spreewald.
GFS startet mit den Gewittern im Westen etwas weiter südlich, etwa im Saarland,
und bei diesem Modell greifen die Regenfälle auch rascher nach Osten aus, so
dass schon um 00 UTC am Dienstag die Lausitz von Regen betroffen sein soll,
während bei COSMO-DE dort der Regen erst später einsetzt. Bezüglich der Lage der
Hauptregengebiete geht ICON den Weg von GFS mit, bezüglich der
Verlagerungsgeschwindigkeit aber den von COSMO-DE, so dass noch einige
Unterschiede in der Nacht in den Modellen zu erkennen sind. Klar ist aber, dass
eine Unwettersituation ins Haus steht, mit (heftigem) Starkregen, größerem Hagel
und auch Sturmböen oder sogar orkanartigen Böen. Apropos Wind: Auf den
Alpengipfeln setzt Föhn ein, der bis in den Dienstag anhält. Mehr als Sturmböen
sind dabei aber nicht zu erwarten.


Dienstag... greift der westeuropäische Langwellentrog weiterhin von den
Britischen Inseln über Spanien bis nach Marokko aus. Auf seiner Vorderseite
läuft am Vormittag ein kurzwelliger Anteil ab, dessen Achse zum Abend etwa vom
Ärmelkanal bis nach Zentralfrankreich verläuft. Auf seiner Vorderseite etabliert
sich über Norddeutschland ein Tiefdruckgebiet, dessen Kern am Abend von ICON
über dem nördlichen Sachsen-Anhalt gesehen wird, EZMW und GFS simulieren diesen
etwas weiter südlich (Ecke Leipzig/Dresden). Die Warmfront verläuft vom wo auch
immer genau platzierten Tiefkern nach Ost-Nordost, die Kaltfront in Richtung
Frankreich. Die vom Tief ausgehende Tiefdruckrinne verläuft nach Südosten bis
nach Österreich und weiter zum Balkan. Der sich kaum schließende Warmsektor ist
dabei von hochgradig instabiler Luft gefüllt. Einige Zahlen gefällig? Laut
ICON6-Nest PPW-Werte über 40, am Nachmittag sogar nahe 50 mm, CAPE-Werte über
3000 J/kg, Deep-Layer-Shear um 10 m/s, Low-Level-Shear erneut zwischen 30 und 40
m/s. Laut GFS liegen die PPW-Werte auch bei bis zu 45 mm, und die CAPE-Werte
zwischen 2000 und 3000 J/kg. Letztendlich werden die gewitterträchtigen Gebiete
von der Lage der Fronten abhängen, die ICON nach dem aktuellen 00-UTC-Lauf am
morgigen Dienstag um 12 UTC auf einer Linie von Usedom über Osnabrück bis zur
Eifel sieht. Die Gewitter selbst sind erneut mit (heftigem) Starkregen, größerem
Hagel und auch Sturmböen oder sogar orkanartigen Böen verbunden.

In der Nacht zu Mittwoch greift der Trog bis in die Mitte Frankreichs aus.
Vorderseitig steilt die Höhenströmung etwas auf, die Front über Deutschland wird
dabei aber trotzdem weiter in die Mitte und ausgangs der Nacht in Richtung
Südosten gedrückt. Rückseitig der Front lassen die Schauer und Gewitter nach,
teilweise klart es auf. Präfrontal lassen die Schauer und Gewitter in der Nacht
nur zögerlich nach.

Mittwoch... und in der Nacht zu Donnerstag wird der Trog über Westeuropa durch
einen in seine Rückseite hineinlaufenden kurzwelligen Anteil regeneriert, die
Trogachse zeigt am Tage eine retrograde Verlagerung, bevor er in der Nacht
wieder von Westen her auf Frankreich übergreift. Dabei liegen vor allem im Süden
die CAPE-Werte nochmals über 1000 J/kg, allerdings sind die Scherungswerte
moderater als noch an den Vortagen (Low-Level um 25 m/s, Deep-Layer um 5 m/s).
Bezüglich der CAPE-Werte liegt GFS auf Linie mit ICON, die GFSschen PPWs sind
mit Werte um 35 ebenfalls etwas reduziert im Vergleich zu den Vortagen.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren die Abläufe grundsätzlich ähnlich. Unterschiede ergeben
sich fast zwangsläufig bei der genauen Zugbahn der Gewittercluster in der Nacht
zu Dienstag. Ferner zeigen sich Detailunterschiede in der Verteilung und den
Spitzenwerten der gewitterrelevanten Parameter. Auf das Warnmanagement hat dies
aber keine Auswirkungen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Martin Jonas

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