SXDL31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

SXEU31 DWAV 310800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 31.01.2017 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Sa
Im Schwarzwald und an den Alpen bis Mittwoch starkes Tauwetter (teils Unwetter),
in Ostbayern anfangs Glatteisregen (Unwetter). Anfangs auf einigen Gipfeln noch
stürmische Böen.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 24 UTC
--------------------------------------------------------------
Dienstag... befindet sich Deutschland im Einflussbereich eines Höhentiefs, das
sich im Tagesverlauf mit seinem Drehzentrum von der Mitte des Landes Richtung
Tschechien verlagert. An dessen Südflanke führen kräftige PVA und auch noch WLA
zu recht markanten Hebungsprozessen, die sich erst zum Abend hin abschwächen und
nach Süden verlagern.
Das zugehörige, aktuell über Sachsen-Anhalt gelegene Bodentief verlagert sich
ebenfalls zögernd südostwärts und füllt sich mehr und mehr auf. Ein von ihm
ausgehender Frontenzug verläuft quer über Süddeutschland und trennt die milde
Meeresluft ganz im Süden und Südwesten von kälterer, von Nordwesten her um das
Tief herumgeführter ursprünglicher Festlandsluft. Nach Westen zu geht dieser
Frontenzug in Nordfrankreich und über den Britischen Insel über in die Warmfront
eines Tiefs knapp südlich von Island.
Westlich des Höhentiefs weitet sich ein Höhenrücken über Frankreich und die
westliche Nordsee bis nach Südskandinavien aus und kommt noch ein wenig nach
Osten voran. Auch im Bodenfeld führt das über weiten Teilen des Landes zu
Druckanstieg und entsprechend zu einer Wetterberuhigung. Lediglich im Süden, im
Bereich der Front, gibt es - unterstützt durch die weiter oben erwähnten
Hebungsprozesse - noch zu teils länger anhaltenden Niederschlägen. Diese fallen
überwiegend auf der warmen Seite der Front und betreffen hauptsächlich den Süden
Bayerns sowie den Westen und Süden Baden-Württembergs. Vor allem ICON-EU
simuliert im Südschwarzwald und im Oberallgäu gebietsweise mehr als 30 mm, im
westlichen Oberallgäu punktuell auch bis an die 50 mm. ECMWF und GFS haben mit
10 bis 25 mm in diesen Regionen deutlich geringere Mengen auf der Karte. Wie
auch immer - bei Temperaturen in 850 hPa zwischen 0 und 3 Grad herrscht dort
starkes Tauwetter, die Schneefallgrenze befindet sich teilweise auf 1500 m.
Einiges ist ja seit gestern schon abgeschmolzen und bis heute Abend simuliert
das SNOW-Modell nochmals Abflussmengen zwischen 20 und über 40 mm. Entsprechend
laufen dort Tauwetterwarnungen, im Schwarzwald und im Oberallgäu auch vor
starkem Tauwetter (UNWETTER).
Weiter nördlich fallen die Mengen deutlich geringer aus. Allerdings hält sich
vor allem in Niederbayern, im nordöstlichen Oberbayern und auch in der Oberpfalz
noch recht verbreitet bodennah die Frostluft, so dass die Niederschläge
gefrieren. Zwar lassen die Regenfälle mehr und mehr nach bzw. gehen von Norden
her auch in leichten Schneefall über, dennoch bleibt die Glatteissituation
zumindest regional bis in den Nachmittag hinein aufrecht, auch noch auf
Unwetterniveau.
Weiter nördlich fallen die Niederschläge überwiegend als Schnee, lediglich in
den tiefsten Lagen teilweise auch als Nieselregen, lassen aber im Tagesverlauf
weiter nach. Bis zum Abend werden die höchsten Mengen Richtung Erzgebirge und im
ostbayerischen Mittelgebirgsraum simuliert, dort könnten stellenweise nochmals
mehr als 5 cm Neuschnee fallen. Ansonsten sind es maximal wenige Zentimeter (in
Vorpommern vielleicht auch nochmals um die 5 cm), in den tiefen Lagen taut bei
positiven Temperaturen im Tagesverlauf auch viel wieder ab. Trocken bleibt es in
weiten Teilen West- und Norddeutschlands.
An der Südflanke des Tiefs kann es in exponierten Gipfellagen anfangs noch
stürmische Böen (Bft 8) aus West bis Südwest geben. Östlich des Tiefs weht der
Böhmische Wind im Elbtal, im Osterzgebirge und im Zittauer Gebirge mit steifen
Böen (Bft 7) aus Südost. Zum Abend hin nimmt der Wind aber mit Auffüllen des
Tiefs generell ab.
Die Sonne zeigt sich am ehesten im Westen und an den Küsten. Die Temperaturen
steigen innerhalb der milden Luftmasse im Südwesten auf 5 bis 9 Grad, im
südlichen Oberrheingraben bis 11 Grad (MOSMIX), ansonsten werden 0 bis 5 Grad
erreicht, in Niederbayern und in der Oberpfalz sowie im höheren Bergland gibt es
noch gebietsweise Dauerfrost.

In der Nacht zum Mittwoch füllt sich das Bodentief in etwa über dem Böhmischen
Becken mehr oder weniger komplett auf. Das zugehörige Höhentief wird somit
definitionsgemäß als Kaltlufttropfen weitergeführt und verlagert sich ebenfalls
zum Böhmischen Becken. Die markantesten Hebungsprozesse an dessen Südflanke
befinden sich somit nicht mehr im Vorhersagebereich.
Weiter westlich kommt der Höhenrücken noch ein wenig weiter nach Osten, bis nach
Westdeutschland, voran. Über Südskandinavien und der südlichen Ostsee spaltet
sich ein eigenständiges Höhenhoch ab. Währenddessen greift ein Höhentrog auf
Irland über, WLA auf dessen Vorderseite stützt den Rücken bzw. die
Höhenantizyklone.
Im Bodenfeld verbleiben der äußerste Süden und Südwesten im Bereich des vom
ehemaligen Tiefdruckgebiet ausgehenden okkludierten Frontensystem, die milde
Luft südlich davon wird nicht weiter nach Süden abgedrängt. Die Okklusion geht
weiterhin weiter westlich über in die Warmfront eines Tiefs bei Island, die auf
Benelux übergreift, sich dabei aber abschwächt. Vorderseitig kann sich
niedertroposphärisch auch im Westen des Landes wieder mildere Luft durchsetzen,
im Bodenfeld dreht die Strömung wieder mehr auf Süd bis Südost und es setzt von
Westen her schwacher Druckfall ein.
Im Bereich des Frontenzuges bzw. knapp südlich davon gibt es im äußersten Süden
des Landes weitere Niederschläge, die sich aber mehr und mehr abschwächen und
allmählich nach Süden verlagern. Die höchsten Mengen werden dabei entlang des
Hochrheins und am Alpenrand simulieren. Übersteigen aber nicht mehr die 10 mm in
12 Stunden. Vor allem im Schwarzwald kommt die Niederschlagstätigkeit gänzlich
zum Erliegen. Somit entspannt sich die Tauwettersituation ganz allmählich.
Im Einflussbereich des Kaltlufttropfens gibt es vor allem in Sachsen und
Südbrandenburg noch weitere Niederschläge, meist als Schnee. Dabei können im
Erzgebirge und Zittauer Gebirge nochmals um oder knapp über 5 cm Neuschnee
fallen, auch in der Lausitz kann es durchaus noch einige Zentimeter geben.
Im übrigen Land ist nicht mehr mit nennenswerten Niederschlägen zu rechnen. Vor
allem im Nordwesten und Westen sowie in der Mitte lockern die Wolken auch
stärker auf. Dann kann sich rasch dichter Nebel bilden. Im Südwesten bleibt es
wohl frostfrei, ansonsten gibt es recht verbreitet leichten, örtlich auch
mäßigen Frost. Dabei ist vielerorts mit Glätte durch Überfrieren von Nässe zu
rechnen.

Mittwoch... verbleibt der KLT über Tschechien und füllt sich nur sehr zögernd
auf. Der Höhentrog über Irland zieht als Kurzwelle weiter ost- später
nordostwärts und schwächt sich ab. Der zwischen Kurzwellentrog und KLT liegende
Höhenrücken verläuft in etwa über West- und Norddeutschland und schwächt sich
ebenfalls ab. Dadurch stellt sich im Nordwesten des Landes allmählich eine
südwestliche Höhenströmung ein.
Im Bodenfeld löst sich die Warmfront über dem westlichen Mitteleuropa auf,
niedertroposphärisch kann sich die mildere Luft aber weiter nach Osten
durchsetzen. Die Temperatur in 850 hPa steigt auf Werte zwischen +4 Grad im
Westen und -4 Grad in der Nähe zum Kaltlufttropfen in der Oberlausitz. Die
Kaltfront des inzwischen nordöstlich von Island angelangten Tiefs kommt mangels
Schubkomponente über den Britischen Inseln kaum nach Osten voran und erreicht am
Abend die westliche Nordsee. Vorderseitig kommt es über dem Vorhersagegebiet zu
Druckfall, der im Westen etwas stärker ausfällt als in der Osthälfte, so dass
sich der Gradient allmählich verschärft. Somit frischt der Wind aus Südost auf
und vor allem im Nordseeumfeld sowie in einigen Mittelgebirgskammlagen kann es
steife Böen (Bft 7) geben.
Nach wie vor werden vom Südschwarzwald bis zum Berchtesgadener Land leichte
Niederschläge simuliert (meist unter 5 mm in 12 Stunden), die weiterhin bis in
höhere Lagen als Regen fallen. Im Bereich des KLT`s kann es stellenweise auch
noch etwas schneien, am ehesten im Erzgebirge und im ostbayerischen
Mittelgebirgsraum, wobei aber keine nennenswerten Mengen zusammenkommen. Auch im
Westen, im Bereich der sich auflösenden Warmfront, fällt stellenweise etwas
Regen.
Ansonsten steht aber ein warntechnisch ruhiger Tag an. Eventuell hält sich in
einigen "Kältelöchern" in Ostbayern noch leichter Dauerfrost, ansonsten werden
Höchstwerte zwischen 1 und 7 Grad, im Südwesten und äußersten Westen auch bis 10
Grad erreicht. Die Sonne zeigt sich am ehesten im Nordwesten und in den
mittleren Landesteilen.

In der Nacht zum Donnerstag zieht der KLT weiter nach Südpolen. Der Höhenrücken
über der Mitte Deutschlands wird weiter abgebaut und von Westen her greift ein
nur schwach konturierter flacher Kurzwellentrog auf den äußersten Westen des
Landes über. Vor allem im Westen, nach GFS auch in den mittleren Landesteilen,
wird dabei - hauptsächlich WLA-induziert - auch Hebung simuliert.
Im Bodenfeld kommt die Kaltfront über der Nordsee kaum weiter nach Osten voran.
Vorderseitig greifen im Laufe der Nacht leichte Niederschläge auf den Westen und
Nordwesten des Landes über. Vor allem GFS, abgeschwächt aber auch das ECMWF
simulieren auch in den mittleren Landesteilen kräftigere WLA und entsprechend
auch Niederschläge, GFS von Rheinland-Pfalz ostwärts bis nach Westsachsen sogar
mit Mengen zwischen 5 und 9 mm in 12 Stunden. Vor Eintreffen der Niederschläge
lockern die Wolken noch einmal auf und die Temperaturen können - außer in der
Westhälfte - erneut in den Frostbereich absinken. Somit steigt vor allem nach
GFS auch wieder das Risiko für gefrierenden Regen. Die ICON-EU- Lösung lässt die
Niederschläge gerade mal bis ins westliche Bergland (Sauer- und Siegerland)
vorankommen, danach würden wohl markante Warnungen (wenn überhaupt) ausreichen.
Nach GFS stünde durchaus erneut eine Unwetterlage ins Haus, auch ECMWF sieht die
Lage etwas kritischer.
Der Wind könnte warntechnisch ebenfalls noch eine Rolle spielen, im
Nordseeumfeld sind steife Böen (Bft 7) aus Südost weiterhin möglich. Insgesamt
fächert der Gradient aber etwas auf.
Außer im Westen gibt es leichten, nach Osten zu auch mäßigen Frost, örtlich
Nebel und Glätte durch überfrorene Nässe.

Donnerstag... schwenkt der Kurzwellentrog über Deutschland hinweg nur sehr
zögernd ostnordostwärts und schwächt sich dabei weiter ab. Insgesamt stellt sich
eine südwestliche Höhenströmung über Deutschland ein, niedertroposphärisch sogar
eher eine südliche, mit der sehr milde Luft subtropischen Ursprungs advehiert
wird. Die Temperaturen in 850 hPa steigen bis zum Abend auf 3 Grad im Nordosten
und bis auf 8 Grad am zunehmend föhnigen Alpenrand.
Im Bodenfeld greift die Kaltfront noch auf den Westen und Norden Deutschlands
über, löst sich aber aufgrund der WLA allmählich auf. ICON-EU simuliert nochmals
Regenmengen zwischen 0 und 3 mm im Nordwesten. GFS und ECMWF simulieren die
Kaltfront nahezu wetterinaktiv, in beiden Modellen konzentrieren sich die
Niederschläge auf die mittleren bzw. östlichen Landesteile und sind
hauptsächlich WLA geschuldet. Dabei hat GFS im Erzgebirge nochmals 5 bis 9 mm
auf der Karte, sonst simulieren beide Modelle weniger als 5 mm in 12 Stunden.
Vor allem am Vormittag kann es dabei in einigen Regionen in der Mitte des Landes
nochmals gefrierenden Regen geben, danach sollte sich die Milderung aber
durchgesetzt haben.
Derweil kommt es westlich der Britischen Inseln zu einer kräftigen Austrogung,
im Bodenfeld verlagert sich das kräftige Tiefdruckgebiet bis zum Abend ins
Seegebiet westlich von Irland. Das führt auch im Westen Deutschlands zu einer
Gradientverschärfung. In den Kammlagen der Mittelgebirge kann es somit etwas
häufiger steife, eventuell auch stürmische Böen (Bft 7 bis 8) aus Südost geben.
Der Föhn am Alpenrand legt ebenfalls zu, dort sind auf exponierten Gipfeln
Sturmböen (Bft 9) und in Föhntälern steife Böen aus Südost bis Süd möglich. Auch
der Böhmische Wind frischt zumindest am Erzgebirge und Zittauer Gebirge wieder
auf.
Die Sonne zeigt sich am ehesten im Westen, Südwesten und vor allem auch an den
Alpen für längere Zeit. In der Osthälfte wird es nur zögernd milder, mit
südöstlichem Bodenwind wird noch recht kühle Festlandsluft dorthin advehiert.
Mehr als 0 bis 5 Grad sind wohl kaum zu erwarten, in einigen "Kälte- und
Nebellöchern" in Bayern reicht es eventuell sogar für Dauerfrost. Ansonsten
steigen die Temperaturen aber auf milde 5 bis 10 Grad, im Westen und an den
Alpen bei Föhn auch auf 10 bis 14 Grad.


Modellvergleich und -einschätzung
--------------------------------------------------------------
Im Großen und Ganzen simulieren alle Modelle eine ähnliche Wetterentwicklung im
Kurzfristbereich. Die leicht unterschiedlich simulierte Niederschlagsentwicklung
in der Nacht zum und am Donnerstag wurde bereits im Text angesprochen. Insgesamt
scheint das ICON-EU die Wetteraktivität der sich auflösenden Kaltfront über
Nordwestdeutschland etwas über zu betonen, GFS dagegen die WLA über den
mittleren Landesteilen. Vielleicht stellt die ECMWF-Lösung einen guten
Kompromiss dar.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff

Beliebte Posts aus diesem Blog

SXDL31 DWAV SYNOPTISCHE UEBERSICHT KURZFRIST

DWD -> Amtliche Warnung vor markantem Wetter - STARKES GEWITTER (-Esslingen-)